“Für mich ist das Wichtigste: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Jeder muss schauen, was für ihn funktioniert, und ehrlich eingestehen, wenn etwas nicht gut läuft.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich schreibe leidenschaftlich gern und denke beim Formulieren. Nach dem ersten Examen wollte ich nicht sofort wieder Klausuren trainieren, sondern tiefer graben. Die Promotion bot mir wissenschaftliche Freiheit, Raum für kreatives Argumentieren und die Chance, meine Schreiblust in ein greifbares Werk zu gießen.
Nach einigen Monaten kommt oft eine Flaute: einzelne Kapitel ziehen sich, Literaturberge wirken endlos, Fortschritte erscheinen minimal. Besonders hart ist es, wenn das Thema gerade trocken ist oder man stundenlang Fußnoten poliert, ohne sichtbaren Output.
Ich zerlege das Mammutprojekt in Mini-Etappen: Tages-To-Dos, Wochenmeilensteine, farbige Fortschrittslisten. Jede abgehakte Zeile liefert sofort Dopamin. Gedruckte Literaturlisten schrumpfen sichtbar – das erinnert mich daran, dass es objektiv vorangeht, selbst wenn es sich zäh anfühlt.
In einer Vorlesung zur Brüssel-Ia-Verordnung stieß ich auf drei widersprüchliche EuGH-Urteile. Die Frage, warum gleich gelagerte Fälle so verschieden entschieden wurden, packte mich. Daraus schrieb ich ein Exposé – das wurde zum Kern meiner Dissertation.
Der Stoff war noch frisch, die Methodik saß. Gleichzeitig lockte mich die Praxis noch nicht stark genug. Ich wusste, dass ich nach dem Referendariat wahrscheinlich direkt arbeiten würde. Also nutzte ich bewusst das Zeitfenster dazwischen für die Promotion.
Ich kombinierte eine Lehrstuhl-Viertelstelle mit einem Promotionsstipendium. So hatte ich verlässliches Einkommen, wissenschaftlichen Austausch und trotzdem freie Tage fürs Schreiben – ein Mix, der Sicherheit bot, ohne dass die Dissertation unter Vollzeitbelastung litt.