Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Professor | Universität zu Köln
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In Folge 2 des IMR-Spezials für Eure Examensvorbereitung erfahrt Ihr, wann Ihr mit Eurer Examensplanung beginnen solltet und wann der richtige Zeitpunkt für den Schwerpunktbereich ist. Wir sprechen anschließend über die Frage, warum eine gute Zeitplanung in der Examensvorbereitung hilft, die Nerven zu bewahren: Kann zu viel Vorbereitung schaden? Wie lerne ich das Richtige? Warum kommt es auf Systemverständnis und Handwerkszeug an, nicht jedoch auf das Auswendiglernen von Meinungsstreitigkeiten? Schließlich erhaltet Ihr Buchtipps und Kriterien, nach denen Ihr das für Euch geeignete Repetitorium aussuchen solltet. Viel Erfolg für Eure anstehenden Klausuren!
Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼
Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.
Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb , Professor
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Prof. Dr. Matthias Kilian , Professor
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Effizienz ist in der Examensvorbereitung irre wichtig, denn es geht nicht darum, alles bis ins Letzte zu durchdringen, sondern das juristische Problem zu verstehen und praktikabel zu lösen.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich Willkommen zu Episode 77 von Irgendwas mit Recht. Mein Name ist noch immer Marc Ohrendorf. Ich bin Jurist im Rheinland und dies ist die zweite Spezialepisode zu eurer guten Examensvorbereitung. Und wie auch in der ersten dieser Episoden sitze ich hier heute wieder zusammen mit Frau Professor Dauner-Lieb.
Guten Tag, ich freue mich.
Ich mich auch. Wir wollen heute sprechen über die Planung und so ein bisschen, würde ich fast schon sagen, den Masterplan hinsichtlich der eigenen Examensvorbereitung. Wann sollte man damit eigentlich beginnen, sich mal Gedanken darüber zu machen, wie man das Ganze angeht?
Ich bin gemein im ersten Nein, natürlich nicht. Aber ich sage immer im ersten Semester, Ihre Examsvorbereitung fängt heute Morgen an, weil davon hängt sehr viel ab. Planen, wie verbringe ich die Zeit, die man, da sprechen wir gleich noch drüber, zwischen neun Monaten und 15 Monaten ansetzt für die Examsvorbereitung.
Also nach der Zwischenprüfung. Weil nach der Zwischenprüfung muss man entscheiden, möchte ich erst den Schwerpunkt machen, oder möchte ich erst den staatlichen Teil erledigen? Also zu diesem Zeitpunkt sollte man sich dann konkret Gedanken machen, wie das laufen soll. Aber es ist nicht nur scherzhaft gemeint.
Die Examensplanung hängt maßgeblich davon ab, wie Sie die Zeit bis zur Zwischenprüfung gefüllt haben.
Ich bin mir sicher, dass es jetzt Zuhörende gibt, die sich fragen, tja, soll ich den Schwerpunkt jetzt vorher oder nachher machen? Insofern gehen wir da mal kurz drauf ein. Was würden Sie denn empfehlen?
Das muss eigentlich jeder für sich selber entscheiden und bestimmte Fragen stellen. Ich nehme mal einen Gesichtspunkt vorweg, der bei vielen eine große Rolle spielt, den ich aber nur für begrenzt wichtig halte. Es gibt eine starke Meinung, die sagt, jetzt habe ich doch alles schon mal gelernt, das will ich nicht vergessen.
Das brauche ich jetzt nur wieder zu wiederholen, ich ziehe es jetzt durch mit dem Pflichtfachstoff, mit dem ich mich sowieso bisher beschäftigt habe und gehe so schnell wie möglich in den Staatsteil und alles andere mache ich später. Diese Auffassung, die sehr stark propagiert wird, auch von vielen Kollegen, ist bestimmt für manche nicht falsch.
Man muss nur eins sehen, im Examen zählt ja nicht nur Wissen und zählt nicht nur Stoff, sondern es zählt auch Wissen. Erfahrung, es zählt Übung im Umgang mit Texten, es zählt Übung im Umgang mit dem Gesetz, Formulierungsfähigkeit, Stressresistenz, also eine Menge anderer Faktoren als bloß das Wissen.
Und ich kenne eine ganze Reihe von Examensabsolventinnen, die sehr, sehr, sehr gute Examen gemacht haben, nachdem sie den Schwerpunkt vorher gemacht haben und die gesagt haben, dieses ein Jahr Schwerpunkt, das mir ermöglicht hat, über Dinge nachzudenken, mich mal mit Themen zu beschäftigen, die nicht unmittelbar klausurrelevant sind, haben mir überhaupt erst den Horizont dafür eröffnet, wie man eine gute Klausur schreibt.
Also, es gibt da ganz unterschiedliche Philosophien. Ich glaube nur, dass man eben drüber nachdenken sollte und auch nicht sagen, alle machen das so oder alle machen das so. Ich persönlich sage Leuten, die gerne nachdenken, die gründlich arbeiten, die ohnehin Potenzial für ein Prädikatsexamen zeigen, denkt mal drüber nach, den Schwerpunkt doch vorher zu machen.
