IMR8226. Apr 21
IMR082: Jurist bei der Stadtverwaltung | Interview Verwaltungsjurist

IMR - Original

IMR082: Jurist bei der Stadtverwaltung | Interview Verwaltungsjurist

Christian Wachsmann, ÖD | Stadt Rodgau

0:00
0:00

Über diese Episode

Folge 82 Deines Jurapodcasts zu allen Karriere- und Examensthemen

Verwaltungsjurist - Öffentlicher Dienst - Stadt Rodgau - Verwaltung - Inhouse-Jurist - Querschnittsamt - Verwaltungsrecht - Kommunalverwaltung - Gremienarbeit - Vergabeverfahren - Öffentliche Hand - Bewerbungsprozess - Vorstellungsgespräch - Besoldung - Tarifvertrag öffentlicher Dienst - Work-Life-Balance - § AGG - BauGB - BauNVO - Hessische Bauordnung

Christian Wachsmann, Verwaltungsjurist in Rodgau, erzählt von seinem Werdegang und seiner Arbeit bei der Stadt. Nach seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten folgte das Jurastudium und die Tätigkeit als Anwalt, bevor er schließlich als Jurist in den öffentlichen Dienst zurückkehrte. Im Interview geht es um seine Arbeit in der Verwaltung, Vergabeverfahren, um Besoldung und andere Vorteile im öffentlichen Dienst. Zudem gibt er einen Einblick, wie es mit einer Bewerbung klappt und inwiefern Praktikum oder Referendariat bei ihm gemacht werden können. Viel Spaß!

Kapitel:

  • 00:24 - Werdegang Christian Wachsmann
  • 03:30 - Attraktivität des Öffentlichen Dienstes
  • 05:17 - Arbeit als Verwaltungsjurist
  • 08:52 - Vergabeverfahren
  • 13:16 - Bewerbung bei der Verwaltung
  • 17:01 - Besoldung & Vorteile im öffentlichen Dienst
  • 19:17 - Bewerbung als Praktikant oder Referendar

Kontakt & Follow:

IMR nach Themen sortiert:

Viel Spaß 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼

Zu Gast

Christian Wachsmann

Christian Wachsmann

Kapitel

  • 00:00:24.488Werdegang Christian Wachsmann
  • 00:03:30.359Attraktivität des Öffentlichen Dienstes
  • 00:05:17.011Arbeit als Verwaltungsjurist
  • 00:08:52.677Vergabeverfahren
  • 00:13:16.852Bewerbung bei der Verwaltung
  • 00:17:01.017Besoldung & Vorteile im öffentlichen Dienst
  • 00:19:17.574Bewerbung als Praktikant oder Referendar

Über Stadt Rodgau

Die Stadt Rodgau ist eine mittelgroße Kommunalverwaltung im südhessischen Kreis Offenbach, wo rund 45.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf fünf Stadtteile verteilt betreut werden. Etwa 600 Mitarbeitende sorgen im Rathaus dafür, dass Vergabe, Bauleitplanung, Ordnungswesen, Kultur- und Sozialangebote sowie die stetig wachsende Digitalisierung der Dienstleistungen reibungslos funktionieren.

Juristinnen und Juristen erwartet hier kein enges Fachsilo, sondern ein vielseitiges Aufgabenportfolio in direktem Kontakt zur Politik und Bevölkerung, verbunden mit verlässlicher Besoldung, flexiblen Arbeitszeiten und guten Entwicklungsmöglichkeiten des öffentlichen Dienstes. Klingt spannend? Dann hör gleich in unsere Rodgau-Folge von Irgendwas mit Recht rein und erlebe Verwaltungspraxis zum Mitnehmen!

"
Ich übernehme alle rechtlichen Fragestellungen innerhalb der Verwaltung und bin der Inhouse-Jurist der Stadt – eine breit gefächerte und spannende Tätigkeit, die viel juristisches Handwerkszeug fordert.

Sneak Peak – Q&A mit Christian Wachsmann

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

Music:

0:09 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht von LTO und LTO-Karriere in eure Ohren gebracht. Und natürlich von mir, Marc Ohrendorf, Jurist im Rheinland. Und heute spreche ich mit Christian Wachsmann. Hallo Christian.

