“Manchmal fühlt sich das Jurastudium nicht geradlinig an, aber es lohnt sich durchzuhalten, auch wenn Zivilrecht zunächst schwerfällt. Der Funke kam für mich durch praktische Erfahrungen und den Mutcourt.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich wusste früh, dass mich gesellschaftliche Fragen reizen. Nach einer Schüler-Vorlesung im Öffentlichen Recht dachte ich: Das klingt nach meinem Ding. Auch wenn ich zunächst in Amerika als Au-pair landete und später mit Fächern wie Verwaltungsakt nichts anfangen konnte, blieb die Neugier stärker als der Zweifel. Ich wollte herausfinden, ob Jura wirklich zu mir passt – und das Experiment hat sich gelohnt.
Der Jessup Moot war mein Wendepunkt. Dort bearbeiteten wir endlich einen echten Fall, plädierten vor „Richtern“ und spürten, wie Anwaltsarbeit sich anfühlt. Ab diesem Moment wusste ich, dass das Examen Sinn hat. Die Praxis machte das Gelernte greifbar und gab mir Motivation, durchzuhalten, statt das Studium hinzuschmeißen.
Im Repetitorium klickte es nach etwa sechs Monaten plötzlich: Abstraktionsprinzip, Anspruchsgrundlagen – alles fügte sich zusammen. Ich übte systematisch Fälle, akzeptierte Fehler und ließ mich von schlechten Übungsscheinen nicht entmutigen. Der Ehrgeiz, das Examen zu bestehen, um später Öffentliches Recht machen zu dürfen, trieb mich an. Am Ende wurden aus Vierern meine besten Zivilrechtsnoten.
Kapstadt bot mir drei Vorteile: spannende Studieninhalte zu Private Law & Human Rights, internationale Kommiliton:innen und erträgliche Studiengebühren von rund 7.000 €. Außerdem brauchte ich nach dem ersten Examen Abstand und Sonne. Der Campus war weltoffen, ich konnte Englisch vertiefen und gleichzeitig ein neues Rechts- und Gesellschaftssystem erleben – perfekte Vorbereitung für transnationale Mandate.
Der größte Kulturschock war die extreme Wasserknappheit. Nach minus 15 °C in Deutschland landete ich bei plus 35 °C, duschte in Eimern und nutzte Desinfektionsgel statt Wasser. Diese Erfahrung zeigte mir unmittelbar, wie Umweltbedingungen Menschenrechte beeinflussen. Sie hat meinen Blick für Nachhaltigkeitsfragen geschärft – ein Erkenntnisgewinn, den ich heute täglich in Mandaten nutze.
Ich wollte alle Optionen offenhalten. Ohne zweites Examen wäre Richteramt, Staatsdienst oder Großkanzlei verbaut. Außerdem war ich noch im Lernmodus; später hätte mir die Disziplin gefehlt. Lieber einmal durchbeißen als mit 40 nochmal Paragraphen pauken. So konnte ich danach souverän entscheiden, wohin der Weg wirklich führt.