Ihr lasst euch einfach mehr Zeit zum Reifen und ihr werdet am Repetitor viel mehr Spaß haben und auch viel mehr vom Repetitor in der Uni oder beim Privaten profitieren, wenn ihr euch vielleicht nochmal vertieft mit was anderem auseinandergesetzt habt. Aber wie gesagt, da gibt es ganz, ganz unterschiedliche Einstellungen, das muss jeder für sich selber entscheiden.
Und zwar idealerweise auch, wie Sie schon gesagt haben, relativ früh im Studium, zumindest dann, wenn man auch noch die Option haben möchte, den Freischuss wahrzunehmen. Denn es war jedenfalls zu meiner Zeit im ersten Examen ja so, dass man den Freischuss im staatlichen Teil machen konnte, auch ohne den Schwerpunkt sozusagen in dieser Zeit zu machen.
Das kostet natürlich auch einfach Zeit.
Also Sie wissen ja, dass der Freischuss derzeit politisch diskutiert wird und dass es zu den Reformansätzen gehört, die ich für richtig halte, zu sagen, die Wiederholungsmöglichkeit bekommt jeder, sodass der Freischuss nicht mehr die große Rolle spielt. Aber sonst muss man sich das früh überlegen.
Ich möchte aber nochmal zurückkommen auf meine sehr krasse These. Die Examensvorbereitung fängt im ersten Semester an. Viele studieren aus guten und nicht so guten Gründen so ein bisschen nach der Mentalität. Ich ziehe jetzt mal das Grundstudium durch, mache die Zwischenprüfung irgendwie.
Es muss nicht viel Gewinn sein, aber ich mache es irgendwie. Irgendwie. Und dann fange ich an, mich ernsthaft mit dem Stoff zu beschäftigen. In solchen Konstellationen ist so gut wie nie eine tragfähige Grundlage in den wesentlichen Fächern da.
Und wenn man in der Examsvorbereitung... Damit rechnen muss, dass man im Mobiliarsachenrecht praktisch überhaupt erstmal vier Wochen braucht, um das Mobiliarsachenrecht zu erarbeiten, dann muss man anders planen, als wenn man sagt, also was da vorgekommen ist, das habe ich alles mal gemacht, ich habe das nicht vollständig präsent, aber ich weiß, was eine Grundschuld ist, ich kriege das ungefähr auf die Reihe, es geht wirklich um Wiederholen und Vertiefen und nicht um Neuerwerb des Stoffs, das gilt für das besondere Verwaltungsrecht, das gilt für Familien- und Erbrecht, Also im Grunde muss man sich im Grundstudium nicht verrückt machen, aber wenn man es gar nicht ernst nimmt und sagt, ich komme da irgendwie durch und das kommt man, wenn man nicht ganz blöd ist, immer.
Also die Zwischenprüfung zu schaffen ist nun wirklich nichts, wofür man wahnsinnig viel können muss. Dann wird man die Examensvorbereitung anders angehen müssen und für meine Begriffe ist es ein Teil des großen Examensstresses, dass doch nicht ganz wenige in ganz vielen Bereichen über keine soliden Grundlagen verfügen.
Und das ist natürlich so, wenn man sein Studium in anderthalb Jahren absolvieren will, dann ist das natürlich viel. Wenn man davor schon im Grundstudium regelmäßig gearbeitet hat, dann ist das eigentlich in einem Jahr sehr gut zu schaffen.
Das heißt, würden Sie empfehlen, im Sinne einer Rückwärtsanalyse daran zu gehen, dass man sich so einen Punkt setzt, eine Kampagne, in der man jetzt schreiben möchte, hier in NRW geht das relativ häufig, es gibt aber ja auch Bundesländer, da kann man ohnehin nur alle drei Monate Staatsexamen ablegen und dann sozusagen, wenn ich jetzt Ende nächsten Jahres schreiben möchte, jetzt haben wir meinetwegen Juni, dann tue ich jetzt das folgende.
Ja, genau.
So würde ich das tun und ich würde beginnen mit einer Analyse, einer realistischen Analyse, wo fühle ich mich schon ganz sicher und wo habe ich ein absolutes schwarzes Loch. Doch.
Das Schlimme ist, dass gerade gute Leute eine gewisse Neigung haben, sich zu unterschätzen. Da kommen wir sicherlich nochmal drauf. Aber wenn man vernünftigerweise sagt, also im Sachenrecht habe ich aufgepasst, dann weiß man, da geht es um Wiederholen und Vertiefen.
Wenn ich sage, es gibt Fächer, die habe ich überhaupt noch nicht gemacht, dann muss man die mit einplanen, also die Ausgangsanalyse, was kann ich eigentlich und was kann ich noch nicht, habe ich genug Hausarbeiten geschrieben, kann ich mit dem juristischen Handwerkszeug umgehen, weiß ich, wie man eine BGH-Entscheidung liest, kann ich auf die Schnelle mal einen Aufsatz in der NJW lesen und halbwegs gucken, was wichtig und unwichtig ist.
