Ich rate zuerst: ruhig bleiben. Termine verschieben sich, doch sie kommen wieder. Betrachten Sie die Pause als Geschenk, um Lücken zu schließen und systematischer zu denken. Wer besonnen Zeit nutzt, startet später erholter und fachlich gefestigt in die Prüfungswoche – ohne Hektik.

Ich verstehe Lernen nicht als blosses Einpauken, sondern als gedankliches Durchdringen. Nutzen Sie die zusätzliche Ruhe, um Abschnitte des BGB laut zu lesen, Fragen aufzuschreiben und eigene Antworten zu entwickeln. Dieses aktive Denken verankert Strukturen viel tiefer als reines Wiederholen von Schemata.

Mein Kopfkino zähme ich, indem ich Nachrichten dosiere und den Tag rhythmisiere. Zwei Informationsfenster reichen. Dazwischen arbeite ich, telefoniere geplant mit Familie, koche und gehe spazieren. So bleiben Gefühle fassbar, und der Verstand bleibt frei für juristische Analysen.

Körper und Geist brauchen kleine Rituale: täglicher Spaziergang, 15 Minuten Gymnastik, gegebenenfalls autogenes Training. Bewegung lüftet Sorgen heraus; kontrollierte Atmung bringt Ruhe. Das stärkt Konzentration und Immunabwehr zugleich – beides unverzichtbar, wenn man mehrere Stunden konzentriert Fälle lösen will.

Die reflexive Praxis ist eine Online-Werkzeugkiste aus Interviews, Schreib-Workshops und Selbsttests. Ich wähle täglich einen Baustein, überlege: Wo stehe ich, was kann ich schon, woran muss ich arbeiten? Dieses systematische Spiegeln schärft Methodenbewusstsein und macht Sie langfristig zu resilienten, verantwortungsbewussten Juristinnen.

Nach der Pandemie erscheint die Examenssituation relativ. Wer jetzt Krisenstress bewältigt, trainiert sein Nervenkostüm. Im Vergleich wirkt die Prüfung kleiner, beherrschbar. Ich sehe deshalb die Chance, dass Sie künftig gelassener in den Saal gehen und ihre Leistung ruhiger abrufen.

Newsletter großer Kanzleien erklären tagesaktuell, welche Normen Unternehmen jetzt bewegen – Mietrecht, Insolvenzaufschub, Lieferketten. Ich sammle solche Analysen, extrahiere die Kernprobleme und prüfe, welche Paragrafen dahinterstecken. So füttere ich Fallrepertoire und erhalte Stoff für spätere mündliche Prüfungen.

Die Lehre von der Störung der Geschäftsgrundlage wird explosionsartig an Bedeutung gewinnen: Alle Verträge ruhen auf Erwartungen, die Covid-19 erschüttert hat. Ich rechne damit, dass Gerichte und Klausuren jahrelang genau dort anknüpfen. Wer die §§ 313 ff. BGB jetzt beherrscht, punktet.

Ich empfehle ein Krisentagebuch. Notieren Sie täglich Rechtsfragen, die Ihnen in Nachrichten oder Alltag auffallen, skizzieren Sie erste Lösungsansätze und Anwendungen. Dieses kontinuierliche Beobachten schult Problembewusstsein, hält Motivation hoch und liefert später originelle Beispiele für Gutachten oder Gespräche.

Stehen Sie kurz vor dem Examen, entwerfen Sie einen Vier-Wochen-Plan: morgens zwei Stunden Zivilrecht, mittags Strafrecht, nachmittags Öffentliches Recht, abends Wiederholung. Jede Einheit beginnt mit einer alten Klausur, deren Kernprobleme Sie herausarbeiten. So bleibt das Material überschaubar und anwendungsorientiert.

Ich nehme fünf Sachenrechtsklausuren, lese nur die Sachverhalte und markiere wiederkehrende Institute: Vormerkung, Erbschein, Besitzschutz. Dann wiederhole ich gezielt diese Themen im Gesetz und Lehrbuch, bevor ich Lösungsskizzen prüfe. Das deckt Prüfungsschwerpunkte auf und verknüpft Theorie mit Fallpraxis.

Erfahrung zeigt: Selbstdenken schlägt Bulimie-Lernen. Wenn ich eine Quelle eigenständig nachvollziehe und hinterfrage, speichere ich Zusammenhänge tiefer ab, als wenn ich noch ein Skript „hineinstopfe“. Deshalb ermuntere ich, Stoff von links nach rechts zu drehen, statt nur weitere Karteikarten auswendig zu lernen.