IMR8624. Mai 21
IMR086: Als deutscher Jurist in Skandinavien | Interview Rechtsanwalt

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IMR086: Als deutscher Jurist in Skandinavien | Interview Rechtsanwalt

Maximilian Høines Scriba, Associate | SANDS Advokatfirma DA

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Über diese Episode

Folge 086 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

In der heutigen Folge Eures Jura-Karrierepodcasts kommt Maximilian Høines Scriba zu Wort, der als deutscher Jurist in Norwegen tätig ist. Ob man dafür zwei Examen braucht und wie das Ganze läuft, hört Ihr in dieser Folge. Ferner berichtet Maximilian von seiner tägliche Arbeit und wir gehen auf die Unterschiede zwischen deutscher und norwegischer Kanzleikultur ein. Dabei blicken wir auf einen besonderen Lebensweg und eine bewegte Studienzeit zurück: Bereits im Studium bildete Max sich international fort, war ehrenamtlicher Präsident von ELSA Deutschland, absolvierte ein Auslandssemester in Bergen und schließlich auch eine Referendariatsstation in Oslo. Heute berät er im internationalen Wirtschaftsrecht norwegische sowie deutsche Mandantinnen. Hört rein, wie Maximilian in außergewöhnlicher Weise plötzlich seinen anwaltlichen Eid vor dem deutschen Botschafter leistete und euch schließlich noch den ein oder anderen Tipp für euer Studium gibt. Viel Spaß!

Inhalt:

  • 00:10 Einleitung
  • 00:28 Wie kommt man nach Norwegen?
  • 05:30 Studium in Deutschland, ELSA und Erasmus
  • 09:53 Referendariat und die Entscheidung für Norwegen
  • 15:34 Zulassung und Tätigkeit als Anwalt
  • 23:13 Empfehlungen für das Studium

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Zu Gast

Maximilian Høines Scriba

Maximilian Høines Scriba

Kapitel

  • 00:00:10.423Einleitung
  • 00:00:28.995Wie kommt man nach Norwegen?
  • 00:05:30.645Studium in Deutschland, ELSA und Erasmus
  • 00:09:53.117Referendariat und die Entscheidung für Norwegen
  • 00:15:34.748Zulassung und Tätigkeit als Anwalt
  • 00:23:13.778Empfehlungen für das Studium

Über SANDS Advokatfirma DA

SANDS Advokatfirma DA ist eine mittelständische, landesweit aufgestellte norwegische Wirtschaftskanzlei mit rund 190 Anwältinnen und Anwälten; ihre größten Standorte liegen in Oslo, Bergen und Trondheim, daneben ist sie in Stavanger, Tromsø und Ålesund präsent.

Die Full-Service-Kanzlei berät nationale wie internationale Unternehmen insbesondere in den Bereichen Schifffahrt, Energie, Fischerei, Immobilien und Streitbeilegung und unterhält hierfür auch ein deutschsprachiges Desk.

Was SANDS auszeichnet, ist die enge Verzahnung von projektbegleitender Beratung und Litigation-Expertise sowie eine offene, skandinavisch geprägte Kanzleikultur, die internationale Lebensläufe – wie den des deutschen Kollegen Maximilian Høines Scriba – ausdrücklich fördert.

Neugierig geworden? Dann springt in die Podcast-Folge und hört selbst, wie sich „Irgendwas mit Recht" unter Nordlichtern anfühlt!

"
Ehrenamtliches Engagement außerhalb des Studiums ist extrem wichtig. Es hilft, sich als Person weiterzuentwickeln und zahlt sich im Vielfachen aus – sowohl persönlich als auch gesellschaftlich.

Sneak Peak – Q&A mit Maximilian Høines Scriba

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

Music:

0:10 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht, dem Original-Jura-Karriere-Podcast von LTO und LTO-Karriere. Ihr kennt diese Stimme hoffentlich mittlerweile. Ich bin Marc Ohrendorf und heute spreche ich mit Max. Hallo Max.

0:27 Min
Maximilian Scriba:

Hallo Marc.

0:28 Min
Marc Ohrendorf:

Max, du hast mir geschrieben vor mittlerweile schon acht bis zehn Wochen oder sowas. Es hat immer ein kleines bisschen Vorlauf hier, so eine Produktion. Und hast mir gesagt, du Marc, ich bin deutscher Jurist, aber ich arbeite in Norwegen und darüber sollten wir mal sprechen. Jetzt erzähl doch mal, wie bist du denn da hingekommen?

0:47 Min
Maximilian Scriba:

Ja, erstmal vielen Dank, dass ich mit dabei sein darf. Gerne. Super cool, dass das klappt. Wie du sagst, ich heiße Max, Max Hönesgräber.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich bin seit kurzem als deutscher Rechtsanwalt zugelassen und ich lebe und arbeite aber in Oslo, in Norwegen. Ja, und wie bin ich da hingekommen? Das ist eine sehr lange Geschichte, aber eigentlich auf den Punkt gebracht, meine Frau ist Norwegerin.

1:08 Min
Marc Ohrendorf:

Das hast du aber wahrscheinlich Anfang des Studiums ja auch nicht geplant, oder?

