Dr. Frank Bräutigam, Journalist | SWR
Dr. Frank Bräutigam berichtet in dieser Folge von seinem Beruf als Gerichtsreporter aus Karlsruhe. Er erläutert, wie man Urteile des Bundesverfassungsgerichts und Bundesgerichtshof so zusammenfasst, dass auch ZuhörerInnen ohne juristische Vorbildung nachvollziehen können, worum es ging. Wir unterhalten uns über die Möglichkeit für euch, euer Referendariat beim SWR zu absolvieren und erörtern, welche Auswirkungen Social Media auf modernen juristischen Journalismus hat.
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SWR ist als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt im Südwesten Deutschlands unterwegs; organisatorisch gleicht er zwar einem Unternehmen, gehört aber den Bürgerinnen und Bürgern. Hauptsitze liegen in Stuttgart und Baden-Baden, insgesamt arbeiten dort rund 3.500 feste Mitarbeitende sowie zahlreiche freie Kolleg:innen. Der Sender produziert Radio-, TV- und Online-Formate, berichtet aus Karlsruhe über Bundesgerichte und bietet Referendar:innen einen spannenden Blick in den juristischen Journalismus. Was SWR besonders macht, ist die Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz, crossmedialer Arbeitsweise und der Möglichkeit, juristische Expertise direkt in die Berichterstattung einzubringen.
Neugierig geworden? Dann taucht doch gleich in die SWR-Folge von Irgendwas mit Recht ein und lauscht, wie Gerichtsreporter Dr. Frank Bräutigam von seinem Berufsalltag berichtet!
Juristerei und Journalismus zu verbinden, ist spannend. Wir berichten für Fernsehen, Radio und Internet, bringen Recht ins Leben der Menschen und wollen mit kurzen, anschaulichen Beiträgen informieren und spannende Fälle erzählen.
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Ja, herzlich willkommen zu Irgendwas mit Recht, Episode 42. Wir sitzen hier heute mal wieder im Kölner Keller, wie mein Gast Frank Bräutigam eben sagte. Hallo, ich grüße Sie.
Hallo, guten Tag.
Herr Bräutigam, Sie sind Jurist und Journalist und viele kennen Sie wahrscheinlich aus den ARD-Tagesthemen oder der Tagesschau. Sie sind nämlich Gerichtsreporter.
So ist das, ja. Ich arbeite in Karlsruhe, also im SWR-Studio Karlsruhe habe ich mit meinem Team unsere Büros und das ist 800 Meter weg vom Bundesgerichtshof, selbe Entfernung der Generalbundesanwalt und zum Bundesverfassungsgericht mit dem Fahrrad so fünf Minuten. Also diese hohen Institutionen da, über die ich mit meinem Team berichten darf, die sind wirklich einen Steinwurf nur entfernt.
Lassen Sie uns das mal ein kleines bisschen langsam auseinandernehmen, wie Sie da hingekommen sind. Ich sagte schon Jurist. Wo haben Sie studiert?
Ich habe in Freiburg studiert. Also ich bin in Aachen aufgewachsen und habe dann nach dem Abi gedacht, jetzt gehst du mal richtig weit weg, in Anführungszeichen von da. Und habe da in Freiburg studiert, dann ein Jahr Erasmus-Austausch gemacht in Grenoble in Frankreich, dort studiert, dann wieder zurück nach Freiburg und habe da das erste Staatsexamen dann auch gemacht.
Weil viele Zuhörende jetzt wahrscheinlich sich denken, Frankreich die ganze Zeit nur sitzen und mitschreiben. War es so schlimm, wie viele sagen?
Das war damals so krass, ja, ja. Also da war der Professor, der dann manchmal sagte, ne note pas, also jetzt mal grad nicht mitschreiben, dann durfte man hochgucken. Dann hat der eine kleine Geschichte erzählt und dann ging es weiter, Köpfe runter, mitschreiben.
Das war anders, die waren da ganz überrascht, dass wir deutsche Jurastudenten uns mit Fällen beschäftigen. Le cas pratique, der praktische Fall, hulala. Das war was Neues für die und umgekehrt konnten wir da ganz viel lernen.
Und im Übrigen war Grenoble, wo ich war, lag mitten in den französischen Alpen, sodass man montags bis freitags sehr viel tun musste, aber am Wochenende dann schön auch Skifahren konnte.
Das ist so wie heute auch noch, wenn man sich Erasmus gut plant. Also kleiner Tipp an euch, das kann eine sehr gute Zeit sein. Genau. Dann kamen Sie zurück und wie ging es weiter?
Genau, ich habe dann eine Promotion angefangen in Freiburg aus zwei Gründen. Einmal hatte ich eine Wartezeit aufs Referendariat. Das war dann in Köln hier um die Ecke. Ich habe gerade ganz viele Déjà-vu-Erlebnisse, kann ich gleich noch ein bisschen erzählen.
Und in dieser Wartezeit, da habe ich die Promotion angefangen, habe aber auch weiterhin schon nebenher dort journalistisch weitergearbeitet. Bei der Lokalzeitung ganz klassisch, da war ich so ein bisschen nach und nach Gerichtsreporter oder Artikel für alle möglichen Teile der Zeitung geschrieben und das war doch schon damals so ein bisschen das, was ich nebenher immer gemacht habe in der Juristerei.
Und wie kam es dazu ursprünglich mal? Das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich.
Ja, ich fand Journalismus schon als Jugendlicher sehr spannend. Ich komme aus so einem Haushalt, das war so ein Zeitungshaushalt. Also da war am Frühstückstisch immer eine Zeitung da. Mein Vater, meine Eltern, meine Mutter hatten das so, fanden das auch gut.
