"Wenn man die Branche fragen würde, würden wahrscheinlich viele bei bewährten Modellen bleiben. Aber KI bricht dies nunmal nachhaltig auf."

Legal Tech | M&A | Jurapodcast

Folge 215 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

IMRechtsmarkt Impuls Nummer 6, erneut von und mit Myriam Baars-Schilling: Wie stehen wir aktuell in Sachen KI in der Kanzlei? Werden Kanzleien eigene Foundation Models bauen oder Technologie einkaufen? Welche Auswirkungen hat die ‘more for less’ Trend auf die anwaltliche Psyche? Viel Spaß!

Inhalt:

  • 03:57 Technologiedruck
  • 08:42 Technologievertrauen & Fehlerkultur
  • 09:49 Psychischer Druck in der Anwaltschaft

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Transkript


Myriam Baars-Schilling 0:00:18
Hallo.
Myriam Baars-Schilling 0:02:29
Ich würde sagen, das kommt darauf an. Also erstmal muss man meines Erachtens feststellen, dass jetzt der Einsatz von KI in Kanzleien jetzt nicht unbedingt ein Selbstzweck ist, sondern wir sind alle erstmal darauf angewiesen zu prüfen, welchen Mehrwert kann das unseren Mandanten bringen, welchen Mehrwert bringt es uns in der Arbeit und wie ist überhaupt die Relevanz für unsere Arbeit und danach auswählen. Wenn man die Frage sich betrachtet, werden die Kanzleien selber entwickeln oder auf bewährte Modelle hinzugreifen, gibt es, glaube ich, sehr unterschiedliche Bewegungen am Markt. Wir als Oppenhoffs gehören jetzt nicht zu den ganz Großen. Das heißt, die Financial Power, die wir im Grunde genommen für AI aufbringen können, ist vielleicht eine ganz andere als die der großen internationalen Kanzleien. Das heißt, bei den großen internationalen Kanzleien, das wissen wir auch, wird schon viel selbst auch in Kooperationen mit Anbietern entwickelt. Wir haben für uns, und wir machen das jetzt Ganze schon seit vier Jahren, wir schauen uns das an, was momentan am Markt verfügbar ist, beziehungsweise jetzt noch auf den Markt gebracht wird, testen das, haben dann eine eigene Legal Tech Gruppe. Wir haben zwar Legal Tech Officer bei uns, wir haben aber auch eine Arbeitsgruppe für künstliche Intelligenz, die aus Anwälten verschiedener Senioritäten und insbesondere jüngeren Kollegen besteht. Die schauen sich halt das an, was am Markt verfügbar ist. Wir sprechen drüber, schauen, ob das für unsere Arbeit relevant sein könnte und kaufen dann ein. Also ich glaube, es wird beides geben.
Myriam Baars-Schilling 0:04:21
Das kommt darauf an, glaube ich, ob die Leute ehrlich zu ihnen sind oder nicht. Also ich glaube, wenn man die Wahl hätte, zwischen dem weitermachen wie schon immer oder sich jetzt halt auf das Neue einstellen, würde wahrscheinlich der Jurist und auch in den Wirtschaftskünstlern eher dazu tendieren zu sagen, machen wir lieber mal so weiter, wie wir sind. Wir sind traditionell konservativ ja irgendwie als Anwälte und warum sollte man ein Geschäftsmodell ändern, was gut funktioniert. Insofern ist es glaube ich so ein bisschen, dass man halb gezogen und halb irgendwie sich dahin gibt. Es hat niemand eine Wahl. Das ist meine feste Ansicht. Ich glaube auch, und das habe ich kürzlich schon mal auf einer Panel-Diskussion gesagt, Das ist eine Disruption, die, glaube ich, insbesondere der Anwaltsmarkt so noch nie erlebt hat. Weil nämlich das Geschäftsmodell oder die Frage, wie berate ich, völlig auf den Kopf gestellt werden kann, wenn sich das so weiterentwickelt. Wie man das halt jetzt irgendwie nach den ersten Entwicklungen vermuten kann, das hatte die Anwaltsszene noch nie. Was hat man halt irgendwie, man hatte dann irgendwann, hat man juristische Datenbanken gehabt, sodass man sich nicht mehr in die Bibliothek setzen musste. Aber dass letztendlich die Frage, bin ich noch auf Dauer tatsächlich halt auch das richtige Tool für meine Mandanten und gibt es irgendjemanden, der mich ersetzen kann, das ist das erste Mal meines Erachtens, dass sich diese Frage stellt.
Myriam Baars-Schilling 0:06:16