1:12 Min
Maximilian Scriba:

Nee, dass meine Frau Norwegerin ist, hatte ich nicht geplant. Aber sagen wir mal so, ich konnte mir schon immer vorstellen, im Ausland zu leben. Eigentlich wollte ich auch mal ursprünglich in Frankreich studieren, was dann aber wegen einer Ex-Freundin nicht geklappt hat.

NaN
Maximilian Scriba:

Und mir war es auch nie so wichtig, wo ich lebe. Allerdings ist mir jetzt relativ spät aufgefallen, dass das Jurastudium dafür natürlich nicht die beste Wahl ist, wenn man sich vorstellen kann, auszuwandern.

1:36 Min
Marc Ohrendorf:

Das wäre jetzt direkt meine nächste Frage gewesen. Umreiß doch mal kurz, was du da jetzt genau machst. Also du hast gesagt, du bist in Deutschland zugelassener Anwalt. Aber wie funktioniert das in deiner täglichen Praxis?

1:49 Min
Maximilian Scriba:

Ja, also hier in Norwegen... Als deutscher Anwalt zugelassen, kann ich eigentlich voll zum norwegischen Recht beraten. Das ist ganz interessant, dass das geht. Das funktioniert über die Niederlassungsrichtlinie, bei der Norwegen auch ein Teil ist über den EWR.

NaN
Maximilian Scriba:

Das heißt, meine Zulassung habe ich hier registriert, beziehungsweise ich bin noch im Prozess, die zu registrieren. Und sobald die registriert ist, darf ich hier als deutscher Anwalt auftreten und darf dann hier auch in Norwegen vor Gericht auftreten.

2:19 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist ja ganz interessant. Und was machst du da inhaltlich? Also hast du norwegisches Recht dann auch studiert oder machst du was, was sozusagen auch international ganz gut funktioniert?

2:29 Min
Maximilian Scriba:

Norwegisches Recht habe ich nicht studiert, aber sagen wir mal so, in meiner Tätigkeit arbeite ich ganz viel mit Vertragsrecht im internationalen Wirtschaftsrecht. Und da kann man als deutscher Jurist doch sehr gut über die Runden kommen in Norwegen. Das funktioniert ganz gut.

2:45 Min
Marc Ohrendorf:

Das heißt, da hilft dir wahrscheinlich so das deutsche juristische Handwerkszeug und so die Arbeitstechnik eine ganze Menge weiter.

2:53 Min
Maximilian Scriba:

Absolut. Mit der deutschen Methodik und unserer Herangehensweise kommt man hier super voran. Aber man muss schon sagen, dass ich manchmal auch das Gefühl habe, dass wir deutschen Sachen überkomplizieren. Und das ist spannend, denn hier in Norwegen, wenn ich mein Handwerkszeug anlege und nicht fünf, sechs Quellen finde, habe ich aus deutscher Sicht erstmal das Gefühl, hier ist doch irgendwas verkehrt.

NaN
Maximilian Scriba:

Und ich habe das hier nicht ordentlich belegt, meine Rechtsauffassung. Aber in Norwegen gibt es oft gar nicht so viele Rechtsquellen wie im Vergleich zu Deutschland. Und das liegt unter anderem daran, dass das norwegische Recht im Vergleich zum deutschen überhaupt nicht so ausgeforscht ist, weil es hier fast, ja es werden fast keine Doktorarbeiten geschrieben.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich habe die Zahl mal nachgeschaut. Von 1873 bis 2014 wurden in Norwegen insgesamt nur 373 Doktortitel verliehen.

3:46 Min
Marc Ohrendorf:

Ach.

3:46 Min
Maximilian Scriba:

Das ist natürlich eine extrem niedrige Zahl aus einer deutschen Sicht.

3:51 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, also ich würde sagen, das hat die juristische Fakultät in fast allen deutschen Großstädten in der Zeit wahrscheinlich auch geschafft.

3:57 Min
Maximilian Scriba:

Ja. Ja. Gut, hier gibt es auch nur drei juristische Fakultäten, aber dennoch zeigt das, dass man nicht zu jedem Thema eine Doktorarbeit findet. Man findet vielleicht mal eine Masterarbeit, hier wird ja immer Master studiert, aber die Fülle an juristischen Quellen, die es hier gibt, die ist viel geringer.

NaN
Maximilian Scriba:

Das führt dazu, dass man ganz häufig auf sein Grundhandwerkszeug zurückfällt. Und gerade im Vertragsrecht kann man dann mit der deutschen Arbeitsweise doch gute, gute Leistungen erzielen.

4:27 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist doch für dich vielleicht sogar ein Vorteil dann, oder? Dass sozusagen, wenn man mal um den umgekehrten Fall denkt, jetzt kommt jemand nach Deutschland und wir haben hier vielleicht ja auch etwas höhere Anforderungen oder vielleicht ein bisschen engstirnigere Anforderungen, würde ich mal eher formulieren. Und der muss sich da dann total reinfuchsen und ganz nach einem strikten Muster arbeiten.

NaN
Marc Ohrendorf:

Da könnte ich mir vorstellen, dass das umgekehrt für dich ein kleines bisschen leichter ist wahrscheinlich.

4:51 Min
Maximilian Scriba:

Ja, das ist ein bisschen leichter. Und diese Herangehensweise, die ist weder besser noch schlechter in meiner Erfahrung. Die ist einfach anders. Denn egal, ob man jetzt die perfekte methodische Basis für sein Ergebnis hat oder einfach nur mit gutem Handwerkszeug herangeht, es sind schlaue Köpfe dahinter, die sich das überlegen.