Und dann haben wir uns schon als Kinder immer über den Sportteil gestritten, wer den zuerst kriegt. Und als ich älter wurde, Richtung Abi, dachte ich, das wäre doch irgendwie auch toll, das mal selbst zu machen. Aber natürlich ist es nicht ganz leicht, wie kommt man da hin.
Und ich habe dann für mich das Jurastudium gewählt, bin da auch dann hängen geblieben zum Glück und habe dann aber sehr schnell schon in den ersten Semesterferien in meiner Heimatstadt Aachen ein Praktikum bei der dortigen Lokalzeitung gemacht. So vier Wochen.
Und dann in Freiburg weiterhin, als ich da so meine ersten kleinen Artikel hatte, bin ich auch zur Badischen Zeitung hingegangen und gefragt, braucht ihr freie Mitarbeiter? Ja, immer. Und das war dann immer, wenn mal Zeit war, dort mein Nebenjob.
Und da ging es dann relativ schnell so, was studierst du? Jura? Geh doch mal in den Gerichtsprozess da. In Klammern, dauert lange, ist anstrengend, hat keiner sonst drauf Lust. Aber für einen Jurastudenten so ein Strafprozess da, um einen schweren Vergewaltigungsfall, der die Stadt bewegt hat.
Und das war eine gute Schule, weil man da relativ schnell gemerkt hat, liegt einem das irgendwie unter einem gewissen Druck mit einer gewissen Zeilenzahl, begrenzter Zeilenzahl, dann so einen Artikel zu schreiben, eine gewisse Struktur zu haben, guter Einstieg, gutes Ende. Das klappt dann auch nicht immer, aber es zeigt einem so, macht mir das Spaß, gucke ich da nicht auf die Uhr und so war das bei mir und deswegen habe ich das so weiter betrieben dann.
Das heißt, die erste gute Idee war eigentlich, wenn man das so sagen kann, mal ein fachfremdes Praktikum zu machen, oder?
Ja, das stimmt. Und es war vor allem, wenn man in diese Richtung Journalismus denkt, wer sich fragt, ich würde gerne irgendwie Journalist denken, ist es gut, ein Fach zu haben, das man studiert, das nicht alle studieren. Das muss nicht Jura sein, das kann auch Physik oder Biologie oder Musik sein.
Aber mir ging es dann schon in dieser Zeit als Lokalreporter da schon oft so, erklär doch mal. Das ist was mit Paragraphen und das wusste ich damals natürlich noch nicht alles, so wie ich heute auch bei weitem nicht alles weiß, aber in diese Rolle kam ich dann auch als Jurist relativ schnell, erklär doch mal.
Und das ist ganz gut, wenn man dann ein Fach hat, wo sich nicht alle auskennen. Geschichte, Politik haben vielleicht im Journalismus viele studiert, Yoga nicht so. Und das hat mir dann auch geholfen auf dem weiteren Weg.
Also haben Sie eine klassische Nische besetzt, könnte man sagen.
Ja, das ist ein Nischenprodukt und ich habe das dann weiter verfolgt, dass das dann beim Fernsehen endet, sage ich jetzt mal. Das war jetzt nicht so absehbar. Also ich, damals war überhaupt unsicher, schafft man das im Journalismus Fuß zu fassen.
Und ich habe dann am Ende dieser Wartezeit, über die ich sprach, mein erstes Fernsehpraktikum gemacht. Das war im ZDF-Studio in Brüssel. Ich hatte so als Schwerpunkt im ersten Examen Europarecht, fand das ganz spannend.
Hatte mal irgendwo gelesen, da kann man auch Praktika machen. Habe mich da beworben und die haben mich irgendwie genommen. Und dann war ich da wirklich in so einem Korrespondentenbüro. Damals war Udo van Kampen, ein alter Schlachtrost der Korrespondentenriege, Korrespondent.
Und da habe ich das erste Mal gemerkt, wie man Nachrichten auch im Bild produziert, weil das ist nochmal eine ganz neue Ebene und durfte da als kleiner Praktikant ein bisschen mithelfen, aber das war sehr spannend, das war quasi mein Einstieg, ein bisschen beim Fernsehen zu schnuppern.
Dann lassen Sie uns das nochmal ein bisschen kurz auseinandernehmen. Gerade eben haben Sie angesprochen, dass Sie gesagt haben, naja, man muss auch übersetzen, man muss viele Informationen auf wenig Raum zusammenfassen. Da habe ich mich zuerst mal gefragt, auch in der Vorbereitung auf heute, Leute, ist das nicht auch eine gute Übung fürs Examen an sich oder fürs Jurastudium an sich?
Das ist eine sehr gute Übung. Also wir haben bei uns in der Redaktion ja zum Beispiel auch Referendarinnen und Referendare. Also die bilden wir aus in der Wahlstation. Haben wir immer zwei Plätze dafür.
Und Leute, die sich mit Medien schon ein bisschen beschäftigt haben, schon mal was Kleines gemacht haben, die sind bei uns herzlich willkommen. So, warum sage ich das? Wenn die dann ins zweite Examen gehen nach der Wahlstation und den Aktenvortrag machen müssen, Dann haben mir schon viele von denen gesagt, das war eine super Übung bei euch.
Ihr müsst auch in einer kurzen Zeit ein Sachverhalt erfassen, den zusammenfassen und dann präsentieren. Beim Aktenvortrag hat man dann, ich weiß gar nicht, wie viel Zeit, habe ich wieder vergessen. Zehn, zwölf Minuten.