Das alles zählt mit bei der Frage, was bringe ich denn jetzt schon mit, um das zu erreichen, was ich will, nämlich den Staatsteil zu bestehen. Und da sage ich jetzt noch gleich etwas dazu, was mir wichtig ist.
Die meisten, die ich im Examenskurs vor mir sitzen habe, haben so eine etwas diffuse Vorstellung davon, was sie eigentlich erreichen wollen. Also, wenn man die Statistik anguckt, wissen wir realistischerweise, erreichen gut und sehr gut zwei bis drei Prozent.
Sitzen 100 vor mir, das wird einer sein. So, dann wird es eine ganze Reihe voll befriedigender geben und es wird befriedigend geben. Eigentlich ist entscheidend, dass man ein bisschen schon ein Gefühl dafür hat, bin ich eigentlich ein Top-Jurist, Juristin.
Das weiß man. Dann hat man meine Hausarbeit gut geschrieben oder dann ist mal was toll dazwischen gewesen. War ich einfach nur faul? Wo ordne ich mich ein? Denn um mich auf einen befriedigend oder voll befriedigend vorzubereiten, das ist gar nicht schlimm.
Zu sagen, ich will mich auf ein Gut vorbereiten, ist fast nicht zu erreichen. Also ich mahne da immer Realismus an und sage. Wenn Sie sagen, ich will erreichen, neun Punkte im Schriftlichen, dann machen Sie Prädikat.
Und neun Punkte im Schriftlichen ist überhaupt nicht so schlimm. Weil wenn Sie eine zwölf schreiben, können Sie dazwischen auch eine. So muss man da rangehen und nicht, ich muss überall alles wissen, sondern ich schreibe keine Klausur unter vier Punkte, ich setze keinen in den Teich, egal was da für ein Blödsinn kommt, und ich habe Spitzen, wo ich auch mal über zehn rüberkomme.
Dann sind Sie ein Prädikatskandidat oder jedenfalls ein gutes Befriedigend. Und das nimmt diese Haltung, wenn man sich das klar macht, nimmt schon wahnsinnig Druck weg. Weil sie sollen nicht sechs mal zwölf schreiben, das machen nicht viele.
Das macht ein Prozent, das sind sie nicht. Ich sage immer meinen Leuten, das sind sie nicht, das bin ich nicht. Sondern sie gucken, wie schaffe ich im Schnitt acht bis neun Punkte.
Und das ist überhaupt nicht so schlimm, wenn man ein bisschen arbeitet und wenn man ein bisschen geeignet ist.
Und ich würde ergänzen, dass man sich vielleicht auch, so ging es jedenfalls mir bei meinen Examina früher, sich fragt, sag mal, bin ich eigentlich eher der schriftliche oder der mündliche Typ? Die Zuhörenden können sich denken, was ich für ein Typ bin, wenn ich hier so einen Podcast mache. Und das hat mich zumindest immer auch beruhigt.
Natürlich will man da schriftlich möglichst gut rauskommen und das muss ein gewisses Niveau auch haben. Als man weiß, kommt man mit allem klar, aber man hat ja dann auch immer noch die Möglichkeit, hinten raus sich zu verbessern. Das sollte man vielleicht auch im Hinterkopf haben.
Das kann man immer und da kann man noch wirklich viel reißen. Man muss aber schon sehen, diese Klausuren setzen erstmal die Marke. Deswegen sage ich ja, schlechter als 8, dann ist das Prädikat nicht mehr so einfach zu erreichen.
Was wichtig ist bei den Klausuren ist erstmal, dass man physisch und psychisch genug Übung hat zu wissen, ich kriege jedes, ausnahmslos jedes Ding fertig. Jede noch so schlechte Klausur hat einen Vorteil, sie ist fertig.
Bitte nicht von drei Fragen eine auf sehr gut und die letzten zwei werden nichts, das ist ganz schlecht. Lieber acht Punkte in allen dreien, das macht einen besseren Eindruck und bringt hinterher auch die bessere Note. So, und das muss man trainieren und da muss man auch wieder überlegen, wie gut bin ich da schon.
Es gibt Leute, die haben Nerven wie Drahtseile und haben überhaupt kein Problem, zu jedem Thema in fünf Stunden was zu schreiben. Quatsch oder nicht, aber sie kriegen es fertig. Die brauchen keine 120 Klausuren schreiben, die müssen woanders arbeiten.
Wer sensibel ist und erstmal eine Stunde auf dem Füller rumkaut und so weiter, der muss dann trainieren. Da muss man auch überlegen, wie viele Klausuren muss ich tatsächlich fünf Stunden schreiben und da gehen die Empfehlungen von 30 bis 120 und meine Antwort ist, es kommt drauf an, was sie für ein Mensch sind, wie sie damit umgehen können.
Ich kann mir nicht vorstellen, 120 Klausuren durchzuschreiben. Ich glaube, dass so dreimal zwölf, also in jedem Fach zwölf oder in jedem Fach 15 ausreicht. Aber wichtig ist, es gibt unterschiedliche Anforderungen.
