Dr. Harald Sippel, Associate | Asian International Arbitration Centre
Dr. Harald Sippel berichtet, wie man im internationalen Schiedsrecht Karriere macht, als Schiedsrichter bestellt werden kann, was zu seinem Tätigkeitsbereich gehört und wie ein Schiedsverfahren funktioniert. Höre ferner, welche Vorteile ein solches Verfahren gegenüber herkömmlichen Gerichtsverfahren vor Zivilgerichten bietet und warum es insbesondere im internationalen Rechtsverkehr zwischen Unternehmen Sinn machen kann. Harald berichtet ferner, warum er sich für ein Fernstudium entschied und was er – auch abseits der juristischen Ausbildung – während des Studiums im Ausland gemacht hat.
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Das Asian International Arbitration Centre (AIAC) ist eine unabhängige, nicht-kommerzielle Schiedsinstitution mit Hauptsitz in Kuala Lumpur und rund 60 Mitarbeitenden. Es unterstützt Parteien weltweit – auch viele deutsche Unternehmen – bei der effizienten Beilegung grenzüberschreitender Streitigkeiten durch Schieds-, Adjudikations- und Mediationsverfahren.
Weil die Centre-eigenen Schiedsregeln modern, kostentransparent und besonders auf Infrastrukturprojekte im asiatischen Raum zugeschnitten sind, gilt das AIAC als Türöffner für internationale Geschäftsbeziehungen. Neugierig, wie man dort Karriere macht und was den Alltag einer Schiedsstelle ausmacht? Dann hör gleich in die aktuelle Irgendwas-mit-Recht-Folge rein!
Ohne harte, intelligente Arbeit hat man keine Chance. Die Arbeit macht Spaß, aber der Erfolg kommt nur, wenn man konsequent und schlau an seine Ziele herangeht.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge Irgendwas mit Recht, heute mit Dr. Harald Sippel. Ich grüße dich, Harald.
Hallo, guten Abend nach Köln.
Ja, wie ihr schon hört, ich sitze heute, daher auch die kleine Verzögerung, ich sitze heute in Köln. Harald sitzt in Kuala Lumpur und Harald ist Head of Legal Services bei der dortigen Schiedsinstitution. Dementsprechend möchten wir heute ein bisschen darüber reden, wie man eigentlich im Schiedsrecht Karriere macht, im internationalen Schiedsrecht und aber vor allem auch, wie man im Schiedsrecht Schiedsrichter werden kann.
Aber fangen wir vielleicht mal vorne an, Harald. Was ist denn dein juristischer Background und wo kommst du her?
Ich bin Österreicher, wie deine Hörer wahrscheinlich gut vernehmen können. Ich habe deshalb in Österreich just studiert, also Jura. Ich habe das Studium allerdings, und das ist vielleicht eine Besonderheit, die aber bei mir, bei meinem Pferdegang sehr wichtig ist, habe dieses Studium in Form eines Fernstudiums abgeschlossen.
Jura als Fernstudium.
Wo ich sämtliche Vorlesungen online zur Verfügung gestellt bekommen habe und deshalb nicht ortsgebunden war. Und ich konnte sogar die Prüfungen an Botschaften beziehungsweise Handelskammern im Ausland schreiben, die dann zeitgleich mit den Prüfungen im Präsenzstudium stattfanden.
Das galt für dein gesamtes juristisches Studium? Vielen Dank.
Das galt für mein Grundstudium, also das Diplomstudium, wie das in Österreich heißt, was jetzt gleichzusetzen wäre mit dem Studium in Deutschland, das man mit dem ersten Staatsexamen abschließt. Ich habe dann noch zusätzlich ein Doktoratstudium aus Jura gemacht und habe auch ein MBA gemacht in Korea, das war beides im Präsenzstudium und habe dann auch noch online, und damit sind wir wieder beim Thema Schiedsverfahren, ein Postgraduate Diploma in International Commercial Arbitration gemacht.
Auch das war alles im Kernstudium, weil online.
Fangen wir nochmal vorne an. Das ist ja wahrscheinlich für viele Hörerinnen und Hörer auch interessant, dass man überhaupt auch, anders als in Deutschland, ein Jura im Fernstudium studieren kann. Wie kam es dazu, dass du das gerne im Fernstudium machen wolltest?
Also in Österreich gibt es seit Jahren mittlerweile eine Universität, die das anbietet, die Universität Linz. Die sind sehr innovativ und damals, als ich mit dem Studium begonnen habe, war es das erste Jahr, dass das Fernstudium im Normalbetrieb, also nicht mehr im Probebetrieb, angeboten wurde.
