Dr. Stanislaus Jaworski, Partner | Nordemann
In Episode 216 Eures Jurapodcasts kommt der IP-Rechtler und dreifache Vater Dr. Stanislaus Jaworski zu Wort und berichtet darüber, wie er Familie und Beruf verbindet. Wie kam es, dass er schon als Schüler im familieneigenen Betrieb Führungsverantwortung übernahm? Durch welchen Impuls entschied er, Jura zu studieren? Wie kam es, dass er sich für das IP-Recht interessierte und dort seinen Weg zum Partner einschlug? Wann kam sein erstes Kind zur Welt und wie managed er heute das Leben als Partnern sowie mit drei Kindern? Warum ist Flexiblität ein Muss und wie sieht dies bei ihm privat als auch im beruflichen Umfeld konkret aus? Antworten auf diese Fragen sowie eine persönliche Perspektive auf den Beruf des Rechtsanwalts erhaltet Ihr in dieser Folge von Stan. Viel Spaß!
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Nordemann ist eine auf IP, IT- und Medienrecht spezialisierte mittelständische Sozietät mit Hauptsitz in Berlin und einem weiteren Büro in Potsdam. Mit rund 35 Anwältinnen und Anwälten plus wissenschaftlichen Mitarbeitenden berät die Kanzlei nationale wie internationale Unternehmen, Start-ups, Kulturbetriebe und öffentliche Einrichtungen umfassend zu Schutzrechten, Lizenzierungen, Digital-Business-Fragen und Litigation.
Besonders geschätzt wird Nordemann für die wissenschaftliche Tiefe vieler Partnerinnen und Partner, die regelmäßig als Kommentatoren und Gutachter auftreten, sowie für ihre flexible, teamorientierte Arbeitskultur mit viel Raum für individuelle Karrierewege. Lust auf mehr Einblicke? Dann klickt auf Play und hört in unsere aktuelle Irgendwas mit Recht-Folge hinein – Ohrstöpsel rein, NDAs raus!
Vereinbarkeit heißt nicht weniger zu tun, sondern trotz der Herausforderungen den Beruf mit der Familie zu verbinden, auch als Teilzeitpartner in der Kanzlei.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht. Mein Name ist noch immer Marc Ohrendorf und heute habe ich das große Vergnügen mit Dr. Stanislaus Jaworski zu sprechen. Hallo Stan, Stan, Stan oder Stan? Damit fangen wir mal an.
Stan, das ist eine ganz wichtige Frage. Einfach nur Stan mit deutschem A.
So, du hast mich angesprochen.
Kinder, was subjektiv sehr viel ist und eigene Kanzlei ist vielleicht übertrieben. Also ich bin Mitgründungspartner und Partner in der Kanzlei Nordemann. Und ja, das Thema Vereinbarkeit hat mich persönlich schon länger rumgetrieben, weil ich natürlich selbst betroffen war und relativ auch schnell gemerkt habe, dass es eher so ein, Frauenthema ist in der öffentlichen Wahrnehmung und weniger ein Männerthema, was ja sehr schade ist, weil dadurch auch gleichzeitig den Vätern ein bisschen die Möglichkeit genommen wird, sich in der Familie so zu engagieren, wie sie es vielleicht gerne hätten.
Gut, jetzt könnte man zum einen natürlich sagen, es gibt eine gewisse Notwendigkeit, dass biologisch bedingt erstmal Frauen zu Hause bleiben nach der Geburt eines Kindes, aber das wandelt sich natürlich auch ganz stark, oder? Oder was ist deine Wahrnehmung dahingehend? Wie sieht das im Rechtsmarkt aktuell so aus? Ist es noch immer so ein konservatives Rollenbild, dass sozusagen die
Frau, ich sags mal ganz schlimm, die Frau den Karriereknick bekommt und der Mann durchzieht? Oder sind wir da ein bisschen moderner unterwegs?
Also ich glaube, dass gerade so ein leichter Wandel sich vollzieht. Aber zu sagen, dass es wirklich eine faktische Gleichberechtigung wäre, das sehe ich nicht. Ich weiß jetzt auch gar nicht, inwieweit das wirklich ein Thema des Rechtsmarkts ist.
Das Problem am Rechtsmarkt oder vor allem am Anwaltsberuf ist auch, dass es einfach ein Beruf ist mit sehr hohen Arbeitszeiten, also sehr langen Arbeitszeiten im Vergleich zu anderen Branchen. Und dieser Karriereknick kommt eben schnell, wenn man unter ein bestimmtes Stundenkontingent rutscht, wo man dann in der Wahrnehmung der anderen Kollegen in der Kanzlei nicht mehr in der Lage ist, die Mandate so zu bearbeiten, wie das erforderlich ist.
und das ist, glaube ich, einfach ein, Problem, was am Anwaltsberuf liegt, wobei das Problem jetzt nicht den Frauen zugeschoben werden müsste, weil wie du sagst, klar die Schwangerschaft, die kann man als Mann nicht übernehmen, aber alles, was kurz danach kommt, kann man schon übernehmen. Aber wenn ich so jetzt in meinem Umfeld mich umschaue, ist es eher so, dass meistens die Frauen längere Auszeiten nehmen und auch eher dann in Teilzeit zurückkehren als die Männer.
