“Regulierung schafft ein Level Playing Field und schützt Verbraucher, zugleich fördert sie Innovation und verleiht Unternehmen ein Qualitätssiegel – gerade im aufstrebenden Kryptomarkt ist das unheimlich wichtig.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich merkte am Ende der Schulzeit, dass mir analytisches Arbeiten liegt, wollte aber zugleich breitere gesellschaftliche Zusammenhänge verstehen. Jura versprach beides: methodische Strenge und die Freiheit, später in ganz unterschiedliche Richtungen – Wirtschaft, Staat, Forschung – zu gehen. Die Entscheidung fiel an der Humboldt-Universität, weil Berlin mir gleichzeitig Großstadtleben und exzellente Professorinnen bot.
Monatliche Buchhaltung als Schülerin zeigte mir früh, wie wichtig Präzision und Systematik sind. Jede falsche Zahl fällt sofort auf – ein Gefühl, das ich in Gutachten oder Vertragsklauseln wiedererkenne. Gleichzeitig lernte ich, Fragen zu stellen, bis ich den wirtschaftlichen Hintergrund verstehe. Dieses Bedürfnis, Vorgänge wirklich zu durchdringen, begleitet mich bis heute in der Beratung.
Ich habe untersucht, warum Aufsichtsbehörden Risiken komplexer Finanzinstrumente zu spät sahen. Meine zentrale Idee: Daten, die Versicherungen wegen der Anlageverordnung ohnehin melden, könnten mithilfe von Technik für die Kapitalmarktaufsicht mitgenutzt werden. Vernetzte, datengestützte Aufsicht hätte strukturierte Produkte früher als gefährlich identifiziert. Bislang ist das nicht umgesetzt, aber die Diskussion um „SupTech“ greift genau diese Gedanken auf.
Mich reizt das Zusammenspiel von Marktmechanismen und öffentlichem Interesse. Börsen, Zahlungsströme und Technologie treiben unsere Wirtschaft; das Aufsichtsrecht setzt den Rahmen, damit Vertrauen entsteht. Dieses Spannungsfeld erfordert Verständnis für Bilanzen, Politik und Technik zugleich – ideal für jemanden, der öffentliches Recht liebt, aber wirtschaftlich denkt.
Kleine Tech-Teams bauen brillante Produkte, merken jedoch plötzlich, dass Handel oder Verwahrung von Krypto reguliert sind. Die Lizenz kostet Geld und Expertise – klare Eintrittsbarriere. Wer sie aber meistert, besitzt ein Qualitätssiegel: Banken und institutionelle Investoren dürfen nur mit regulierten Partnern arbeiten. Gute Governance wandelt Regulierung daher vom Hemmschuh zum echten Wettbewerbsvorteil.
Ich vergleiche sie gern mit der iPhone-Reihe: Wir sind ungefähr bei Generation 6 / 7. Der wilde Retail-Hype liegt hinter uns, große Häuser wie BlackRock oder JP Morgan strukturieren nun ETFs und Handelsplattformen. Die Technik ist also nicht mehr Spielerei, sondern erreicht die institutionelle Phase – dennoch bleibt viel Raum für Evolution.