Zehn, zwölf Minuten. Wir haben dann oft nur anderthalb oder zwei Minuten, aber das Prinzip ist gleich. Also deswegen, was Sie sagten, zu üben, wie man etwas kurz und knapp erfasst und zusammenfasst, das lernt man bei uns im Journalismus. Wo der Unterschied dann ist, bei uns muss man sich sehr einfach ausdrücken, keine juristische Fachsprache, wenig Substantive, keine Bandwurmsätze, also da geht es dann zu dem vielleicht typischen juristischen Formulieren dann wieder auseinander.
Wo der ein oder andere vielleicht sogar sagen würde, der gute Jurist macht sowas auch nicht, wir sehen das aber dennoch natürlich sehr viel.
Genau, ich hatte nicht genug Zeit mich kurz zu fassen, das ist so ein schöner Satz, den man immer wieder sich bewusst machen sollte.
Vielleicht können Sie uns über ein besonders spannendes Verfahren berichten. Wir hatten gerade eben schon mal über den Sterbehilfefall gesprochen, der heute an dem Tag, wo der Podcast rauskommt, wo ihr ihn hören könnt, wir haben natürlich ein bisschen früher produziert, dem 25.02. Verhandelt wird.
Da kommt sogar das Urteil. Ach, das Urteil kommt. Das Urteil. Und das ist so ein typischer Fall, an dem man unsere Berichterstattung ganz gut erklären kann. Also wir berichten für Internet, Radio und aber auch Fernsehen.
Fernsehen ist vielleicht am aufwendigsten. Und ganz banal ist immer der Satz, fürs Fernsehen braucht man Bilder. Das klingt erstmal tolle Bindensweisheit, aber das ist nicht banal. Wenn ich zum Beispiel so einen Tagesschaubericht über das Urteil Sterbehilfe plane, dann muss ich sehr früh anfangen, Denn ich kann an so einem Tag ja nicht zwei Minuten nur rote Roben die Einkommen zahlen.
Das ist langweilig. Also müssen wir gucken, wie bebildere ich das? Und da fängt man mit verschiedenen Elementen an, aber oft mit Menschen den Originalfall. Wie kommen wir den Originalfall? Egal, ob das ein Verbraucherfall ist oder sowas Großes wie die Sterbehilfe.
Und dann fangen wir sehr, sehr früh an, Kontakt aufzunehmen über die Anwälte zu den Klägern. Und Sie können sich vorstellen, bei so einer Thematik Sterbehilfe, Da sind die nicht sofort, schreien die nicht sofort Hurra, ich gehe ins Fernsehen und erzähle das. Das heißt, da muss man sensibel rangehen.
Und wir haben aber mit 1.2, der Original-Kläger, dann vereinbart, wir drehen mit denen, die erzählen uns unsere Geschichte. Wenn ich das habe vor einem großen Urteil oder egal vor welchem Urteil, ist das schon mal super, weil der Einstieg in den Tagesschau-Beitrag, der ist gesichert.
Dann muss ich weiter organisieren, wer ist vor Ort, wer gibt mir Statements von beiden Parteien. Brauche ich vielleicht eine Grafik? Ich arbeite sehr gerne im Bildmedium mit Grafik, so wie im Jurastudium auch, zwischen Personen, wer bekommt was von wem. Muss ich im Archiv was suchen? Das ist so eine Art Puzzlespiel und damit darf man nicht erst einen Tag vorher anfangen.
Deswegen ist Fernsehen relativ aufwendig, deswegen sind wir auch ein größeres Team bei uns und neben all dem muss ich natürlich mich inhaltlich mit den rechtlichen Fragen beschäftigen, also vor Instanzen lesen bei anderen Fällen und so weiter. Also neben dem reinen juristischen, das will ich damit bebildern quasi, kommt eben noch eine große Arbeit auch an Organisationen, um diese ganzen Sachen bebildern zu können.
Und neben der Information, welche Zwecke verfolgen Sie sonst noch, würden Sie sagen, mit der Arbeit?
Information ist ja schon ein relativ wichtiger und großer Zweck da. Natürlich ist uns auch wichtig, ist meinem Team und mir wichtig, dass dieses Thema Justiz, Juristerei, Recht, dass das einen Platz hat in den Nachrichten. Also über Politik wird sehr viel berichtet und über Sport und über alles Mögliche.
Und das Recht droht manchmal da so ein bisschen am Rande stattzufinden. Aber ich bin immer sehr davon überzeugt, dass das mitten im Leben der Menschen spielt, was da an den Gerichten passiert. Und das wollen wir hervorheben.
Und da ist es eigentlich ganz schön, dass da, wo ich arbeite, also der SWR in Karlsruhe, der das für die ARD, dieses Thema Recht eben besetzt, das machen die schon, machen wir schon seit 1952. Damals kamen ja die Hohen Gerichte nach Karlsruhe und es gab schon 1952 eine erste Hörfunksendung mit dem Titel Aus der Residenz des Rechts.
Die gibt es in anderer Form heute noch. Also das heißt, dieses Thema ernst zu nehmen und den Leuten nahe zu bringen, das hat so eine gewisse Tradition. Die Zeiten ändern sich.
Damals waren so Dinge wie Internet und so natürlich noch nicht. Es gab noch nicht mal Fernsehen so richtig. Und diese Tradition versuchen wir halt fortzusetzen, aber in die neue Zeit natürlich auch zu übersetzen.
Sodass zu einem klassischen Tagesschau-Bericht abends um 8 natürlich auch was für tagesschau.de dazukommen muss oder auf dem Twitter-Kanal und über so Dinge wie Instagram und Co. Denken wir auch nach, sind aber da noch nicht so weit wie andere.