NaN
Maximilian Scriba:

Und es funktioniert in der Praxis. Und dem Mandanten ist ja auch oft gut damit geholfen, wenn man einfach eine praktische, gut durchdachte Lösung findet.

5:19 Min
Marc Ohrendorf:

Auf jeden Fall.

5:20 Min
Maximilian Scriba:

Ob das dann die perfekte Methodik im Hintergrund ist und rechtstheoretisch alles perfekt ist an der Stelle, das kann man ja dann im Zweifelsfall in einem Konflikt vor Gericht klären.

5:30 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, dann haben wir ja dem Ganzen jetzt mal so einen kleinen ersten Einblick gegeben. Jetzt würde ich gerne nochmal ein bisschen tiefer mit dir einsteigen. Wo hast du eigentlich studiert?

5:41 Min
Maximilian Scriba:

Ich habe zunächst zwei Jahre in Jena studiert, da im Oktober 2011 angefangen.

5:46 Min
Marc Ohrendorf:

Wie ist das denn in Jena? Ich habe ehrlich gesagt noch nie, glaube ich, mit jemandem gesprochen, der in Jena studiert hat.

5:50 Min
Maximilian Scriba:

Jena ist eine ganz tolle Stadt. 100.000 Einwohner und 25.000 Studenten waren das zumindest zu meiner Zeit. Also eine super lebendige Studentenstadt. Und auch eine tolle Fakultät.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich war da allerdings nur zwei Jahre, wie gesagt. Denn ich bin nach den zwei Jahren dann für eine nach Heidelberg gegangen. In meiner Zeit in Jena habe ich mich sehr bei der European Law Students Association, ELSA, engagiert.

NaN
Maximilian Scriba:

Und ich wurde dann 2013 zum Präsidenten des Deutschen Dachverbandes gewählt. Das ist eine Vollzeitstellung. Das Büro ist in Heidelberg. Und deswegen bin ich dann nach Heidelberg gezogen.

NaN
Maximilian Scriba:

Habe mein Studium für ein Jahr ausgesetzt und da ein Jahr lang. Ehrenamtlich gearbeitet.

6:30 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, da müssen wir dann ein kleines bisschen einsteigen. Also ELSA habe ich auch mal gehört, war bestimmt auch in meinem Studium damals irgendwann mal bei einer Veranstaltung. Viele unserer Zuhörenden werden das auch kennen.

NaN
Marc Ohrendorf:

Aber mal so aus deiner Sicht, denn das ist ja gar nicht so häufig, dass man mal wirklich die Innenperspektive kriegen kann. Was macht denn ELSA und wie sieht die Arbeit dort aus?

6:48 Min
Maximilian Scriba:

Elsa ist ein Verein, der sich einerseits für die Internationalisierung des Jurastudiums einsetzt, in dem Sinne, dass Elsa probiert, vor allem europäische Studenten zueinander zu bringen. Die Ursprünge sind eigentlich noch aus der Zeit vor dem Mauerfall, wo man probiert hat, mit Jurastudenten aus dem Ostbock in Kontakt zu kommen.

NaN
Maximilian Scriba:

Und auch wenn das heutzutage irgendwie ein bisschen weit her scheint, dass man nicht einfach mal schnell nach Tschechien rüberreisen kann zum Beispiel, ist diese Idee aber absolut lebendig. Das heißt, Elsa arbeitet für internationalen Austausch zwischen Jurastudenten, aber auch für eine Ausbildung von Erfahrungen und von Fähigkeiten, die man vielleicht im Jurastudium nicht so lernt.

NaN
Maximilian Scriba:

Also Elsa organisiert Mood Courts, Elsa organisiert Verhandlungswettbewerbe, Elsa organisiert Veranstaltungen in Kanzleien, Elsa hat ein Praktikantenaustauschprogramm, wo man Praktika im Ausland machen kann. Und Elsa ist auch eine Menschenrechtsorganisation.

7:50 Min
Marc Ohrendorf:

Inwiefern?

7:50 Min
Maximilian Scriba:

Elsa hat als Grundschlagwort a just world in which there is respect for human dignity and cultural diversity. Und das zeigt sich dann unter anderem auch darin, dass man einen Mutkurs zur Europäischen Menschenrechtskonvention hat.

8:04 Min
Marc Ohrendorf:

Und deine Arbeit als Vorsitzender dort, da hast du dann Dinge organisiert oder wahrscheinlich viel koordiniert. Wie sah das genau aus?

8:11 Min
Maximilian Scriba:

Ja, die Präsidentenrolle, also man heißt da Präsident, das ist eine organisatorische Rolle. Also inhaltlich habe ich da nicht besonders viel gemacht, sondern dafür gesorgt, dass Elsa gut gegenüber seinen Partnern repräsentiert ist. Wir haben viele Großkanzleien und Verbände, die uns unterstützen.

NaN
Maximilian Scriba:

Und dann habe ich natürlich auch den Vorstand gemanagt. Wir waren anfangs sieben und dann sechs Leute im Bundesvorstand, die alle gemeinsam da in Heidelberg ein Jahr lang gelebt haben. Und wenn man sich das mal so vorstellt, so sieben Studenten, die dann plötzlich so einen Verein mit 10.000 Mitgliedern leiten sollen, das kann schon mal chaotisch werden.