0:26 Min
Christian Wachsmann:

Hallo Marc.

0:27 Min
Marc Ohrendorf:

Christian, du bist Verwaltungsjurist, ne?

0:30 Min
Christian Wachsmann:

Genau.

0:31 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist ein Thema, was hier bei IMR ziemlich viele Zuhörende hören wollten, weil sie es spannend finden. Und gleichzeitig hattest du dich vor einiger Zeit bei uns gemeldet. Insofern passt das ganz wunderbar zusammen. Aber vielleicht fangen wir wie immer vorne an. Stell dich auch mal so ein kleines bisschen vor. Wo hast du studiert und warum dann Verwaltungsjurist?

0:51 Min
Christian Wachsmann:

Mein Name ist Christian Wachsmann, hast du ja schon gesagt. Ich habe nach dem Abitur erstmal eine Ausbildung im öffentlichen Dienst gemacht zum Verwaltungsfachangestellten und habe dann schon während der Ausbildung eigentlich gemerkt, dass mir der juristische Part in dieser Ausbildung sehr viel Spaß macht. Da ging es also um ganz grundsätzliches Verwaltungsrecht, Verwaltungsakt, Widerspruch und sowas, also bei den Studenten im Grundstudium und habe dann da schon mit dem Gedanken gespielt, ob ich nicht auch ein Jurastudium draufsetzen sollte.

NaN
Christian Wachsmann:

Alles klar. Bin dann nach der Ausbildung erstmal erst mal ins Berufsleben gestartet. Hab mich dann nach einem Jahr für ein Studium entschieden an der Uni Mainz. Hab da mein Grundstudium absolviert, die ersten vier Semester.

NaN
Christian Wachsmann:

Bin nach der Zwischenprüfung dann zusammen mit einem Kumpel damals nach Berlin gezogen, an die HU Berlin gewechselt. Einerseits ein bisschen wegen der Stadt, aber auch, weil die HU Berlin eigentlich ganz gute Referenzen hat. Hab da mein Studium beendet, mein Schwerpunktbereich, mein erstes Staatsexamen und bin dann zurück nach Frankfurt und habe dann in Mainz mein Revendariat abgeschlossen.

2:01 Min
Marc Ohrendorf:

Kommst du aus Hessen da aus der Gegend oder warum warst du da verwurzelt?

2:04 Min
Christian Wachsmann:

Ich komme gebürtig und bin auch dort aufgewachsen aus Koblenz.

2:08 Min
Marc Ohrendorf:

Ah, okay. Ja, schön.

2:09 Min
Christian Wachsmann:

Genau, und da habe ich auch meine Ausbildung gemacht beim Landesmuseum Koblenz. Hatte also da noch einen ganz spannenden Hintergrund gehabt eigentlich.

2:16 Min
Marc Ohrendorf:

Ah ja, gut, dann passt du das ja ganz gut sozusagen zusammen.

2:19 Min
Christian Wachsmann:

Genau.

2:20 Min
Marc Ohrendorf:

Und du wusstest dann schon, was dich erwartet ganz gut? War denn immer War immer klar, dass du dann sozusagen auch Jura studierst, weil du wieder in diese Verwaltungsjurist-Ecke wolltest?

2:29 Min
Christian Wachsmann:

Genau. Mein Ziel war es eigentlich, langfristig wieder zurück in den öffentlichen Dienst zu kommen, auch als Jurist. Ja.

2:37 Min
Marc Ohrendorf:

Und Richter oder Staatsanwalt fandst du nicht so interessant?

2:40 Min
Christian Wachsmann:

Richter fand ich tatsächlich vor dem Referendariat interessant. Im Referendariat war ich beim Strafrichter, ich war nicht bei der Staatsanwaltschaft in der Strafstation. Fand ich auch sehr interessant, aber es hat sich dann auch über ein paar Zufälle halt einfach der Weg wieder in die Kommunalverwaltung gegeben.

3:00 Min
Marc Ohrendorf:

Aber du warst mal Anwalt, hast du im Vorgespräch erwähnt, ne?

3:04 Min
Christian Wachsmann:

Also ich habe nach dem Referendariat dann doch erstmal eine Tätigkeit als Rechtsanwalt angefangen, war da überwiegend im Arbeitsrecht tätig, habe auch mein Schwerpunkt Referendariat aufs Arbeitsrecht gelegt. War auch eine spannende Tätigkeit, muss ich auch sagen.

