“Die Generation heute ist engagierter, stellt mehr Fragen und diskutiert selbstbewusst – sie zeigt, dass sich vieles in die richtige Richtung entwickelt und hat das Recht, sich beruflich selbst zu verwirklichen.”
Teilnahme am IMR Jurapodcast
Ich stand während des Zivildienstes vor der Wahl, klassische Gitarre zu studieren. Mir wurde klar, dass sich Talent und körperliche Belastbarkeit im Musikberuf kaum vorhersagen lassen, wohingegen mein Kopf langfristig zuverlässiger arbeiten würde. Jura versprach mir ein geistiges Instrument, mit dem ich gesellschaftliche Prozesse gestalten kann – also entschied ich mich für das Studium.
Schon im Geschichtsunterricht begeisterte mich ein Lehrer für das Verfassungsrecht. Er zeigte, wie Grundrechte historische Konflikte lösen. Diese Faszination trug ich ins Studium und wollte zunächst nichts anderes als Staatsorganisations- und Grundrechtsfälle bearbeiten. Sein Enthusiasmus legte deshalb das Fundament für meinen öffentlich-rechtlichen Blick auf die Welt.
In Münster traf ich auf den Schwerpunkt Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht. Dort diskutierten wir Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht und Plattformzugänge. Plötzlich verband sich Technik mit Verfassung und Wettbewerb. Diese Interdisziplinarität packte mich; sie machte klar, dass juristische Antworten die digitale Infrastruktur prägen können – ein Versprechen, das ich einlösen wollte.
Meine Verwaltungsstation in der Beschlussabteilung des Bundeskartellamts war ein Sprung ins kalte Wasser. Ich schrieb Vermerke zu Rundfunk- und Telekombeschlüssen, sah ökonomische Analysen live. Dort lernte ich, dass Wettbewerbsrecht nicht abstrakt, sondern praktisches Markt-Engineering ist. Dieses Erlebnis verankerte Kartellrecht dauerhaft in meinem beruflichen Werkzeugkasten.
Regulierung im Telekom-Sektor ist Kartellrecht mit Sektorbrille: Der Staat greift aktiv ein, indem er marktmächtigen Netzbetreibern Zugangs- und Entgeltpflichten auferlegt. Als Unternehmensjurist merkte ich, dass man beides nur gemeinsam überzeugend beraten kann. Daraus entstand mein hybrides Profil – ich übersetze volkswirtschaftliche Logik in reglementierte Netze und umgekehrt.
Versatel suchte einen Regulierungsjuristen mit sechs Jahren Erfahrung; ich hatte null. Mein zukünftiger Chef sah dennoch Potenzial, versprach Verantwortung und direkte Behördengespräche. Er ließ mich schwimmen, aber reichte notfalls die Hand. Diese Förderung im Mittelstand gab mir Selbstvertrauen, ein eigenes Expertennetzwerk und letztlich den Mut zur Selbständigkeit.