NaN
Maximilian Scriba:

Also das war ganz viel spannende Vorstandsarbeit. Ja.

8:54 Min
Marc Ohrendorf:

Und von da an hast du dann mit deinem ersten Examen weitergemacht, nehme ich an?

8:59 Min
Maximilian Scriba:

Nach dem Jahr bin ich dann nicht zurück nach Jena, unter anderem, weil mir dieses Jahr nicht auf dem Freischuss anerkannt werden würde in Jena. Und dann bin ich nach München gegangen an die LMU. Aber bevor ich noch in München angekommen bin, habe ich entdeckt, dass sie einen Erasmusplatz hatten für Bergen, wo meine damalige Freundin dann auch studierte.

NaN
Maximilian Scriba:

Und dann habe ich mir gedacht, ja, das nehme ich doch noch mit, obwohl ich jetzt schon ja ausgesetzt habe. Bin nach München für vier Monate, habe da schnell noch einen Schein gemacht und dann bin ich im Januar 2015 für ein halbes Jahr nach Bergen, nach Norwegen gegangen.

9:33 Min
Marc Ohrendorf:

Und hast du dann in Bergen deine damalige Freundin, jetzt Frau, kennengelernt oder war das schon vorher ein Ding?

9:39 Min
Maximilian Scriba:

Wir kannten uns schon vorher. Die war auch Elsanerin, die war bei Elsanorwegen aktiv und wir haben uns da auf internationalen Treffen in ganz Europa kennengelernt.

9:47 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, das heißt, so kam dann aber ursprünglich mal der Kontakt zustande und dann auch irgendwo so ein bisschen durch Bergen natürlich dann und deinen Aufenthalt dort dann auch deine Liebe fürs Land und vielleicht sogar ja schon die Option ins Spiel, dass du eines Tages mal in Norwegen arbeiten und leben könntest. Oder hast du das erst viel später in Erwägung gezogen?

10:06 Min
Maximilian Scriba:

Also wenn du meine Frau fragst, dann war das von Anfang an klar, dass ich in Norwegen enden würde. Für mich war das vielleicht nicht ganz so klar. Ja, aber der Gedanke, ja, der war schon da.

NaN
Maximilian Scriba:

Wie gesagt, mir war das nie so wichtig, wo ich irgendwann mal leben würde. Und Norwegen hat mir schon extrem gefallen. Diese Zeit in Bergen war ganz toll, wie das so ist bei Erasmus.

NaN
Maximilian Scriba:

Man hat natürlich auch viele Freiheiten. Aber Bergen ist so eine ganz, auch eine sehr lebendige Studentenstadt, ähnlich wie Jena, aber mit ganz, ganz viel Natur außenrum. Und wir waren da ganz viel wandern und hatten einfach eine fantastische Erasmus-Zeit.

NaN
Maximilian Scriba:

Und ich habe da auch ganz viel Norwegisch gelernt.

10:44 Min
Marc Ohrendorf:

Das dann wahrscheinlich die Grundvoraussetzung war dafür, dass du heute dort auch gut tätig sein kannst.

10:50 Min
Maximilian Scriba:

Ja, absolut. Sprachkenntnisse sind unerlässlich. Wenn man nicht schon eine extreme Spezialkompetenz mitbringt, dann kann man sich hier auch auf Englisch gut durchschlagen. Alle sprechen ja hier super Englisch in den skandinavischen Ländern. Aber grundsätzlich sind die Sprachkompetenzen als Jurist sowieso unerlässlich.

11:08 Min
Marc Ohrendorf:

Und dann hast du aber gesagt, nee, du machst jetzt doch noch ein zweites Examen. Wäre das auch mit einem nur ersten Examen eigentlich gegangen, dann rüber zu gehen?

11:15 Min
Maximilian Scriba:

Ja, darf ich nochmal kurz ausholen an der Stelle?

11:18 Min
Marc Ohrendorf:

Na klar.

11:18 Min
Maximilian Scriba:

Also ich bin dann erst zurück nach München, habe nochmal einen Schwerpunkt gemacht. Da habe ich internationales Privatrecht gewählt, glücklicherweise. Nicht eigentlich mit dem Gedanken, dass ich ins Ausland möchte, sondern weil Professor Brödermann, einer der Beiräte von ELSA Deutschland, mir damals ein IPR-Buch geschenkt hat und gesagt hat, Herr Skryba, Sie müssen ein IPR im Schwerpunkt machen.

NaN
Maximilian Scriba:

Dann habe ich das auch gemacht, aber das hat sich als extrem wertvoll erwiesen. IPR wurde ja auch schon in anderen von deinen Podcast-Folgen angepriesen und ich kann mich da nur anschließen. Es ist fantastisch, dieses Fach und es ist auch meine akademische Leidenschaft zusammen mit dem internationalen Prozessrecht.

NaN
Maximilian Scriba:

Genau, habe ich ein Jahr diesen Schwerpunkt gemacht und dann ging es ins Rap für eineinhalb Jahre. Ich habe eineinhalb Jahre Rap gemacht, weil ich mir von Anfang an gedacht habe, ich schreibe nur einmal, aber dann richtig. Auch wenn man ja in Bayern einen Verbesserungsversuch hat.