Ich habe selbst, kurz bevor ich mit dem Studium begonnen habe, ein Jahr lang als Austauschschüler in Quebec, in Kanada verbracht und habe dort das Ausland schätzen und lieben gelernt. Und das Fernstudium hat mir die Möglichkeit gegeben, dass ich nicht in Österreich bin, sondern dass ich auf der ganzen Welt bin und eigentlich nebenher machen kann, was ich will, solange es finanziell möglich war.
Und ich habe das vor allem genützt, um während des Studiums um im Ausland Vollzeit Praktika zu machen beziehungsweise auch als Austauschstudent tätig zu sein und dabei eben nicht Zeit zu verlieren, wie das sonst normalerweise der Fall wäre.
Spannend, sehr, sehr spannend. Und wann kam dann die Entscheidung bei dir, dass du gerne dich Richtung Schiedsrecht orientieren würdest?
In Österreich, wenn man da Jura studiert, muss man eine sogenannte Diplomarbeit schreiben. Das ist eine wissenschaftliche Arbeit im Umfang von ca. 70, 80 Seiten. Ich habe die damals im Bereich Schiedsrecht geschrieben, weil das Schiedsrecht für mich ein Thema war, das nicht ein rein juristisches Thema war, sondern ein Thema, bei dem ich Wirtschaft in der Praxis ist und dann auch das Juristische quasi vereinen kann und deshalb habe ich mich dafür interessiert.
Mein Thema war damals und man sieht das dann, dass sich das letztlich wie einen roten Faden in gewisser Weise durch meine Karriere gezogen hat. Mein Thema war damals schwerpunktmäßig Schiedsverfahren in Ostasien und ich konnte damit auch den internationalen Schwerpunkt, der mir wichtig war, damit integrieren.
Wie kam der Ostasien-Bezug zustande bei dir?
Ostasien hat mich schon damals, also wir reden da von den frühen 2000er Jahren, als ich studiert habe, Das hat mich schon immer interessiert. Damals war China bei weitem nicht so wichtig wie heute, aber natürlich dennoch sehr wichtig.
Im Jahr 2001 kam China damals neu zur WTO dazu und mich hat das prinzipiell sehr interessiert. Und weil ich eben dieses Fernstudium gemacht habe, konnte ich auch im Ausland sein und ich habe dann im Jahr 2003 ein Stipendium bekommen für drei Monate chinesisch in Taiwan.
Und das war nicht China, aber war Taiwan. Und das war das erste Mal, dass ich länger in Ostasien war und das hat dann mein großes Interesse geweckt an Ostasien.
Okay, du wusstest also, Ostasien und Schiedsrecht, das könnte was werden sozusagen. Lass uns vielleicht, bevor wir darauf eingehen, wie es denn dann was wurde und wie du da hingekommen bist, was du heute machst, nochmal kurz für die Zuhörerinnen und Zuhörer erläutern, was eigentlich internationales Schiedsrecht meint. Wie würdest du das jemandem erklären, der noch nie davon gehört hat?
Das internationale Schiedsrecht ist eine Art der Streitbelegung, die außerhalb von ordentlichen, also staatlichen Gerichten stattfindet. Das gibt es natürlich nur, weil das Vorteile hat gegenüber staatlichen Gerichten. Welche sind das? Der wichtigste Punkt dabei, vor allem wenn man von internationalen Schiedsverfahren spricht, ist außerhalb von der EU, wenn ich ein Urteil eines staatlichen Gerichts habe, das sagt, die Gegenseite muss mir eine Million Euro zahlen, dann ist das zwar gut und schön, aber ich muss das Urteil irgendwo vollstrecken können.
Wenn ich bei einem staatlichen Gericht bin, dann ist das sehr schwierig, dass das in einem anderen Land vollstreckt wird und wenn das Unternehmen, gegen das ich vollstrecken will, in dem Land, wo das Gerichtsurteil ergangen ist, keine Assets hat, also kein aktives Vermögen hat, dann habe ich zwar ein wunderschönes Urteil, aber es ist nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt ist, wie man so schön sagt.
Im internationalen Schiedsrecht gibt es ein Überabkommen, also ein multilaterales Staatenabkommen, das sogenannte New Yorker Übereinkommen, über die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedsprüchen. Und auf Basis dieses Übereinkommens ist es letztlich relativ einfach möglich, dass man Schiedssprüche, auch wenn sie im Ausland ergangen sind, im Inland anerkennen und dann vollstrecken kann.