Das ist natürlich eine persönliche Entscheidung, das kann jeder machen, wie er will. Aber allein schon, dass es so ist faktisch, führt das auch zu bestimmten Erwartungen, zu bestimmten Bildern in den Köpfen der Menschen, und man sieht das ja auch sehr daran, dass ich ja versuche als Teilzeitpartner und auch als jemand, der immer Elternzeit genommen hat, ja geradezu gefeiert werde dafür, weil ich darüber auch ein paar Mal auf LinkedIn was gepostet habe auf Panels eingeladen werde wie eben auf diese Veranstaltung von Breaking Through in Frankfurt, auf der wir uns kennengelernt haben.
Und wenn man das als Frau macht, ist das irgendwie selbstverständlich. Wenn ich das als Mann mache, ist es offensichtlich was Besonderes. Und das sagt ja schon sehr viel darüber aus.
Und wenn ich auch zurück denke, also wie gesagt, das wandelt sich schon. Ich weiß noch, als ich in meiner Kanzlei, in der ich meinen Berufsstaat hatte, 2015 meine erste Elternzeit genommen habe, war das so ein großes Thema, dass es nicht über den Standort hinaus kommuniziert wurde.
Das heißt, es wurde geheim gehalten, weil ich war der erste Mann in der Kanzlei damals, der Elternzeit genommen hat. Und um sozusagen nicht meine Karriere zu schädigen, haben die lokalen Partner gesagt, ja, kein Problem, machen wir natürlich, aber lass uns das mal nicht an die anderen Standorte kommunizieren.
Vielleicht sollten wir nochmal ein bisschen Kontext schaffen, sowohl inhaltlich als auch von einem Werdegang her, dass man das hier so ein bisschen einordnen kann. Also die Idee hier bei Irgendwas mit Rechts ist ja immer, viele Perspektiven zu geben auf die diversen Berufsbilder, die es gibt.
Die Hälfte aller Absolventen wird Pi mal Daumen Anwältin oder Anwalt und wir sprechen heute mal wieder mit einem aus der Anwaltschaft sozusagen zu diesem speziellen Thema. Lass uns gerade aber erstmal inhaltlichen Kontext schaffen, wenn man jetzt gerade nicht noch im Studium befindet oder im Referendariat.
Im Referendariat hat man vielleicht schon das ein oder andere Kind, kommt auf jeden Fall regelmäßig vor, kommt natürlich auch im Studium vor, aber je älter die Menschen werden, desto wahrscheinlicher. Und für diejenigen, die noch keine Kinder haben, einmal ganz kurz der Abriss, was heißt denn eigentlich Elterngeld? Wie funktioniert das so ganz praktisch, damit man sich das vorstellen kann, was man da machen muss, um es zu erhalten und wie das sozusagen auch zu unseren Berufsbildern, wir bleiben mal bei der Anwaltschaft, passt oder eben auch nicht?
Ja, man muss zunächst einmal einen sehr langen Antrag ausfüllen, der nicht sehr benutzerfreundlich ist. Das ist fast das Schlimmste am Elterngeld. Und ansonsten, ich weiß jetzt nicht, wie die aktuelle Regelung ist, aber damals war die Regelung, dass man, ich glaube, insgesamt 13 Monate, ich hoffe, das ist jetzt nicht falsch, 13 Monate, jetzt können es 14 sein, genau, nehmen konnte.
Und man bekommt dann immer einen Anteil seines alten Gehalts vom Staat gezahlt, also nicht der Arbeitgeber zahlt, sondern der Staat zahlt, wobei das gedeckelt ist. Und der Deckelungsbetrag ist so, dass man, wenn man in einer Wirtschaftskanzlei arbeitet, dann deutlich weniger bekommt als diese 50 oder 60 Prozent des alten Gehalts.
Was aber immer noch so viel Geld ist, dass man nur über die Runden kommt, wenn man nicht den Porsche liest.
Genau, also das sind 1.800 Euro. Die Deckelung aus aktuellem Anlass weiß ich da gerade Bescheid. Und du hast natürlich ein großes Gap, wie du gerade schon andeutest, zu einem Kanzleigehalt. Klar, wenn man sagt, okay, das fängt irgendwo bei 70.000, 80.000 an und geht in absoluten Spitzen, will ich sagen Spitzenkanzleien, in Kanzleien, die spitzenmäßig bezahlen.
Die Bewertung soll jeder selber vornehmen. Das ist sicherlich auch subjektiv unterschiedlich. bis hin zu 160, 170, 180.000 Euro schon für Berufseinsteiger, und da hast du ein großes Delta und hinzu kommt jetzt, geht ja auch die Bemessungsgrenze runter, dass du als Haushalt, maximal ein zuversteuerndes Einkommen, also nicht brutto, sondern zuversteuerndes von 175 mit jetzt gerade noch einer Übergangszeit von 200.000 haben darfst und dann kriegst du gar kein Elterngeld, wenn du da drüber raus kommst.
Das ist jetzt nur nur ein Problem für die Anwaltschaft. In der Richterschaft ist es auch aufgrund besserer Abzüge und so weiter eher weniger ein Problem. Bei einem Doppelrichterhaushalt beispielsweise.
