“Irgendwann haben wir dann beschlossen: Wir machen die zweijährige Weltumseglung.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Die Wahl war weniger Kalkül als glücklicher Zufall: Leipzig nahm mich trotz mäßigem Abitur, bot eine lebendige Studentenszene und kurze Wege. Dort spürte ich erstmals, dass mir Gutachtenstil, Gesetzesarbeit und die besondere Tiefe mancher Fächer liegen – ein Umfeld, das mich gleichzeitig fachlich forderte und menschlich begeisterte.
Ich wollte den Examens-Lernrhythmus ausnutzen, war fast 30 und hatte keine Lust, jahrelang als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu warten. Ein Doktorvater, der mein Thema akzeptierte und schnelle Abläufe versprach, machte es möglich – so blieb die Promotion ein konzentriertes Projekt statt einer Dauerbaustelle.
Disziplin aus der Examensphase half: jeden Morgen 6 Uhr Schreibtisch, klare Kapitelziele, keine Nebenjobs außer minimaler Kanzleiarbeit. Wichtig war ein Betreuer, der ebenso zügig korrigierte, und ein Thema – Insolvenzverwaltung Spanien/Deutschland –, das ich durch frühere Praxis kannte. So blieb der Fokus ununterbrochen.
Im Referendariat sah ich die Realität: Aktenberge, wenig Kommunikation, starre Abläufe. Obwohl die Richterinnen und Richter großartig waren, merkte ich, dass mir Austausch und Gestaltungsfreiheit fehlten. Meine Vorstellung von Unabhängigkeit deckte sich nicht mit dem tatsächlichen Arbeitsalltag – also suchte ich weiter.
Nächte in internationalen Calls, Arbeit bis 23 Uhr und extreme Spezialisierung fühlten sich abstrakt an. Ich mochte Insolvenzrecht, aber nicht dieses Tempo ohne eigenes Steuer; Lebensqualität und Kommunikation litten. Mir wurde klar: Für mich ist das kein langfristiges Berufs- und Familienmodell.
Ich ging blauäugig in eine Sanierungsberatung: keine Akquise-Erfahrung, zu wenig betriebswirtschaftliches Know-how und zu viel Reden über Dinge, von denen ich wenig verstand. Mandanten spürten Unsicherheit. Heute weiß ich: Erst ein paar Jahre lernen, Mentoren suchen, dann gründen – sonst wird’s teuer.