Was klickt denn gut? Das ist ja auch ein Problem heutzutage, oder? Dass vielleicht der ein oder andere, der nicht als Journalist, ich sag mal, Rundfunkgebühren finanziert ist, dass er sagt, hm, dann berichte ich vielleicht besser über den schlimmen Mord als über eine Entscheidung, die womöglich eine viel größere Tragweite für unsere Gesellschaft hat.
Ja, so insgesamt in der Berichterstattung funktioniert Strafrecht natürlich immer sehr gut, das stimmt. Bei dem, was ich tue in Karlsruhe, sind wir da breiter aufgestellt. Da ist das Strafrecht selbst eigentlich eher, na, kommt gar nicht so häufig vor.
Die großen Revisionsverhandlungen am Bundesgerichtshof, die sind gar nicht so häufig. Neulich machen wir wieder was zur Deutschen Bank und so, aber es ist auch sehr spannend am Bundesgerichtshof, Auf die Verbraucherfälle, da hat über Jahre hinweg, was da am 8. Zivilsenat so passiert, im Mietrecht, in allen möglichen AGB-Sachen, das ist auch sehr spannend.
Oder jetzt kommt im Mai das erste große Dieselverfahren, auch zum BGH, also in den Instanzen ist ja viel los, Musterfeststellungsklage. Und am 5. Mai, glaube ich, ist da die erste Verhandlung, wo wirklich Schadensersatz 826 direkt gegen VW, hochumstrittene Frage, muss man für alle Prüfungen übrigens auch kennen.
Rauf und runter, Nutzungsersatz. Und dann verhandeln die das erste Mal da. Und das sind so Dinge, die wir dann abbilden. Und da ist das Interesse natürlich auch riesengroß.
Gibt es eigentlich einen gewissen Senat, wo Sie sagen, der schreibt Urteile, die kann ich einfacher, ich sag mal, übersetzen für die Masse?
Oh, schwierig. Ach, die Urteilsverkündungen, das ist ja das, was ich meistens mitkriege, die sind oft relativ einfach und kurz formuliert. In den Ausformulierungen, also in den schriftlichen Gründen ist das natürlich manchmal anders. das.
Ich habe manchmal Probleme beim EuGH, wenn ich da, dafür sind wir übrigens auch zuständig, für die Berichterstattung Luxemburg und auch Straßburg EGMR. Ich habe neulich beim EuGH eine Pressemitteilung gelesen, da war ein Satz mit 14 Kommata.
Und da dachte ich, das kann es jetzt wirklich nicht sein. Also ich sage meinen Leuten immer und versuche mich daran zu halten, ein Satz im Journalismus darf höchstens einen Nebensatz haben, dann kommt der Punkt. Und dann gibt es einen neuen Hauptsatz.
Und also da Da bin ich wirklich mal gestockt und das ist aber auch so ein ständiger Kampf und die Gerichte, ich will das gar nicht so negativ machen, die geben sich inzwischen schon sehr viel Mühe, auch Öffentlichkeitsarbeit zu machen, besser rüber zu kommen. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten doch auch deutlich zum Positiven entwickelt, das muss man schon sagen.
Es gab auch vor einigen Jahren die Entwicklung, dass nicht zivilrechtliche, nicht strafrechtliche Verfahren, aber jedenfalls Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht ausschließlich ist es, im sogenannten Gerichtsfernsehen gezeigt werden dürfen. Sie produzieren da auch mit einer Sendung auf Phoenix, haben Sie mir im Vorgespräch gesagt. Was hat es genau damit auf sich?
Ja, also es gibt ja in Deutschland nicht wie in den USA so ein allgemeines Gerichtsfernsehen, also ein Strafprozess live im Fernsehen. Was wir schon seit 1998 dürfen, ist Urteile vom Verfassungsgericht. Film und das machen wir auch regelmäßig.
NPD-Urteil oder zu Euro-Krise haben wir teilweise sogar im ersten live gemacht. Gemacht und dann gab es in den letzten Jahren die Entwicklung oder erst die Frage, sollte man das nicht auf alle obersten Bundesgerichte ausweiten, also Urteilsverkündung, oberstes Bundesgericht und da hat der Gesetzgeber lange gerungen, der Widerstand in der Justiz war auch relativ groß, hat dann aber entschieden, ja das geht und seit April 2020.
2019, ja, 2019 dürfen wir das und machen das auch. Das gar nicht mal live zwingend, sondern wir filmen ja diese Urteile oder sind sowieso mit der Kamera vor Ort und beim ersten Zivilsenat im April durften wir dann das erste Mal ein Urteil filmen. Da ging es um Werbeblocker und das machen wir seitdem regelmäßig und stellen das bei Phoenix, der Ereigniskanal.
Der hat uns so eine Playlist erstellt, wo wir diese Urteile dann reinstellen mit einer kleinen Anmoderation, worum es geht. Und das ist für interessierte Juristen ganz spannend, weil man da, bevor die Urteilsgründe schriftlich da sind, so die Kurzzusammenfassung hat.
Und das klicken einige tausend Leute, aber es wird auch immer große Verfahren geben, wo das mal richtig an die Decke geht. Also wenn das Dieselurteil kommt, dann kann ich mir auch vorstellen, dass wir das auf phoenix dann live machen.
Also wie man da Bundestagsdebatte überträgt, dass wir dann sagen, heute um 11 Uhr wird erst mal das Dieselverfahren entschieden. Schaut euch das da im Stream oder auf tagesschau.de an und das sind so Möglichkeiten, neben den Kurzberichten auch. Phoenix hat so ein Motto, das ganze Bild.
Und das erfüllen wir da quasi. Und das ist spannend. Wir haben das schon einmal live gemacht. Da ging es um das Thema Erbe an einem Facebook-Account. Ein sehr spannendes BGH-Urteil.
