“Vorlesungsaufzeichnungen bieten zeitliche Flexibilität und ermöglichen es Studierenden, Inhalte individuell zu wiederholen und zu vertiefen – besonders wichtig, da viele neben dem Studium berufstätig sind.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich kümmere mich hier vor allem um zwei Profile: Zum einen organisiere ich unseren BGB-Moot Court, zum anderen erforsche ich, wie Vorlesungsaufzeichnungen sinnvoll in die Ausbildung eingebettet werden können. Darüber hinaus unterstütze ich die Kernarbeit des Kompetenzzentrums – Dozentencoachings, AG-Materialpool und Lernangebote wie Klausurenwerkstatt oder Hausarbeitskurse. Kurz: Alles, was juristische Lehre praxisnäher und verständlicher macht, landet auf meinem Tisch.
Aufzeichnungen erlauben erstmals echte Lernflexibilität: Studierende können stoppen, zurückspulen und genau die Passagen vertiefen, die ihnen noch unklar sind. Gleichzeitig zwingt das Format uns Dozenten zum didaktisch sauberen Aufbau, weil alles dauerhaft überprüfbar bleibt. Diese Mischung aus Autonomie für Lernende und Qualitätsdruck für Lehrende fasziniert mich – sie verspricht messbare Fortschritte in der Examensvorbereitung.
Ein brauchbares Setup ist überraschend günstig: feste Hörsaalkameras, ordentlicher Tonabgriff und ein One-Click-System genügen. Wichtig ist weniger High-End-Technik als verlässliche Bedienbarkeit, damit Dozenten ohne Hemmschwelle den Aufnahmeknopf drücken. Tafelbilder gehören digital ersetzt, weil Kreide an der Kamera scheitert – Präsentationsfolien oder Dokumentenkameras schaffen hier die nötige Lesbarkeit.
Ideal sind große Grundvorlesungen im zweiten bis vierten Semester. Dort ist die klassische Interaktion ohnehin begrenzt, sodass der Konsumcharakter einer Aufzeichnung kaum Nachteile bringt. In Seminaren oder kleinen Arbeitsgemeinschaften, in denen Diskussion und unmittelbares Feedback zentral sind, lasse ich die Kamera lieber ausgeschaltet – hier lebt die Lehre vom direkten Dialog.
Über sechzig Prozent arbeiten neben dem Studium – Aufzeichnungen geben ihnen zeitliche und räumliche Freiheit. Wer pendelt, spart Wege; wer jobbt, kann nachts lernen. Zudem differenzieren sie Lernstände: Verstandene Passagen werden übersprungen, knifflige Abschnitte beliebig wiederholt oder verlangsamt. Das schafft individualisierte Wiederholung, die kein analoger Hörsaal leisten kann.
Ich wünsche mir mehr Mut. Dozenten sollten Fehler nicht fürchten, sondern das Medium als Chance begreifen. In zehn Jahren werden hybride Modelle Standard sein: vorbereitende Videos, Präsenzphasen für Diskussion, ergänzende Mikro-Learning-Elemente. Entscheidend wird nicht die Technik, sondern die Bereitschaft, Lehrziele konsequent in digitale und analoge Bausteine zu zerlegen.