“Frauen sollten sich von der Konkurrenz nicht abschrecken lassen und sich nicht davon abhalten lassen, im Strafrecht erfolgreich zu sein – trotz mancher sexistischen und frauenfeindlichen Einstellungen im Kollegenkreis.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich kam eigentlich wegen Medien nach Köln und betrachtete Jura nur als Lückenfüller. Doch gleich im ersten Semester fesselten mich die Vorlesungen. Das handschriftliche Lob von Professor Kress auf meiner Strafrechtsklausur zeigte mir Talent und Perspektive. Dieses persönliche Feedback motivierte mich, die Fachrichtung nicht zu wechseln, sondern mein Potenzial im Recht auszubauen.
Professor Kress zeigte mir, wie tief Strafrecht gehen kann. Er verteilte ganze Ordner an Materialien, ließ uns diskutieren und korrigierte meine Klausur persönlich – inklusive eines ein-halbseitigen Briefs in schöner Handschrift. Diese Wertschätzung weckte meinen Ehrgeiz und machte Strafrecht für mich endgültig zum Herzensfach.
Ich musste nebenbei zwei Minijobs finanzieren, deshalb brauchte ich Struktur. Ein privates Repetitorium gab mir einen klaren Zeitplan. Ich arbeitete jeden Stoffblock konsequent durch – ohne Romantisieren, einfach stupides Abarbeiten. Genau diese Mischung aus Tempo und System ließ mich schnell und trotzdem solide durchs Examen kommen.
Als ich im dritten Semester bei einem äußerst korrekten Strafverteidiger als studentische Hilfskraft anfing, sah ich echte Akten und Verantwortung. Da spürte ich, dass Verteidigen meine Kombination aus Dynamik, Analyse und Menschenkenntnis ist – seitdem stand die Fachwahl fest.
Im Kachelmann-Verfahren konnte ich nachvollziehen, wie Strafverteidigung und Medienstrategie zusammenwirken. Ich sah, dass präzise Aktenarbeit und kluge Kommunikation zwingend Hand in Hand gehen. Dieser Einblick ließ den Wunsch reifen, später selbst komplexe, öffentlichkeitswirksame Mandate verantwortungsvoll zu führen.
Nach dem Zweiten Examen zog ich in eine winzige Besenkammer meines Mentors, stand sofort mit ihm auf dem Briefkopf und übernahm eigene Fälle. Sein unerwarteter Schlaganfall war hart, aber ich führte seine Akten weiter. So lernte ich im kalten Wasser schwimmen und baute meinen ersten Mandantenstamm auf.