Relativ ohne großen Aufwand. Das ist der Hauptvorteil der Schiedsgerichtsbarkeit. Aber ich höre schon, da bahnt sich die nächste Frage an.
Wie kommt man denn als Unternehmen dahin? Also das ist ja ganz schön, dass das geht, aber grundsätzlich könnte man ja sagen, wenn man jetzt mal unbeholfen an die Frage oder an das Thema rangeht, muss sich ein Unternehmen ja nur vor solchen Gerichten verantworten, wo es auch seinen Sitz hat. Wie kommt man denn dennoch zu einem Schiedsgericht?
Das Schiedsverfahren ist Parteienvereinbarungssache. Das heißt, in einem Vertrag den zwei oder mehrere Parteien abschließen oder sagen wir Unternehmen, weil Parteien ist eigentlich immer sehr juristisch und das ist sehr weit weg von der Praxis. Aber man muss sich das so vorstellen, wenn ich in Malaysia sitze, wenn ein malaysisches und ein deutsches Unternehmen einen Vertrag abschließen, dann stellt sich die Frage, na welches Gericht ist eigentlich zuständig oder generell wer ist zuständig im Streitfall? Und da würde man dann idealerweise eine sogenannte Schiedsklausel vereinbaren, wo einfach drinnen steht, jetzt etwas vereinfacht gesagt, sollte es zu Streitigkeiten kommen, dann sind weder die ordentlichen Gerichte in Malaysia noch die ordentlichen Gerichte in Deutschland zuständig, sondern ein Schiedsgericht.
Also ohne Parteienvereinbarung komme ich grundsätzlich nicht zur Schiedsgerichtsbarkeit. Es gibt ein paar Ausnahmen, aber das würde zu weit führen, wenn ich jetzt zwischen zwei Unternehmen mir die Konstellation anschaue, dann brauche ich Vereinbarung der beiden Unternehmen. Das hat auch den großen Vorteil, und das ist der zweite große Vorteil der Schiedsgerichtsbarkeit, wenn ich hier beim Beispiel Malaysia und Deutschland bleibe, ein Unternehmen aus Malaysia wird nicht vor ordentlichen Gerichten in Deutschland prozessieren wollen und umgekehrt.
Bei einem Schiedsgericht habe ich die Möglichkeit, dass ich mich quasi in der Mitte treffe und dass ich auch selbst ein paar Besonderheiten oder wichtige Punkte im Schiedsverfahren von vornherein vereinbaren kann. Kann zum Beispiel, was wird die Sprache des Verfahrens sein, was ist das anzuwendende Recht, wie viele Schiedsrichter entscheiden über den Fall, ist das ein Einzelschiedsrichter oder sind es drei Schiedsrichter etc.
Also auch Vorteile, die kommen gerade dann zur Geltung, wenn ich international Verträge abschließe, Weil dann eben oft weder das Land oder die Gerichte des einen Landes noch die des anderen wirklich eine gute Lösung sind, die eines Dritten eigentlich schon gar nicht. Und wenn ich mir selber zurechtlegen kann, was für meinen möglichen Streitfall das Beste wäre, dann ist das eigentlich ideal für die Parteien dieses Vertrages.
Die Parteien schreiben sich also ihre Regeln, soweit es jedenfalls zulässig ist, sozusagen ein bisschen selbst, unter die sie sich dann unterwerfen möchten. Gibt es denn da, also ja gibt es, kann man ja vorwegnehmen mit Schiedsinstitutionen, Best Practices und vor allem auch Guidelines, an die sich die Parteien dann halten können? Denn es wäre ja ineffizient, wenn jede Partei immer wieder aufs neue Rechtsrat suchen müsste oder jedes Unternehmen Rechtsrat suchen müsste, um erneut neue Regeln für ein eventuelles Schiedsverfahren aufzustellen.
Ja, wie du schon angeklingen hast, Larsenmark, es gibt diese Best Practices und Regeln. Es gibt auf der ganzen Welt verschiedene Schiedsinstitutionen. Eben wie du eingangs erwähnt hast, ich arbeite für eine solche und diese Schiedsinstitutionen stellen Regelwerke zusammen, die schwerpunktmäßig die wichtigsten Teile des Verfahrens regeln.
Da steht beispielsweise drinnen, wie Beweis aufgenommen werden kann, wann ein Schiedsrichter als Befangen gilt, wie der Schiedsspruch auszusehen hat etc. Und Parteien können, müssen aber nicht, aber sie können, wenn sie wollen, sich eben auch durch Vereinbarung einem solchen Regelwerk unterwerfen.
