“Wichtig ist, über den juristischen Tellerrand zu schauen, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und Kommunikationsskills zu entwickeln, um komplexe juristische Inhalte verständlich darzustellen.”
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Der Markt hungert nach qualifizierten Juristinnen und Juristen. Kanzleien und Unternehmen sprechen offen vom „War for Talents“. Wer solide Examen vorweist und sich klar positioniert, findet heute schneller als je zuvor eine Einstiegs- oder Wechselmöglichkeit. Selbst Spezialisierungen, die früher eng waren, sind gefragt, weil überall Fachkräftemangel herrscht. Kurz: Gute Leute werden regelrecht gesucht – und meist besser bezahlt als vor einigen Jahren.
Klar, die Examen bleiben Eintrittskarte – gerade bei Großkanzleien. Trotzdem relativiert sich die Bedeutung später. Wer sich etwa im Datenschutz oder Legal Tech profiliert, kann auch mit durchschnittlichen Punkten überzeugen. Spätestens im Unternehmen zählen neben der juristischen Basis vor allem Problemlösung, Teamfähigkeit und Branchenverständnis. Gute Noten öffnen die erste Tür, ersetzen aber nie Persönlichkeit und Expertise.
Kommunikation steht ganz oben. Ich muss komplexe Rechtsfragen so herunterbrechen, dass Nicht-Juristen sie sofort verstehen. Mandanten wollen Lösungen, keine Gutachtenprosa. Dazu kommen Verhandlungsgeschick, klare Prioritätensetzung und ein gewisses unternehmerisches Denken – gerade wenn ich später Mandate akquirieren oder Fachbereiche beraten soll.
Schau über den Tellerrand! Diskutiere Digitalisierung, Politik oder Wirtschaft, nicht nur Kommentare. Engagiere dich im Moot Court, halte Vorträge, arbeite in Projekten mit Nicht-Juristen. So lernst du, Inhalte adressatengerecht aufzubereiten. Gleichzeitig formst du deine Persönlichkeit – die bleibt später stärker hängen als jede Falllösung im Assessorexamen.
Eine Kanzlei lebt von Cash-Flow, Marketing, HR und Prozessstrukturen – genau wie jedes andere Unternehmen. Wer das früh versteht, erkennt, dass Business Development, Networking und Selbstvermarktung Teil der anwaltlichen DNA sind. Sprich mit Praktikern, hospitiere, frage nach Kennzahlen. So lernst du, dich als künftige Geschäftspartnerin und nicht nur als juristischer Dienstleister zu positionieren.
Referenzen schlagen Papier. Wenn du ein Praktikum machst, sichere dir ein persönliches Statement der Partnerin oder des In-House-Counsels. Pflege den Kontakt auf LinkedIn, bitte um Empfehlungsschreiben. Diese lebendigen Erfahrungsberichte zeigen Kompetenzen wesentlich glaubwürdiger als formelhafte Zeugnisse. Ein gutes Schriftstück bleibt wichtig, aber der direkte Fürsprecher überzeugt Personalentscheider schneller.