“Podcasting ist ein Nischenmedium, das Nischen wunderbar bedienen kann und dadurch einen ganz anderen Mainstream schafft, als wenn man mit einem einzelnen Produkt viele Leute erreichen will.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich sah plötzlich eine Technik, die jedem erlaubt, Radioton ohne UKW-Frequenz in die Welt zu schicken. Diese Kombination aus RSS-Feeds, tragbarem Player und völliger redaktioneller Freiheit löste für mich das Verteilungsproblem von Sprache elegant. Ich spürte sofort: Hier kann ich ohne Senderlizenz Menschen erreichen und gleichzeitig experimentieren, wann und wie ich will.
Ein Guru verkündet Wahrheiten, denen alle blind folgen. Ich verstehe mich eher als jemand, der früh ausprobiert hat, Wissen teilt und Diskussionen anstößt. Wenn Leute meine Thesen hinterfragen, freue ich mich – denn Podcasting lebt vom Diskurs, nicht vom Hinterherlaufen.
Der Club war mein digitales Biotop: Technik, Netzkultur und freie Meinungsäußerung trafen dort zusammen. Zehn Jahre Chaos Radio auf Fritz gaben mir Sprech-Routine und ein Netzwerk neugieriger Nerds. Ohne diese Bühne hätte ich Podcasting kaum so schnell als mein Medium erkannt.
Seit etwa 2010 finanziere ich mich komplett durch Podcasting: Hörer-Spenden, Merchandise, gelegentliche Auftragsproduktionen und Live-Shows. Dadurch bleibe ich unabhängig von Werbung oder Verlagen und kann Formate entwickeln, die mich und meine Community wirklich interessieren.
Es verband zwei Welten: Ich konnte Dateien hochladen wie Blog-Posts, aber die Hörer bekamen sie automatisch auf den Player synchronisiert. Damit fiel der Bedarf an einem eigenen Radiosender weg, und das Abonnement ersetzte die aufwendige Suche nach neuer Audio-Substanz.
Ein Podcast muss keinen kleinsten gemeinsamen Nenner bedienen. Zehntausend leidenschaftliche Hörer einer Nische sind wertvoller als eine Million zufällige Klicks. In Audio kann ich tief in Spezialthemen abbiegen, ohne Sendezeit-Druck. Die Summe all dieser Nischen ergibt einen neuen, vielfältigen Mainstream.