In meinem Fall, ich arbeite für das Asian International Arbitration Center, Würden die Parteien eben in ihrer Schiedsklausel stehen haben, im Streitfall, also wieder etwas vereinfacht gesagt, aber im Streitfall wird ein Schiedsgericht entscheiden, dass nach den Regeln oder nach den internationalen Regeln des Asian International Arbitration Center vorzugehen hat.
Aber du schreibst ja nicht den ganzen Tag Schiedsregeln, sondern deine Arbeit sieht ein bisschen anders aus, oder?
Meine Arbeit sieht anders aus, auch wenn ich gerade involviert war in der Überarbeitung unserer Schiedsregeln. Aber das passiert nicht alle zwei Wochen, auch nicht alle zwei Monate. Meine Arbeit schaut dahin aus, dass ich in meiner Position als Head of Legal Services für alle Streitfälle, die wir als Schiedsinstitution administrieren, verantwortlich bin.
Wobei ich selbst am Fall nicht oder auf den speziellen Streitigkeiten nicht tätig bin, sondern das Ganze eigentlich nur überwache. Man muss sich das so vorstellen, dass eine Schiedsinstitution, die dann ins Spiel kommt, wenn die Parteien vereinbaren, dass das Schiedsverfahren nach den Regeln einer Institution ablaufen soll, dann muss man sich die Arbeit der Schiedsinstitution so vorstellen, dass sie die Schiedsrichter.
Bei der Betreuung des Falles unterstützt. Das Wichtigste ist in dem Fall das liebe Geld. Alle wollen bezahlt werden und auch Schiedsrichter bekommen Honorare. Die Aufgabe der Institution ist es, dass sie von den Parteien des Schiedsverfahrens die Honorare und auch sonstigen Kosten, die für die Institution anfallen, einfordern und dann quasi verwalten.
Das ist aber nur eine der vielen Aufgaben. Es gibt zum Beispiel auch bei Schiedsinstitutionen regelmäßig die Rolle der Überwachung, dass alle Schiedsrichter unabhängig sind von den Parteien, unparteiisch und unabhängig. Wenn es dazu kommt, dass ein Schiedsrichter.
Unter Umständen als Befangen gilt und ein Antrag auf Absetzung gestellt wird von einer Partei, dann kann die Schiedsinstitution eine Entscheidung treffen oder wird die Schiedsinstitution eine Entscheidung treffen. Selbes gilt beispielsweise auch für die Durchsicht und gegebenenfalls Korrektur des Schiedspruchs, der vom Schiedsrichter erlassen wird.
Also es gibt eine ganze Reihe von Tätigkeiten, die eine Schiedsinstitution macht und da bin ich schwerpunktmäßig tätig.
Wie lange dauert so ein Schiedsverfahren in der Regel?
Das hängt wirklich sehr von zum einen der Komplexität des Falles ab. Also Komplexität muss man sich dahingehend vorstellen, wenn ich eine Streitigkeit habe, wo es eigentlich nur darum geht, dass eine Partei nicht bezahlt, obwohl sie Waren geliefert bekommen hat, die unzweifelhaft mangelfrei sind und auch niemals ein Einspruch oder auch nur eine Beschwerde erhoben wurde.
Und es jetzt eigentlich nur darum geht, festzustellen, dass der Verkäufer dem Verkäufer der Kaufpreis zustellt, dann werde ich das Ganze in der Regel sogar ohne Zeugeneinvernahme durchführen können. Ich brauche vielleicht nicht einmal eine mündliche Verhandlung, das wäre sehr einfach.
Das Gegenstück dazu sind milliardenschwere Dreidigkeiten, vor allem, also typischerweise hat man sie in Bausachen. Also die Gruppe Construction Arbitration, die nimmt typischerweise ca. 20% aller Schiedsverfahren ein.
Und da kann es sein, dass ich für einen Zeitraum von 10 Jahren sämtliche Tagesberichte, also Daily Reports heißt das, als Beweisstück vorlege. Also ich habe dann 3600 und ein paar zerquetschte nur Daily Reports als Beweis vorliegen und dementsprechend komplex ist das Ganze.
Es kann auch sein, also in Schiedsverfahren ist es sehr häufig so, dass die Streitigkeiten so komplex sind, dass man Sachverständige braucht, wobei hier der Unterschied zu Gerichtsverfahren dahingehend besteht, dass die Sachverständigen in der Regel nicht von den Schiedsrichtern, also vom Schiedsgericht bestellt werden, sondern von jeder Seite selbst. Und dass einfach dahingehend in gewisser Weise die doppelte Arbeit anfällt, weil jede Seite ihre eigene Meinung hat.