NaN
Maximilian Scriba:

Aber ich wollte nur einmal schreiben. Und es hat dann zum Glück auch ganz gut geklappt. Aber in dieser Zeit, da waren diese Überlegungen, die du angesprochen hattest. Mache ich noch ein zweites oder gehe ich direkt nach dem ersten hoch? Die waren ganz aktuell.

NaN
Maximilian Scriba:

Und da ich noch keine juristische Erfahrung in Norwegen hatte, habe ich mir dann erstmal für die Zeit nach dem schriftlichen, also zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung, Praktika in Norwegen organisiert. Na, clever.

NaN
Maximilian Scriba:

Da war ich dann für einen Monat bei Siemens und für einen Monat bei der Kanzlei, für die ich jetzt arbeite, bei Sands. Und da hat sich schon gezeigt, ja, das kann vielleicht funktionieren, auch wenn das in dem Zeitpunkt ziemlich herausfordernd ist, weil man natürlich diese juristische Sprache erst wirklich durch die Praxis lernt.

12:49 Min
Marc Ohrendorf:

Verstehe.

12:49 Min
Maximilian Scriba:

Ich bin dann zurück, habe die Münchner Prüfung gemacht und habe mir dann gedacht, ach, jetzt machst du doch auch noch das zweite Examen, dann hast du die solche Zulassung und das wird sich irgendwie auszahlen.

13:01 Min
Marc Ohrendorf:

Und das war dann einfach mal so gerade machen, weil ich meine, da braucht es ja schon ein gewisses, wie soll man sagen, Durchhaltevermögen für. Das ist ja jetzt so ganz so leicht jetzt auch nicht, nochmal da zwei Jahre, zwei Jahre und ein paar Monate auch reinzuhauen entsprechend.

13:17 Min
Maximilian Scriba:

Da sagst du was. Also hätte ich vorher gewusst, wie herausfordernd und anstrengend das wird, hätte ich vielleicht doch nicht das zweite gemacht, sondern wäre direkt hochgegangen. Aber dass das so anstrengend wurde, lag vielleicht auch daran, dass dann Corona kam und das natürlich Reisen extrem erschwert hat.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich war nämlich eigentlich schon mehr oder weniger ausgewandert, dann ja fast nach den schriftlichen Prüfungen und habe dann aber das Glück gehabt, dass ich direkt im Oktober 2018 in Hamburg dem REF anfangen konnte und ja, dann bin ich so ein bisschen gependelt. Also ich hatte natürlich meine Basis dann in Hamburg, vor allem für die Station, die ich in Hamburg machen musste.

NaN
Maximilian Scriba:

Aber viele der Wochenenden habe ich dann natürlich in Norwegen verbracht. Hamburg gibt einem große Freiheiten für das REF. Man kann bis zu zwölf Monate im Ausland verbringen. Das war auch eine der Hauptgründe, weshalb ich nach Hamburg wollte.

NaN
Maximilian Scriba:

Und ich habe dann probiert, auch so viel wie möglich vom REF in Norwegen zu machen. Das hat sich dann natürlich in der Examsvorbereitung oder im Examen selbst gezeigt, zeigt, dass das vielleicht für das Examen, für die Note nicht die beste Wahl war. Aber mein Ziel war ja, im Ausland, in Norwegen, mir einen Job zu sichern.

NaN
Maximilian Scriba:

Und da die Norweger dieses Thema mit dem zweiten Examen überhaupt nicht kennen und damit auch die Note nicht kennen... War die Note zweite Priorität. Erste Priorität war Erfahrung sammeln in Norwegen, die Sprache verbessern und möglichst auch einen Job landen.

14:42 Min
Marc Ohrendorf:

Und da wusstest du dann, als du geschrieben hast, schon, dass das geklappen wird oder schon geklappt hatte? Oder wie war dann da dein Timing? Wusstest du da noch bangen?

14:51 Min
Maximilian Scriba:

Ich hatte das Glück, dass ich nach meiner Anwaltsstation, da war ich drei Monate bei der Kanzlei, bei der ich jetzt bin, schon da unterschrieben habe. Und das war ein ganz schöner Luxus, der mir auch viel Druck genommen hat.

15:01 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, das ist auch schön. Schön, ja. Das gibt es in Deutschland ja nur ganz vereinzelt mal. Die meisten warten dann ja doch nochmal die Examina und vor allem auch die Noten ab.

NaN
Marc Ohrendorf:

Da würden sich manche wahrscheinlich auch wünschen, schon mal so ein kleines bisschen, ja, also für den Fall des Bestehens natürlich nur, aber dennoch so ein bisschen den Druck genommen zu haben, dass man weiß, man kommt dann danach ja auch wo unter. Wobei man natürlich sagen muss, momentan sind die Berufsaussichten ja auch auf dem deutschen Anwaltsmarkt für Berufseinsteiger sehr, sehr gut.

NaN
Marc Ohrendorf:

Gut, sag mal, du hast mir geschrieben zwischendurch, als wir im Vorfeld zum Interview so ein kleines bisschen gesprochen haben, ich muss jetzt mal gucken, weil ich muss jetzt irgendwie hier Anwalt werden und das ist gerade schwierig mit Corona und ich weiß nicht, ob ich zum Konsulat muss oder ob ich nach Deutschland fliegen kann und überhaupt. Überhaupt.

