Wir sind als Wirtschaftskanzlei in knapp fünfzig Büros präsent und zählen weltweit über 2.700 Anwältinnen und Anwälte. In Deutschland arbeiten wir momentan mit rund hundert Anwältinnen an zwei Standorten. Dieses globale Geflecht ermöglicht mir, Programme nicht nur für Berlin und München, sondern abgestimmt auf internationale Teams zu entwickeln – Mandate, Mandanten und Lernformate sind dadurch von Beginn an global ausgerichtet.

Als Learning-&-Development-Specialist gestalte ich das komplette Aus- und Fortbildungs­portfolio: von der ersten Studentischen Mitarbeit bis hin zu Partner-Trainings. Ich konzipiere Formate, wähle Referentinnen, organisiere Budgets und evaluiere Lernfortschritte, immer eng verzahnt mit Legal-Innovation und den Praxisgruppen, damit unsere Kolleginnen unmittelbar produktiver arbeiten können.

Für Anwältinnen existieren zahlreiche Zusammenschlüsse, doch Business-Professionals – People, Finance, Innovation – arbeiten in jeder Kanzlei sehr unterschiedlich. Austausch über Prozesse, Tools und Kultur fehlte mir deshalb jahrelang: Niemand konnte spontan sagen, wie andere L&D-Teams Legal Tech vermitteln oder Mandatsprozesse optimieren. Dieser blinde Fleck hat mich zum Handeln motiviert.

Nach der Bucerius-Roadshow haben sich drei Gleichgesinnte aus verschiedenen Kanzleien mit mir zusammengetan. Wir wollten Transparenz schaffen und trafen uns kurzerhand Ende November. Gestern fand in Berlin das Kick-off statt: Kanzleigestalterinnen diskutierten offen über Organisation, Digitalisierung und Prozesskultur – genau der praxisnahe Dialog, den ich mir erhofft hatte.

Exzellente Examina sind längst Basis. Mandanten erwarten tech-affine Beraterinnen, die Projekte interdisziplinär managen, Daten auswerten und digitale Tools souverän einsetzen. Kommunikations- und Change-Kompetenz wird ebenso wichtig wie klassisches Fachwissen; nur wer beides kombiniert, kann in einer internationalen, innovationsgetriebenen Wirtschaftskanzlei überzeugend und zukunfts­fest auftreten.

Wir arbeiten eng mit unserem Legal-Innovation-Team. Gemeinsam entwickeln wir Lernpfade, erklären nicht nur Funktionen, sondern denken Workflows neu: Welche Tool-Kombination verkürzt Due-Diligence-Prozesse, wie strukturieren wir Datenräume? So erhalten Nachwuchskräfte strukturierte Trainings, praktische Use-Cases und begleitendes Coaching direkt im Mandat.

Wir verlassen die PowerPoint-Bühne. Stattdessen loggen sich alle in unsere Anwendungen ein, öffnen reale Mandatsdokumente – natürlich intern geschützt – und lösen konkrete Aufgaben gemeinsam. Dadurch spüren die Teilnehmenden sofort, wie automatisierte Vertragssuche, KI-Gestütztes Review oder kollaborative Plattformen den Arbeitsalltag erleichtern. Lernen wird erfahrbar, nicht erzählt.

Ab einer gewissen Kanzleigröße sind Effizienzgewinne ohne KI kaum erreichbar. Je mehr Transaktionen wir parallel stemmen, desto stärker profitieren wir von automatisierter Analyse, Drafting-Hilfe und Vorhersagen. Wer heute Ressourcen in spezialisierte Innovation- und L&D-Teams investiert, schafft die Basis, Mandate schneller und qualitativ hochwertiger abzuwickeln – ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Ja. Wir haben früh eigene Departments aufgebaut und sind deshalb bereits weit. Viele Häuser beginnen erst, Prozesse zu digitalisieren. Sie werden nachziehen müssen, weil Mandanten Vergleichbares voraussetzen. Mein Eindruck: Die nächsten zwei Jahre entscheiden, wer Standards setzt und wer nur noch hinterherläuft.

Nutzt jedes Angebot in Wahlstation, wissenschaftlicher Mitarbeit oder Event-Einladung – auch wenn ihr euch nicht hundertprozentig angesprochen fühlt. Der War-for-Talent sorgt dafür, dass Kanzleien viel investieren. Wer neugierig erscheint, Kontakte knüpft und Formate ausprobiert, sammelt Wissen, Selbstvertrauen und Pluspunkte für den Berufseinstieg zugleich.