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11.07.2024Podcast-Episode

IMR246 - IMR246: Darum ist das Jurastudium reformbedürftig!, Psychischer Druck, Doppelblindkorrektur, Diversität erhöhen

Teilnahme am IMR Jurapodcast

Bei: Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
🚀 Karriereweg von Frederik Janhsen

Fragen & Antworten

02:54–03:10

Warum hast du dich fürs Jurastudium entschieden?

Ich wollte eigentlich Grafikdesignerin werden. Als ich in meiner Facharbeit zur Sterbehilfe Urteile analysierte, merkte ich, wie sehr Recht gesellschaftliche Prozesse prägt. Diese intellektuelle Kombination aus Sprache, System und Wirkung faszinierte mich so, dass ich kurzerhand Jura begann – und inzwischen, sechs Semester später, möchte ich nicht mehr wechseln.

03:28–03:52

Was zog dich ins Engagement der Bundesfachschaft?

Schon im ersten Semester leitete ich Fachschaftssitzungen in Bremen. Auf Bundesebene spürte ich, dass wir Studierende Ausbildung tatsächlich verändern können: Tagungen, Arbeitskreise, Gespräche mit Ministerien. Diese Chance, Referendariat und Studium konkret zu verbessern, motivierte mich, für den Vorstand des Bundesverbandes zu kandidieren – eine Entscheidung, die sich täglich lohnt.

06:14–07:08

Welches Kernproblem erkennst du in der Ausbildung?

Das zentrale Problem ist der enorme psychische Druck. Zehn Semester ohne echten Zwischenabschluss und ein Examen, das fast die gesamte Endnote bestimmt, erzeugen kalkuliert Stress. Die Jurastress-Studie zeigt: 59 % der Kandidat*innen sind chronisch belastet. Dieses System produziert nachweislich gesundheitliche Risiken – das kann kein zeitgemäßes Ausbildungsmodell sein.

07:46–08:25

Warum erleben Jurastudierende besonders hohen Stress?

Stress entsteht nicht nur durch Schwierigkeit, sondern durch überzogenen Umfang und alles-oder-nichts-Bewertung. Wer stets Angst vor dem endgültigen Scheitern hat, paukt Formeln statt Methoden. Würden wir Stoffmenge und Erwartung realistisch anlegen, könnten wir uns wieder auf kritische, kreative Rechtsanwendung konzentrieren – statt auf bloßes Auswendiglernen.

08:40–09:19

Wie verschärfen kommerzielle Repetitorien diesen Stress?

Kommerzielle Reps leben davon, Unsicherheit zu verkaufen. Sie vermitteln: Ohne teuren Kurs scheiterst du. Das erhöht sozialen Druck und schließt weniger zahlungskräftige Kommiliton*innen aus. Stärkten wir universitäre, kostenfreie Repetitorien, hätten alle denselben Zugang zu guter Vorbereitung – und der Markt könnte Stress nicht länger als Geschäftsmodell nutzen.

10:37–11:03

Welche Kompetenzen sollte die Uni stärker vermitteln?

Wir brauchen mehr Methodenkompetenz: Auslegungswerkzeuge beherrschen, stringente Argumentationen entwickeln, unbekannte Rechtsgebiete schnell erschließen. Kleinere Gruppen, interdisziplinäre Diskussionen und kritische Einbindung von NS- und SED-Unrecht fördern genau das. So lernen wir, Recht gestaltend anzuwenden, statt nur bestehende Meinungen nachzubeten.