Also das erhöht die Komplexität. Und jetzt um endlich die Frage zu beantworten. Ein einfaches Schiedsverfahren kann durchaus nach drei, vier Monaten fertig sein, wenn es effizient geführt wird vom Schiedsrichter. Aber ein komplexes Schiedsverfahren kann ewig dauern.
Also da reden wir von locker fünf Jahren und mehr.
Du hast jetzt gerade schon angesprochen, dass es einen Schiedsrichter gibt, einen oder mehrere Schiedsrichter. Diese Schiedsrichter werden eben häufig auch von den Parteien benannt und dann gibt es verschiedene Verfahren, wie der Vorsitzende benannt wird. Du selber warst auch schon als Schiedsrichter tätig, oder?
Ja, ich war auch schon als Schiedsrichter tätig und hatte auch das Glück, in jeder Rolle, die es gibt, tätig zu sein. Also es gibt grundsätzlich die Konstellation Einzelschiedsrichter oder die Konstellation Dreier Tribunal. Bei einem Tribunal bestehend aus drei Schiedsrichtern ist es in der Regel so, dass jede Partei einen Schiedsrichter nominiert und dessen Nominierung von der Schiedsinstitution dann bestätigt wird.
Und dann gibt es auch noch einen Vorsitzenden Schiedsrichter, der entweder von der Institution selbst bestellt wird oder von den beiden, von den Parteien nominierten Schiedsrichtern nominiert wird. Und dann eben auch wieder letztlich muss dann in aller Regel die Nominierung von der Schiedsinstitution selbst bestätigt werden.
Und was hast du getan, um Schiedsrichter zu werden? Also da ruft ja wahrscheinlich nicht jemand bei dir an und sagt, hallo, hast du Lust? Sondern du wirst dich ja entsprechend positioniert haben oder wie wird man Schiedsrichter?
Also in aller Regel ist man vorher Parteienvertreter und erarbeitet sich einen Namen. Allerdings gibt es durchaus auch Möglichkeiten, das abzukürzen in gewisser Weise, indem man einfach ein sehr guter Netzwerker ist. Ist und die Leute, die letztlich die Schiedsrichter nominieren bzw.
Bestellen, sehr gut kennt und überzeugt, dass man ein guter Schiedsrichter wäre. Was keinesfalls damit gleichzusetzen ist, dass man sagt zu einer Partei, na wenn ihr mich bestellt, dann sorge ich dafür, dass ihr gewinnt. Also so ist das nicht gemeint, man überzeugt in aller Regel mit Kompetenz.
Und in meinem Fall war es so, oder ist es so, dass meine Kernkompetenz Ostasien ist. Ich habe in Korea gewohnt, mehrere Jahre. Ich habe ein halbes Jahr in Peking gewohnt.
Ich habe in Taiwan gewohnt. Jetzt bin ich eben in Malaysia tätig. Und sehr oft wollen Parteien, beziehungsweise auch Schiedsinstitutionen, Wenn die einen Schiedsrichter bestellen, dann suchen die jemanden, der nicht nur auf juristischer Ebene, sondern auch auf kultureller Ebene in einem anderen Land oder in einem anderen Kulturkreis bewandert ist.
Und das war für mich die Möglichkeit, schon relativ früh an Schiedsverfahren zu kommen, weil an und für sich muss man viele weiße Haare haben, um das zu schaffen. Mein erstes Schiedsverfahren war eine Streitigkeit zwischen einem dänischen und einem koreanischen Unternehmen und ich habe selbst Zeit in Dänemark verbracht und auch eben in Korea und habe mich zumindest in den Grundlagen in beiden Rechtsordnungen auch gut zurechtfinden können.
Und idealerweise schauen Schiedsinstitutionen, wenn es ein Einzelschiedsrichter ist, dass die Person, die dann als Schiedsrichter fungiert, weder aus dem einen noch aus dem anderen Land kommt. Und wenn ich jetzt ein Drittland suche oder jemanden aus einem Drittland suche, der sowohl mit Dänemark und dänischem Recht und dem dänischen vielleicht auch selbst, als auch mit Korea, dem koreanischen Recht und dem koreanischen selbst was anfangen kann, dann wird es schon sehr schwierig.
Weil dann gibt man so viele Leute, die übrig bleiben. Und das war bisher meine, also eigentlich durchgehend meine Strategie, um an Schiedsverfahren zu gelangen, auch wenn es nicht immer so war.
