“Die Rolle der Rechtsanwaltskammern in den Niederlanden ist eine andere. Damit muss man sich vertraut machen.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich hatte eigentlich Spanien im Kopf, bekam dort aber keinen Erasmus-Platz. Weil ich sowieso an der Grenze wohnte, setzte ich spontan noch ein Kreuz bei Holland. Das Jahr in Nijmegen wurde dann zur Überraschung meines Lebens: Sprache, Kultur und erste Kontakte zeigten mir, dass ich hier beruflich etwas Besonderes aufbauen kann – völlig ungeplant, aber goldrichtig.
Erasmus war eine riesige Weichenstellung. Ich dachte nur an Horizonterweiterung, merkte aber erst später, dass ich damit ein Alleinstellungsmerkmal erwarb. Heute arbeite ich täglich zweisprachig, nutze das Netzwerk von damals und habe durch das Programm echte Karrierechancen eröffnet bekommen.
Ich habe jahrelang Mandanten an Damste vermittelt und gemerkt, wie reibungslos die grenzüberschreitende Zusammenarbeit läuft. Irgendwann fragte ich mich: Warum nicht komplett auf die andere Seite gehen und den German Desk mit deutscher Praxiserfahrung stärken? Seit 1. 9. bin ich hier – neue Themen, internationale Mandate, jede Menge Gestaltungsspielraum.
Wir beraten Unternehmen, die mit Deutschland oder den Niederlanden Geschäfte machen, in ihrer Muttersprache. Vertragserstellung, Litigation-Strategie, kulturelle Übersetzung – täglich springe ich zwischen beiden Rechtsordnungen und sorge dafür, dass kein Detail im Übersetzungs- oder Kostennebel verschwindet. Mandanten bekommen so eine ganzheitliche Lösung aus einem Büro.
Ich fokussiere mich auf Handels- und Gesellschaftsrecht, Miet- sowie Wohnungseigentumsrecht und den gesamten IP-Bereich. Gerade Marken- und Wettbewerbsthemen sind im Benelux-Raum stark gefragt. Die Mischung erlaubt mir, klassische Vertragsarbeit mit strategischem IP-Schutz zu verbinden – ideal für exportorientierte Mandanten.
In den Niederlanden genügt oft eine einfache E-Mail, um die Verjährung um weitere fünf Jahre zu hemmen. Das wirkt für deutsche Kollegen fast locker, weil sie an § 204 BGB und Klageeinreichung denken. Für Mandanten bedeutet es mehr Verhandlungsspielraum und weniger Prozessdruck – man setzt sich lieber zusammen als sofort zu klagen.