“Ich wuerde mich total freuen, wenn Leuten bewusst gemacht wird, dass es auch mehr gibt ausser angestellt sein und dass ein gewisses Unternehmergen dazugehört, weil das der Anwaltschaft hilft, Nachwuchs zu finden.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich merkte nach drei Monaten Festanstellung, dass mir Gestaltungsspielraum fehlte. Tim und ich suchten ein Umfeld, in dem wir Prozesse, Technik und Mandatsauswahl selbst bestimmen können. Als wir das in Leipzig nicht fanden, entschieden wir: Wir schaffen uns diese Kanzlei schlicht selbst.
Unser größtes Fragezeichen waren Finanzen und Familienrisiko. Wir hatten Ehepartner und Kinder, also keine WG-Option für 300 Euro. Gleichzeitig sind Juristengehirne für Banken kein materielles Sicherungsobjekt. Trotzdem überzeugte uns der Gedanke, dass Überzeugungskraft und ein klares Geschäftsmodell das Kreditgespräch gewinnen können.
Ich habe als Jugendlicher Vereine gegründet und früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Im Studium dagegen hieß es oft, Gründung sei nur die Notlösung. Gerade deshalb will ich heutige Studierende ermutigen: Unternehmergeist ergänzt das juristische Handwerkszeug perfekt und eröffnet Karrierewege jenseits des klassischen Bewerbungslaufs.
Wenn ich Mietrecht annähme, kämen bald nur noch Mietrechtsfälle. Wir schreiben daher nur Themen an die Tür, in denen wir wirklich spezialisiert sind – Gesellschafts-, IT-, Marken- und Wettbewerbsrecht. Diese Fokussierung signalisiert Qualität, erspart Mandanten Umwege und stärkt zugleich das Referenznetz mit Kollegen anderer Fachrichtungen.
Als Richter saß ich im Referendariat allein im Zimmer, musste bauenden Parteien zuhören und durfte kaum gestalten. Als Anwalt bin ich Sender, nicht nur Empfänger: Ich entwickle Lösungen mit Mandanten, forme Verträge und Geschäftsmodelle aktiv und sehe unmittelbar, wie meine Arbeit Unternehmen voranbringt.
Unsere Räume sind zugleich Galerie. Vernissagen schaffen lockere Begegnungen ohne Visitenkarten-Nerv. Unternehmer kommen wegen der Kunst, sprechen beiläufig über Rechtsthemen und merken: Wir ticken kreativ wie sie. Künstler profitieren vom Publikum, wir vom Netzwerk – eine authentische, unaufdringliche Form des Marketings, die zu unserer Kultur passt.