“Das japanische Gesellschaftsrecht stammt vom deutschen ab - ist dann jedoch den amerikanischen Einflüssen gefolgt.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich habe an der Deutschen Schule in Tokio Abitur gemacht; Deutsch war deshalb meine akademische Arbeitssprache. Für mich war es folgerichtig, das Studium in Deutschland anzuschließen. Freiburg bot mir die Kontrast-Erfahrung einer kleinen Universitätsstadt fern der 13-Millionen-Metropole Tokio. Dort konnte ich nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell vollständig in das Land eintauchen und die Grundlagen für meine spätere grenzüberschreitende Tätigkeit legen.
Architektur reizte mich zwar, doch meine analytische Ader überwog. Gleichzeitig wollte ich Wirtschaft verstehen und aktiv gestalten. Als Nicht-Deutscher kam eine staatliche Laufbahn kaum in Betracht; Anwaltsein war offen. So konnte ich juristisches Handwerk lernen und zugleich den Handelsverkehr zwischen Japan und Deutschland mitgestalten. Das Ziel, Berater an der Schnittstelle beider Ökonomien zu sein, stand von Beginn an fest.
Historisch orientierte sich Japan zunächst am deutschen Gesellschaftsrecht: Aktiengesellschaft und GmbH wurden übernommen. Nach 1945 gewann jedoch das US-amerikanische Board-Modell die Oberhand. Heute kennt die japanische Kabushiki-Kaisha keinen Aufsichtsrat nach deutschem Vorbild; der operative Vorstand wählt lediglich einige Representative Directors mit Vertretungsmacht. Mittelständler benutzen trotzdem die Aktiengesellschaft, weil die klassische GmbH-Struktur abgeschafft wurde. Diese Unterschiede prägen jede Transaktion.
Der rechtliche Vertrag ist oft das kleinere Problem. Schwieriger ist, interne Freigabeprozesse japanischer Konzerne mit deutschen Timelines zu synchronisieren. Monatliche Vorstands- und Komiteesitzungen sind fest verankert; ein Termindruck von deutscher Seite erzeugt schnell Misstrauen. Meine Aufgabe ist, beide Kulturen zu übersetzen, Fragen der japanischen Seite sinnvoll zu filtern und zugleich dem deutschen Verkäufer den Kontext zu erklären, damit Vertrauen entsteht.
Exzellente Examen und fließendes Englisch setze ich voraus. Japanisch ist dagegen ein Bonus, kein Muss. Wirklich wichtig ist Neugier auf fremde Kulturen und der Mut, über den Tellerrand zu schauen. Darum achte ich im Lebenslauf besonders auf jede Auslandsstation, sei es ein kurzer Schüleraustausch oder LL.M. Wer dann im Team Japanisch lernen möchte, erhält von Arqis zeitliche und finanzielle Unterstützung.