Die erste Anforderung ist, ich schaffe es und werde fertig und gebe beschriebene, lesbare Blätter ab. So, was da draufsteht, ist schon die zweite Stufe. Und wenn man sagt, ich schreibe zu allem, was ist die nächste Zielstellung und ich schreibe zu allem, was so das am Schluss passiert.
Kein mangelhaft drauf kommt. Das kann man schon trainieren, dass es wenigstens so viel drin, dass da wenigstens so viel drin steht, dass der Prüfer sagt, ist zwar alles falsch, aber dahinter steckt kein blöder Kopf. Also mit Wohlwollen noch vier Punkte.
Das ist wichtig, weil zwei ziehen einen runter und drei werden selten gegeben. Okay, und dann kann man anfangen an der.
Lassen Sie mich mal kurz einhaken. Sie haben das gerade so ganz beiläufig gesagt und das ist ein strategischer Aspekt, den man vielleicht nochmal ganz kurz betonen muss. Sie haben gerade beiläufig gesagt, drei werden ja selten gegeben.
Das heißt, zwischen zwei und vier ist ja schon eine ganz enorme Bandbreite, erst recht, wenn man sich wieder den Schnitt anguckt und so weiter. Gibt es noch sonstige Notenzonen? Und wenn ich so frage, bin ich persönlich der Ansicht, ja, die gibt es, wo es natürlich dann schwieriger wird, sozusagen zu springen auf die nächste Note, sodass man sich auch in so einer Zone immer ganz gut orientieren kann.
Also das mit zwei und vier ist meine Erfahrung, die auch bei den Kollegen, die das ähnlich machen, auch wenn sie es nicht so sagen, das hat einen Grund. Im Grunde muss man sich als Prüfer doch irgendwo entscheiden.
Ist der Kandidat noch brauchbar, dann ist es halt ein Ausreichen oder geht das nicht. Drei ist im Grunde, ich kann mich nicht entscheiden. Nein.
Also ich gebe drei ganz selten. Was eine weitere Notenzone ist, ist der Sprung ins Gut. Das gelingt selten. Ich finde das ein bisschen ungerecht.
Da werden zum Teil zu hohe Anforderungen gestellt. Ich bin der Meinung, wenn alles richtig ist, ist das sehr gut und nicht gut. Gut, ich würde immer sagen, wenn die Probleme gesehen wird und es sind schöne Argumente, dann sind wir schon bei den 13, 14.
Aber von der Beobachtung ist es so, dass jemand sehr schwer von der 12 auf die 13 geht. Und deswegen sollte man da auch gar nicht drauf hinarbeiten, sondern man sollte sagen, wenn es bei mir gut läuft, bin ich 11, 12. Ja.
Das ist sowieso tadellos. Wenn Sie davon zwei oder drei haben, dann können Sie sowieso nicht mehr maulen. Aber wichtiger ist, dass Sie vor allen Dingen nicht nach unten wegsacken und sagen, das lief so katastrophal, da habe ich dann gleich die Flügel hängen lassen und mir keine Mühe gegeben.
Es sollte möglich sein, dass man darauf arbeitet zu sagen, mangelhaft kommt mir, wenn ich halbwegs fair bewertet bin, kommt mir nicht ins Haus, selbst wenn ich keine Ahnung hatte.
Gut, jetzt haben wir das Ziel definiert. Jetzt wissen wir, wir wollen stabil Klausuren schreiben. Jeder und jede natürlich auch so ein bisschen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, vielleicht im Rahmen der eigenen Ambitionen. Manche haben ja auch mehr Zeit für so eine Examenvorbereitung, andere Menschen vielleicht ein bisschen weniger. Das muss jeder für sich selber ausmachen.
Ja, da möchte ich noch was zu sagen. Das muss man für sich selber rausfinden. Man muss aber natürlich sehen, das ist wie beim Üben auf ein Konzert oder beim Trainieren auf dem Marathon. Man kann die Trainingszeit übertrainieren.
Also man muss dann irgendwann sagen, jetzt muss mal Schluss sein. Ich habe in meinem derzeitigen Examenskurs zwei oder drei Menschen, von denen ich sage, verdammt nochmal gehen sie rein, was soll das noch ein halbes Jahr. Ja, ich muss noch das und das, ja, aber das wird nicht mehr besser.
Ja, wenn hier noch ein bisschen Wissen, da noch ein bisschen Wissen und das Gebiet nochmal wiederholen, das wird nicht mehr besser. Die sind in Ordnung und die sind jetzt auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit und irgendwann geht die Kurve wieder runter.
Also man muss dann auch sagen, es muss dann auch mal Schluss sein. Es gibt ausgesprochene Sprinter. Was man nicht tun sollte, ist dauernd sein Ziel ändern. Also ich denke, man kann das ein-, zweimal anpassen, wenn man zum Beispiel entdeckt, ich dachte, ich wäre ganz gut im Ö-Recht und stelle fest, eigentlich habe ich überhaupt keine Ahnung von irgendwas.
Irgendwas, dann muss man vielleicht nochmal nachschärfen und sagen, ich gebe mir nochmal drei Monate, aber man sollte nicht im Drei-Monats-Rhythmus nach hinten ziehen. Das ist nicht gut für die Psyche und das ist selten gut für die Qualität.
