“Man sollte sehr aufgeschlossen sein, keine Angst haben, Entscheidungen zu treffen, und Besprechungen seine Meinung vertreten. Nebenjob im juristischen Bereich während des Studiums hilft, das Berufsleben besser zu verstehen.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
In der Oberstufe erlebte ich hautnah, wie ein zäher Versicherungsstreit meine Eltern belastete. Fasziniert hat mich dabei, dass gute juristische Argumentation den Unterschied macht. Ich wollte künftig selbst Menschen durch klare, faire Lösungen helfen – also entschied ich mich ohne akademische Vorbilder für das Jurastudium in Mainz und nahm den Sprung ins kalte Wasser.
Ich habe gleich im ersten Semester eine tägliche Lernroutine aufgebaut: morgens Fälle nacharbeiten, nachmittags Karteikarten, abends AG-Vorbereitung. Diese Kontinuität ersetzte das spontane Pauken aus der Schule. So blieb der Stoff beherrschbar, und die „nur“ acht Punkte fühlten sich plötzlich wie Bestnoten an – eine Erkenntnis, die mich bis zum Examen getragen hat.
Speyer bot mir in der Verwaltungsstation genau das, was im klassischen Referendariat fehlt: Rhetorikkurse, Fremdsprachen, Projektarbeit. Durch Seminarvorträge lernte ich, komplexes Recht praxisnah zu präsentieren – eine Fähigkeit, die ich heute täglich in Besprechungen brauche. Außerdem eröffnete das Ergänzungsstudium den nahtlosen Übergang in den späteren Master.
Weil ich mir während der Speyer-Phase gezielt anrechenbare Veranstaltungen ausgesucht hatte, konnte ich den LL.M. in einem Semester plus Thesis abschließen. Damit gewann ich einen formalen Zusatzabschluss, ohne ein volles Jahr Berufserfahrung zu opfern – ideal, um Teilzeit zu arbeiten und trotzdem schnell in die Praxis einzusteigen.
Die Arbeit in Großkanzleien reizte mich fachlich, aber der Gedanke an dauerhaft 60-plus-Stunden-Wochen passte nicht zu meinen Lebensplänen. Ich wollte Verantwortung und Vielfalt, jedoch mit planbaren Abenden. Deshalb schloss ich sowohl Kleinkanzlei als auch „24/7-Deal-Maschine“ aus und suchte eine Aufgabe, die juristische Tiefe mit Lebensqualität verbindet.
Am Gericht fühlte ich mich wohl, doch die landesweite Versetzbarkeit und der Wunsch, berufsbegleitend zu promovieren beziehungsweise meinen Master zu beenden, sprachen dagegen. Zudem wollte ich Entscheidungen nicht nur verkünden, sondern bereits im Vorfeld gestalten. So rückte die kommunale Verwaltung in den Fokus – Richter kann ich theoretisch später noch werden.