"Ich glaube, es wird zukünftig direkt von Anfang an viel anspruchsvoller werden."

Associates | Ausbildung | Berufseinstieg

Folge 208 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

In Folge 2 unserer Sonderreihe “IMRechtsmarkt x Bucerius CLP” beleuchten wir gemeinsam mit Frau Baars-Schilling, Managing Partnerin bei Oppenhoff, wie die Ausbildung von Associates in Zukunft aussehen muss. Wie wird sich die Rolle der Associates ändern? Was braucht es, damit sie “up to speed” kommen? Brauchen wir zukünftig noch tiefere Branchenkenntnisse? Und wie kann KI beim Fachkräftemangel helfen? Antworten auf diese Frage sowie spannende Impulse für euren individuellen Weg im KI-Zeitalter gibt’s in dieser Folge. Viel Spaß!

Inhalt:

  • 00:59 Wie wird sich die Rolle der Associates in den nächsten 5 Jahren wandeln?
  • 08:54 Brauchen wir noch tiefere Branchenkenntnis?
  • 13:08 KI bei Personalsuche?

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Transkript


Myriam Baars-Schilling 0:00:21
Hallo.
Marc Ohrendorf 0:01:51
Inwiefern?
Myriam Baars-Schilling 0:02:57
Physische Datenräume, also im Grunde genommen manchmal ein helles, manchmal ein dunkles Büro mit voller Aktenordner, wo man dann halt irgendwie mit 10, 20 Leuten sitzt und Dokumente auswertet. Meinen Sie, ich hätte eine Ahnung gehabt, was ich da auswerte? Es war halt irgendwie, man hat sehr viel diktiert, macht man ja heute auch nicht mehr und hatte immer Angst, irgendwas zu vergessen, weil wenn man diesen Raum verlassen hat, kam man nicht mehr rein. Und hat man versucht halt einfach so viele Informationen wie möglich aufzunehmen und gesagt, ja, auswerten kann ich die später. Das hat sich dann im Laufe der Zeit natürlich gewandelt, weil dann gab es irgendwann plötzlich diese elektronischen Datenräume, auf die ich jederzeit Zugriff haben konnte, wenn ich es brauchte. Das heißt, ich bin mal reingegangen, habe mir was angeguckt und wenn ich mich nach drei Stunden nicht mehr erinnern konnte, was da drin stand, bin ich nochmal reingegangen. Und insofern hat sich da schon die Arbeitsweise geändert, weil ich mich darauf verlassen konnte, ich muss ja jetzt nicht immer alles erfassen, sondern habe nochmal Zeit, mir das wieder anzugucken. Und das führt halt irgendwie dann schon zu einem geänderten Mindset. Und dann irgendwann lernt man halt die ganzen Informationen, die man da aufgenommen hat, zu bewerten, auszuwerten, zu komprimieren und für den Mandanten in einer plastischen, überschaubaren Form halt darzustellen, dass er es auch versteht, was man da als Risiken identifiziert. Und das ist halt ein Prozess.
Myriam Baars-Schilling 0:04:24
Genau. Oder umgekehrt, das kann ich weglassen. Also ich glaube, das Weglassen ist nochmal ein größeres Thema, weil in dem Moment, wenn man nicht weiß, was wirklich entscheidend ist und wichtig ist, dann neigt man ja zu, erstmal alles zu erfassen, um nichts zu vergessen. Das weglassen oder zu sagen, das ist nicht relevant, ist eine Entscheidung, die man erst mit einer gewissen Erfahrung treffen kann. Und jetzt kommen wir vielleicht in eine neue Ära, in der das, was ich früher im Datenraum gemacht habe, mitgeschrieben, diktiert, überlegt, was ist relevant, was ist nicht relevant, was bedeutet das jetzt? Dass das nach und nach vielleicht, und darauf deutet ja alles hin, durch eine künstliche Intelligenz ersetzt werden kann. Die screent die Dokumente, die sieht die Risiken auch für den Mandanten, wenn ich entsprechende Informationen einfüttere und dann bekomme ich das Ergebnis. Und jetzt sitze ich als Berufsanfänger dann, weil die Maschine hat ja das Ergebnis vorbereitet mit dem Ergebnis da. Ich weiß aber nicht, wie die Maschine da hingekommen ist. Ich kann das Ergebnis nur sehr schwer bewerten, weil ich letztendlich diesen ganzen Prozess, den wir gerade beschrieben haben, ja gar nicht durchgemacht habe. Ich habe nicht irgendwie beim fünften Mal erkannt, was wichtig ist oder nicht, sondern ich stehe plötzlich vor einem Ergebnis und muss selber entscheiden, ist das jetzt wichtig oder nicht. Und das ist, glaube ich, für den Associate der Zukunft wird das eine relativ große Herausforderung sein und auch für den Arbeitgeber natürlich.
Myriam Baars-Schilling 0:05:54
