“Die quantitative Prozessrisikoanalyse hilft Mandanten, die Erfolgsaussichten eines Verfahrens besser einzuschätzen. Trotz guter Argumente an mehreren Punkten ist die tatsächliche Gewinnwahrscheinlichkeit oft deutlich niedriger als intuitiv gedacht.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Als Kind sah ich, wie mein Vater Freunden Rechtsfragen erklärte. Mir wurde klar, dass juristisches Wissen Alltagssituationen klärt und Menschen wirklich hilft. Dieses Erklär-Moment hat mich fasziniert; ich wollte selbst die Regeln verstehen und anderen Orientierung geben. So entstand früh die Idee, Jura zu studieren.
Mein Vater war Vorbild, aber nicht Druck. Er arbeitete in einer Hamburger Behörde; zu Hause hörte ich seine Telefonate, in denen er Streitigkeiten sortierte. Ich merkte: Recht kann gesellschaftliche Konflikte lösen. Seine Gelassenheit und Klarheit haben mich motiviert, denselben Werkzeugkasten zu erlernen.
Im Studium merkte ich, dass Zivilrecht greifbarer ist als Strafrecht. Vertragsstreitigkeiten berühren das Wirtschaftsleben direkt, und Prozessführung kombiniert Strategie mit Rhetorik. Deshalb verlagerte ich mich während der höheren Semester von True-Crime-Faszination auf Litigation.
Das Londoner LLM bot internationalen Blick und Praxismodule. Besonders Negotiation und ‘Quantitative Methods for Lawyers’ haben mir ökonomische Modelle und Spieltheorie nähergebracht. Ich lernte, rechtliche Argumente mit Zahlen zu unterlegen – Wissen, das ich heute täglich in Vergleichsverhandlungen nutze.
Durch die Rollenspiele musste ich Interessen herausarbeiten statt Positionen zu verteidigen. Ich übte, kreative Optionen zu entwickeln und BATNAs sauber zu kalkulieren. Diese Trockenübungen machen echte Vergleichsgespräche später entspannter, weil man das Muster bereits verinnerlicht hat.
Die Rotation alle drei Jahre hätte mich ständig entwurzelt. Ich bin in Hamburg verwurzelt, wollte Familie und langfristige Mandatsbeziehungen aufbauen. Nach der Botschafts-Station sah ich, wie Paare mit Doppeltkarriere kämpfen. Das passte nicht zu meinem Lebensmodell – daher keine Diplomatin.