Man könnte also zusammenfassen, dass es viel damit zusammenhängt, dass du dir eine ganz gute Nische gesucht hast, die noch nicht entsprechend vorbesetzt war, oder?
Genau, das war in meinem Fall so. Allerdings, es gibt unter jungen Schiedsrichtern und als junger Schiedsrichter zählt man eigentlich, solange man unter 40 ist, es gibt die Regel, das erste Schiedsverfahren ist leichter zu bekommen als das zweite. Es ist nicht so, dass das erste Schiedsverfahren leicht zu bekommen ist, aber eben relativ leichter als das zweite.
Man kann nämlich sehr viel falsch machen. Wenn es einem allerdings gelingt, dass man das Schiedsverfahren sehr gut macht, das heißt vor allem sehr effizient führt und sehr rasch entscheidet, sodass die Parteien nicht monatelang auf eine Entscheidung warten müssen, dann wissen Schiedsinstitutionen das durchaus auch zu schätzen. Und dann kann es durchaus sein, dass man eigentlich mit dieser Nische letztlich gar nichts mehr zu tun haben muss und trotzdem bestellt wird.
Also bei mir war das bei mehreren Schiedsverfahren so, dass ich mir einfach bei den Schiedsinstitutionen einen guten Ruf erarbeitet habe und sie deshalb auf mich zurückgegriffen haben.
Das heißt, du bist aber auch mittlerweile eigentlich weltweit aktiv mit Fokus Ostasien und Europa, musst aber wahrscheinlich auch recht viel dennoch für den Beruf reisen, oder?
Weltweit aktiv schon, aber nicht als Schiedsrichter, also schön wäre es. Ich bin bisher erst sechsmal bestellt worden und da kann man glaube ich noch nicht von weltweit sprechen. auch wenn sich die Streitigkeiten auf vier Kontinenten abgespielt haben insgesamt.
Ja, man muss sehr viel reisen, weil es ist einfach wichtig, dass man, sehr gut mit anderen Menschen umgehen kann, um das Wort Netzwerken zu vermeiden, weil ich mag dieses Wort nicht, weil es so einen für mich negativen Touch hat, nämlich dahingehend, dass man Leute eigentlich nur darum kennenlernen will oder deshalb kennenlernen will, weil man von den anderen Leuten was will.
Wenn man sich so vorstellt bei Leuten von Schiedsinstitutionen und sagt, ja hallo, ich bin der Harald Zippel, ich hätte gerne, dass ihr mich bestellt, dann sagen die wahrscheinlich, ja danke und auf Wiedersehen. Ist vielleicht nicht so eine gute Strategie.
Besser ist, dass man eigentlich fragt, dass man sagt, ja hallo, ich bin der Harald Zippel, ich interessiere mich für Schiedsverfahren, wie kann ich euch helfen? Das ist wohl ein besserer Ansatz. Und man kann helfen zum Beispiel, indem man in einem anderen Land eine Veranstaltung organisiert oder es muss gar nicht ein anderes Land sein, kann auch in seinem eigenen Land sein.
Das wäre jetzt nur ein Beispiel. Ja und Schiedsverfahren ist sehr international. Wir sind meinem Verständnis nach mit Abstand die Gruppe von Juristen, die mit Abstand am meisten reist. Es finden dauernd irgendwo auf der ganzen Welt irgendwelche Schiedsveranstaltungen statt und es empfiehlt sich sehr, wenn man die regelmäßig besucht, damit man neue Leute kennenlernt, Leute, die man schon kennt, besser kennenlernt und die Beziehung vertieft.
Also das ist sehr wichtig, ja.
Das klingt jetzt natürlich ganz schön spannend und wie du weißt, dient dieser Podcast ja auch dazu, dass man ein bisschen aufzeigt, wie man eigentlich aus dem Uni-Alltag dahin kommen kann, wo unsere Gäste sind. Mit viel Arbeit, mit etwas Zeit und dem einen oder anderen taktischen Move und ja auch natürlich immer ein bisschen Glück.
Was würdest du denn einem Studenten oder einer Studentin irgendwo im Hauptstudium, also so sechstes, siebtes Semester, empfehlen zu tun, um sich Schiedsrecht, internationales Schiedsrecht mal ein bisschen genauer anzuschauen oder um in diese Richtung zu gehen?
