“Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und wollte die Welt ein bisschen besser machen - das hat mich meine ganze Karriere lang angetrieben.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Schon im Gymnasium verschlang ich Krimis und saß während Studium sowie Referendariat fast jedes zweite Wochenende im Streifenwagen. Diese unmittelbare Nähe zu Ermittlungen entfachte meinen Forschergeist und meinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich wollte verstehen, wie Verbrechen entstehen – und sie später wirksam verfolgen.
Mein Vater war Staatsanwalt; dadurch lernte ich das Berufsbild früh kennen. Aber bloßes Vorbild reicht nicht: Die zähen Lernphasen übersteht man nur, wenn man selbst brennt. Seine Erzählungen legten den Funken, meine eigene Neugier und Hartnäckigkeit hielten das Feuer am Leben.
Nach dem Examen herrschte Einstellungssperre, deshalb wurde ich zunächst Zivilrichterin. Über einen Laufbahnwechsel tauschte ich mit einem Kollegen in die Staatsanwaltschaft. Für alle Beteiligten war klar: Gewaltsachen sind mein Zuhause, die Richterrobe blieb nur Zwischenstation.
Kapitaldelikte bieten maximale juristische und forensische Tiefe: Tatortarbeit, Obduktion, psychiatrische Gutachten und stundenlange Plädoyers. Mit 29 war ich eine der jüngsten Kap-Dezernentinnen und konnte jedes Detail selbst gestalten. Diese Intensität fordert Kopf und Herz – genau das suchte ich.
Ich fahre zum Tatort, begleite Durchsuchungen, führe Vernehmungen selbst – so behalte ich die Kontrolle und professionelle Distanz. Mein Gerechtigkeitssinn und die Gewissheit, Opfer zu vertreten, tragen mich emotional. Danach helfen Sport, Familie und kollegialer Austausch beim Abschalten.
Ich sah, wie Übergriffe auf Feuerwehrleute, Bademeister oder Fahrkartenkontrolleure bagatellisiert wurden. Deshalb baute ich in Düsseldorf ein Spezialdezernat auf, holte zusätzliche Amtsanwälte und stellte Verfahren nicht mehr ein. Die enorme Dankbarkeit Betroffener bestätigte: Konsequente Strafverfolgung war überfällig.