Ich wollte schon immer im Ausland arbeiten, und als ich meine norwegische Partnerin kennenlernte, wurde Norwegen zur logischen Wahl. Die Kombination aus familiären Gründen, Lebensqualität und der Chance, internationale Mandate zu betreuen, hat mich letztlich überzeugt, meine Karriere hier aufzubauen.

Durch die EU-/EWR-Niederlassungsrichtlinie kann ich meine deutsche Anwaltszulassung in Norwegen registrieren. Sobald der Eintrag abgeschlossen ist, darf ich hier unter meinem deutschen Titel auftreten, vor Gericht verhandeln und nach norwegischem Recht beraten – ohne ein zusätzliches Examen ablegen zu müssen.

Unsere strukturierte Auslegungs- und Quellenarbeit verschafft mir bei komplexen Verträgen einen Vorsprung. Ich bringe Systematik hinein, wo Norwegen oft nur wenige Fundstellen kennt. Gleichzeitig habe ich gelernt, nicht alles zu verkomplizieren, sondern praktikable Lösungen zu liefern, die Mandanten hier besonders schätzen.

Jena bot ein lebendiges Campusleben, kurze Wege und eine starke Fakultät. Heidelberg wiederum eröffnete mir durch das ELSA-Bundesbüro internationale Kontakte und erste Führungserfahrungen. Beide Orte prägten meine Offenheit, Neues auszuprobieren, und legten das Fundament für meine spätere Auslandskarriere.

Als Bundespräsident leitete ich ein Team von Studierenden, betreute 10.000 Mitglieder und verhandelte mit Großkanzleien. Diese Verantwortung schulte mein Projekt- und Zeitmanagement, meine Präsentationsfähigkeit und mein internationales Netzwerk – Kompetenzen, die ich heute täglich in Mandaten und Kanzleiarbeit einsetze.

Ein Mentor schenkte mir ein IPR-Lehrbuch und meinte: „Das brauchst du im Ausland.“ Die Materie zwingt einen, Rechtsinstitute bis auf ihr Wesen herunterzubrechen. Dieses Denken hilft mir enorm, grenzüberschreitende Sachverhalte schnell zu erfassen und praxisgerecht zu lösen.

Ich wollte die volle deutsche Zulassung, um jederzeit flexibel zu sein. Auch wenn das Referendariat anstrengend und coronabedingt kompliziert war, verleiht mir das zweite Examen Glaubwürdigkeit gegenüber deutschen Mandanten und eröffnet langfristig mehr Karriereoptionen.

Schon als Praktikant saß ich mit Partnern beim Mittagessen und erhielt direkte Feedback-Schleifen. Titel spielen weniger Rolle; Ideen zählen. Diese Kultur fördert Eigenverantwortung, beschleunigt Lernprozesse und schafft ein entspanntes Arbeitsklima, das dennoch hochprofessionell bleibt.

Norwegisch zu beherrschen war Eintrittskarte zum Markt. Englisch öffnet internationale Projekte, Deutsch bringt Vertrauen bei German-Desk-Mandaten. Jede zusätzliche Sprache erweitert mein Beratungsportfolio und zeigt Mandanten kulturelles Verständnis – ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil.

Engagiere dich neben Vorlesungen ehrenamtlich, etwa bei Legal-Tech-Initiativen oder ELSA. Dort entwickelst du Soft Skills, Netzwerk und unternehmerisches Denken, die kein Lehrbuch vermittelt. Die investierte Zeit zahlt sich mehrfach aus – fachlich, persönlich und karriereseitig.