“Expertise in einem Fachgebiet hilft enorm, um sich im Journalismus durchzusetzen. Es ist beruhigend, etwas gelernt zu haben, worauf man zurückgreifen kann, und das kann Jura sein oder ein anderes Fachgebiet.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Als Teenager lauschte ich Bundestagsdebatten und merkte: Wer sauber argumentiert, überzeugt. Diese Faszination für das Ringen um gute Gründe führte mich zum Jurastudium. Gesetzeslogik erschien mir wie das Handwerkszeug, mit dem man politische Diskussionen präzise führen kann. Politiker wollte ich zwar ursprünglich werden, aber Jura bot mir zunächst das methodische Fundament.
Die Bucerius arbeitet im Trimester-System, fast wie eine verlängerte Schulzeit. Dicht getaktete Stundenpläne, kleine Gruppen und unmittelbares Feedback zwangen mich, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Gleichzeitig lernte ich, komplexe Probleme in kurzer Zeit aufzubereiten – eine Vorstufe zum späteren Nachrichtenjournalismus. Diese Arbeitsdisziplin begleitet mich bis heute.
Medien prägen unsere demokratische Willensbildung. Im öffentlichen Medienrecht erforsche ich, wie Meinungsvielfalt geschützt und Meinungsmacht begrenzt wird. Die ständige Abwägung zwischen Art. 5 GG und publizistischer Konzentrationskontrolle verbindet verfassungsrechtliche Dogmatik mit höchst realer Politik – genau diese Schnittstelle zwischen Recht und öffentlichem Diskurs fesselt mich.
Im Presserecht wird eine Aussage verboten – das kratzt am Selbstverständnis jedes Medienhauses. Gleichzeitig steht das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen auf dem Spiel. Diese Frontalkollision zwischen Art. 5 GG und Art. 2 I GG erzeugt hohe Adrenalinpegel: Im Gerichtssaal wird geschrien, Anwälte sind eitel, Richter müssen ständig abwägen.
Nach Jahren forensischer Schlagabtausche fragte ich mich: Selbst als Top-Anwalt würde mein Alltag ähnlich bleiben. Ich wollte Neues erlernen, selbst Position beziehen und Geschichten erzählen. Also tauschte ich mein Frankfurter Kanzleibüro gegen den Mainzer Keller eines Volontärs – mit 35 wohl als ältester Azubi, aber hochmotiviert.
Gerichtsverhandlungen schulen, komplexe Sachverhalte in wenigen Sätzen zuzuspitzen. Genau das braucht Fernsehen. Ich stelle mir beim Blick in die Linse meine Eltern vor und erkläre so, dass auch Nichtjuristen folgen. Kurze Hauptsätze, fallende Intonation und bewusste Pausen – das sind juristische Argumentationskunst plus mediale Didaktik.