Student
Arbeitgeber in Folgen: Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
“Wir können sehr viel für das Jurastudium tun - zum Beispiel die Methodenkompetenz stärken!”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich wollte eigentlich Grafikdesignerin werden. Als ich in meiner Facharbeit zur Sterbehilfe Urteile analysierte, merkte ich, wie sehr Recht gesellschaftliche Prozesse prägt. Diese intellektuelle Kombination aus Sprache, System und Wirkung faszinierte mich so, dass ich kurzerhand Jura begann – und inzwischen, sechs Semester später, möchte ich nicht mehr wechseln.
Schon im ersten Semester leitete ich Fachschaftssitzungen in Bremen. Auf Bundesebene spürte ich, dass wir Studierende Ausbildung tatsächlich verändern können: Tagungen, Arbeitskreise, Gespräche mit Ministerien. Diese Chance, Referendariat und Studium konkret zu verbessern, motivierte mich, für den Vorstand des Bundesverbandes zu kandidieren – eine Entscheidung, die sich täglich lohnt.
Das zentrale Problem ist der enorme psychische Druck. Zehn Semester ohne echten Zwischenabschluss und ein Examen, das fast die gesamte Endnote bestimmt, erzeugen kalkuliert Stress. Die Jurastress-Studie zeigt: 59 % der Kandidat*innen sind chronisch belastet. Dieses System produziert nachweislich gesundheitliche Risiken – das kann kein zeitgemäßes Ausbildungsmodell sein.
Stress entsteht nicht nur durch Schwierigkeit, sondern durch überzogenen Umfang und alles-oder-nichts-Bewertung. Wer stets Angst vor dem endgültigen Scheitern hat, paukt Formeln statt Methoden. Würden wir Stoffmenge und Erwartung realistisch anlegen, könnten wir uns wieder auf kritische, kreative Rechtsanwendung konzentrieren – statt auf bloßes Auswendiglernen.
Kommerzielle Reps leben davon, Unsicherheit zu verkaufen. Sie vermitteln: Ohne teuren Kurs scheiterst du. Das erhöht sozialen Druck und schließt weniger zahlungskräftige Kommiliton*innen aus. Stärkten wir universitäre, kostenfreie Repetitorien, hätten alle denselben Zugang zu guter Vorbereitung – und der Markt könnte Stress nicht länger als Geschäftsmodell nutzen.
Wir brauchen mehr Methodenkompetenz: Auslegungswerkzeuge beherrschen, stringente Argumentationen entwickeln, unbekannte Rechtsgebiete schnell erschließen. Kleinere Gruppen, interdisziplinäre Diskussionen und kritische Einbindung von NS- und SED-Unrecht fördern genau das. So lernen wir, Recht gestaltend anzuwenden, statt nur bestehende Meinungen nachzubeten.