Zumal es ja auch einen Effekt gibt, dass viele, die jetzt sich vor der Examensvorbereitung befinden, auch noch gar nicht so richtig einschätzen können, wie viel Stoff man dann auch nach sechs, sieben, acht Monaten bearbeitet bekommt und auch dann verstehen kann, weil man ja auch auf dem Weg immer wieder dazulernt. Also es gibt ja auch so einen Compound-Effekt, dass man sozusagen auch einfach besser wird in dem,
Was man tut. Und jetzt kommt wieder das, was ich vorhin schon angedeutet habe, die Bedeutung des Grundstudiums. Aber nach meiner Erfahrung wird es nicht mehr schwerer. Es kommt auch nicht mehr sehr viel dazu.
Also wenn man das gemacht hat, was im Grundstudium verlangt ist, hat man eigentlich alles. Die Fälle werden länger und sie werden stärker verknüpft. Aber nach meiner Erfahrung sind die Probleme, die im Examen behandelt werden, einfacher als die Probleme in den Semesterabschlussklausuren.
Also die Vorstellung, ich muss noch so wahnsinnig viel lernen, kommt meistens bei denjenigen, die vorher noch nichts gelernt haben. Und dann ist es natürlich auch eine unheimliche Beängstigung, weil man dann im Grunde auch nicht richtig einschätzen kann, was muss ich denn eigentlich können oder was muss ich nicht können.
Also wenn Sie bei einem Herrn Peifer oder Herrn Katzenmaier gesetzliche Schuldverhältnisse gemacht haben im Grundstudio, da ist da alles vorgekommen, mehr gibt es nicht. Und wenn Sie bei mir Schuldrecht gemacht haben, dann ist das zu 90 Prozent das, was im Schuldrecht vorkommt, mehr gibt es nicht.
Und infolgedessen ist das auch nicht eine Frage, ich muss so viel lernen, sondern ich muss im Grunde den Stoff verknüpfen und vernetzen und vertiefen und vielleicht noch ein bisschen an Argumentationsschärfe drauflegen. Aber eigentlich ist es nicht so viel, wie viele denken.
Also völlig schwachsinnig, das ist in einer anderen Sendung gekommen, es gebe im Zivilrecht 1500 Probleme, die man fürs Examen können müsste. Das? Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich behaupte, drei Dutzend Probleme, Problemkreise, die, wenn man sie verstanden hat, dann kann man das.
Wenn man weiß, dass man bei. Abhanden kommen einer Sache, als Eigentümer hinterher noch genehmigen kann, um nach 8.16 den Erlös herauszuholen. Dann haben Sie zehn Konstellationen und BGH-Entscheidungen mit erschlagen. Wenn Sie die Global Session und den verlängerten Eigentumsvorbehalt einmal verstanden haben, dann haben Sie zehn Klausurkonstellationen.
Also diese 1500 Probleme zeigen eigentlich schon die falsche Methode. Weil das nämlich sagt, da wird Problemchen hinter Problemchen gelernt und nicht, worum geht es eigentlich und wo liegt das Gesamtthema. Und wenn sie den Eigentumsvorbehalt wirklich gefressen haben und die Anwartschaft, dann gibt es da keine unbekannten Probleme mehr.
Das ist nicht so schwer.
Man könnte also formulieren, es geht doch eigentlich bei guter Examensvorbereitung um den Aus- und Aufbau des juristischen Handwerkszeugs.
Ja, und um Systemverständnis. Handwerkszeug, Systemverständnis. Systemverständnis heißt, ich weiß, warum ich erst die vertraglichen Ansprüche prüfe. Ich weiß, wenn ich dann schon die sogenannten quasi vertraglichen prüfe, warum die quasi vertraglich heißen und warum ich die nach den vertraglichen prüfe.
Also das Abstottern von Schemata, die man nicht begriffen hat, ist ganz gefährlich, sondern das Wichtige in der Vorbereitung ist, dass man verstanden hat, warum man das macht. Warum der 985 natürlich im Regelfall zuerst zu prüfen ist, einfach weil der viel stärker ist als der 812 und weil der Insolvenz dem Gläubiger ein ganz anderes Zugriffsrecht gibt als ein lächerlicher Bereicherungsanspruch.
So, und diese Dinge, die spielen nachher beim Klausurenlösen eine viel, viel größere Rolle, als ob man den nicht mehr so gestern berechtigten, als ob man das nun im Einzelnen noch drauf hätte. Und dann nochmal, was im Examen gewünscht ist, ist ja nicht, dass Sie schreiben, hier ist der Theorienstreit der angefochtenen Innenvollmacht, sondern hier stellt sich folgendes Problem, der sowieso hat die angefochtenen und damit ist rückwirkend möglicherweise seine Vollmacht entfallen.
Und muss man das tatsächlich korrigieren? Also man will ja nicht Theorien hören als Korrektor, sondern man will hören, wo ist das juristische Problem im Gesetz verortet und das kann man in 15 Monaten wunderbar erarbeiten.
