“Strafvollzug ist nicht die Strafe. Die Strafe ist das Urteil. Im Strafvollzug wollen wir aber nicht doppelt bestrafen, sondern die Reintegration ermöglichen.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich bin fürs Referendariat nach Berlin gekommen und habe schnell gemerkt, wie dicht hier Gerichte, Behörden, Kanzleien und Forschung zusammenliegen. Das Netzwerk aus engagierten Kolleginnen und Kollegen, die lebendige Stadt und die vielen Projekte im Strafrecht haben mich so begeistert, dass ich nach dem zweiten Examen einfach blieb.
Ich arbeite drei Tage pro Woche im Litigation-Team und habe dort klar abgegrenzte Mandate. Die übrigen Tage gehören ausschließlich meiner Dissertation: Literatur, Interviews, Auswertung. Durch diesen festen Stundenplan halte ich beide Welten sauber getrennt und kann trotzdem spontane Fristspitzen auffangen, wenn es nötig ist.
Mein Team trägt das Konzept voll mit: reduzierte Stunden, Home-Office, Zugriff auf Datenbanken und internes Feedback zu meinen Texten. Vorgesetzte legen Fristen so, dass sie zu meinem Promotionsplan passen. Diese Rückendeckung macht den Spagat zwischen Praxis und Forschung erst realistisch.
Nach einigen Jahren Praxis nagte die wissenschaftliche Neugier immer stärker, besonders Fragen zum Rechtsschutz im Vollzug. Die Pandemie stoppte meine Reisepläne, schuf Nachdenkzeit und ließ mich sagen: Wenn nicht jetzt, wann dann? Also kramte ich das alte Exposé hervor und legte endlich los.
Die Großkanzlei war mein Sprung ins kalte Wasser. Dort lernte ich in kürzester Zeit prozessuale Präzision, Mandantenkommunikation und internationale Teamarbeit. Diese Schule wollte ich unbedingt durchlaufen, bevor ich mich stärker spezialisiere – und ich habe diese Entscheidung nie bereut.
Im Vollzug prallen Grundrechte, Machtstrukturen und reale Biografien unmittelbar aufeinander. Dort zeigt sich, ob unsere Normen im Alltag tragen. Diese Mischung aus Dogmatik, Empirie und sozialer Verantwortung hat mich schon im Schwerpunkt fasziniert und treibt mich bis heute an.