Das sind tendenziell die Bereiche, wo erstmal kleinteilig gearbeitet wird. Also irgendwie kleine Vertragswerke. Zum Beispiel mein Schwager, der arbeitet halt nur noch mit künstlicher Intelligenz, was das Aufsetzen seiner Arbeitsverträge angeht. Und dann habe ich gesagt, reicht dir das? Und er hat gesagt, es sind nur 80 Prozent, es reicht mir. Das sind so die Themen, die wahrscheinlich dann eher die kleineren Anwaltskanzleien betreffen als die Wirtschaftskanzleien. Bei uns sind es standardisierte Verfahren, Dinge, wo sehr viele Daten ausgewertet werden müssen und bewertet werden müssen, also die typische Due Diligence, das Schreckgespenst eines jeden Referendars und Jurastudenten, wo Mandanten sagen, da gibt es mittlerweile gute Tools, die auch immer weiter lernen, die letztendlich erstmal screenen können, bewerten können, konsolidieren können und vielleicht auch noch einen gewissen Rechtsrat oder bestimmte Optionen darstellen können. Und das ist das, was bei uns dann wegfallen wird an der Arbeit. Und wir sehen auch die ersten Mandanten, die insbesondere, wenn wir uns für Mandate bewerben, halt danach fragen, haben sie da etwas? Haben Sie AI-Tools, die Sie unterstützen, die dazu führen, dass Sie weniger Anwaltsarbeit aufbringen müssen für diese standardisierten Prozesse, zum Beispiel im Compliance bei Internal Investigations oder bei den Unternehmenstransaktionen beim Erwerb und Verkauf von Unternehmen, wo halt einfach sehr viele Daten bewertet werden müssen. Da hat es dann schon jetzt schon große Auswirkungen. Was der Mandant am Ende daraus macht, ist eine andere Frage. Also wir werden ganz oft von Mandanten gefragt, habt ihr das, könnt ihr das bieten? Das ist im Grunde genommen so im Bewerbungsprozess, kann man sich damit hervorheben. In Anspruch genommen wird es momentan, zumindest in unserer Struktur von unseren Mandanten, noch sehr selten.
Myriam Baars-Schilling 0:10:28
Definitiv beschäftigen wir uns damit und es ist in der Branche und auch bei uns ein Thema, weil sie haben richtigerweise gerade gesagt, es gibt einen immer weiteren Zuwachs an Aufgaben, es kommen von allen Ecken immer neue Anforderungen, wir müssen uns mit regulatorischen Themen auseinandersetzen. Sei es über Whistleblowing, die meisten Kanzleien sind jetzt halt tatsächlich ja auch Fallen, müssen eine Whistleblowing-Hotline haben, regulatorischer Aspekte Risk Management. Also das, was man aus dem Unternehmensbereich kennt, schwappt ja gerade in unserem Beratungsbereich immer weiter über. Und dann kommt natürlich noch solche Themen, dann halt wirklich grundlegende Themen dazu, wie arbeite ich in der Zukunft und wie kann ich mich bestmöglich darauf einstellen. Wir gehen für uns damit sehr proaktiv um. Also wir haben uns auch gesagt, also allein der Umstand, zum Beispiel wenn wir nochmal auf Software oder AI zurückkommen, dass man das einkauft, damit hat man ja noch nichts gewonnen. Sondern man muss es tatsächlich auch implementieren. Und so ist das bei vielen anderen Themen auch. Natürlich können sich bei uns Leute mit Compliance auseinandersetzen. Natürlich haben wir Datenschutzrechtler, die halt auch alle für die Kanzlei die datenschutzrechtlichen Themen beraten können. Aber strukturell sind Kanzleien in vielerlei Hinsicht oft für diese Themen noch gar nicht so richtig aufgebaut. Und wir haben uns das zum Anlass genommen, jetzt gut vor zwei Jahren ein neues Berufsbild in unseren Kanzleien einen Tag aufzunehmen. Wir haben eine Change- und Prozessmanagerin bei uns, die sich genau mit diesen Fragen auseinandersetzt, nämlich wie gehe ich mit diesem ganzen Druck von verschiedenen Seiten um, wie implementiere ich die rechtlichen Anforderungen im Rahmen der Kanzlei. Wie kann ich meinen Recruitment-Prozess verbessern? Wie gehe ich noch besser auf den Bewerbermarkt ein? Wie kann ich mich noch besser präsentieren? Wie kann ich meine Qualität, nicht nur der fachlichen Arbeit, sondern halt auch die Dienstleistungen, die wir halt so noch dazu erbringen? Also wir haben eine eigene HR-Abteilung, wir haben natürlich Marketing und Business Development. Wie kann man diese Leistungen halt zum Nutzen der Kanzlei noch weiter verbessern? Wie kann man Prozesse effizienter gestalten auch? Das sind die Themen, mit denen sich die Dame bei uns dann jetzt seit zwei Jahren in den verschiedensten Konstellationen auseinandersetzt.
Myriam Baars-Schilling 0:12:51
Sehr gerne.
Marc Ohrendorf 0:12:52
Tschüss.
Myriam Baars-Schilling 0:12:52
Tschüss.

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Myriam Baars-Schilling

Myriam Baars-Schilling Partner, Oppenhoff

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