NaN
Marc Ohrendorf:

Hier in Deutschland, für diejenigen der Zuhörenden, die es vielleicht noch nicht ganz so wissen, da wird man Anwalt, indem man ein paar Formulare ausfüllt, wenn man zwei Examina hat, zur Anwaltskammer geht, dann gibt es da so eine kleine Zeremonie, da muss man seinen anwaltlichen Eid leisten und dann ist man Anwalt. Aber wenn man jetzt in Norwegen sitzt, was hast du denn eigentlich gemacht?

16:00 Min
Maximilian Scriba:

Ja, das war eine Herausforderung. Denn wie du sagst, einfach mal schnell nach Frankfurt reisen, um dann einen Satz zu sagen, den Eid, sich die Urkunde abzuholen und wieder zurückzureisen, war natürlich in Zeiten, wo man dann zwei Wochen Quarantäne in Deutschland und zwei Wochen Quarantäne in Norwegen hatte, nicht besonders einfach. Ich habe dann erstmal probiert, ob einer der Kammern in Deutschland Interesse daran hat, diese Vereidigung digital durchzuführen.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich habe dann probiert zu argumentieren, dass der Wortlaut von 12a bravo, wo die Vereidigung geregelt ist, das zulässt. In dem steht aber, dass das vor der Rechtsanwaltskammer passieren muss. Der Eid muss vor der Rechtsanwaltskammer abgelegt werden.

NaN
Maximilian Scriba:

Und da war keine der Kammern, mit denen ich gesprochen habe, bereit, das so auszulegen, dass man das auch digital machen konnte. Leider. Aber glücklicherweise war die Rechtsanwaltskammer Frankfurt und die Deutsche Botschaft in Oslo, die waren so flexibel, dass ich dann meinen Eid vor dem deutschen Botschafter hier in Oslo ablegen konnte.

16:59 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, interessant.

16:59 Min
Maximilian Scriba:

Und das war nicht, weil er der Botschafter ist, sondern weil er der einzige Volljurist war hier. Und dann habe ich vom Botschafter mein Eid abgelegt, habe meine Urkunde bekommen und bin seitdem in Deutschland zugelassen.

17:11 Min
Marc Ohrendorf:

Eigentlich eine ganz coole Story.

17:13 Min
Maximilian Scriba:

Ja, war ganz nett, ein Käffchen zu trinken mit einem deutschen Botschafter. Der hatte das auch noch nie gemacht, der fand das auch ganz, ganz interessant.

17:21 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, ist doch schön. Also so spielt manchmal dann das Leben, wenn dann auch noch Corona dazu kommt. Und sag mal, neulich hast du geschrieben auf LinkedIn, Norwegen ist ein kleines Land, weil du jetzt als Berufsanfänger dort schon in einem der größeren juristischen Werke bzw. In einer der Medien dort auftauchtest. Was hat es denn damit auf sich eigentlich?

17:45 Min
Maximilian Scriba:

Ja, das ist so eine kleine Anekdote, die fand ich ganz interessant aus deutscher Sicht. Es ist wohl so eine Tradition hier, dass die Kanzleien, die größeren, auf einem der größten Newsportale für juristische Nachrichten, ähnlich wie LTO Online oder Juve, bekannt geben, dass man neue Associates angestellt hat.

NaN
Maximilian Scriba:

Nicht nur Associates, sondern völlig unabhängig davon, wo man auf der Karriereleiter steht, wird man neu angestellt, dann wird das da veröffentlicht. Und ich habe mir nur vorgestellt, wie das dann aussehen würde, wenn jeder neue Berufsanfänger auf LTO online veröffentlicht würde.

NaN
Maximilian Scriba:

Und das wäre natürlich in Deutschland ein ganz schönes Toho-Wabohu auf der Seite von LTO.de. Und deswegen habe ich dazu so einen kleinen Post abgelassen. Aber das Ganze ist eigentlich symptomatisch für zwei Sachen.

NaN
Maximilian Scriba:

Zum einen zeigt das, dass der Rechtsmarkt in Norwegen doch relativ klein ist und man kennt sich hier und bei fünfeinhalb Millionen Einwohnern ist das auch nicht so überraschend. Aber es zeigt auch, dass es doch eine relativ flache Hierarchie gibt, wenn man hier auch den Berufsanfänger, der gerade aus dem Studium kommt, auf so einer Homepage veröffentlicht.

NaN
Maximilian Scriba:

Und die flache Hierarchie, die gibt es hier tatsächlich im Vergleich zu Deutschland. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich an meinem ersten Tag im Praktikum bei der Kanzlei Sands, bei der ich jetzt bin, als junger Praktikant da beim Mittagessen saß in der Kantine und dann setzte sich ein Partner neben mich und ich war erstmal, uch, was passiert denn jetzt? So, das war ich nicht wirklich gewohnt aus Deutschland.

NaN
Maximilian Scriba:

Und er hat sich dann eine halbe Stunde mit mir unterhalten und das war alles total entspannt und das ist total normal. Man arbeitet hier auch viel direkt mit dem Partner zusammen. So, ja, diese ganzen Hierarchiesachen, die gibt es hier irgendwie nicht so wirklich.