War das der Fall, wo die Mutter sich einloggen wollte?
Die Tochter hatte womöglich Suizid begangen und die Mutter wollte in das Facebook-Konto. Und Facebook hat gesagt, geht nicht. Der BGH hat gesagt, doch. Erbrecht ist zwar sehr alt, das Geregelte, aber das gilt auch im Internetzeitalter.
Und das war sehr spannend, das haben wir sogar live auf phoenix gemacht, Oder ich glaube auch diese Diesel-Fahrverbots-Sachen, da gab es ja auch ein großes Urteil am Bundesverwaltungsgericht, war kurz bevor wir diese neuen Möglichkeiten hatten. Wenn wir das übertragen hätten, ich glaube, das hätte auch Interesse gefunden.
Also im Großen und Ganzen so ein Zusatzangebot, das dann an einzelnen Tagen wirklich mal richtig auch für eine große Öffentlichkeit spannend sein kann.
Spannend, ich glaube, das kennen viele Zuhörende tatsächlich noch nicht.
Genau, ist auch noch was Neues. Es ist immer ganz gut, neben den klassischen Sachen immer auch mal ein bisschen Neuland zu beschreiten.
Und ist ja letztlich nur die konsequente Fortführung des Grundsatzes, dass vor Gericht die Öffentlichkeit zugelassen ist, solange sie nicht ausgeschlossen wird.
Genau, aber es war wirklich sehr umstritten, weil in der Justiz doch so die Angst da war, ist das so eine Art Dammbruch. Und es wurde dann immer ganz schnell argumentiert, ja, es geht doch um die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und die Wahrheitsfindung wird beeinträchtigt.
Ja, wenn man einen Strafprozess filmen würde, Zeuginnen, die vielleicht Opfer waren oder wenn man vor Kameras aussagt, redet man vielleicht anders, aber wenn man ein Urteil eines obersten Bundesgerichts verliest, also am BGH geht es ohnehin nicht mehr um die Wahrheitsfindung, sondern um Rechtsfragen und die Beteiligten sind da auch in der Regel nicht da, also da wird einfach ein Sachverhalt, der für viele relevant ist, deswegen ist es der BGH, entschieden und Und die lesen einen Text vor.
Und dass man das filmt, da sprechen solche Gründe wie Persönlichkeitsrechte in der Regel nicht dagegen. Wenn mal da ein Angeklagter sitzen würde, im Strafrecht, das hatten wir auch schon, dann dürfen wir den, das ist dann geregelt, nicht filmen, direkt nach dem Urteil. Also der Zoom in das Gesicht des Angeklagten, wenn der in Karlsruhe vielleicht rechtskräftig freigesprochen wurde oder verurteilt und so, das ist tabu und da halten wir uns auch dran.
Das ist schon wichtig.
Das war ja letztens für diejenigen, die hier schon länger zuhören, wir haben uns ja auch über den Stutthof-Prozess in Hamburg vor einigen Folgen unterhalten, mit Onur Özata, der hier zu Gast war. Aber da war das tatsächlich ja auch so.
Also Strafverfahren geht um einen ehemaligen Wächter in einem KZ und da gab es einen Zeugen, der aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit gerne mal dahin wollte, muss man so im im Nachhinein sagen und es stellte sich heraus, dass der gar nicht ein Nachfahre der damals Verstorbenen war. Und der hat dann auch sehr medienwirksam Interviews gegeben.
Insofern finde ich es gut, dass sie es gerade nochmal dargestellt haben, dass da tatsächlich ein Unterschied besteht zwischen im Prozess und auch in der Verhandlung. Sagen. Handlungen mit dabei sein und eben lediglich diese Urteilsverkündung.
Das ist aber ein spannendes Stichwort, diese historischen Prozesse. Ich war zum Beispiel oft im NSU-Prozess auch. Also bei diesen großen Dingern darf ich Karlsruhe auch mal verlassen, das ist gut. Und das war natürlich über viele Jahre, da war ich bei weitem nicht jeden Tag im Gerichtssaal, aber häufig und habe da viel spannende Dinge in die Abgründe dieser Taten geschaut.
Das war wirklich sehr spannend und berührend, wie da ein Vater eines Opfers sich weinend auf den Boden schmiss und seinen Schmerz herausschrie. Und das war für Justiz auch nicht leicht, wie man damit umgeht, ein förmliches Verfahren einzuhalten und trotzdem diesem Wunsch nach Aufklärung und Rehabilitation irgendwie gerecht zu werden.
Aber das war einer der spannendsten Prozesse, die ich so verfolgt habe und ich komme darauf, weil im Rahmen dieses Gesetzesvorhabens Gerichtsurteile filmen. Da hat man auch mitgeregelt, dass man Prozesse, die man als historisch deklariert, dass man die auf Ton mitzeichnen darf.
War in dem Stutthof-Prozess tatsächlich auch der Fall.
Haben die das gemacht?
Ja, die haben das ganze Verfahren auf Ton mitgezeichnet für das Gerichtsarchiv. Und inwieweit das dann nachher veröffentlicht wird, schaut man mal. Also das war so ein bisschen schwach.
Also in dem Gesetz, das erlaubt dann zum Beispiel nach 30 Jahren, dass dann zum Beispiel Historiker auf sowas draufschauen. Vielleicht haben die das gemacht, weil das ist spannend. Das wäre zumindest der erste Fall, von dem ich weiß, der dieses Gesetz da anwendet.
Und der NSU-Prozess war so ein bisschen Anlass für diese Neuregelung zu sagen, boah, es gibt doch, denkt auch früher an die Auschwitz-Prozesse, da gibt es ja so ein bisschen Protokolle. Wäre doch schön, wenn man sowas auch später hat und insofern ist auch das eine spannende Entwicklung.