Da gibt es durchaus viele Möglichkeiten, dass man schon als Student etwas macht, auch wenn man sich als Student vielleicht nicht so gut fühlt. Hilflos fühlt, wenn man uninformiert ist, weil man sich denkt, ich bin ja nur ein kleiner Student, was soll ich machen? Der einfachste Weg und beste Weg aus meiner Sicht ist, dass man einschlägige Schiedsveranstaltungen besucht.
Sämtliche Schiedsinstitutionen, die was von sich halten, veranstalten regelmäßig, Young Arbitration Beanstaltungen und Young heißt hier in aller Regel unter 40. Es sind aber durchaus auch Studenten dort sehr gerne willkommen und man geht dann einfach hin und redet mit Leuten und kennt so Leute kennen und idealerweise lernt man sie nicht nur kennen, sondern bleibt auch in Kontakt und.
Knüpft dann über Jahre einfach Beziehungen. Es gibt auch regelmäßig Wettbewerbe für Studenten, wo man Aufsätze schreibt, einfach einschlägige Aufsätze im Schiedsrecht. Auch das ist ein sehr guter Weg, wo man mit nicht allzu viel Aufwand durchaus was erreichen kann.
Idealerweise Natürlich, wenn man den Wettbewerb gewinnt, aber selbst wenn man nur teilnimmt, ist es schon eine Möglichkeit, dass man mit anderen Leuten in Kontakt treten kann und dann, wie gesagt, idealerweise auch nicht nur einmal in Kontakt tritt, sondern in Kontakt bleibt. Die häufigste Möglichkeit, die auch sicher die spannendste ist, aber mit riesengroßem Aufwand verbunden, ist, dass man an einem sogenannten Moot Court teilnimmt, der dann idealerweise im Bereich Schiedsrecht sich abspielt.
Dazu hatten wir auch schon mal eine Folge, irgendwas mit Recht, Folge 2 mit Christian Steger. Wenn ihr dahingehend ein bisschen mehr erfahren möchtet, dann können wir, glaube ich, an der Stelle dahin verweisen, was Muting und Mood Quartz alles Gutes für eure Karriere tun können.
Lass uns zum Abschluss vielleicht nochmal auf eine Frage eingehen. Das Ganze klang jetzt so ein bisschen nach Lonely Rider, aber das ist es ja nicht, oder? Also viele Schiedsrichter arbeiten ja auch für größere Kanzleien oder so wie du für Schiedsinstitutionen. Ist das korrekt?
Für Schiedsinstitutionen weniger, also wenn man für eine Schiedsinstitution arbeitet, ist man weniger als Schiedsrichter tätig, weil die eigene Schiedsinstitution kann einen nicht bestellen. Eine andere Schiedsinstitution macht es eigentlich ungern, weil man sich da sagt, ich mag jetzt nicht jemanden von der Konkurrenz bestellen.
Aber es ist durchaus möglich. Die meisten Schiedsrichter sind aber, wie du völlig richtig gesagt hast, sind nicht hauptberuflich Schiedsrichter, sondern sind hauptberuflich Parteienvertreter im Bereich Schiedsverfahren. Und wenn man für eine Kanzlei arbeitet, die Schiedsverfahren macht, dann ist man natürlich in Teams tätig, weil die Verfahren sind in aller Regel so komplex, dass es zumindest eine Einzelperson kaum schafft und oft hat man auch Teams von.
Von fünf bis zu 15, 20 Leuten auf einem einzigen Schiedsverfahren. Es ist also von extremer Wichtigkeit, dass man im Team arbeiten kann, wie es, glaube ich, generell in allen Berufen ist. Ich bin auch selber gerade, schweift jetzt vielleicht vom Thema ab, aber es vielleicht unterstreicht die Wichtigkeit dieses Themas.
Wir erweitern im Moment selber gerade unser Team und ich führe da zu allen Interviews mit den Bewerbern. Und was für mich immer ein ganz, ganz wichtiger Punkt ist, ist einfach, ich stelle mir die Frage, will ich mit dieser Person zusammenarbeiten und will ich mit dieser Person auch, wenn es notwendig ist, um zwei Uhr nachts noch hier sitzen oder will ich das einfach nicht? Wenn ich nicht mit dieser Person um zwei Uhr nachts hier sitzen will, weil mir die Person furchtbar unsympathisch ist, dann kann aus meiner Sicht diese Person oder dieser Bewerber am Papier noch so gut sein und die besten Noten haben.
Das spielt für mich alles keine Rolle. Ich will mit mehreren zusammenarbeiten, mit denen es auch angenehm ist. Und von daher ist Teamwork extrem wichtig.