NaN
Maximilian Scriba:

Das ist ein bisschen schwierig zu erklären, wie sich das tatsächlich auswirkt, aber es ist einfach etwas entspannter. Es gibt hier ja zum Beispiel auch kein Sie, also in der Sprache. Das gibt es zwar in der Theorie, aber das wird nicht mehr benutzt.

NaN
Maximilian Scriba:

Und allein das entfernt schon einige dieser formellen Barrieren, die wir in Deutschland haben.

19:43 Min
Marc Ohrendorf:

Ich habe mal, das habe ich glaube ich hier noch nie so richtig erzählt, wir gehen da auch nur ganz kurz drauf ein, ich habe mal zwei Jahre lang in Kopenhagen gewohnt und hatte da auch ein paar Kontakte zu Kanzleien dort und relativ viele Freunde dort, auch heute noch. Und was mich immer fasziniert hat, war, wie unfassbar gut die Kantinen in den Kanzleien waren.

NaN
Marc Ohrendorf:

Also erstmal die Tatsache, dass es überhaupt Kantinen gibt, das ist ja in der deutschen Kanzlei nicht unbedingt selbstverständlich, im Gegenteil, ist eher der Regelfall, dass es das nicht gibt und auswärts Mittag und Abend gegessen wird. Und dann gab es jedenfalls in Kopenhagen damals auch so einen kleinen Battle.

NaN
Marc Ohrendorf:

So, wer hat die beste Kantine? Ist das eigentlich bei euch auch ein Ding?

20:17 Min
Maximilian Scriba:

Ja, das ist ein Ding. Und aus meiner Sicht spielen wir da ganz oben mit. Also die Kantine ist fantastisch.

20:24 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist aber doch ganz schön, oder? Dass man da auch so einen Ort hat, wo man zusammenkommt und sich auch dann sieht und ein bisschen begegnet und sich vielleicht auch austauscht, so abseits der Konferenzräume. So stelle ich mir das jedenfalls immer vor.

20:37 Min
Maximilian Scriba:

Absolut. Das geht jetzt leider natürlich nicht während Corona, weil wir alle im Homeoffice sitzen. Aber in der Zeit, in der ich dort als Referendar war und als Praktikant, habe ich das natürlich mitbekommen. Und das ist ein toller Ort, um sich auszutauschen.

NaN
Maximilian Scriba:

Die jüngeren Angestellten machen da Quiz beim Lunch und es ist ein sehr lebendiger Ort in der Kanzlei.

20:59 Min
Marc Ohrendorf:

Und sag mal, hast du eigentlich dann auch mit deutschstämmigen Mandanten oder Mandaten zu tun? Also bist du so ein bisschen auch German Desk oder spielt da dein Background jetzt zunehmend weniger eine Rolle?

21:09 Min
Maximilian Scriba:

Also mein persönlicher Karriereplan war, dass ich möglichst hier hinkomme und nicht davon abhängig bin, dass ich mit deutschen Mandanten arbeiten muss. Aber wir haben natürlich einen German Desk und sind da auch ziemlich aktiv und wir beraten sowohl norwegische Unternehmen, die nach Deutschland gehen oder mit Deutschland zu tun haben im weitesten Sinne, als auch deutsche Unternehmen, die nach Norwegen kommen.

NaN
Maximilian Scriba:

Und da bin ich ganz aktiv mit dabei. Und ja, es ist eine interessante Stellung, weil es oft gar nicht so juristisch ist, was wir machen, sondern viel Kommunikation, viel Arbeit weiter delegieren an die Experten, die wir bei uns in der Kanzlei haben und dann auch viel erklären, was sind denn eigentlich die Unterschiede, die Hauptunterschiede.

NaN
Maximilian Scriba:

Wir hatten einen ganz interessanten Fall, wo wir für einen norwegischen Mandanten in Deutschland eine Sicherungsvollstreckung durchführen sollten, um Gerichtskosten von einem nicht rechtskräftigen Urteil in Deutschland vorläufig zu sichern. Und das funktioniert in Norwegen ganz anders, weil in Norwegen kriegt man dafür eine Art Pfandrecht, wenn es in Deutschland über eine Sicherungsvollstreckung läuft.

NaN
Maximilian Scriba:

Und diese Unterschiede zu erklären, die Unterschiede zwischen dem deutschen Zwangsvollstreckungssystem und dem norwegischen Zwangsvollstreckungssystem, was nicht überraschend viel weniger formell ist als das deutsche, das war eine interessante Herausforderung. Und da geht es dann, wie gesagt, viel darum, gut zu kommunizieren, diese kleinen kulturellen Unterschiede auch mitzukommunizieren, warum jetzt der Richter dann nochmal zurückkommt in Deutschland und warum das nicht reicht, wenn man hier einfach mal elektronisch unterschreibt, sondern man doch lieber, damit der Richter sich nicht beschwert, eine händische Unterschrift braucht, lauter so kleine Sachen.

NaN
Maximilian Scriba:

Und das ist extrem lehrreich, diese Arbeit. Das ist so Rechtsvergleichung in der Praxis. Jeden Tag lernt man sein eigenes Recht besser kennen, dadurch, dass man sich mit dem fremden Recht beschäftigt. Das macht extrem viel Spaß.

