“Man weiß nie genau, was der Tag im Wirtschaftsstrafrecht bringt, mal schreibt man Schriftsätze, mal ist man bei einer überraschenden Durchsuchung vor Ort und man muss schnell reagieren und Ruhe bewahren.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich schwankte zwischen München und Freiburg, fragte spontan meinen alten Studienleiter und bekam ohne Zögern die Empfehlung „Freiburg!“. Dieses Bauchgefühl, kombiniert mit der Lebensqualität und dem starken strafrechtlichen Schwerpunkt dort, hat den Ausschlag gegeben. Rückblickend war es goldrichtig: kleine Wege, exzellente Professoren und ein Umfeld, in dem ich mich sofort zuhause fühlte.
Das Jahr hat mir Selbstorganisation und interkulturelle Kompetenz geschenkt. Plötzlich musste ich Vorlesungen auf Italienisch meistern, mich allein durch Behörden kämpfen und ein neues Rechtssystem erkunden. Neben sechs ECTS in „English Legal Terminology“ habe ich gelernt, wie bereichernd ein Perspektivwechsel ist – fachlich wie menschlich. Wer die Chance hat, sollte unbedingt gehen!
Eigentlich suchte ich nur einen bezahlten Nebenjob für die Verbesserungsversuche. Ich schrieb einen Rundbrief an alle Großkanzleien, wurde zu „White-Collar“ eingeladen – ohne zu wissen, was das heißt – und merkte nach wenigen Wochen: Das macht richtig Spaß! Aus dem vermeintlichen Lückenfüller wurde meine Leidenschaft und letztlich mein berufliches Zuhause.
In Frankfurt bekomme ich als Strafrechtler andere Fälle als in Freiburg. Statt Wein-Fest-Delikten begleite ich Tötungsdelikte oder komplexe Terrorverfahren. Dieses Praxislevel – plus die Großkanzleistruktur – versprach maximale Lernkurve und spannende Stationen, etwa bei der Staatsanwaltschaft für Kapitaldelikte.
Jede Durchsuchung ist Feuerwehrmodus: Telefon klingelt, Akte zu, raus zum Mandanten. Vor Ort kombiniere ich Dogmatik – Beschlagnahmefreiheit der Verteidigungskorrespondenz – mit Psychologie. Ich beruhige Mitarbeitende, strukturiere Ermittler und sichere Privilegien. Diese Mischung aus Recht, Krisenmanagement und Menschenführung macht den Adrenalinkick aus, den ich liebe.
Schon als Wissenschaftlicher Mitarbeiter entstand ein echtes Freundesnetz: gemeinsame Burgerabende, Fotos an der Bürowand, offene Türen. Als der Associate-Vertrag anstand, musste ich nichts abwägen – ich wollte schlicht weiter mit genau diesen Leuten arbeiten. Kultur schlägt Excel-Liste.