NaN
Christian Wachsmann:

Wie gesagt, ich bin dann irgendwann auf eine Stellenausschreibung im öffentlichen Dienst gelandet und habe mich da beworben und bin dann halt auch dahin gelangt.

3:28 Min
Marc Ohrendorf:

Was hat dich denn vom Arbeitsrecht wieder weggebracht?

3:30 Min
Christian Wachsmann:

Eigentlich hat mich nichts vom Arbeitsrecht weggebracht, mich hat es eher zum öffentlichen Dienst hingezogen. Also da ich ja dann doch schon seit längerem damals die Ambition hatte, wieder in den öffentlichen Dienst zu gehen, habe ich halt die Möglichkeit wahrgenommen, weil sie sich mir ergeben hat.

NaN
Christian Wachsmann:

Wenn ich jetzt nicht auf diese Stellenausschreibung gestoßen wäre damals, wäre ich wahrscheinlich jetzt immer noch Rechtsanwalt, sei es jetzt Arbeitsrecht oder vielleicht auch Verwaltungsrecht.

3:56 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, verstehe. Und das war eine Stellenausschreibung als was?

4:00 Min
Christian Wachsmann:

Es war anfangs eine Stellenausschreibung bei einem Eigenbetrieb der Stadt Rottgau, die Stadtwerke Rottgau, die einen Unternehmensjuristen gesucht haben, der klassische Syndikusanwalt. Da hat es dann aus anderen Gründen, ich sag mal AGG-Gründen, eines Mitbewerbers nicht funktioniert. Aber zufällig und auch für mich glücklicherweise hat die Stadt Rottgau an sich dann hinterher auch noch einen Juristen gesucht.

4:26 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, also für diejenigen, die jetzt vielleicht nicht ganz so gut in Geografie sind. Rottgau liegt in?

4:32 Min
Christian Wachsmann:

Rottgau liegt in Hessen, hinter Darmstadt.

4:35 Min
Marc Ohrendorf:

Okay. Und ein Eigenbetrieb der Stadt ist für diejenigen, die noch nicht ganz so weit sind im Verwaltungsrecht?

4:42 Min
Christian Wachsmann:

Da gibt es verschiedene Formen. Ich will jetzt nicht so weit ausholen, aber die sind grundsätzlich auch in anderen Städten für die Energieversorgung zuständig. Die sind meistens zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr.

NaN
Christian Wachsmann:

Sondern die Busse, die in der Stadt rumfahren, die machen meistens die gesamte Wassertechnik, sei es das Abwasser, Frischwasser, das machen meistens Eigenbetriebe der Stadt, die sind dann ausgelagert.

5:04 Min
Marc Ohrendorf:

Okay. Und dann bist du aber nicht beim Eigenbetrieb gelandet, sondern bei der Stadt selbst, bei der Stadt Rottgau. Und da bist du auch jetzt noch tätig, oder?

5:12 Min
Christian Wachsmann:

Da bin ich jetzt noch tätig, ganz genau.

5:14 Min
Marc Ohrendorf:

Und was machst du da?

5:16 Min
Christian Wachsmann:

Ja, das nennt sich Fachbereichsleitung. Das ist jetzt aber nur so ein, was eigentümlich ist von der Stadt Rottgau, Fachbereich Recht und Gremien. Ich habe die Leitung des Fachbereichs Recht und Gremien. Im Fachbereich Recht fallen, ja, also man kann sagen, dass ich eigentlich auch so der Inhouse-Jurist der Stadt Rottgau bin, wenn man es ein bisschen moderner ausdrücken möchte.

NaN
Christian Wachsmann:

Ich übernehme eigentlich alle rechtlichen Fragestellungen, die innerhalb der Verwaltung anfallen. Das heißt, ich bin keine Rechtsberatung für den Bürger, sondern nur für die interne Verwaltung, was ganz wichtig ist.

5:52 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, das macht einen Riesenunterschied wahrscheinlich, ne?