Ja, das war doch eigentlich ein ganz schönes Schlusswort. Oder gibt es noch etwas, was du den Zuhörern gerne mit auf den Weg geben würdest?
Naja, zwei Punkte. Zum einen hoffe ich, dass in der Folge 2 auch unser gemeinsames Buch über Mood Court Competitions erwähnt wurde, sonst mache ich es nicht.
Nein, wurde es noch nicht.
Oh Gott, das geht doch gar nicht.
Ja, dann bitte. Es ist ja schön, dass ich die Werbung nicht mache, dann nutzt du dann gerne die Plattform.
Du darfst es nicht machen, nachdem das dein eigener Podcast ist. Ich mache es an dieser Stelle. Marc und ich schreiben an einem Buch, das sich nennt Mooting to Win, How to Succeed in International Moot Court Competitions.
Das Buch wird hoffentlich im Sommer 2018 erscheinen. Für alle, die diesen Podcast hören und in Zukunft Moodies, wie das so schön heißt, also Teilnehmer in einer Moodcourt-Competition werden wollen, kauft euch dieses Buch unbedingt. Nicht, weil Marc und ich so wahnsinnig viel Geld daran verdienen, aber weil es einfach das mit Abstand beste Buch über Moodcourt-Competitions ist, ist, dass es dann auf dem Markt geben wird.
Das traue ich mich locker zu sagen, weil ich kenne die anderen Bücher. Die sind nicht vergleichbar. Das ist das eine. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Schleichwerbung.
Nee, es war ja keine Schleichwerbung. Es war ja ziemlich straight out.
Gut, aber ich habe es so reingeschummelt. Das andere, was will ich den Hörern auf den Weg geben? Es hört sich alles, um da jetzt vielleicht Jugendsprache, ich bin ja auch schon Mitte 30, zu verwenden, es hört sich alles wahnsinnig geil an, international und Konferenzen und man chattet um die Welt und man ist dann eine Woche lang, das habe ich jetzt nicht erwähnt, Aber wenn man ein Hearing hat, also eine mündliche Verhandlung, das dauert dann oft ein oder zwei Wochen und man wohnt dann in Singapur im Four Seasons Hotel.
Das hört sich wahnsinnig geil an, um da jetzt ein Jugendwort zu verwenden. Letztlich ist es aber alles, vor allem eins, und zwar wahnsinnig viel Arbeit und wahnsinnig schwere Arbeit. Ohne schwere Arbeit erreicht man gar nichts.
Man muss nicht nur schwer arbeiten, man muss auch intelligent arbeiten. Bei mir war das intelligente Arbeiten, ohne dass ich mich jetzt da zu sehr selbst loben will, aber war es die Nische, die ich mir gesucht habe. Das ist eine Möglichkeit.
Es gibt aber auch noch zig andere Möglichkeiten, wie man sich positioniert und dadurch idealerweise zu einem Kandidaten macht, den eine Kanzlei für den Bereich Schiedsrecht haben will. Es gibt viele Möglichkeiten, aber man muss eben hart arbeiten und intelligent arbeiten, dass man es schafft.
Ohne hartes, intelligentes Arbeiten hat man keine Chance. Und auch wenn die Arbeit wahnsinnig viel Spaß macht. Und dass, ja, ich gebe es zu, durchaus Eindruck schindet und damit eben wieder geil ist, wenn man anderen Leuten sagen kann, ja, nächste Woche fliege ich nach Singapur, weil ich habe dort ein Schiedsverfahren.
Wie gesagt, ohne harte, intelligente Arbeit geht gar nichts. Und ich glaube, das ist etwas, das ich leider bei manchen First-Year-Sosieds dann vermisst habe, die eben dachten, es sei nur geil und nicht harte Arbeit. Von daher will ich das allen Hörern und Hörerinnen auf den Weg geben.
Gut, dann ganz herzlichen Dank. Ich möchte dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten. Schön, dass du dir heute die Zeit genommen hast, um hier mit uns fast eine Dreiviertelstunde zu sprechen, beziehungsweise mit mir zu sprechen und für die Hörer und Hörerinnen eine sehr interessante Folge zu liefern. Ganz herzlichen Dank, Harald.
Ich sage auch Danke. Es ist in der Tat bei mir in einer Minute neun Uhr am Abend. Ich bin immer noch im Büro und werde noch durchaus wahrscheinlich zwei, drei Stunden bleiben. So viel zum Thema harte Arbeit. Ich sage vielen Dank. Es hat auch mir großen Spaß gemacht. Schöne Grüße.
Danke, tschüss.
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