22:59 Min
Marc Ohrendorf:

Und man sieht auf einmal auch, dass nicht alles gegen die Wand fährt, wenn man Dinge vielleicht ein kleines bisschen anders strukturiert und gestaltet.

23:05 Min
Maximilian Scriba:

Absolut, absolut.

23:07 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, jetzt hast du einen ganz besonderen Werdegang, den man jetzt hier wirklich nicht sozusagen als typisch beschreiben kann und den man deswegen auch nicht so richtig empfehlen kann, weil das ja auch bei dir private Gründe hatte, warum du eben dort gelandet bist. Aber vielleicht doch nochmal so rückblickend für die Zuhörenden hier.

NaN
Marc Ohrendorf:

Was ist dein Tipp fürs Jura-Studium, sagen wir mal, wenn Corona vorbei ist? Was war wirklich gut? Was würdest du immer wieder empfehlen und wo würdest du sagen, ach, das hätte man auch nicht unbedingt so ausführlich vielleicht machen müssen?

23:35 Min
Maximilian Scriba:

Immer wieder empfehlen würde ich ehrenamtliches Engagement außerhalb des Studiums. Sei es in, was gerade super aktuell ist, in irgendwelchen Legal Tech Verbänden oder in Gratis-Rechtsberatungen oder bei ELSA. Das ehrenamtliche Engagement neben dem Studium ist extrem wichtig.

NaN
Maximilian Scriba:

Wenn man jetzt rein auf sich selbst schaut, hilft es einem extrem, sich als Person weiterzuentwickeln. Man lernt unglaublich viel. Es ist so gebend. Und den Einsatz, den man bringt, womit man oft auch noch was Gutes macht, der zahlt sich für einen selbst im Vielfachen aus, wenn man das aus dieser ganz egoistischen Perspektive betrachtet, was ja häufig passiert.

NaN
Maximilian Scriba:

Und wenn man es aus der gesellschaftlichen Perspektive betrachtet, muss das sowieso geschehen. Also das kann ich nur empfehlen. Da darf man keine Angst haben, dass das auf Kosten des Studiums geht.

NaN
Maximilian Scriba:

Was ich auch immer wieder machen würde, ist IPR als Schwerpunkt wählen. Natürlich sollte man dann nach eigenen Präferenzen gehen, aber was mir besonders gefällt am IPR und was mir auch für die Examsvorbereitung und für das Examen extrem geholfen hat, ist dieser Gedankengang, dass man die Rechtsinstitute auf das herunterbrechen muss, was sie eigentlich sind und nicht sich hinter irgendwelchen Begriffen verstecken kann.

NaN
Maximilian Scriba:

Denn wenn man die Rechtsinstitute über Grenzenwert vergleicht, dann kann man nicht sagen, das Beispiel, was wir eben hatten, in Deutschland ist das eine Sicherungsvollstreckung, in Norwegen ist das ein Pfandrecht. Da muss man erklären, was bedeutet das denn eigentlich, dieser Begriff Sicherheitsvollstreckung? Ist das das gleiche wie in Norwegen? Und so weiter und so fort.

NaN
Maximilian Scriba:

Und dieses Herunterbrechen und Verstehen, was ist dieses Institut eigentlich, hat mir für das Zivilrecht unglaublich viel gebracht in der Examsvorbereitung, weil man viel besser versteht, was man eigentlich will, was das Gesetz eigentlich will an dieser Stelle. Und das hilft einem unglaublich viel weiter und es macht unglaublich viel Spaß, das grenzüberschreitende Arbeiten und diese tägliche Rechtsvergleichung.

NaN
Maximilian Scriba:

Noch eine Sache, wo man vielleicht ein bisschen offener sein kann. Das deutsche Referendariat ist zwar eine coole Sache und man kriegt ganz viele Einblicke, aber gerade wenn man international arbeiten will, darf man nicht Angst davor haben, auch zu probieren, in einem anderen Land eine Zulassung zu kriegen. Nach England gegangen und haben dann da, waren dann Trainee-Solicitor dort.

NaN
Maximilian Scriba:

Ich hätte auch nach Norwegen gehen können und hier als Advokat von MACD, heißt das auf norwegisch, also sozusagen norwegischer Referendar werden können.

25:56 Min
Marc Ohrendorf:

Die übrigens deutlich besser bezahlt werden als deutsche Referendare?

25:59 Min
Maximilian Scriba:

Ja, ja, ja. Aber die arbeiten ja auch Vollzeit. Das ist eine Sache, wo man ein bisschen mehr offen sein darf. Gerade wenn man international gepolt ist und die Sprachkenntnisse mitbringt. Und Sprachen lernen, Sprachen lernen, Sprachen lernen.

26:14 Min
Marc Ohrendorf:

Schönes Schlusswort, Max. Vielen herzlichen Dank, dass du hier mal wieder eine kleine Nische ausgeleuchtet hast, die es auch geben kann, wenn man in Deutschland Jura studiert hat. Und ich bin so froh, dass der Podcast ein Nischenmedium ist, denn er kommt in genau diese Nischen hinein.

NaN
Marc Ohrendorf:

Weiterhin dir ganz viel Erfolg in Norwegen und vielen herzlichen Dank. Bis dann. Tschüss.

26:35 Min
Maximilian Scriba:

Vielen Dank. Tschüss.

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