5:54 Min
Christian Wachsmann:

Das macht einen Riesenunterschied. Also ich bin jetzt auch nicht so präsent in der Bürgerschaft. Natürlich kann man mich auf der Internetseite finden. Ich habe auch vereinzelt Anrufe von Bürgern, die mich rechtliche Fragen stellen, wo ich dann halt dann doch wieder immer an die andere Rechtsberatung wie Rechtsanwälte verweisen muss.

6:13 Min
Marc Ohrendorf:

Also bist du so ein klassisches Querschnittsamt, könnte man sagen.

6:16 Min
Christian Wachsmann:

Genau, ich bin klassisches Querschnittsamt, sei es, dass das Bauamt Fragen hat, sei es, dass die Liegenschaftsverwaltung Fragen hat, Mietverträge, Zwangsvollstreckung, Schadensersatzansprüche im Zivilrecht, also wirklich alles fällt da an.

6:30 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist doch wahrscheinlich recht herausfordernd. Ich meine, klar, man hat schon mal das ein oder andere gesehen, aber ich stelle mir die Tätigkeit ziemlich breit vor dann.

6:37 Min
Christian Wachsmann:

Auf jeden Fall. Also das ist sehr breit gefächert. Das heißt, man sollte schon gute Grundkenntnisse in vielen Bereichen mitbringen, was man aber halt auch nicht unterschätzen darf. Mein Prüfer damals im zweiten Staatsexamen hat gesagt, nach dem Referendariat dürfen Sie jeden Kommentar benutzen.

NaN
Christian Wachsmann:

Also ich darf alles nachlesen. Ja, nee, also das muss auch sein. Jetzt zum Beispiel aus dem Bauamt, da kommen manchmal so spezielle Baurechtsfragen, die dann noch mit kommunalem oder örtlichem Satzungsrecht kollidieren. Das kann man tatsächlich, also ich zumindest nicht, ich bin aber auch jetzt nicht der Baurechtsasperte, kann man nicht unbedingt aus dem Studium oder aus dem Referendariat alles wissen.

NaN
Christian Wachsmann:

Das ist auch nicht verlangt.

7:17 Min
Marc Ohrendorf:

Mhm, klar.

7:18 Min
Christian Wachsmann:

Man muss wissen, wie man vielleicht da hinkommt. Man muss wissen, in welchem Fahrwasser man sich bewegt, wo man nachschlagen muss. Und dann kommt tatsächlich die klassische Aufgabe des Juristens. Da muss man halt schauen, wie ist es in der Satzungs geregelt? Wie muss ich das eventuell auf BauGB, BauNVO, hessische Bauordnung und so weiter anwenden? Klassische Gesetzestextauslegung, das ist da ganz wichtig.

7:42 Min
Marc Ohrendorf:

Also sozusagen auch einfach juristisches Handwerkszeug?

7:45 Min
Christian Wachsmann:

Absolut, ja. Absolut.

7:48 Min
Marc Ohrendorf:

Absolut. Hat das dann auch eine politische Komponente, dass du so, du hast auch so angedeutet, du bist ein bisschen in der Kommunalpolitik auch unterwegs oder jedenfalls hast du da so ein bisschen deine Fühler ausgestreckt, wie schaut das denn dahingehend aus?

8:00 Min
Christian Wachsmann:

Genau, also zu dem klassischen Fachbereich Recht wurde jetzt auch noch die Gremienarbeit angelagert. Gremienarbeit heißt, dass in Rottgau bzw. in Hessen nennt es sich die Stadtverordnetenversammlung.

NaN
Christian Wachsmann:

Man kennt es aus dem Kommunalrecht vielleicht eher auch als Gemeinderat ganz klassisch. Das Parlament der Kommune, dann der Gemeindevorstand, ein zweites Gremium, die halt ungefähr vergleichbar mit einem Exekutivorgan sind, wo der Bürgermeister halt vorsteht. Da sind wir tätig.

NaN
Christian Wachsmann:

Wir sind ja auch so die Schnittstelle zwischen der kommunalen politischen Arbeit und der klassischen verwaltungstechnischen Arbeit und müssen halt Beschlüsse, die jetzt die Stadtverordnetenversammlung zum Beispiel beschließt oder anfragen, bearbeiten, weiterleiten, eventuell auch rechtlich prüfen.

8:50 Min
Marc Ohrendorf:

Ein Teil dessen, was ihr macht, sind auch Vergabeverfahren, hattest du mir geschrieben im Vorfeld. Was ist denn das eigentlich?

