“Im privaten Baurecht geht es darum, Bauprojekte so zu begleiten, dass sie möglichst reibungslos voranschreiten. Der Anspruch ist, Lösungen zu finden, bevor es zu einem Stillstand und finanziellen Verlusten kommt.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Nach dem ersten Staatsexamen fehlte mir das echte Bild vom Berufsalltag. Ich wollte nicht „einfach weiterlaufen“, sondern erst prüfen, ob mich die anwaltliche Arbeit wirklich begeistert. Deshalb habe ich ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet, verschiedene Kanzleien kennengelernt und mir so die nötige Motivation für das Referendariat erarbeitet.
Ich kam zufällig in eine kleine Baurechts-Boutique, sah dort live, wie Straßen, Tunnel und Gebäude entstehen und merkte: Diese Projekte sind greifbar, man sieht Fortschritt. Das Sachthema ist faszinierend, zugleich juristisch gut zugänglich – eine perfekte Mischung aus Technik, Sprache und Gestaltungsmöglichkeiten.
Erstens sind die Fälle anschaulich – jeder Mangel lässt sich vor Ort begreifen. Zweitens arbeite ich kreativ, weil Lösungen oft außerhalb des Lehrbuchs liegen. Drittens sorgt das unmittelbare Ergebnis am Bau für schnelle Erfolgserlebnisse, was die Lernkurve enorm beschleunigt und dauerhaft motiviert.
Das Praxisjahr gab mir tiefe Einblicke in Mandatsführung, Verhandlungen und Teamarbeit. Ich baute Fachwissen auf, knüpfte ein Netzwerk zu Partnern und Mandanten und wusste danach: Anwaltschaft, speziell Baurecht, ist genau mein Weg. Dieses Vorsprungswissen erleichterte später den Berufseinstieg erheblich.
Die Basis ist schlicht Werkvertragsrecht aus dem BGB. Wer Gewährleistung, Abnahme und Vergütung beherrscht, kann fast alles übertragen. Ergänzend kommen VOB/B und HOAI hinzu – Spezialnormen, die man sich flott aneignet. Fürs Examen lohnt es sich, hier den allgemeinen Teil wirklich sattelfest zu beherrschen.
Tunnel, Brücken oder neue Gleisstrecken bewegen ganze Regionen. Man berät milliardenschwere Vorhaben, arbeitet mit Ingenieur-Teams zusammen und sieht später, wie das eigene Rechtsgutachten in Beton gegossen wird. Diese gesellschaftliche Relevanz motiviert mich jeden Tag.