Und da bieten ja jetzt auch schon manche Kanzleien sozusagen dann doch durch den Arbeitgeber bezahltes Elterngeld an. Da gibt es gerade die erste, die so einen Vorstoß gewagt hat, weil die sagen, nee, wir wollen eben auch, dass unsere jungen Mütter und jungen Väter in Elternzeit mit Elterngeldbezug bleiben können.
Ja, das habe ich auch schon gelesen. Klar, ich meine, einerseits den Staat kann man verstehen, dass der, ich sage jetzt mal, reichen Leuten, in Anführungszeichen, nicht da tausende von Euro zahlen will. Gleichzeitig führt das aber einfach natürlich dazu, dass man eben in dieser Anwaltsbubble, also Anwälte in Wirtschaftskanzleien, die per se viel Geld verdienen, jetzt, ich sage jetzt mal, noch weniger Anreize hat, um Kinder zu bekommen.
Wobei das natürlich auch nicht der Anreiz sein sollte, ein Kind zu bekommen, dass man Elterngeld kriegt. Aber natürlich, das ist ein Thema und ist auch ein Thema, was unter Umständen auch eben dazu führen kann, dass sich dieser Status Quo noch eher festigt, den wir haben.
Lass uns mal ganz kurz dann noch hinsichtlich eines zweiten Themas Background unseren Zuhörern geben, nämlich wo du so herkommst, was du so inhaltlich machst, damit man das alles jetzt auch noch einordnen kann, was du zum Thema Vereinbarkeit so zum Besten zu geben hast. Wo hast du studiert, wie bist du in der Kanzlei gelandet, wo du jetzt gerade bist?
Also ich habe studiert in Berlin an der Humboldt-Uni. Da wird die Geschichte auch schon wieder zu Ende gehen, weil ich wirklich nur an der Humboldt studiert habe und kein Erasmus, gar nichts gemacht habe. Das war jetzt nicht, weil ich Angst hatte, ins Ausland zu gehen, sondern einfach aus dem einfachen Grund, dass ich damals Geschäftsführer eines Reiseunternehmens war und wirklich sehr viel gearbeitet habe vor einer Zeit.
Also mein Jurastudium war sehr intensiv, also arbeitsintensiv, weil ich nicht nur ziemlich ambitioniert Jura studiert habe, sondern wirklich auch sehr viel gearbeitet habe. Und ich habe erst aufgehört zu arbeiten zum Repetitorium hin, sodass das Rep, was ja für die meisten das schlimmste Jahr ist, war für mich einfach so das Partyjahr, weil ich musste auf einmal nur noch Jura machen und hatte wahnsinnig viel Zeit auf den Händen.
Genau, und dann habe ich ja meinen Ref auch in Berlin gemacht. Ich komme nicht aus Berlin, ich bin im Münsterland überwiegend aufgewachsen und. Wollte promovieren, eigentlich nach dem ersten Examen und habe bei meinem ehemaligen Lauterkeitsrechtsprofessor, Professor Dr.
Jan-Wendt Nordemann, angefragt, ob der mein Doktorvater werden will. Und der hat gesagt, nee, er ist ja eigentlich hauptberuflich Anwalt und deswegen lieber nicht, weil er keine Zeit hat, aber er würde mich doch gerne einstellen als wissenschaftlichen Mitarbeiter. Dann habe ich den Job auch angenommen, 2010 war das bereits, und habe mich so gut verstanden mit Jan, dass ich dann später auch dort, also damals war das noch die Vorgängerzeit, Kanzlei, wir hatten ja 2020 einen Spin-Off gemacht und bin dann 2020 zum ersten, ersten Partner geworden in der neuen Kanzlei in Nordemann.
Ah, alles klar. Okay, das heißt, du bist sozusagen klassisches Eigengewächs, immer bei derselben Kanzlei geblieben.
Total langweilig, ja, total langweilig. Genau, also beruflich habe ich viel in dieser Reisevermittlungszeit mitgenommen, natürlich auch Praktika gemacht und Reffen macht man ja auch. Aber es hat sowohl thematisch als auch persönlich so gut gepasst, dass ich keinen Grund hatte, mir jetzt etwas anderes zu suchen.
Also wenn dann nur wirklich aus dem Gefühl heraus, muss man auch was anderes kennen, aber da war einfach sozusagen das gute Gefühl zu stark.
Aber sag mal, da schließen sich zwei zwingende Folgefragen an. Erstens, wie wird man, du hast gerade sogar gesagt, Geschäftsführer eines Reiseunternehmens als Student? Hast du das gegründet? Bist du da irgendwie reingestolpert? Und zweitens, warum hast du dann doch Jura studiert und nicht gesagt, okay, ich ziehe jetzt hier sozusagen durch? Ja.
Ja, gute Frage. Also ich habe das nicht selbst gegründet. Das ist ein Unternehmen meiner Eltern gewesen. Also ich bin ja gebürtig aus Polen. Meine Eltern sind Ende der 80er nach Deutschland gekommen und konnten die Sprache nicht und haben dann so typisch Migrationsgeschichte, irgendwie so tausend verschiedene Geschäfte, Import, Export, alles mögliche gemacht.
