“Vergaberecht ist mehr als Preis: Es geht um Qualität, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen. So wird sichergestellt, dass die Stadt Köln nicht nur baut, sondern gute und nachhaltige Projekte realisiert.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich wollte schon im Gymnasium verstehen, wie Regeln unsere Gesellschaft strukturieren. Als Anwaltstochter lag mir das Fach nahe, und weil ich im Abitur sogar „Jura“ wählen konnte, war die Entscheidung schnell klar. Sprache, Logik und die Chance, Ergebnisse wirklich zu gestalten, empfand ich als einmalige Kombination – genau dieser Werkzeugkasten begeistert mich bis heute.
Während des Referendariats rutschte ich zufällig in eine Vergabe-Praxis. Zwei sympathische Kollegen erklärten mir, dass hier dauerhafte Nachfrage herrsche und man Projekte von Autobahn bis Schulbau begleiten könne. Ich probierte es aus, merkte, wie sehr mir die Mischung aus Wirtschafts-, Europa- und Verwaltungsrecht liegt, und bin seitdem der Nische treu geblieben.
Ich spreche die Verwaltungssprache und mag pragmatische Lösungen. Bei der Stadt Köln begleite ich Projekte, die man später anfassen kann – neue Schulen, ganze Stadtteile. Statt abstrakter Deals profitiere ich unmittelbar von dem, was vor meiner Haustür entsteht, und sehe, wie mein juristischer Beitrag die Lebensqualität vor Ort verbessert.
Vergaberecht ist ein lebendiges Hybrid aus Haushalts-, Wettbewerbs- und Europarecht. Das Gesetz ist schlank; vieles entsteht durch Rechtsprechung, fast wie Case Law. Ich muss technische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte verknüpfen und kann dadurch kreative, aber gerichtsfeste Verfahren entwickeln – das hält wach und macht jeden Tag anders.
Preis ist nur eine Komponente. Wir gewichten heute auch CO₂-Bilanz, faire Arbeitsbedingungen und Qualität. Wichtig ist Transparenz: Die Bieter sollen exakt erkennen, welche Nachweise für Klimaschutz oder Soziales Punkte bringen. So finden wir das wirtschaftlichste, nicht bloß billigste Angebot und verankern Klimaziele direkt im Beschaffungsprozess.
Wir bündeln Vergabe- und Baurechtler in einem cross-funktionalen Team. Ich ebne den verfahrensrechtlichen Weg, meine Baurechtskollegin gestaltet Vertrag und Technik. Gemeinsam begleiten wir jede Schule von der EU-Bekanntmachung bis zum Zuschlag. So können in wenigen Jahren rund fünfzig neue Gebäude entstehen – ein Kanzlei-ähnlicher Ansatz innerhalb der Verwaltung.