Wie wirkt sich denn das Internet und so bestimmte, ja ich sag auch immer Hassprobleme und Social Media Bubbles und Verstärkungseffekte, wie wirkt sich das denn auf Ihre Arbeit aus? Haben Sie damit näher zu tun? Beobachten Sie das oder wie stehen Sie dazu?
Ja, also das Internet und Social Media wirkt sich für meine Arbeit erstmal so aus, dass die Schnelligkeit einfach unglaublich erhöht wird. Also wenn man das mit ganz früher vergleicht, da gab es die erste Nachrichtensendung um fünf und die zweite um sieben und um acht.
Also das waren so die gemütlichen Zeiten. Und einen krassen Gegensatz dazu erwartet man von uns quasi schon, wenn um zehn das Urteil ist, ich überspitze mal, um fünf nach zehn die ausführliche Analyse. Und da wird der Druck durch Social Media und alles Mögliche dadurch, dass viele das in Echtzeit auch die Meldungen dazu verfolgen können, größer, sich da schnell festzulegen.
Und da sind wir Journalisten, die vor Ort sind, in so einem Spannungsfeld zwischen Schnelligkeit und Gründlichkeit. Wir wollen schon schnell sein. Ich will nicht sagen, ihr erfahrt abends um acht in der Tagesschau, wie das Urteil ausgegangen ist.
Das wäre nicht mehr zeitgemäß. Aber ich bin schon ein Freund davon und zwinge mich dazu, versuche es zumindest. Ich muss erst den Sachverhalt kennen, ich muss erst das Urteil kennen, einmal kurz drüber nachdenken und dann kann man die ersten groben Linien.
Und diesen Druck, mit dem muss man umgehen und sich da nicht leichtfertig von verleiten lassen, einfach mal was rauszuhauen, was man dann später bereut.
Und das Ganze immer noch kombiniert mit Ihrer Arbeit in der Redaktion. Also Sie stehen ja nicht nur vor der Kamera. Ich nehme mal einen Großteil Ihrer Zeit verwenden Sie dann auf die Arbeit sozusagen hinter der Kamera, oder?
Genau, also ich leite da, wir nennen das ARD-Rechtsredaktion. Das ist ein großes Team. Also diese Berichterstattung ist keine Ein-Mann-Veranstaltung. Wir haben neun Stellen, sind insgesamt zehn Juristinnen und Juristen.
Fast alle haben zwei Staatsexamina gemacht. macht. Wir sind so viele, weil wir eben alle drei Medienarten abdecken. Also wir berichten für den Hörfunk, für alle ARD-Wellen, für das Fernsehen, also Tagesschau, Tagesthemen, Morgenmagazin, alle ARD-Sendungen, aber auch für unser drittes Programm im SWR Fernsehen, so Landesschau, SWR Aktuell, und dann fürs Internet immer mehr, für Tagesschau.de.
Das ist für uns eine sehr schöne, ja, ein sehr schöner Abnehmer, weil wir wissen, das erreicht bundesweit viele Leute. Der Tagesschaubericht, der ist kurz. Was würden Sie tippen, wie lang ist so ein typischer Film in der 8 Uhr Tagesschau, so gestern Abend?
Bis anderthalb, je nachdem wie wichtig es ist, würde ich schätzen, oder?
Anderthalb ist so der typische, genau. Eine Minute 30. Das ist so der Film, wo man dann, meinetwegen den Originalfall sieht, dann die Richter, einmal Herr Voskuhle, Zitat, einmal ein Anwalt und am Ende steht da manchmal noch so der Reporter vor dem Gericht und gibt so eine Einschätzung.
Und da, wenn das zu Ende ist, sind meistens so eine Minute 30, eine Minute 50 rum. Und ich sage es deswegen, weil das ist natürlich kurz. Und auf tagesschau.de da kann man dann zumindest ein bisschen länger noch erklären, Hintergründe liefern.
Und weil wir das alles machen, sind wir ein relativ großes Team, aber ich finde auch gut, dass unser Sender der SWR da das ernst nimmt, dieses Thema und dafür Mittel zur Verfügung stellt, dass wir uns damit intensiv beschäftigen können.
Wie viele Stunden Arbeit, ich weiß, das ist wahrscheinlich schwer zu sagen, aber wie viele Stunden Arbeit sind denn dann in diese anderthalb Minuten reingeflossen.
Also wenn es so Sachen wie die Sterbehilfe sind, das ist schwierig, aber es sitzen zumindest mehrere Personen da, auch mehrere Tage teilweise, weil die Vorrecherche so intensiv ist. Es gibt aber auch Berichte, die ganz schnell entstehen.
Also wir haben neulich an einem Sonntag vor einer Woche, da kommt morgens der Anruf, erklärt doch mal nach der Thüringen-Wahl, wie das jetzt eigentlich weitergeht. Also nach dem Motto, blätter mal thürische Landesverfassung auf und erklär mal, alle sagen jetzt Neuwahlen, Vertrauensfrage, wie kann es denn jetzt weitergehen? Und dann mit einem Kollegen, Kolja Schwarz, sind wir ins Studio gegangen und hatten schon zum Glück die Tage vorher mal die thüringische Landesverfassung aufgemacht und haben dann mit Grafiken und so weiter das erklärt.
Also da ist schon relativ viel Aufwand. Ich will damit nur sagen, manche Sachen sind auch ganz spontan, kochen hoch von jetzt auf gleich. Das ist einmal alles, was rund um die Bundesanwaltschaft spielt, Terrorismus, dafür sind wir auch zuständig.