Gemacht und eben auch diese Reisevermittlung mit Schwerpunkt nach Osteuropa. Und dann sind meine Eltern, also ich habe da wirklich immer schon mitgemacht. Also ich glaube, ich habe, glaube ich, angefangen mit acht mitzuhelfen, irgendwelche Karten an der örtlichen Tankstelle zu kopieren für unsere Wegbeschreibung.
Und ich glaube, so mit zehn konnte ich dann schon besser Deutsch als meine Eltern, dass ich dann mit zehn angefangen habe, die ganzen Schreiben an unsere Kunden zu verfassen. Also Kundenbeziehung habe ich sehr früh gelernt.
Also war ein Familienbetrieb.
Das macht Sinn.
Das war ein Familienbetrieb, genau. Das war ein Familienbetrieb mit vier Angestellten, wobei die auch fast alle Verwandten verschwägert mit uns waren. Und dann sind meine Eltern aber 2004 zurück nach Polen gezogen, zum Abi hin, und haben mir sozusagen die GmbH dagelassen.
Und dann habe ich das weitergemacht, auch ein bisschen nochmal auf andere, strategisch anders ausgerichtet, auf andere Beine gestellt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Auch dazu geführt hat, dass ich als Student dann finanziell ganz gut aufgestellt war, was auch ein schöner Side-Effekt war.
Aber auch eben wahnsinnig viel gearbeitet habe in der Zeit, weil ich parallel Jura studiert habe. Und warum Jura? Das hat auch wieder letztlich mit der Migrationsgeschichte ein bisschen zu tun, weil meine Eltern als... Wo Migranten in ihrer geschäftlichen Tätigkeit zum Teil etwas naiv an die Sache rangegangen sind, sagen eher so diese Handschlag-Mentalität und der Vertrag wird dann nicht richtig gelesen und dann, das ist nicht immer gut ausgegangen, ist dann auch oft gemündet in Rechtsstreitigkeiten mit teilweise auch wirklich bedrohlichen Ausmaßen.
Deswegen hatte ich immer als Kind das Gefühl, du bist so ohnmächtig, wenn du kein Jura kannst. Weil dann passieren einfach schlimme Sachen, so ganz übertrieben überspitzt gesagt. Und hatte dann immer schon das Interesse an Jura.
Und mein Bruder, mein älterer Bruder, hat auch Jura studiert. Und als ich dann, das war glaube ich in der 10. Klasse, habe ich die Schülerzeitung bei uns in der Schule gemanagt.
Und als wir die abholen wollten von der Druckerei, waren irgendwie so zwei Seiten fast unleserlich, weil irgendwas schiefgelaufen ist beim Druck. Und die Druckerei meinte so, ne, wieso, ihr müsst bezahlen Geld hier, sonst kriegt ihr die Zeitung nicht.
Dann habe ich meinen Bruder gefragt, ich glaube, der war damals erstes Semester, ob das denn sein kann. Er meinte, ne, wir haben gerade minderjährigen Recht gehabt, ihr seid auch minderjährig, sagt einfach, der Vertrag ist unwirksam, ihr bezahlt gar nichts und ihr könnt die Zeitung behalten.
Habe ich dann auch gesagt und entsprechend hat es dann mit der Preisminderung dann doch geklappt. Das hat mir gezeigt, dass Jura doch etwas ist, was einem auch wirklich im Leben weiterhelfen kann.
Coole Geschichte auf jeden Fall. Ich meine jetzt auch Respekt. Da bist du zwar natürlich irgendwie reingeboren und reingewachsen, aber neben der Schule, neben dem Studium, da dann irgendwie relativ selbstverständlich noch sowas zu managen, ist ja jetzt auch gar nicht so ohne. Was hast du denn, du hast es schon angedeutet, gerade so mitgenommen von damals für heute, was dir auch in deiner Rolle jetzt als Anwalt noch hilft?
Wahnsinnig viel, muss ich sagen. Also zum einen ist es eben, wie schon gesagt, diese Kundenbeziehung, wenn man schon sehr früh anfängt, serviceorientiert zu denken und eben auch schon natürlich kommen auch Konflikte vor im Reisegeschäft, das irgendwie zu managen, das habe ich gelernt. Während was mir auch sehr geholfen hat, ist einfach das Multikulturelle, was du bei Reisen automatisch hast.
Wir hatten auch, also es war zum einen Reisen nach Osteuropa, aber wir hatten auch viele polnische Kunden, die in die ganze Welt verreist sind, wodurch ich dann auch mit denen nach Südafrika fliegen durfte, Argentinien und sonst wohin. Das waren irgendwelche völlig abwegigen Orte, also auch in diesen Ländern abwegige Orte.
Und da lernt man auch viel, weil man einfach mitkriegt, dass eben viele Fragen sehr von der Perspektive abhängen und auch von der Kultur, aus der man kommt. Das hat mir sicherlich auch geholfen.
Und der dritte große Punkt ist so das ganze Thema Marketing. Da macht man sich natürlich als, sag ich mal, Kleinunternehmer oder Geschäftsführer eines Kleinunternehmens viel Gedanken, wie kann man das kostengünstig machen, wie kann man das effizient machen. Und das ist ja ein Thema, was jetzt in der Anwaltschaft überhaupt nicht einem beigebracht wird.