Jetzt haben wir das Ziel identifiziert. Wir haben so eine Dartscheibe vor uns und wir wollen jetzt natürlich möglichst in die Mitte oder in die Triple 20. Das ist natürlich noch schöner werfen.
Die Frage ist, wie schaffen wir das Ganze? Und ein Teil dessen sind ja die richtigen Materialien. Wie identifiziere ich denn die richtigen Materialien vor allem für mich?
Das hängt mit einer Vorfrage zusammen, über die wir vielleicht kurz vorher noch sprechen müssen. Nämlich die Grundsatzentscheidung, gehe ich zum Unirep oder gehe ich zum Privatrep oder gehe ich überhaupt nicht zum Rep? Gehe ich überhaupt nicht zum Rep, gibt es. Es gibt auch Leute, die da sehr ordentliche Examen machen, aber das sind sehr, sehr selbstständige, unabhängige Leute.
Leute, die meistens schon einen großen Überblick haben, also den Mumm zu haben, sich mit Medikus Petersen an den häuslichen Schreibtisch zu setzen und zu sagen, im Übrigen mache ich das alleine, das gibt es. Aber das würde ich im Regelfall nicht empfehlen, weil es auch zu einer gewissen sozialen Vereinsamung führt und ein bisschen ist Examen eben auch soziales Netzwerk und Kommunikation.
So, in beiden Institutionen, Unirep oder Examensrep, werden Ihnen Materialien empfohlen oder sogar Materialien gegeben. Und dem würde ich dann auch folgen. Bei beiden Institutionen gibt es ja auch ein Jahresprogramm.
Also wenn Sie zum privaten Rep gehen, kommerziell, werden Sie dessen Materialien benutzen schon, weil der, der lehrt, sich darauf verweist und die sind auch nicht schlecht. Ich behaupte, sie enthalten zu viel Details, sind auch stilistisch nicht immer glänzend, sind einfach unterschiedlich.
Es gibt sehr gute und weniger gute, so wie es auch gute juristische Bücher und weniger gute gibt. Der Unirep hat den Vorteil, dass sie ganz unterschiedliche Dinge für ganz unterschiedliche Fächer empfohlen bekommen. Also ich bringe Ihnen ein praktisches Beispiel.
Ich empfehle für das Sachenrecht Helms-Zepernick. Das sind so winzig kleine Bücher von Beck. Bemerkenswerterweise steht da aber alles drin, was sie für das Sachenrecht brauchen. Ich weiß, meine wissenschaftlich engagierten Kollegen werden jetzt sagen, um Gottes Willen, aber ich behaupte, fürs Klausuren schreiben im Sachenrecht reicht das aus.
So, die sind kleinpragmatisch gut und mit meinen Folien zum Sachenrecht reicht das völlig aus, dann brauchen sie keine Materialien. Ich mache im Examenskurs es wie folgt, ich stelle zu jedem Kapitel, was wir machen... Literaturhinweise ins Netz.
Soweit ich es darf, stelle ich auch den Text ins Netz, weil es einfach unterschiedlich ist. Manchmal ist ein Aufsatz gut, also es gibt zur Anfechtung einen alten Aufsatz von Brocks aus dem Jahr 68 in der Jus, da steht alles drin und danach ist auch nichts gekommen.
Da ist man schnell informiert. Manchmal muss man eine BGH-Entscheidung lesen. Ich würde im Zivilrecht immer noch sagen, als Referenzwerk, Medicus Petersen, aber nicht alles. Der ist einfach zu dick geworden.
So, Sie merken schon, das kommt drauf an. Herr Kollege Muckel in Köln, der absolute Star des öffentlichen Rechts, hat komplett das gesamte öffentliche Recht in Skripten. Besseres gibt es nicht.
Die sind leider nicht veröffentlicht. Die wären ein Bestseller auf dem Markt. Ein Kölner Student braucht im öffentlichen Recht nichts außer diesen Skripten. Der muss ab und zu mal Bundesverwaltungsgericht lesen, aber im Übrigen im Gesetz lesen und diese Skripten und gut ist.
So, das Problem beim kommerziellen Repetitor ist einfach, der wird aus kommerziellen Gründen auf einen Verlag, nämlich dann Altmann oder Hämmer, abonniert, wo aber die Inhalte halt sehr unterschiedlich sind. Ja, ich würde, also im öffentlichen Recht kenne ich mich nicht so aus, im Zivilrecht kommt es manchmal auch auf die Leute an, manchmal ist der Petersen zu schwer, der Medikus Petersen, dann muss man ein bisschen überlegen, wenn ich mich nochmal einfach informieren will und sage, ich brauche nochmal die Grundlagen, kann ich auch nochmal ein Kurzlehrbuch nehmen, ich sage im Familienrecht zum Beispiel, nehmen Sie die Wellenhofer, warum, die hat schöne Fragen, immer dahinter und dann zeige ich denen, welche Kapitel, also im Examenskurs in Köln.
