Professor
Arbeitgeber in Folgen: Max-Planck-Institut Freiburg, Bucerius Law School
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich merkte im Referendariat und später in Karlsruhe, wie sehr mir Forschung und Lehre fehlten. Wissenschaft bedeutet für mich, Fragen jenseits des Prüfungsstoffs zu stellen und Wissen weiterzugeben. Als die Tenure-Track-Ausschreibung auftauchte, sah ich die Chance, diesen inneren Wunsch dauerhaft zu leben. Die Aussicht, eigenes Fachgebiet zu gestalten und Studierende zu begleiten, war letztlich der entscheidende Funke.
Schon im Abi fragte ich nicht „Was studiere ich?“, sondern „Wie will ich arbeiten?“. Sprache, Teamarbeit und menschlicher Kontakt führten mich zum Jurastudium. Früh bot mir Volker Epping eine SHK-Stelle an. Dort lernte ich, akademische Diskussionen zu führen und erste Aufsätze vorzubereiten. Diese lebendige Atmosphäre zeigte mir, dass wissenschaftliches Arbeiten genau mein berufliches Zuhause sein könnte.
Als SHK hatte ich einen eigenen Schreibtisch, Schlüssel zur Bibliothek und ständig Gesprächspartner. Wir diskutierten Fälle, korrigierten Klausuren und besprachen Lösungen direkt mit den Mitarbeitenden. Das gab mir Motivation, tiefer zu denken, und ein verlässliches Lernumfeld. Fachlich wurde ich argumentationsstärker, organisatorisch blieb ich an der Uni statt allein am Küchentisch – ein enormer Boost für meine Examensvorbereitung.
Nach der Promotion habe ich sechs Jahre, um eine zweite Monografie zu verfassen, meist 350–500 Seiten. Zusätzlich muss ich mehrere begutachtete Aufsätze vorlegen, Lehrveranstaltungen halten und mich in einem Probevortrag bewähren. Erst wenn Fakultät und externe Gutachter bestätigen, dass ich das gesamte Fach abdecken kann, erhalte ich die venia legendi – die Lehrbefugnis und Voraussetzung für Berufungen.
Durch Stipendium und flexible Arbeitszeiten konnte ich nach der Geburt meiner Kinder schrittweise einsteigen: Vormittags Kita, nachmittags Schreiben, abends Literatur nacharbeiten. Projekte sind ergebnisorientiert, nicht stempeluhrgebunden. Ein Stipendium verlängert sich um ein Jahr pro Kind, und mein Institut bewertet Leistung, nicht Anwesenheit. So kann ich Forschung vorantreiben und trotzdem verlässlich um vier Uhr auf dem Spielplatz stehen.