Das kann man entweder, man hat es in sich oder man lernt es mit der Zeit. Und ich hatte eben das Privileg, dass ich das schon sehr früh da sozusagen Trial and Error machen konnte und geschaut habe, okay, was funktioniert. Und auch eben auch gelernt habe, manchmal muss man zehn Sachen ausprobieren, neun gehen in die Hose und die zehnte geht durch die Decke.
Ja, und das ist auch hilfreich. Das hilft einfach beim Mindset, dass man nicht sofort aufgibt, weil ich glaube, es gibt keine Anwälte oder keinen Anwalt in Deutschland, die da rausgehen und sagen, mit jedem Vortrag, den sie halten oder jedem Artikel, den sie publizieren, gleich zehn neue Mandate anziehen. Man muss einfach lernen, dass bestimmte Sachen funktionieren nicht.
Manchmal ist es auch Zufall und Glück. Manchmal findet man dann eben doch, Die Themen, die dann ziehen und die auch wirklich Geschäft bringen.
Im Zweifel einfach in irgendwelchen Podcasts auftreten, das gibt zumindest Reichweite.
Das ist das Allerbeste, genau.
Okay, dann warum du sozusagen da gelandet bist, wo du jetzt unterwegs bist, nämlich im Recht des geistigen Eigentums und so das ganze IP-Recht drumherum. Das ist relativ klar, da hattest du den persönlichen Konnex, zu deinem jetzt dann Kollegen.
Deswegen, macht Sinn, da müssen wir nicht näher drauf eingehen, aber sozusagen in dieser Geschichte des Hineinwachsens vom wissenschaftlichen Mitarbeiter zum Partner in der Kanzlei, wo taucht denn dann da deine Familie auf? Also sprich, wann habt ihr das erste Kind bekommen? War das alles eine bewusste Entscheidung? War das vom Timing passend? War das total überraschend und unpassend? Was kannst du da unseren Hörenden sozusagen mit auf den Weg geben und was kannst du da auch teilen in erster Linie natürlich? Also bitte nur das, was öffentlich sein darf, hier besprechen.
Das ist klar.
Nee, also ich habe mein erstes, oder ich habe kein Kind bekommen. Wir haben unser erstes Kind bekommen 2015. Und das war ehrlich gesagt ziemlich dämlich in der Retrospektive, weil ich war damals gerade mit der DISS fertig.
Hatte da schon zwei Jahre als Anwalt auf dem Buckel. Allerdings Teilzeit, das ging dann eher faktisch in Richtung wissenschaftlicher Mitarbeiter, was ich gemacht habe, eben zeitlich sehr, sehr begrenzt. Und auch mit dem großen Unterschied, dass ich wirklich nur auf einzelnen Mandaten gearbeitet habe.
Das macht sehr viel aus, ob man jetzt wirklich zuarbeitet in Bezug auf eine Sache und sich nur darauf konzentrieren kann. Oder ob man, wie eben jetzt als Partner, da jeden Tag ein Regengewitter an E-Mails hat mit verschiedenen Themen.
Und ich habe angefangen zu arbeiten, das war glaube ich kurz vor der Geburt meiner Tochter, also vor der Geburt unseres ersten Kindes. Auch weil ich ein bisschen unterschätzt habe, wie stressig das ist und wie zeitintensiv das ist, ein Kind zu haben.
Das kann man sich eigentlich auch erst wirklich vorstellen, wenn man es einmal hatte. Und auch weil wir damals auch ein bisschen Geld brauchten, das war ein anderes Thema. immer, klar, REF und DISS, verdient man jetzt nicht so viel Geld.
Klar, irgendwie muss ja die Familie dann auch bezahlt werden.
Umgezogen, große Wohnung, der neue Kinderwagen, etc. Das heißt, da war so ein gewisser finanzieller Druck da, wobei ich im Nachhinein mir denke, da wäre auch nichts passiert, wenn ich jetzt noch ein paar Monate länger promoviert hatte. Das war ziemlich anstrengend. Wir haben damals die Wohnung noch renoviert, das war wirklich ein bisschen Overkill.
Ist das was, was man eventuell überschätzt und wo du auch sagen würdest, vielleicht gerade Gerade als Mann, ich sehe mich da so ein bisschen selbst vor ein paar Jahren, dass man sagt, ja nee, erstmal muss das Wirtschaftliche auch alles stimmen, weil man will ja auch, dass man da dann auf der Front wenigstens keine größeren Probleme hat und dass man de facto vielleicht sogar weniger Geld braucht, als man denkt.
Oder würdest du sagen, nee, nee, das ist schon so, dass man das erstmal in der idealen Welt, wenn man alles steuern kann, sozusagen geregelt haben sollte, das Thema?
Das kommt natürlich sehr auf die persönlichen Bedürfnisse an, aber ich für mich muss sagen, das war damals ein großer Fehler, weil es war irgendwo klar, dass ich mit meinen Qualifikationen schon einen gut bezahlten Job haben werde und auch über kurz oder lang dann auf jeden Fall ausreichend Geld verdienen werde. Und ich wäre auch so über die Runden gekommen.