8:57 Min
Christian Wachsmann:

Ja, das ist auch ein ganz spannendes Thema. Die öffentliche Hand ist grundsätzlich verpflichtet, bei Anschaffungen größeren Ausmaßes, also wir reden da wirklich schon von mehreren 10.000, 100.000 Millionen Euro, allen Bewerbern in der freien Wirtschaft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, da tätig zu werden. Das heißt, wir dürfen uns grundsätzlich nicht einfach jemanden aussuchen und sagen, pass auf, du, liebes Bauunternehmen, baust uns jetzt zum Beispiel einen neuen Kindergarten hier hin, sondern wir müssen das ausschreiben, öffentlich bekannt machen, da müssen wir auch genau angeben, was gewünscht ist, wir müssen angeben, wie wir uns das alles vorstellen.

NaN
Christian Wachsmann:

Und dann dürfen sich darauf jeder, der möchte, jetzt mal heruntergebrochen, drauf bewerben, darf Angebote abgeben und wir legen vorher Kriterien, Auswahlkriterien fest, nach denen wir dann den bestmöglichen Bewerber aussuchen.

9:48 Min
Marc Ohrendorf:

Was sind denn das für Auswahlkriterien? Also man hört ja häufig irgendwo, ja, da ist was ausgeschrieben und ja, da gewinnt eh immer der, der am billigsten ist und nachher kostet es dann doch mehr. Ich sag mal so ganz klischeehaft, ja. Aber worum geht es denn noch?

10:04 Min
Christian Wachsmann:

Ja, gut, jetzt können wir natürlich einen Exkurs ins Vergaberecht machen, das wird hier aber, glaube ich, zu weit führen.

10:09 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, nur zu, gerne. Also, wir haben alle Zeit der Welt.

10:14 Min
Christian Wachsmann:

Man muss einerseits unterscheiden zwischen Vergabeverfahren, die national stattfinden und Vergabeverfahren, die EU-weit stattfinden. Das bemisst sich anhand sogenannter Schwellenwerte. Innerhalb dessen müssen wir doch mal schauen, was genau wollen wir ausschreiben. Wollen wir eine Leistung oder Lieferung ausschreiben oder eine Bauleistung?

10:35 Min
Marc Ohrendorf:

Also Schwellenwert dahingehend, was das am Ende dann ungefähr kostet.

10:39 Min
Christian Wachsmann:

Ganz genau. Das hat damit zu tun, wenn Sie jetzt oder wenn jetzt eine Kommune, ich bleibe bei dem Beispiel, einen Kindergarten bauen möchte, der kann halt locker mal ein, zwei Millionen kosten. Wenn ich jetzt aber irgendwie ein komplettes neues Druckerkonzept für eine Stadtverwaltung suche, das geht dann eher so in die Richtung, ich weiß es nicht, ich sage irgendeine Zahl, paar hunderttausend.

NaN
Christian Wachsmann:

Ja, das heißt Schwellenwerte, wenn ich einen bestimmten Schwellenwert überschreite, muss ich mich auf ein EU-weites Vergabeverfahren einstellen, ja, sodass halt alle EU-Länder auch daran teilnehmen können. Wenn ich da runterbleibe, nur national. Jetzt will man aufgrund der Organisation, die dahinter steckt und des Aufwandes natürlich versuchen, unter dem Schwellenwert zu bleiben.

NaN
Christian Wachsmann:

Das kommt halt immer darauf an, was man ausschreibt. Ja.

11:23 Min
Marc Ohrendorf:

Kommt das denn eigentlich vor, dass beispielsweise dann, wenn es doch mal was Größeres ist, tatsächlich ein französisches oder österreichisches Unternehmen sowas in Deutschland baut oder ist das eher die Seltenheit?

11:34 Min
Christian Wachsmann:

Das kann schon passieren, das ist auch bestimmt schon vorgekommen, dass gerade auch bei Bauverfahren ist es auch, dass sich da auch oft Unternehmen aus Ländern wie Polen, Tschechien, Bulgarien melden, die natürlich im Vergleich zu deutschen Unternehmen günstigere Preise anbieten. Wenn die diesen Auswahlkriterien, die wir vorhin genannt haben, angenommen wir sagen jetzt der günstigste Preis gewinnt, dann können die ganz schnell den Zuschlag kriegen.

