"Man darf sich für ein Projekt wie das Examen auch nicht zu viel Zeit lassen - irgendwann wird es zu lang und die Produktivität leidet."

Notariat | Immobilienrecht | Transaktionsgeschäft | Vereinbarkeit

Dieser Podcast ist Teil der IMR x Breaking.Through Kooperation. Ein schriftliches Interview mit unserem Gast findet Ihr auf der Webseite von Breaking.Through

Heute zu Gast: Dr. Christiane Mühe, Notarin in Frankfurt. Sie stellt sich den Fragen von Christine (Breaking Through) und Marc. Wie findet man seine erste Orientierung im Studium? Wie kam es zur Promotion im Strafrecht? Schadet eine Promotion in Rechtsgebiet A, obwohl man nachher in Rechtsgebiet B tätig ist? Oder ist das vielleicht gar nicht so schlimm? Was hat Dr. Mühe bewegt, Notarin zu werden? Wie sieht diese Tätigkeit in der Praxis aus? Gibt es typische Hochphasen im Jahr oder ist die ganze Zeit viel zu tun? Wie kann daneben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingen? Warum muss man sich aus Sicht von Dr. Mühe gerade nicht im Sinne eines entweder/oder entscheiden? Antworten auf diese Fragen sowie viele weitere spannende Aspekte aus dem Notariat erhaltet Ihr in dieser Folge Eures Jura-Podcasts. Viel Spaß!

Inhalt:

  • 00:23 Vorstellung Dr. Mühe
  • 02:37 Erste inhaltliche Orientierung
  • 04:51 Promotion im Strafrecht
  • 08:14 Die Entscheidung, Notarin zu werden
  • 15:31 Praxisbeispiel
  • 22:10 Warum Transaktionsgeschäft?
  • 23:36 Notariat & Vereinbarkeit
  • 27:34 Tipps für die Selbstständigkeit
  • 31:43 Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Verwandte Episoden

Feedback/Support zur Folge:

Apps & IMR auf Social Media:

Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼

Transkript


Dr. Christine Straub 0:00:21
Hallo Marc.
Dr. Christiane Mühe 0:00:27
Guten Tag, hallo.
Dr. Christiane Mühe 0:00:31
Richtig.
Marc Ohrendorf 0:01:27
Wo?
Marc Ohrendorf 0:03:35
Warum?
Dr. Christiane Mühe 0:05:04
Ich bin zum Strafrecht gekommen, weil ich im Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Strafrechtslehrstuhl bei Professor Hillenkamp in Heidelberg gearbeitet habe, sodass das nahelag. Ihre Frage kann ich ganz klar mit Nein beantworten. Und zwar, das Thema hat am Ende für den Beruf überhaupt gar keine Auswirkungen, weil erstens, das ist so speziell, dieses Thema inhaltlich. Also selbst mein Professor, der mich betreut hat, konnte teilweise mir nicht weiterhelfen, weil er einfach gar nicht so tief in diesen Themen drinnen ist. Eine Promotion zeigt einfach, dass ich mich lange mit einem Thema beschäftigen kann und Durchhaltevermögen habe. Natürlich vielleicht auch nicht juristisch schon gut bin, aber das ist das, was es zeigt. Ob ich da im öffentlichen Recht und dann später im Strafrecht arbeite, wie auch immer, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Also ich würde mir ein Thema suchen, was mir Spaß macht, was mich interessiert, was nicht zu breit ist, weil die Doktorarbeit wird eh immer zu lang am Ende. Das wären die Themen. Und vielleicht auch wichtig ist auch der Doktorvater. Ob der drei Jahre für die Durchsicht der Doktorarbeit benötigt oder vier Jahre oder jemand ist, der schnell korrigiert. Also das sind, glaube ich, die wichtigen Themen, aber nicht das inhaltliche Thema. Das hat für den Lebenslauf überhaupt gar keine Auswirkung. Vielleicht, wenn ich die akademische Laufbahn einschlage, möglicherweise ja, aber im Hinblick auf die Großkanzlei, im Hinblick auf das anwaltliche Leben sehe ich da überhaupt gar keinen Zusammenhang.
Dr. Christiane Mühe 0:06:52
Richtig.
Marc Ohrendorf 0:10:08
Respekt.
Dr. Christiane Mühe 0:15:56
Den schaue ich mir an, den lese ich mir durch, schaue insbesondere auf die Notariellen. Das, was aus meiner Sicht notariell wichtig ist, das ist zum Beispiel, wenn Sie einen Anteilskaufvertrag haben. Also in der Regel kommen die Anwälte zu uns, wenn es um den Kauf einer GmbH geht. Also GmbH-Anteile, was ja beurkundungspflichtig ist im Gegensatz zur AG, beurkundungspflichtig. Dann schaue ich, wie ist die dingliche Abrede geregelt? Ist die klar formuliert? Unter welchen Bedingungen gehen die Anteile über? Weil daran hängt dann für mich, ich muss dann kontrollieren, ob diese Bedingungen eingetreten sind. Also gehört typischerweise auch die Zahlung des Kaufpreises dazu. Und dann, wenn ich im Nachgang festgestellt habe, die Bedingungen sind erfüllt, dann muss ich die Gesellschafterliste zum Handelsregister einreichen als Notar. Und die muss natürlich richtig sein, die Gesellschafterliste. Das ist so meine Tätigkeit. Oder ich schaue mir die Parteien an. Die Parteien werden oftmals über Vollmacht vertreten. Wir müssen uns die Vollmachten anschauen, müssen die Register schauen, ob die richtigen Personen, also die Geschäftsführer unterzeichnet haben, also den ganzen formellen Prozess. Bei diesen großen Transaktionen gibt es auch viele Anlagen. Diese Anlagen werden oft im Vorfeld beurkundet. Das bedeutet, es sind wirklich manchmal drei, vier Leitsordner. Da möchten die Mandanten oder die Anwälte natürlich nicht stundenlang bei uns sitzen, sodass wir eine Vorurkunde, das heißt Bezugsurkunde machen, wo die Anlagen vorab beurkundet werden und dann in dem SPA selbst, also im Kaufvertrag selbst, nur noch Bezug genommen wird.
Dr. Christine Straub 0:18:35
Am Stück?
Marc Ohrendorf 0:25:21
Okay.
Dr. Christiane Mühe 0:25:48
Ja, wie es dazu kam. Also als ich dann in dem Notariat angefangen hatte, nach meiner Großkanzlei-Welt sozusagen, dann habe ich gemerkt, ach Mensch, ich hätte wirklich Lust, jetzt nochmal was Neues aufzubauen. Und wirklich, so wie ich es aus den Großkanzleien kenne, sehr serviceorientiert, sehr, sehr, sehr professionell, nochmal jung gedacht. Und dann habe ich mir gesagt, ja, alleine kannst du das nicht. Alleine macht das überhaupt gar keinen Sinn. Ja, erstens, wir reden über Urlaubsvertretung, wenn man Termine hat, dass der andere mal einspringt, ja, gerade wenn man flexibel sein will mit den Terminen, ja. Und das eine und das andere eben, es macht auch einfach viel mehr Spaß. Ich habe gesagt, ich arbeite gerne im Team, ich arbeite gerne mit Menschen. Es macht viel mehr Spaß, mit jemandem zusammenzuarbeiten, als das alleine zu tun. Und deswegen habe ich gesagt, okay, ich brauche jemanden, mit dem ich das zusammen mache und dann habe ich