Machen wir wirklich zu allem sehr präzise Vorgaben, wo man was lesen kann und ich glaube, dass das kaum von einem Examenskandidaten selbst zu leisten ist, es sei denn, er ist wirklich ungewöhnlich selbstständig und hat auch im Grundstudium sich schon sehr viel mit verschiedenen Quellen auseinandergesetzt. Die Zeiten haben sich einfach da geändert.
Also früher hätte man gesagt, das muss der oder die selber rausfinden. Das können die heute nicht. Also ihre Auswahl der richtigen Quellen wird maßgeblich davon abhängen, wie sie den Weg gehen.
Und wichtig ist nicht zu viel. Nicht zu viel. Lieber drüber nachdenken als zu viel lesen. Wenn sie nach zehn Seiten nicht sagen können, was sind die zehn wichtigsten Punkte auf den zehn Seiten, dann haben sie im Grunde umsonst gelesen.
Was ja auch schon der erste Schritt aktiven Lernens da ist.
Ja, deswegen, man muss sich überlegen, wie schaffe ich mir eigene Quellen, ob man da Karteikarten nimmt, ob man da ein System im Rechner hat, ob man das auf Blättern macht, jeder hat da andere Vorstellungen, aber wichtig ist einfach, dass man sagt, was will ich wirklich behalten. Es gibt Verrückte.
Ich habe einen sehr guten Absolventen, der ist jetzt schon Anwaltpartner in einer großen Anwaltskanzlei, der behauptet, er hätte im Zivilrecht ausschließlich nach meinen Folien gelernt in meinen Fächern. Der hätte noch die BGH-Entscheidungen nachgelesen und im Übrigen hätte auf meinen Folien alles drauf gestanden, nämlich das Gesetz, die BGH-Entscheidungen und aus.
Das finde ich ein bisschen viel, also ein bisschen allzu mutig, aber ich glaube, dass die meisten derzeit zu wenig ins Gesetz gucken, zu viel dazu lesen und dann nicht nachdenken, was sie eigentlich gelesen haben.
Okay, das mal so vor die Klammer gezogen, dahingehend, was ich als Ziel, aber auch schon auf dem Weg zum guten Examen berücksichtigen muss. Sie schreiben in Ihrem aktuellen Buch, dass ungefähr, mit Frau Professor Sanders zusammen, natürlich bin mir gerade nicht ganz sicher, wer diese Zeile geschrieben hat, dass ungefähr 10% der Zeit in die Vorbereitung gesteckt werden sollten zum Examen.
Ja, dazu gehört Banales und weniger Banales. Dazu gehört, habe ich einen Arbeitsplatz, an dem ich zwölf Monate meinem Biorhythmus entsprechend arbeiten kann. Kann ich da was tun, kann ich da nichts tun.
Dazu gehört das Nachdenken darüber, wann ich arbeiten soll. Werde, morgens und nachmittags, morgens und abends, darüber gehört das Ausprobieren und Nachdenken, wie viele Stunden schaffe ich eigentlich am Tag.
Wie viel schafft man denn am Tag?
Sechs, mehr nicht.
Effizientes Arbeiten.
Ja, effizientes Arbeiten.
Dafür muss man ja auch schon, naja, acht Stunden sitzen.
Ja, und außerdem, man kann abends nochmal ein Fällchen lösen oder man kann abends nochmal eine Karteikarte ins Reine schreiben oder man kann die LTO angucken, was ich immer sage, oder Zeitung lesen, Wirtschaftsteil, Das ist ja alles auch ein Teil der Examenvorbereitung, auf dem Laufenden zu sein, aber wirklich ernsthaft am Stoff arbeiten oder sich mit Fällen beschäftigen, glaube ich, dass eine Netto-Arbeitszeit von sechs Stunden kaum zu überschreiten ist.
Und meine Empfehlung wäre immer, schaffen Sie sich genug Freiräume, sagen Sie, ich mache den Samstag morgens noch eine Klausur und sorge aber dafür, dass der Sonntag frei ist. Weil man braucht den Ausgleich, es ist ein Marathon, man braucht frische Luft, man braucht soziales Leben, man braucht Gespräche, man braucht Entspannung und wenn man gleich am Anfang das Gefühl hat, bis 22 Uhr hält man nicht durch, schläft nicht mehr gut und im Übrigen führt das auch nicht dazu, dass sie nachher besser zurechtkommen.
Dabei hilft sicherlich doch auch ein Lernplan. Also gerade das Wissen sozusagen, dass man sagt, naja, jetzt habe ich vielleicht hier, ich bin relativ am Anfang und ich habe jetzt ein sachenrechtliches Problem das erste Mal, so in einem ganz kleinen Rand eines Falles gesehen. Und ich weiß aber, nächsten Monat kommt ja noch Sachenrecht dran.
Dann kann man es für den Moment vielleicht auch erstmal parken, oder?
Ja, also Lernplan ist erstmal, dass man die Woche runter bricht auf die Fächer, dass man dann sich einträgt, wo habe ich Veranstaltungen, dass man die Lernzeiten oder die Arbeitszeiten, habe ich lieber das Wort für sich selber, einplant, dass man einplant, wann schreibe ich Klausuren und dann werden Sie sehen, ist die Woche relativ schnell voll. Das heißt, Sie müssen wirklich priorisieren.