NaN
Christian Wachsmann:

Wenn wir jetzt da, das ist auch schon passiert, in die Gewährleistung reinkommen, ja, in die Mängelhaftung, dann haben wir halt sofort, ja, also fast internationales Privatrecht, übergreifendes Privatrecht, wo wir gucken müssen, was findet jetzt hier Anwendung? Also das kann auch schon sehr kompliziert werden.

12:21 Min
Marc Ohrendorf:

Hm, verstehe. Ist das dann auch schon mal ein ausschlaggebendes Kriterium, dass man sagt, naja, wir haben vielleicht auch lieber einen Schuldner in Deutschland, kann das auch eine Rolle spielen oder ist man dann wirklich eher preisgebunden am Ende des Tages?

12:32 Min
Christian Wachsmann:

Das können wir uns halt tatsächlich nicht aussuchen. Also wenn wir jetzt sagen, das Auswahlkriterium ist allein der Preis, ja, dann müssen wir den günstigsten nehmen. Man kann die Auswahlkriterien auch erweitern, indem man sagt, okay, wir brauchen mindestens drei Referenzen, dass schon mal jemand einen Kindergarten gebaut hat, ja.

12:50 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, verstehe.

12:52 Min
Christian Wachsmann:

Wir wollen jetzt die und die Normen bei Küchen irgendwie, dass wir irgendeine deutsche Küchennorm haben. Also man kann es schon, man muss aber aufpassen, dass man natürlich immer innerhalb der Gesetze bleibt. Man kann es aber schon in etwa so regeln. Ich will nicht sagen, andere Mitbewerber ausschalten kann, aber dass man den Bewerberkreis eingrenzen kann.

13:14 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, dann würde ich abschließend vielleicht nochmal so drei bis fünf Minuten mit dir darüber sprechen, wie so ein Bewerbungsprozess bei der Verwaltung aussieht. Denn viele, die hier zuhören, sind ja durchaus auch mal in der Situation, wo sie beispielsweise ein Praktikum in der Verwaltung machen oder eine Referendariatsstation oder eben auch im Berufseinstieg in der Verwaltung wählen oder vielleicht endlich deiner Geschichte nach ein bisschen rechtanwaltlicher Tätigkeit sagen, nee, Verwaltung wird es jetzt doch.

NaN
Marc Ohrendorf:

Doch. Wie war das damals bei dir? Wie lief das ab? Gibt es ein Assessment Center? Hat man ein paar Gespräche? Worauf muss man sich ungefähr einstellen?

13:48 Min
Christian Wachsmann:

Ja, ich würde es als klassisches Bewerbungsverfahren bezeichnen. Natürlich Bewerbung hinschicken, anschreiben, Lebenslauf lief insoweit alles digital, aber es ist, dass ich ein PDF hinschicken konnte. Es gab da eine Rückmeldung mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

NaN
Christian Wachsmann:

Bei einem Vorstellungsgespräch findet jetzt beim öffentlichen Dienst, nehmen da mehrere Leute teil, unter anderem auch Personalvertretungen, also Personalrat, Schwerbehindertenvertretung, Gleichstellungsbeauftragte. Der Kreis, dem man sich da gegenüber sieht, kann dann locker mal auf sieben, acht Leute anwachsen, wo man sich vorstellen muss.

NaN
Christian Wachsmann:

Es gab dann noch danach, als ich in die engere Auswahl gekommen bin, ein zweites Gespräch, wo ich mich auch dann nochmal mit einem Dezernenten zusammengesetzt habe, der sich auch nochmal einen Eindruck davon machen wollte von mir und anschließend gab es dann die Zusage.

14:38 Min
Marc Ohrendorf:

Hast du da einen Tipp, was so Bewerbungen angeht, so vor allem CV und Anschreiben? Vielleicht hast du ja die ein oder andere Bewerbung auch in den letzten Jahren dann mal in den Händen gehalten. Was sind so aus deiner Sicht die Do's und Don0027ts?