geschaut, wer kommt in Betracht. Also meine Kriterien waren. Plus minus mein Alter, plus minus meine Erfahrungen. Es musste natürlich auch jemand sein, der auch in die Richtung Transaktionsgeschäft geht, Gesellschaftsrecht, Grundstücksrecht geht, der denselben professionellen Ansatz hat, der denselben Servicegedanken hat und mit dem ich mich auch noch persönlich verstehe. Und das waren die Kriterien, ob das jetzt eine Frau oder ein Mann gewesen ist. Also das war mir relativ egal. Ich muss gestehen, kam nicht so viele in Betracht und war eher ein Zufall, dass wir dann eben zusammengekommen sind. Und ja, und wir konnten nicht wissen, ob es funktioniert. Aber jetzt nach fünf Jahren, wir haben gerade jetzt Jubiläum gefeiert, also kann man sagen, das war wirklich Glücksfall, dass wir uns getroffen haben und dass das so gut ausgegangen ist. Es ist das eine, das Fachliche muss stimmen und die Attitude zur Arbeit muss stimmen. Also das muss gleich sein und natürlich muss man sich auch persönlich verstehen. Man muss nicht gleichpersönlich sein, aber man muss sich persönlich respektieren und verstehen. Und das merkt man erst bei der Arbeit. Das kann man auch nicht merken, wenn man befreundet ist. Also wenn ich jetzt mit jemandem zehn Jahre befreundet bin und denke, ich mache das, ich kenne den nicht in der Arbeit. Das lerne ich erst kennen, wenn es dann tatsächlich darum geht, jemandem zu helfen. Es geht um finanzielle Themen. Dann lernt man Menschen von anderen Seiten kennen. Und man merkt das relativ schnell. Man merkt das nach einem halben Jahr, nach einem Jahr, ob das funktioniert. Und ja, bei uns hat das super funktioniert und ja, es macht Spaß, sodass wir jetzt auch den Mietvertrag verlängert haben um fünf Jahre, sodass es die nächsten fünf Jahre auf alle Fälle weitergehen wird.
Dr. Christiane Mühe 0:28:55
Der Mann ist sicherlich, der mir auch sehr geholfen hat, ist Jörg Wulfken. Der ist der Managing Partner bei Mia Braun gewesen, der mich immer sehr unterstützt hat und auch, ich finde ihn, auch seine Karriere und alles, finde ich sehr, sehr, sehr interessant. Aber es ist natürlich ein anderes Alter als ich, ist jetzt glaube ich 60, aber das wäre jemand, wo ich sage, aber ich kann nochmal nachdenken, auch über eine Frau so ad hoc. Genau, vielleicht fällt noch jemand ein. Aber vielleicht, was mir noch wichtig wäre, ich glaube, Frau Straub, da hat man im Vorfeld darüber gesprochen, also das Thema Familie und Karriere. Jetzt aus Frauenperspektive. Ich spreche jetzt nicht aus Männerperspektive, sondern rein aus Frauenperspektive. Ich bin absolut der Überzeugung, dass es nicht notwendig ist, sich zwischen Beruf und Familie entscheiden zu müssen, wenn man beides möchte. Wenn man sagt, ich möchte nicht beides, dann ist das eine andere Sache. Aber wenn man sagt, ich möchte beides, dann muss man das durchziehen, weil das meines Erachtens nur der richtige Weg ist, um wirklich glücklich zu werden. Es ist hart am Anfang, das erste Jahr, aber man bekommt das hin. Aber man braucht Unterstützung. Und ein Freund von mir hat gesagt, weil die Frage geht darum, entweder gibst du die Karriere auf oder den Beruf, du verzichtest auf Familie oder du verzichtest auf Geld. Und am Ende geht es um die Kinderbetreuung. Also verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe ein super Verhältnis mit meiner Tochter. Also ich habe auch versucht, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Und das ist auch wichtig. Aber es ist nicht notwendig, dass ich 24 Stunden um die Kinder herumlaufe, sondern es gibt viele tolle, sei es ein Au-pair, sei es eine externe andere Hilfe, die das auch abbilden können, die helfen können. Ja, natürlich, ideal ist Großvater in der Nähe oder Großmutter in der Nähe. Aber man muss versuchen, beides, wenn man beides möchte. Aber wenn man nicht beides möchte, dann braucht man es auch nicht zu machen, auch akzeptabel. Aber wenn man beides möchte und gerade bei Frauen, die eine tolle Ausbildung haben, ja, ist das einfach schade, wenn sie das aufgeben. Und ich sehe es auch nicht, dass das heutzutage noch notwendig ist.
Dr. Christiane Mühe 0:31:17
Super.

Gäste

Die Gäste dieser Folge im Detail. Bitte nutze die Kontaktmöglichkeit nur, falls du an einem konstruktiven Austausch interessiert bist. Solltest du Feedback zu IMR haben, kontaktiere uns bitte direkt.

Dr. Christiane Mühe

Dr. Christiane Mühe Notarin, FM Notare

Kontakt

Abonnieren

Ihr könnt Irgendwas mit Recht bequem in Eurer Podcast-App der Wahl abonnieren. In der Regel findet Ihr den Podcast, wenn Ihr ihn dort einfach sucht. Alternativ klickt auf einen der unten stehenden Links.
Viel Spaß!