Also am Freitag neulich morgens, da kam die Eilmeldung, Durchsuchung bei einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle, zwölf Personen. Das ploppt dann hoch und dann müssen wir sofort unseren Kameramann holen, das Studio, Live-Studio, unser kleines hochfahren und möglichst Informationen ranschaffen und dann in ganz schneller Zeit auch so einen Bericht.
Erstmal nur live erzählen und dann aber auch sehr schnell Filmberichte machen und den Samstag, Sonntag darauf haben wir das dann auch in der Tagesschau gemacht. Gestern Abend habe ich da einen Bericht gemacht und das ist auch, weil wir vorhin über Stutthof und neue Zeiten, Bedrohungslagen und so weiter sprachen, das ist schon ein krasser Fall.
Man weiß nie, wie sich das entwickelt, aber da wurden am Samstag wirklich zwölf Verdächtige aus dem Bereich Rechtsterrorismus nach Karlsruhe zum Ermittlungsrichter gebracht. Jeweils begleitet mit SEK, vermummt und so weiter. Und wir stehen dann da mit unserer Kamera, weil Fernsehen lebt von Bildern.
Die Bundesanwaltschaft sorgt immer so für die Adrenalinstöße. Solange man einigermaßen gut organisiert ist und immer jemand Bereitschaft hat, ist das ganz okay. okay, aber man muss immer schauen, dass die einen nicht auf dem falschen Fuß erwischen.
Und dann ist es doch schön, dass es die Rundfunkgebühren gibt und das alles auch so in der Detailtiefe möglich ist, finde ich, muss man auch mal sagen. Also das ist was, wo viele vielleicht nicht drüber nachdenken, gerade als Studierende ärgert man sich, dass man dann diese Haushaltsabgabe jeden Monat zahlt.
Budget ist vielleicht auch ein bisschen enger, aber das geht natürlich nur, weil sie dadurch wirklich unabhängig sind und weil sie auch mal 30 Stunden auf anderthalb Minuten investieren können. Und mal haben sie halt nur eine halbe Stunde für anderthalb Minuten, aber da sind vielleicht die Incentives dann ja doch auch andere als bei Kollegen, die dann am Ende des Monats, ich weiß nicht, Abos verkaufen müssen oder Werbeslots.
Ich lasse das einfach mal so stehen, ja.
Ja, ist doch schön. Wie geht es denn weiter? So ein Ausblick noch. Was wird sich denn verändern? Wird es einfach noch schneller? Also irgendwann, der Tag hat ja nur 24 Stunden, das ist vielleicht ja jetzt auch schon so schnell, wie es geht.
Wir haben jetzt alle Smartphones. Was sind denn so die Trends? Zeichnet sich irgendwas ab, wo Sie sagen würden, dadurch wird sich die Gerichtsberichterstattung, vielleicht aber ja auch Berichterstattung im weiteren Sinne, nochmal ändern in den nächsten Jahren?
Ja, das ist schwierig. Also bei dem Thema Recht und wie wir berichten, wird sich vielleicht gar nicht so viel ändern. Es wird erstmal weiterhin auch diese klassischen Fernsehsendungen geben, obwohl ich habe viel zu Gast auch bei mir im Studio in Karlsruhe, Jurastudierendengruppen und zeige denen so ein bisschen, wie wir arbeiten.
Und dann frage ich die immer, wer von ihnen hat denn noch so einen Fernseher, also so eine Kiste zu Hause stehen. Da gehen so von 25 vielleicht so vier, fünf Hände hoch. Also es ist völlig klar, dass Medienkonsum nicht mehr so wie früher zwingend auf dem Sofa und um acht kommt der Gong, sondern wann man will, wo man will.
Das ist mir aber auch egal, wo die das konsumieren, Hauptsache sie machen das und wissen so ein bisschen, ach diese blaue Nachrichtmarke, da kriege ich irgendwas und die sagen zum Beispiel dann oft auch, ich verfolge die Tagesschau auf Instagram. Das ist, da kommt man natürlich schon auch ins Grübeln, kann man da zum Beispiel auf Instagram Jura rüberbringen, aber warum nicht? Also die Herausforderung für uns ist, weil sie dann fragen, wir müssen da hingehen, wo die Leute sind und da nicht irgendwie die Nase rümpfen, sondern verdammt nochmal selber überlegen, was biete ich denen da? Und das nehme ich immer mit, gerade bei diesen Besuchen.
Die sind alle sehr interessiert, kennen zum Glück auch die Tagesschau, aber haben eine ganz andere Art, Medien zu konsumieren. Und ich bin jetzt ja auch noch nicht so alt, also ich bin 44, aber ich merke, die da sitzen, das ist eine komplett andere Generation.
Und das ist aber auch schön, sich daran zu reiben und da sich pushen zu lassen, das weiterhin modern zu gestalten. Mhm.
Dann sei noch einmal der Hinweis erlaubt, dass Sie ja eben gesagt haben, dass man bei Ihnen zumindest Referendariat machen kann. Das Ganze dient ja auch immer so ein kleines bisschen potenzielle Arbeitgeber- oder Praktikumsstellen oder Referendariatsstellen vorzustellen. Also Referendariat ist möglich.
Ich habe zum Beispiel auch meine Wahlstation damals gemacht beim ZDF. Die haben auch so eine Rechtsredaktion. Und ich habe auch damals bei meinem Vorgänger in diesem Amt, dem Karl-Dieter Möller, den kennen so die Älteren vielleicht noch so ein paar, der hat das sehr lange gemacht.