Das wäre vielleicht ein bisschen, alles schmaler geworden. Ich hätte mir vielleicht ein paar Monate bei irgendwem Geld leihen müssen, aber das wäre alles überhaupt kein Problem gewesen. Vor allem kein Problem im Vergleich dazu, dass man den Jobeinstieg macht, Vollzeit als Anwalt, sich da sozusagen beweisen will, auch viele Stunden dann dort verbringt und zu Hause hat man halt ein kleines Kind und natürlich auch ein Partner an Partnerin, die mit dieser völlig neuen Situation klarkommen müssen.
Das war schon sehr, sehr anstrengend Und also wenn man dieses Privileg hat, das hat ja auch nicht jeder, viele Menschen müssen einfach arbeiten, weil anders geht es nicht. Aber wenn man dieses Privileg hat, dass man nicht zwingend darauf angewiesen ist, weil man eh weiß, in ein paar Monaten verdiene ich ordentlich Geld, würde ich jedem ans Herz legen, das auch in Anspruch zu nehmen.
Du hast das gerade schon angedeutet, du hast gesagt 2015?
Genau.
War damals Homeoffice schon ein Thema, weil so dieses viel arbeiten müssen plus Familie führt ja zur Folgefrage. Ist Homeoffice, sehr subjektiv natürlich, eine gute Idee? Manche sagen ja, da kriege ich alles unter einen Hut, andere sagen nee, um Gottes Willen, da kann ich mich gar nicht konzentrieren, wenn nebenan die Kinder noch irgendwie spielen oder auch einfach schreien, wenn sie jung sind.
Wie war das für dich?
Also damals, ich will nicht sagen, es gab das nicht, weil als WIMI, also als wissenschaftlicher Mitarbeiter, habe ich sehr viel Homeoffice gemacht, weil es da nicht notwendig war, dass ich vor Ort bin. Als junger Anwalt gab es damals noch sehr viel Austausch natürlich mit meinem Partner, also Partner, Gatzleihpartner.
Und damals gab es eben keine Videocalls, dass man da irgendwie vor Ort war oder es wurde zumindest unausgesprochen erwartet. Gleichzeitig muss ich sagen, dass Homeoffice, wie ich finde, vor allem für Familien eine große Errungenschaft ist. Ich bin jetzt nicht so wahnsinnig gerne viel im Homeoffice, weil man einfach auch irgendwann ein bisschen den Kontakt verliert zu seinen Kollegen.
Aber ich hatte jetzt, bei unserem dritten Kind war die Situation, dass der sehr schlecht gegessen hat. Also das ist untertrieben. Der hatte so ein Refluxproblem, also sich viel übergeben, was erforderlich gemacht hat, dass man sich sehr viel um ihn betreut und sehr lange füttert.
Und da war ich fast ein Jahr im Homeoffice, also komplett, zu praktisch 100 Prozent. Weil es einfach nicht anders ging. Meine Frau musste arbeiten, die musste mehr ins Office gehen und ich hatte eben das Privileg, dass ich das Homeoffice machen konnte.
Ich meine, es ist kein Vergnügen, man muss ja trotzdem irgendwie die Aufgaben erledigen, deswegen hat es dazu geführt, dass ich eigentlich immer meinen Laptop dabei hatte, den morgens in der Kita, meistens nur für zwei Stunden länger ging dann nicht aus gesundheitlichen Gründen, abgegeben habe in der Zeit in der Kita im Elterncafé auf meinem Laptop rumgehämmert habe und irgendwelche Calls auf den Parkplatz geführt habe und dann ihn wieder abgeholt und mich um ihn gekümmert.
Und wenn er geschlafen hat, wieder gearbeitet, dann kam irgendwie die Schwiegermutter. Also es war sozusagen ein ständiges entweder kümmern oder arbeiten, was natürlich anstrengend ist, aber wenn es das Homeoffice nicht gegeben hätte, hätte es halt gar nicht geklappt. Dann hätte ich halt sagen müssen, tut mir leid, aber ich muss irgendwie jetzt raus und finde ja, weil sonst hätte ich es einfach gar nicht geschafft.
Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, den du da gerade ansprichst. Wenn man über das Thema Vereinbarkeit spricht und man spricht vielleicht auch schon mal mit der älteren Generation darüber, dann kommt schon mal ein teilweise sogar expliziter, teilweise aber auch nur impliziter Vorwurf. Ja, Leute, früher haben wir härter gearbeitet und da musste man halt reinklotzen und ihr wollt jetzt irgendwie alles als junge Generation.
Ihr könnt aber halt nicht alles haben. Man muss sich dann irgendwo auch entscheiden. Dein Beispiel gerade, und ihr wollt es ja einfach haben, ich übertreibe jetzt mal so ein bisschen, aber dein Beispiel gerade zeigt ja ganz genau, Vereinbarkeit bedeutet ja eben nicht, ich weiß nicht, wie ich es weniger salopp sagen soll, nur zu chillen, sondern das Gegenteil.
Es heißt, es ist irgendwie unter einen Hut bringenbar, aber es ist natürlich auch richtig anstrengend in gewissen Phasen.
Total. Also das ist sauanstrengend. Und was du gerade gesagt hast, diese Kommentare, man muss sich halt entscheiden, kann man so leben. Aber dann heißt das eben, man entscheidet sich für eine Sache.
Und wenn ich dann halt nur arbeite, dann brauche ich aber jemanden zu Hause, der sich komplett ums Kind kümmert. Und ich dann eben nicht. Aber erstens will ich das nicht, zweitens ist das für mich sowieso keine Option, das ist dann wieder eine persönliche Entscheidung.