Anders ausbilden insofern, als die Kanzleien in der Zukunft, glaube ich, gerade in den ersten zwei Jahren viel mehr in ihre jungen Leute investieren müssen. Und investieren meine ich tatsächlich an der Stelle nicht mehr ausbilden, sondern wirtschaftlich investieren insofern, als der Fokus auf die Ausbildung gelegt werden muss. Und nicht, was wir aus wirtschaftlicher Hinsicht bislang ja machen, auf möglichst viel Arbeit, die man dem Mandanten verkaufen kann. Weil alle diese Arbeit, die durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können wird, standardisierte Arbeit, einfache Arbeit, die bezahlt der Mandant natürlich nicht mehr, wenn sie eine So-Sit macht. Das heißt, ich werde zwangsläufig auf die künstliche Intelligenz zurückgreifen müssen, aber auf der anderen Seite muss ich natürlich auch dafür sorgen, dass meine Anwälte trotzdem gut ausgebildet werden. Das heißt, Kanzleien werden halt erstmal wirtschaftlich investieren müssen in die Leute. Und wie bekommen sie wirklich am Ende dazu, dass sie diese Erfahrungen sammeln? Ich weiß nicht so ganz genau, wie ich es jetzt ausdrücken soll, aber der Associate der Zukunft wird jetzt bildlich gesehen wieder mehr auf dem Schoß des Partners sitzen müssen. Das heißt, letztendlich stelle ich mir das jetzt nicht so vor, dass im Grunde genommen der Associate den ganzen Tag beim Partner am Tisch sitzt, aber die Associates müssen wieder mehr aus der Erfahrung der Partner lernen. Das heißt dabei sein. Wir achten zum Beispiel sehr stark darauf, dass unsere jungen Leute von Anfang an halt direkt auch Mandantenkontakt haben, den Partner immer begleiten, immer dabei sind, dass diskutiert wird, wie Partner Entscheidungen treffen, wie sie bestimmte Sachverhalte bewerten, wie sie mit den Ergebnissen, die halt gegebenenfalls eine Maschine bringt, umgehen. Und dann im Grunde genommen daraus aus den Erfahrungssätzen der Partner lernen. Zu dem Berater oder dem Anwalt 2.0 zu werden. Was bedeutet für mich Anwalt 2.0 ist, Wir werden unsere Associates mehr dazu ausbilden müssen, zu verstehen, Entscheidern und Beratern zu werden. Und dieser Verstehensaspekt, der wird halt eine ganz wichtige Rolle spielen, weil im Grunde genommen ich erstmal das Ergebnis, was jemand anderes und in diesem Fall vielleicht eine Maschine mir gebracht hat, erstmal verstehen und auswerten können muss. Und dafür muss ich halt im Grunde genommen von jemandem an der Hand geführt werden, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat, als zu verstehen und auszuwerten und Entscheidungen zu treffen.
Myriam Baars-Schilling 0:09:14
Das ist definitiv so. Im Bereich der Wirtschaftskanzleien und das ist auch bei uns so, wir arbeiten schon lange nicht mehr nur in Fachbereichen, sondern wir haben tatsächlich wie jedes andere Unternehmen so ein bisschen wie eine Matrixstruktur. Wir arbeiten in Fachbereichen und gleichzeitig aber auch in Sektorgruppen und die Sektorgruppen sind fachbereichsübergreifend. Das heißt, da treffen sich Kollegen mit unterschiedlichstem Background, rechtlichem Background und schauen, was denn die Branche ausmacht und was die Spezifika der Branche sind. Wenn wir irgendwie im Banken- oder Versicherungsbereich sind, die ganze Regulatorik. Im Bereich der Digitalisierung, da muss man mal verstehen, wie Software funktioniert und letztendlich halt auch die rechtlichen Aspekte der Software und wie ist das mit Open Source Lizenzen und was bedeutet das denn und wie werden die überhaupt verbaut? Also man ist da auch dann im direkten Kontakt halt mit den technischen Abteilungen von Mandanten, zum Beispiel auch in meinen M&A-Transaktionen. Und das wird in der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Nämlich dieses Sonderverständnis für eine Branche und Probleme und Themen zu antizipieren, die vielleicht die Branche noch gar nicht kennt. Oder aus der Erfahrung heraus, man weiß, im Bereich Chemie gibt es doch immer wieder das und das Thema. Und dann kann man das natürlich halt auch nicht duplizieren, aber zumindest replizieren für den nächsten Mandanten. Und so machen es halt auch schon viele Kanzleien, die sagen, da gibt es unterschiedliche Spielformen. Es gibt ja Kanzleien, die halt irgendwie sagen, wir beraten nur noch in zwei oder drei Sektoren überhaupt. Weil wir können ja nicht der Spezialist für alles sein und das stimmt auch. Ich kann nicht jegliches Geschäftsmodell von Mandanten verstehen, Sondern ich muss halt tatsächlich schauen, wo ich meine Expertise habe. Ich persönlich zum Beispiel tue mich immer noch ein bisschen einfacher, in ein produzierendes Unternehmen reinzukommen und zu verstehen, was die da machen, als in ein Softwareunternehmen, das sich mit Search Engine Optimizing auseinandersetzt. Ist weniger haptisch. Und so schauen wir dann halt auch, zumindest schon bei uns, wie die Affinitäten auch der Leute sind. Zum einen aus dem persönlichen Bereich, da gibt es halt Leute, die sehr technologieorientiert sind, die sich dann im Bereich Digitalisierung, egal ob sie jetzt Steuerrecht machen oder Datenschutzrecht oder Gesellschaftsrecht, in diesem Bereich halt sehr wohl fühlen und das Geschäftsmodell des Mandanten verstehen können. Und das wird, glaube ich, bei den Mandanten auch in der Zukunft immer mehr erwartet, halt auch verstehen müssen, damit sie gut beraten können.

Gäste

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Myriam Baars-Schilling

Myriam Baars-Schilling Partner, Oppenhoff

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