“Als Unternehmensjuristin sehe ich mich als Dienstleisterin, die nicht nur Blockaden setzt, sondern Vorschläge macht, wie man rechtssicher und gestalterisch Medieninhalte entwickelt.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich kann Recht nicht nur prüfen, sondern unmittelbar mitgestalten. Statt abstrakt Gutachten zu schreiben, verändere ich Überschriften, Bildauswahl und Formulierungen, sodass eine Veröffentlichung rechtssicher UND journalistisch spannend bleibt. Dieses unmittelbare Zusammenwirken mit Redaktion, Fotoredaktion und Produktentwicklung gibt mir täglich das Gefühl, sichtbar Wert zu schaffen – weit mehr, als ich es in einer klassischen Kanzlei könnte.
Mein Vater war fast sein gesamtes Berufsleben Unternehmensjurist. Schon als Schülerin habe ich bei ihm Praktika gemacht, Verträge kopiert und Sitzungen miterlebt. Diese frühe Nähe zeigte mir, dass Juristen im Unternehmen strategisch mitgestalten können. Obwohl ich zunächst „alles außer Jura“ wollte, blieb dieses Bild eines gestaltenden, eingebundenen Juristen so prägend, dass ich am Ende genau dort gelandet bin.
Die Justiz ist wichtig, aber mir fehlten Austausch und Gestaltung. Als Staatsanwältin schaut man retrospektiv auf fertige Sachverhalte. Ich wollte lieber im Team Ideen entwickeln, Media-Prozesse vorausschauend steuern und täglich Neues lernen. Nach schlaflosen Nächten entschied ich: Sicherheit ist kein Ersatz für Leidenschaft. Der Wechsel hat mir Kreativität und fachliche Breite zurückgegeben – keine Sekunde bereut.
Ich verstehe mich als interne Dienstleisterin. Wenn eine Headline persönlichkeitsrechtswidrig wirkt, sage ich nie einfach „geht nicht“, sondern liefere zwei, drei Alternativen, verändere Satzbau, Bildschnitt oder Kontext. So bleibt die Story lebendig und die Rechtsabteilung wird als Möglichmacher wahrgenommen. Dieser proaktive Ansatz schafft Vertrauen – und reduziert teure Unterlassungsverfahren erheblich.
Medienrecht vereint Öffentlich-recht, Zivil- und Strafrecht: Auskunftsansprüche, Unterlassungsklagen, Urheber- und Pressele strafnormen treffen sich an einem Ort. Kein Tag gleicht dem anderen, weil jede Veröffentlichung neue kollidierende Grundrechte auslöst. Diese Schnittstellen-Vielfalt hält mich fachlich wach und zwingt mich, Verfassungsrecht genauso zu beherrschen wie Persönlichkeitsrecht und Verfahrensrecht.
Unsere Abteilung teilt sich in Medien- und Wirtschaftsrecht. Letzteres umfasst M&A, IT-Verträge, Kartell-, Beschaffungs-, Werk- und Mietrecht – vom Kauf von Zustellfahrzeugen bis zur Druckmaschinen-Wartung. Hinzu kommen Arbeits- und Strafrecht, wenn Recherchemethoden Grenzen überschreiten. Diese Bandbreite macht den Konzern für Juristinnen ungemein lehrreich.