“Ein guter Anwalt entscheidet den Fall, indem er die Fakten gut erfragt und rechtlich richtig darstellt – so zwingt man den Richter, dem zu folgen.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Schon am Abendbrottisch haben meine Brüder und ich Nachrichtenfälle „verteidigt“. Diese hitzigen Diskussionen, gepaart mit Fernsehserien über Gerichtsprozesse, weckten früh meinen Wunsch, selbst für Gerechtigkeit einzustehen. Daraus wurde ein echter Mädchentraum: niederländische Rechtsanwältin zu werden – und den habe ich konsequent verfolgt.
Der LL.M. an der Freien Universität hat mir das deutsche Recht systematisch erschlossen. Seitdem verstehe ich beide Systeme und kann Mandanten an der Schnittstelle beraten. Diese Zusatzqualifikation war mein Eintrittsticket in den German Desk bei Damste und bestimmt bis heute meine tägliche Arbeit.
Im Praktikum bemerkte ich: Nicht der Richter, sondern der gut vorbereitete Anwalt entscheidet den Fall. Wer die Fakten sauber erhebt und juristisch klug präsentiert, zwingt de facto zum Torpfiff. Diese aktive Rolle – statt nur zu werten – hat mich vom Richterstuhl in die Robe gelockt.
Dann verhandle ich hart, bevor der Schriftsatz liegt. Früh beraten, Alternativen prüfen, vielleicht noch Vertragslücken schließen – so lassen sich viele Risiken „umbiegen“. Wird trotzdem gestritten, wähle ich die Rechtsordnung, in der noch Chancen bestehen, und setze auf eine pragmatische, wirtschaftliche Lösung.
Wir durchlaufen ein Bachelor-Master-System: drei Jahre Bachelor, ein Jahr Master, inklusive Magisterarbeit. Danach steht man – ohne Staatsexamen – bereits auf dem Arbeitsmarkt. Erst in der Kanzlei folgt die dreijährige Berufsausbildung. Richter oder Staatsanwalt darf man frühestens mit Praxiserfahrung werden, also genau andersherum als in Deutschland.
Während der dreijährigen Ausbildung bin ich nur unter Vorbehalt in die Anwaltsliste eingetragen. Ein Mentor haftet persönlich für meine Arbeit. Bestehe ich die Klausuren zweimal nicht oder falle berufsethisch auf, kann die Kammer die Eintragung streichen – faktisch ein Berufsverbot. Der Druck motiviert, gründlich zu lernen.