Aber wenn man eben nicht mehr sagen, dieses alte Schäber hat, einer arbeitet hardcore und die andere Person in der Regel die Frau zu, bleibt dann zu Hause und kümmert sich ums Kind, dann braucht man eben flexible Modelle. Und mit Homeoffice geht das unter anderem.
Ja, ich arbeite jetzt weniger, als ich früher gearbeitet habe, als ich angefangen habe und Vollzeit im Büro war. Aber ich bin eben auch Teilzeit, da muss man eben auch Abstriche machen beim Gehalt natürlich, beziehungsweise bei mir bei den Gewinnanteilen. Aber trotzdem kann ich sozusagen den Beruf ausüben, den ich will und mich gleichzeitig so in meiner Familie kümmern, wie ich mir das vorstelle.
Und das ist super toll.
Du, fürs Verständnis, weil du das schon zweimal angedeutet hast, was heißt Teilzeit in Prozent sozusagen des sonstigen Volumens? Also 50 Prozent, 80?
Ich bin 80 Prozent. Wobei das natürlich bei einem Partner, ich habe ja keine Stechuhr, kein Mensch kontrolliert, wie viel ich arbeite. Aber das ist so ein bisschen auch für mein Gefühl und letztlich auch für mein Gewissen, weil ich eben nachmittags mich oft um die Kinder kümmere, dann immer wieder zu anderen Zeiten arbeite, zu denen andere nicht arbeiten.
Aber es ist auch ein bisschen eine Gewissensberuhigung für mich. Ich könnte auch sagen, ich arbeite Vollzeit, aber dann würde ich mir wahrscheinlich persönlich so viel Druck machen, dass sich das sozusagen in der Summe für mich nicht lohnen würde. Also nicht finanziell, sondern vom Gefühl.
Und wenn man auf die anderen abstellt, was braucht man denn von seinem Umfeld, damit das klappt? Gibt es da so bestimmte Weltsichten oder Dinge, wo du sagst, ach, das hat uns richtig gut getan, das ist oder dir persönlich auch, das ist schon so einer der Gründe, warum du das so leben kannst, wie du es gerade lebst?
Man braucht natürlich erstmal ein berufliches Umfeld, in dem das akzeptiert wird und am besten natürlich auch nicht nur akzeptiert, sondern auch wirklich als was Gutes wahrgenommen wird. Und das habe ich glücklicherweise, weil sonst ist es schwer, wenn man das Gefühl hat, man wird da irgendwie geringschätzig angeschaut, wenn man seine Stunden reduziert, um sich um die Kinder zu kümmern.
Das würde ich ungern machen. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Und natürlich, um das sonst irgendwie zu wuppen, muss man schauen, dass man sich eine Infrastruktur um sich herum baut, idealerweise familiär oder irgendwie sonst wie, dass man das hinkriegt, dass man eben Leute hat, die sich auch noch mit um die Kinder kümmern können.
Und wenn ein Notfall ist, muss ich ja auch sicherstellen, dass ich dann, wenn der Mandant heute eine Schutzschrift einreichen muss, muss ich das auch irgendwie hinkriegen. Und dafür habe ich halt zum Glück ein ausreichendes familiäres Umfeld in Berlin, dass das immer klappt.
Wie machst du das Richtung Mandanten? Bist du bei dem Thema da transparent oder spielt das einfach keine Rolle, weil du machst deinen Job und es spielt da gar nicht mit rein und gut ist?
Also ich Ich meine, ich mache das ja auf LinkedIn zum Teil auch Publik, deswegen ich verheimliche es nicht Aber ich sehe auch keine Notwendigkeit Jetzt den Mandanten zu sagen, hallo übrigens Ich bin auch Vater und habe drei Kinder, Ich meine Interessiert die im Zweifel nicht Die wollen einfach, dass ihre Fälle Gut bearbeitet werden, die wollen gute Lösungen haben Und die meisten kriegen das natürlich auch überhaupt Nicht mit, aber es kommt auch mal Ab und zu vor, selten, aber wenn dann Ich weiß nicht, ein Kind sich in der Schule oder im Kindergarten Verletzt und ich da irgendwie hineilen muss, dann muss ich halt mal einen Call ausfallen lassen, dann erzähle ich auch nicht, dass ich einen Unfall hatte oder irgendwas anderes passiert und sage ich, ja, mein Kind hat sich am Kopf gestoßen, ich musste in die Kita.
Das ist auch kein Problem. Also da wandelt sich auch schon einiges und ich hatte am Anfang auch eher die Befürchtung, dass die Mandanten da eher die Nase rümpfen und sich so denken, ja, die, Wirtschaftsanwälte sollen bitte kloppen und nicht sich um ihre Familie kümmern, das ist nicht unser Bier, aber eher im Gegenteil. Also ich kriege völlig unerwartet und auch anlasslos Zuspruch von Mandanten, Justiziaren und auch von anderen Kollegen, die es irgendwie mitbekommen, was ich mache und das dann auch so gut finden, dass sie das explizit gegenüber ansprechen wollen.
Hat ja auch ein gewisses Signal von Souveränität, finde ich.