14:49 Min
Christian Wachsmann:

Also ich würde tatsächlich inzwischen davon abraten, so typische Floskeln in einem Anschreiben zu benutzen. Also man hat oftmals mehr Erfolg oder man macht auf sich aufmerksam, wenn man vielleicht mal nicht so diesen gewöhnlichen Einstieg von wegen, hiermit bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle, sondern vielleicht mal direkt mit etwas Persönlichem anfängt, direkt mal zeigt, warum man persönlich vielleicht dahin passt, was einen interessiert, wo man landen möchte.

NaN
Christian Wachsmann:

Ich möchte auch kurz darstellen, wie leicht der Lebensweg war, die bisherige Biografie, was auch immer passt, wenn man vielleicht schon einen passenden Schwerpunkt hat, dass man sich ein bisschen auf seinen Schwerpunkt bezieht, das war bei mir auch der Fall, dass man da schon mal ein bisschen zeigt, dass schon lange das Interesse auch für so einen Bereich da war.

NaN
Christian Wachsmann:

Ja. Und ansonsten, ja, klassischer Lebenslauf. Also schauen, dass da jetzt keine großen Lücken erkennbar sind. Wenn Lücken da sind, auch ruhig dazu stehen und sagen, wieso, weshalb, warum. Das ist jetzt zumindest bei mir nicht immer ein Ausschlusskriterium, wenn man es irgendwie darlegen kann.

NaN
Christian Wachsmann:

Und im Bewerbungsgespräch sollte man sich vielleicht auch immer im Kopf behalten, dass sich beide Seiten kennenlernen wollen. Man ist natürlich aufgeregt, gerade vielleicht, wenn es auch das erste Vorstellungsgespräch ist. Man will sich gut präsentieren, man will sich von der besten Seite zeigen.

NaN
Christian Wachsmann:

Man darf aber nie vergessen, dass das Gegenüber, also ich sage mal der Arbeitgeber. Auch ein Interesse hat, den Bewerber kennenzulernen, dass der vielleicht auch aufgeregt ist, dass der das vielleicht auch nicht so häufig macht, ja. Also, dass man das alles nicht so steif sehen sollte.

NaN
Christian Wachsmann:

Und das kommt oftmals rüber, ja.

16:22 Min
Marc Ohrendorf:

Dass man sich vielleicht auch ein paar Rückfragen überlegt, ne, so fürs gegenseitige Kennenlernen.

16:26 Min
Christian Wachsmann:

Rückfragen sind sehr wichtig. Ich hatte in letzter Zeit auch nochmal Bewerbungsgespräche geführt auf der Arbeitgeberseite und es fällt tatsächlich auf, wenn die BewerberInnen gar keine Rückfragen parat haben. Ja, also es muss jetzt noch nicht mal was Spezifisches sein, es können auch generelle Fragen sein, wie sieht das Team aus, mit dem ich arbeite, wie kann ich mir die Einarbeitung vorstellen.

NaN
Christian Wachsmann:

stellen. Bei den Juristen kann man fragen, gibt es Kommentare digital oder Literatur, wie sieht es damit aus? Einfach ein Interesse zeigen an der Arbeit.

16:58 Min
Marc Ohrendorf:

Und wie sieht das mit der Besoldung aus, wenn man sich da ein bisschen schlau machen möchte, noch nie davon gehört hat? Wie funktioniert das bei euch oder generell in der Verwaltung?

17:07 Min
Christian Wachsmann:

Ja, es gibt natürlich den klassischen Beamten, der zur Zeit aber immer weniger eingestellt wird. Ich bin auch kein Beamter, das kann ich so offen sagen. Ich bin Angestellter nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst.

NaN
Christian Wachsmann:

Mit einem wissenschaftlichen Hochschulabschluss wird man grundsätzlich als Anfänger, also eigentlich immer in diese sogenannte Enkelgruppe 13 eingestuft. Der Tarifvertrag öffentlicher Dienst hat eine Entgeltordnung, die geht von Enkelgruppe 1 bis 15, wobei 15 das höchste ist. Und Enkelgruppe 13, da hat man, ich glaube, momentan findet fast jährlich eine Erhöhung statt, ist man in der Grundstufe bei knapp 4.000 Euro brutto monatlich.

NaN
Christian Wachsmann:

Also mit Weihnachtsgeld kommt man so auf etwas über 50.000 Euro brutto pro Jahr.