Also da war ich auch Rechtsreferendar und habe das sehr genossen. Und auch gerade deswegen, weil viele in meinem Team schon oft irgendwo Praktikant waren, da versuchen wir jetzt auch so eine Art Ausbildungsredaktion zu sein. Und das ist immer sehr schön, weil ich hoffe, die Referendarinnen und Referendar nehmen von uns was mit, aber wir nehmen auch eine Menge mit.
Die helfen uns. Und je nachdem, wie gut die sind und schon was gemacht haben, kann man da auch einen Artikel schreiben oder einen kleinen Radiobeitrag. Und es haben auch manche schon einen richtigen Fernsehbeitrag am Ende gemacht.
Und manche sind jetzt Redakteure bei mir. Und von denen wurden wir zum Beispiel auch animiert, auch einen Podcast zu machen. Also, das ist natürlich, die Vielzahl der Podcasts ist uns allen bewusst, aber wir werden relativ bald, in wenigen Wochen schon, oder jetzt direkt auch einen Podcast an den Start bringen, die JustizreporterInnen wollen wir das nennen, und einfach erzählen, was wir in Karlsruhe erleben.
Spannende Fälle und hoffen, dass da Interesse ist, weil ja nicht alle dort sein können, aber viele Interesse an Jura haben, dass wir das rüberbringen. Also wir kriegen ja so Sachen mit, Wie dem Rechtsstreit ums Sampling.
Da sitzen dann in Karlsruhe Moses Pelham, der Rapper, und Ralf Hütter von Kraftwerk. Und die streiten sich darum so. Und die kommen zu jedem Termin in den Gerichtssaal.
Das ist hochspannend. Und Hütter, die alte Schule, der sagt, in meiner Generation, der Generation der Beatles, da fragt man nach, wenn ich was nehme. Und Pelham sagt, meine Kunstform Sampling, Ding, die kann es nur geben, wenn ich was anderes verarbeiten darf.
Und das, neben all den großen Verfahren, erleben wir sowas auch im Gerichtssaal mit. Und das macht es insgesamt einfach sehr spannend. Wir machen den Job da sehr gerne und wollen dann eben jetzt auch versuchen, das in einem kleinen Podcast dann umzusetzen.
Ich glaube, das ist auch nicht nur für Jura-Studierende, sondern vielleicht auch breiter darüber hinaus ja schön, dass sich Menschen da auch was darunter vorstellen können und es nicht nur diesen abstrakten Charakter von jemand sagt, wie es jetzt zu sein hat, hat, sondern eben auch mit Leben gefüllt wird.
Ich mache auch die Erfahrung, dass viele überhaupt keine Vorstellung haben, wie wir so arbeiten und woher sollen die das auch wissen, wie so ein Fernsehbeitrag entsteht. Man sieht dann so ab und zu mal den Reporter da stehen und ja, also die häufigste Frage, die ich so gestellt kriege, auch so bei meinem 20-jährigen Abitreff, machst du das eigentlich hauptberuflich? Ach.
Ja, weil die sehen mich dann eben ab und zu mal da stehen und dann hört man mich noch und die paar Bilder, das kann ja nicht alles sein, was macht der denn den Rest des Tages? Und ich habe aber ja vorhin geschildert, wie viel dahinter steckt und deswegen ist immer ganz gut, so ein bisschen zu erklären, weil ich habe einfach auch die Erfahrung gemacht, Juristen interessieren sich für Medien, die lesen gerne Zeitung, viele sagen auch, ich wäre eigentlich auch gern Journalist, geworden und diese Kombination Jura-Journalismus, die ist irgendwie spannend, finde ich.
Abschließend habe ich noch eine Frage und zwar, außerhalb der juristischen Bubble, gibt es eigentlich so viele Vielen Dank. So viele Rückfragen, so viel Kritik, so viele Zuschriften auf ihre Beiträge, wie man hier und da mal hört. Also setzen sich dann Menschen mit dem Urteil auseinander, indem sie ihnen schreiben oder kommt das weniger vor?
Also die Hauptzahl der Zuschriften kriegen die Sendungen selber. Also die schreiben dann oft an die Tagesschau. Also da quellen die E-Mail-Postfächer wirklich über. Wir kriegen aber auch Mails, häufig von Leuten, die aber auch Hilfe suchen.
Das können wir nicht so gut bieten. Also ich habe ein Rechtsfall, sie sind die Rechtsredaktion, hilft mir das nicht. Es gibt auch Beschwerden. Manche finden auch doof, was wir machen.
Das gehört auch dazu. Jeder Jeder kriegt eine Antwort, wenn man ordentlich schreibt und nicht pöbelt. Also dieser Kontakt zum Zuschauer, zur Zuschauerin, der ist schon wichtig. Und ja, das gehört auch dazu, da nicht nur im eigenen Saft zu schmoren.
Vielen herzlichen Dank, Herr Bräutigam. Das war sehr spannend.
Danke. Hier in Köln habe ich ja viele Déjà-vu-Erlebnisse gehabt.
Das müssen Sie noch kurz erzählen. Jetzt, das schneiden wir auch nicht raus, das ist jetzt sozusagen der Bonus-Track. Der Bonus-Track. Was waren die Déjà-vus, weil Sie es eben angesprochen haben?
Ich habe hier in Köln ein Referendariat gemacht und wenn man hier zu dem Ort im Weihartal zu Ihnen kommt, da sieht man ja hinten den Turm vom Landgericht, Amtsgericht, da hatte ich meine Referendars-HGs. Ich habe hier in der Nähe auch gewohnt, die Straßenbahn war dieselbe. Meine Klausuren im zweiten Examen am Reichensberger Platz im OLG.
Wer kennt es nicht.
Geschrieben, genau. Also das war einfach eine schöne Zeit hier in Köln.
Vielen Dank, ciao.
Danke Ihnen.
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