IMR171: Litigation, Prozessanwalt, Karriere als Eigengewächs
Daniel Hürter, Partner | Redeker Sellner Dahs
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Über diese Episode
Folge 171 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.
In dieser Episode ist Daniel Hürter von Redeker Sellner Dahs aus Bonn zu Gast. Er vertritt Mandantinnen im privaten Baurecht und ist unter anderem Anwalt, weil ihm gerichtliche Auseinandersetzungen Freude machen. Warum hat er nach seinem Einstieg in der Kanzlei zwar die Rolle, aber nie die Sozietät gewechselt? Was macht für ihn seine Tätigkeit aus? Was ist eigentlich ein Urkundenprozess? Warum können Verfahren teilweise schon durch gute ZPO-Kenntnisse gewonnen, aber ohne selbige verloren werden? Welche Rolle spielte seine anwaltliche Beratung beim Kölner Stadtarchiv (sneak peak: es geht um Unterwasserkettensägen!). Antworten auf diese Fragen und wertvollen Input zu Eurer Berufswahl als Anwältin erhaltet Ihr in Folge 171 von Irgendwas mit Recht. Viel Spaß!
00:17:11.995Fallbeispiele aus dem Leben / Erwartungsmanagment
00:23:42.454Kölner Stadtarchiv
00:27:09.489Exkurs: Unterwasserkettensäge
00:27:52.452Einstieg bei Redeker / Anwaltspersönlichkeit erkennen
Über Redeker Sellner Dahs
Redeker Sellner Dahs ist eine unabhängige, mittelständische Sozietät mit Wurzeln in Bonn und heute rund 150 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten an fünf Standorten in Deutschland und Brüssel.
Mandanten vertrauen der Kanzlei vor allem in komplexen Fragen des öffentlichen Rechts, des Bau- und Vergaberechts sowie in prozessintensiven Auseinandersetzungen bis vor den Bundesgerichtshof oder den EuGH. Besonders schätzen sie die Mischung aus wissenschaftlicher Exzellenz, frühem Verantwortungsbewusstsein für Nachwuchsjuristinnen und einer Kultur, in der man sich gegenseitig den Rücken stärkt.
Klingt spannend? Dann klick gleich in unsere IMR-Folgen mit Redeker-Profis rein und hör nach, wie sich Arbeiten zwischen Baustelle, Brüssel und Bundesverfassungsgericht anfühlt!
Recht ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern auch eine Kunst, die mit Intuition und Verantwortung gestaltet wird.
Sneak Peak – Q&A mit Daniel Hürter
Ich habe mir zuerst angesehen, was ich nicht studieren will: BWL verlangte zu viel Rechnerei, VWL noch mehr. In Deutsch und Argumentation war ich stark, und das passte perfekt zum Jurastudium. Schon in den ersten Vorlesungen merkte ich, wie sehr mich das systematische Denken begeistert. Im Rückblick war es ein Glückstreffer – Jura verbindet Sprache, Logik und gesellschaftliche Relevanz ideal.
Mannheim bot mir ein ökonomisch geprägtes Jurastudium, das meine Interessen an Unternehmensstrukturen traf. Nach dem Examen wollte ich internationale Perspektive gewinnen und ging für den LL.M. nach Edinburgh. Dort vertiefte ich grenzüberschreitendes Insolvenzrecht und knüpfte Kontakte, die später für meine Karriere entscheidend wurden.
Ich habe bewusst berufsbegleitend promoviert: drei Tage Kanzlei, zwei Tage Dissertation. So finanzierte ich mich selbst, blieb wissenschaftlich am Ball und bekam gleichzeitig Großkanzlei-Einblick. In der Endphase reduzierte ich auf einen Tag, um die Arbeit konsequent abzuschließen. Dieses Modell war fordernd, aber enorm lehrreich.
Eine hervorragende Mannheimer Vorlesung während der Finanzkrise 2008 hat den Funken gelegt. Jahre später, als mein Gesellschaftsrechts-Standort geschlossen wurde, folgte ich dem Bauchgefühl und wechselte ins Frankfurter Restrukturierungsteam. Dort merkte ich sofort, wie spannend Projektarbeit mit ökonomischem Puls ist – Krisen lösen statt Gutachten schreiben.
Großkanzlei heißt für mich internationale, transaktionsbezogene Teamarbeit unter positivem Druck. Wir setzen uns mit Kolleginnen aus verschiedensten Jurisdiktionen an einen virtuellen Tisch, tauschen Tools und Ansätze und liefern gemeinsam Ergebnisse. Der Spirit lebt von Diversität und Inklusion – alle, vom Wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zur Legal-PA, ziehen am selben Strang.
Wir werden gerufen, wenn es brennt: Zahlungsstockungen, Covenant-Verstöße, Refinanzierungsdruck. Unsere erste Aufgabe ist Ordnung schaffen – Struktur-Chart zeichnen, Haftungspfeile eintragen, Dominoeffekte verhindern. Dann stabilisieren wir Liquidität, holen alle Stakeholder an den Tisch und entwickeln einen Sanierungsplan, der Werte und Arbeitsplätze erhält.
Es gibt rund 15 Krisen-Trigger. Reißt ein Financial Covenant, droht eine Kreditkündigung oder steigen Warenkreditversicherer aus, sollte sofort das Telefon klingeln. Je früher wir einsteigen, desto größer ist der Kuchen, den wir retten können – wartet man bis zur Flamme, wird aus Sanierung schnell Insolvenzverwaltung.
Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn fällige Verbindlichkeiten nicht mehr beglichen werden können. Überschuldung prüfe ich bilanzorientiert: Übersteigen die Verbindlichkeiten das Vermögen, besteht indiziert ein Insolvenzantrag. Beide Tatbestände setzen glasklare Geschäftsführer-Pflichten aus §§ 17, 19 InsO in Gang – daher müssen wir diese Grenzen täglich monitoren.
Der größte Gamechanger ist Verantwortung: Ich bin nicht mehr Arbeitnehmer, sondern Unternehmer. Mandate generieren, Team auslasten, Kanzlei repräsentieren – das liegt jetzt bei mir. Gleichzeitig gewinne ich Freiheit, strategisch die Fälle und Mandanten auszuwählen, die ich spannend finde. Dieses selbstbestimmte Arbeiten motiviert mich enorm.
Wir erleben einen klaren Bewerbermarkt. Junge Kolleginnen wollen Purpose, echte Diversität und vernünftige Arbeitsmodelle – kein „Drehtüreffekt“ mehr. Deshalb bauen wir inklusive Teams, flexible Teilzeitmodelle und ein DE&I-Programm auf. Nur wenn alle Rollen wertgeschätzt werden, bleiben Talente und wachsen mit uns.
Transkript
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
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Marc Ohrendorf:
Herzlich Willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht, eurem Jura-Podcast, in dem wir spannende juristische Persönlichkeiten und Vorbilder
IME027: Notwehr nach § 32 StGB (Notwehrlage, Notwehrexzess, Notwehrhandlung, subjektives Rechtfertigungselement) mit Richter am BVerfG Prof. Dr. Henning Radtke