17:55 Min
Marc Ohrendorf:

Und das steigt dann auch, je nachdem, wie lange man dabei ist. Da gibt es dann so ein Stufensystem auch nochmal innerhalb der Gruppe.

18:00 Min
Christian Wachsmann:

Es gibt innerhalb der Enkelgruppen, gibt es die sogenannten Erfahrungsstufen. Stufe 1 muss man ein Jahr verbleiben, um in Stufe 2 zu kommen, in Stufe 2 zwei Jahre und so weiter. Das kann sich dann innerhalb der Stufen, in Stufe 3, die erlangt man nach drei Jahren, da hat man oftmals schon ein monatliches Brutto von 800 bis 1000 Euro mehr.

NaN
Christian Wachsmann:

Also das geht relativ schnell. Es gibt natürlich Stellen, wo man dann schneller und besser verdient, ja, das darf man auch nicht unterschätzen. Man darf aber auch die Vorteile des öffentlichen Dienstes nicht unterschätzen.

18:32 Min
Marc Ohrendorf:

Die da wären?

18:34 Min
Christian Wachsmann:

Also für mich einerseits die Arbeitszeit. Also klar, es ist nicht so, dass ich jetzt keine Überstunden machen muss. Das passiert bei mir auch. Aber man hat tatsächlich eine geregelte Arbeitszeit.

NaN
Christian Wachsmann:

Man kann auch am Wochenende hin oder freitags vielleicht einfach mal früher Schluss machen. Es gibt Vorteile, was die Work-Life-Balance angeht, gerade wenn man in den familiären Aspekt geht, Elternzeit, Homeoffice, Teilzeit. Und da ich ja auch als Rechtsanwalt vorher gearbeitet habe, es ist tatsächlich ein sehr viel höherer Arbeitsaufwand als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin als jetzt Verwaltungsjurist in der Verwaltung.

NaN
Christian Wachsmann:

Das kann man, denke ich, schon pauschal so sagen.

19:12 Min
Marc Ohrendorf:

Hm, okay. Gut, und wenn man das jetzt interessant fand, kann man dann sich vielleicht sogar bei dir als Praktikant oder Referendar bewerben?

19:23 Min
Christian Wachsmann:

Das kann man grundsätzlich machen. Also Studenten, die innerhalb des Studiums ein Praktikum machen wollen oder müssen, können sich bei uns bewerben. Wir nehmen auch regelmäßig Referendare an. Wir haben immer eine Referendarin.

NaN
Christian Wachsmann:

Mehr als eine können wir leider nicht aufnehmen. Ja, Referendar, Referendarin. Aber da sind wir mal offen. Also ich habe eigentlich regelmäßig Referendare bei mir.

NaN
Christian Wachsmann:

Jetzt bei Corona-Zeiten war es ein bisschen weniger, weil wir auch teilweise den Platz nicht oder die Möglichkeit bieten konnten, auch wegen Homeoffice und so. Aber dann zieht jetzt alles wieder an.

19:57 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, Christian, vielen Dank, dass du dann hier dir die Zeit genommen hast, diese spannende und auch vielseitige Position mal ein kleines bisschen darzustellen.

20:06 Min
Christian Wachsmann:

Sehr gerne. Danke dir.

20:08 Min
Marc Ohrendorf:

Tschüss.

20:09 Min
Christian Wachsmann:

Tschüss.

Das könnte Dich auch interessieren

featured

IME027: Notwehr nach § 32 StGB (Notwehrlage, Notwehrexzess, Notwehrhandlung, subjektives Rechtfertigungselement) mit Richter am BVerfG Prof. Dr. Henning Radtke

featured

IMR302: LL.M. in Washington, KI als Kollege der Zukunft, Restrukturierung international, Projektmanagement

featured

IMR301: Klimaklagen in der Klausur, RWE-Fall mit peruanischem Bauer vor OLG Hamm, detaillierte Prüfung, strategische Prozessführung, Lösungsmöglichkeiten für Masseverfahren

featured

IMR300: Litigation-Alltag, Streiten wie bei Suits, Mammutverfahren, Wechsel als Team, Teilzeit in der Wirtschaftskanzlei

Nichts verpassen mit dem Abo

QR Code for Apple Podcasts
Direkt zu Apple Podcasts