“Journalismus ist ein großartiger Beruf, besonders für Juristen. Man kann spannende Themen aufgreifen, komplexe Dinge erklären und eine treue Hörerschaft erreichen. Wichtig sind Leidenschaft, Praxis und Frustrationstoleranz.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich wollte tatsächlich nie etwas anderes. Schon als Schülerin leitete ich eine Schülerzeitung, später schrieb ich bei der taz. Mir gefiel, komplexe Themen verständlich zu erzählen, Menschen zu treffen und ständig Neues zu recherchieren. Darum habe ich nach dem Examen die Berliner Journalistenschule gewählt und die klassische Juristenkarriere bewusst links liegen lassen.
Das Studium war für mich eher Pflichtprogramm – sprachlogisch interessant, aber ohne Leidenschaft. Erst im Referendariat merkte ich, dass Praxis mir liegt. Trotzdem blieb unklar, welches Berufsbild passt. Schreiben begleitete mich ständig, also unterbrach ich mutig das Referendariat, um bei LTO fest einzusteigen. Bereut habe ich das bis heute nicht.
Wir werden dafür bezahlt, uns in Themen zu vertiefen, die wir ohnehin spannend finden, und sie dann so aufzubereiten, dass Juristen und Laien gleichermaßen einen Erkenntnisgewinn haben. Die Mischung aus Recherche-Tiefe, sprachlicher Präzision und ständig wechselnden Themen hält uns intellektuell wach und macht jeden Tag anders.
Meist beginnt alles in der Redaktionskonferenz: Welche Fragen stellen sich Leser gerade? Liegt etwas „auf der Straße“, wie Corona-Kurzarbeit, oder planen wir monatelang, etwa Cum-Ex? Dann recherchiere ich, führe Interviews, baue ein Grobgerüst und feile stunden-, manchmal wochenlang, bis Text, Grafiken und Dramaturgie stimmen.
Das juristische Handwerkszeug – strukturiertes Denken, präzise Sprache, Argumentationslogik – ist Gold wert. Genauso wichtig ist die Fähigkeit, komplexe Normen für Nichtjuristen zu „übersetzen“. Wer Mandanten Sachverhalte klar erklären kann, kann sie auch für Zeitungsleser verständlich machen.
Online zählt Geschwindigkeit und Messbarkeit. Wir sehen live, welche Texte wie lange gelesen werden, müssen Analysen trotzdem binnen Stunden liefern und gleichzeitig Paywall-Modelle mittragen. Der Druck ist hoch, aber er zwingt uns, noch präziser, lesernäher und multimedialer zu arbeiten – vom Live-Ticker bis zum Plus-Artikel.