“Man kann nur gut sein in dem, was man tut, wenn man dafür brennt. Finde eine Rechtsmaterie, die dich begeistert, und entwickle dein juristisches Feuer dafür.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich wollte mitten hinein in Politik und Gesellschaft. 2009 wurde der Bundestag gewählt, überall vibrierte Diskussion. Berlin bot mir zugleich eine renommierte Uni und direkte Jobs im parlamentarischen Umfeld. Diese Nähe zu Entscheidungen passte perfekt zu meinem politisch geprägten Interesse am Recht – deshalb zog es mich aus dem Rheinland in die Hauptstadt.
Zum ersten Mal durfte ich mein Curriculum selbst bauen: über dreißig Kurse, multinationale Kommilitonen, Unterricht auf Französisch. Nach den strengen Pflichtfächern war das befreiend. Gleichzeitig erlebte ich Berge, See, nächtliche Zugreisen – ein Jahr, in dem Jura, Freundschaften und Abenteuer zusammenwuchsen. Diese Mischung hat mein Feuer für das Fach endgültig entfacht.
Ich vertiefte EU-Recht mit Blick auf die Beziehungen zur Schweiz. Dabei verstand ich erstmals, wie Staaten Rechtsinstrumente bewusst einsetzen, um politische Ziele zu verfolgen. Dieses Zusammenspiel von Recht und Politik war genau das, was mich motivierte, später selbst europäische Energiefragen zu erforschen.
In Genf mussten wir Systeme vergleichen. Da merkte ich: Normen sind Antworten auf ökonomische und gesellschaftliche Fragen, nicht bloß Paragraphen zum Auswendiglernen. Wenn man erkennt, WARUM eine Regel existiert, wird Auslegung plötzlich kreativ. Diese Erkenntnis hat mein Verständnis des deutschen Rechts enorm vertieft – und meinen Studienfrust beseitigt.
Nach dem Auslandsjahr wollte ich Familie und Freunde wieder näher haben und mich voll auf die Examsvorbereitung konzentrieren. Köln bot mir ein starkes Repetitorien-Umfeld, eine gute Lerngruppe und später den Lehrstuhl, an dem ich wissenschaftlich arbeiten konnte. Das Gesamtpaket war entscheidend für meinen Examensplan.
Ich arbeitete als studentische Hilfskraft, umgeben von Doktorandinnen. Die Promotion war dort fast Normalität. Gleichzeitig faszinierte mich das junge, dynamische Energierecht. Also sagte ich: "Ich probiere es aus." Plötzlich hatte ich ein Thema, zwei Betreuer und den Fuß in einer Forschung, die perfekt zu meinem EU-Interesse passte.