Das ist jetzt nicht beabsichtigt, aber danke Marc.
Wir haben noch gar nicht darüber gesprochen, was du eigentlich inhaltlich machst. Das finde ich total interessant. Interessant. Lass uns das mal ganz kurz, damit man das kontextualisieren kann, hier noch wirklich nur kurz paar Minütchen darlegen.
Das ist zwar jetzt so ein bisschen Annex zum Podcast, aber nicht, dass dann der ein oder andere wieder schreibt, ja, ja, als Feldwald- und Wiesenanwalt, wo man sich alles komplett, keine Ahnung, was da jetzt kommen könnte, ja, du weißt, worauf ich hinaus will. Erzähl mal so ein bisschen, was ihr als Nordemann macht.
Ja.
Also als Nordemann decken wir das gesamte Feld des geistigen Eigentums ab. Das heißt, wir machen das ganze Markenrecht von Markenanwältung zur Strategieberatung im Markenbereich und die ganzen Prosecution und auch Litigation Sachen. Wir machen sehr viel Urheberrecht auch.
Das ist historisch schon immer eine starke Säule gewesen bei uns. Da bin ich auch schwerpunktmäßig mit drin. Das heißt, wir beraten vor allem im Filmbereich, aber auch weit darüber hinaus zu urheberrechtlichen Themen und machen auch ziemlich viel Litigation in dem Bereich.
Wir machen viel im Bereich Bestsellervergütung und angemessene Vergütung. Wir machen viel, viel im Bereich angewandte Kunst. Angewandte Kunst, das will ich kurz erklären. Es gibt ja einmal sozusagen die, ich sage es mal, klassische Kunst.
Also jemand malt ein Bild oder schreibt ein Lied. Das ist in aller Regel urheberrechtlich geschützt. Und dann gibt es die angewandte Kunst. Das ist die Kunst mit einem Gebrauchszweck.
Also zum Beispiel das Design einer Tapete oder auch das Design eines Kugelschreibers, eines Eierbechers, ein Sitzbezug, wie der gestaltet ist. Also so die Alltagsgegenstände, die auch alle natürlich irgendein Design haben. Und lange Zeit war die Rechtsprechung da eher streng und hat gesagt, dass die Anforderungen sehr hoch sind, damit man in den Schutzbereich des Urheberrechts reinkommt, was auch dazu geführt hat, dass man sich in der Vergangenheit nicht so viel Gedanken gemacht hat.
Da wurden halt irgendwelche Designs entworfen und rechtlich war da gar nichts zu regeln groß, weil das war ja urheberrechtlich nicht geschützt. Und das Urheberrecht ist ja wahnsinnig stark als Recht, weil es ist ein Recht, da muss man nichts anmelden.
Das entsteht einfach im Moment der Schöpfung. Also wenn ich jetzt zum Beispiel einen. Ein Brotmesser designe, sobald ich das fertiggestellt habe, habe ich als Urheber da dieses Urheberrecht an diesem Design. Also falls es überhaupt urheberrechtlich geschützt ist.
Also wie gesagt, früher hat man sich keine Gedanken gemacht und dann schrittweise durch die Rechtsprechung ist diese Schwelle, die man erreichen musste, um urheberrechtlichen Schutz bejahen zu können, herabgesenkt worden, sodass auf einmal Gegenstände und Designs geschützt waren, die vorher überhaupt nicht urheberrechtlich eine Rolle gespielt haben. Und man jetzt die Situation hatte, dass man nachweisen musste, habt ihr überhaupt die Rechte an diesen Designs, um die benutzen zu dürfen? Und das wird dann zu sehr interessanten Prozessen.
Relativ bekannt durch die Presse sind die ganzen Birkenstockverfahren. Da gibt es ja ein freudiges Hin und Her, ob die jetzt urheberrechtlich geschützt sind oder nicht. Da spielen wir auch eine Rolle dabei.
Und es gibt auch ganz andere Verfahren. Man muss manchmal saukreativ sein, um darauf zu kommen, wie bestimmte relativ niedrigschwellige Designs dann zu wirklich Millionenschäden führen können, weil festgestellt wird, ups, wir benutzen das seit 20 Jahren intensiv, aber können jetzt irgendwie 30 Jahre, nachdem wir uns das Design irgendwo geholt haben, gar nicht mehr feststellen in den Unterlagen, dass wir die Rechte haben.
Und da bin ich oft an diesen Litigation-Verfahren beteiligt, die sehr interessant sind, weil man zum einen oft wirklich so detektivisch Sachverhalt aufarbeiten muss Und gleichzeitig dann in den künstlerischen Bereich geht, um zu argumentieren, warum etwas jetzt urheberrechtlich geschützt ist oder eben nicht geschützt. Und das macht wahnsinnig Spaß.
Ich würde sagen, wer da ein bisschen mehr wissen möchte, der schreibt dich einfach über LinkedIn an. Wir verlinken dich natürlich auch in den Shownotes und auf irgendwasmitrecht.de. Da findet ihr die Folge und alle weiteren Infos. Vielen herzlichen Dank, Stan, dass du Rede und Antwort gestanden hast zu diesem wirklich spannenden Thema.
Danke an dich, Marc, dass du mich eingeladen hast.
Tschüss.
Ciao.