Das Verteilen der Fächer aufs Jahr... Das wird Ihnen ja dann doch teilweise abgenommen, wenn Sie in so eine Institution gehen, aber Sie müssen zum Beispiel ein Gefühl dafür haben, wie viele Stunden brauche ich, um das vernünftig nachzuarbeiten. Und jetzt kommt was ganz Wichtiges.
Sie können niemals so arbeiten, dass Sie sagen, jetzt bin ich zufrieden und habe alles verstanden. Das ist für den Juristen ganz unangenehm. Aber wir müssen im Grunde ständig priorisieren, auf welcher Ebene wir uns zufrieden geben.
Das können selbst Richter nachher ganz schlecht, weil wenn man sagt, sie haben jetzt keine Zeit, jetzt müssen wir entscheiden, ja, aber das muss doch richtig sein. Nein, es muss heute entschieden werden und es wird so entschieden nach bestem Wissen und Gewissen, wie wir es heute entscheiden können, weil es ist einstweiliger Rechtsschutz und wir haben noch eine Stunde, mehr haben wir nicht.
Und so ist es mit der Examensvorbereitung auch. Ich sage im Examenskurs oft, wir könnten jetzt noch ganz toll über das Thema länger diskutieren, aber für die Klausur, um die voll befriedigend zu schreiben, reicht das vollständig aus. Sie haben das Problem kapiert, Sie haben ein Argument, Absatz, nächstes Thema, sonst kommen wir nicht durch.
Und das müssen Sie sich selber natürlich auch antrainieren, dass Sie sagen, ich ertrage es, dass ich es nicht bis ins Allerletzte durchdrungen habe. Die Examsvorbereitung ist nicht die Zeit für die wissenschaftliche Vertiefung. Also entweder man hat da schon im Studium ein bisschen geschnuppert oder man wartet auf die Doktorarbeit, aber in der Examsvorbereitung ist Effizienz, man mag das mögen oder nicht, ist Effizienz einfach irre wichtig, sonst machen Sie sich wahnsinnig.
Und ich glaube gerade diese Zufriedenheit, die dann auch mit dem Wahnsinn, den Sie gerade ansprechen, ein kleines bisschen zusammenhängt, ist etwas, was man auch irgendwo kultivieren sollte, weil es ist ein Marathon, es ist etwas, wo man nicht heute einmal hart arbeitet und dann in sechs Monaten dafür belohnt wird, sondern man muss sehr lange recht hart arbeiten. Ich muss in diesem Zusammenhang gerade an eine Bekannte von mir denken, die sich ein ganz gutes System hat einfallen lassen, um ihre Zufriedenheit zu steigern und ich glaube auch ein kleines bisschen zu messen.
Da kam ich mal irgendwann vor Jahren in die Wohnung und sah so kleine Herzchen an der Wand und dann sagte ich, was sind das denn für Herzchen? Ja, das sind meine Belohnungsherzchen. Wie bitte? Ja, an Tagen, wo ich irgendwie, ich sag mal, zwei Stunden nur wiederhole, da kriege ich irgendwie ein gelbes Herz, aber da kriege ich was.
Da hätte ich nichts gemacht. Da, wo ich jetzt eine Klausur schreibe, kriege ich ein rotes Herz und da, wo ich noch extra viel mit einer BGH-Entscheidung nachgelesen habe, da kriege ich ein Dealer-Herz oder so ähnlich. Aber sozusagen zum einen als Selbstkontrolle, wie viel habe ich geschafft, aber auch als Selbstbelohnung, wenn es nur sowas Triviales wie so ein kleines Herzchen im Kalender ist.
Das ist ganz toll, aber der Kalender ist das überhaupt erstmal der Schritt, dass man sagt, ich mache einen Haken, der Tag ist halbwegs heute so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe oder ich kann erklären, warum er das nicht ist. Aber drei Tage hintereinander sollten nicht abweichend vom Plan laufen.
Dann hat man irgendwo ein Problem da drin. Und das kriegt man raus, aber man muss dann natürlich auch das Gottvertrauen haben zu sagen und ich höre dann um halb acht auch auf. Jetzt ist es gut.
Oder ich höre Samstag Nachmittag nach der Klausur höre ich auf, weil ich halte überhaupt nichts von diesem Rund-um-die-Uhr-Arbeiten. Das mag sein, dass man das dann in den letzten vier Wochen nochmal in einem Sprint macht, wenn man dann auch so im Flow ist, aber keine 15 Monate, das ist einfach zu lang.
Und noch etwas gegen die Angst, es werden im Examen erschreckend wenig Details verlangt, um ordentlich abzuschneiden. Was das Kernproblem ist, man findet das Problem und kann halbwegs pragmatisch praktisch was sagen, wie der Fall zu lösen ist. Man muss sich immer vorstellen, die Prüfer sind ja überwiegend Praktiker und ein Praktiker will nicht etwas lesen, eine Meinung, noch eine Meinung, dritte Meinung, vierte Meinung und er sagt, ich verstehe schon die erste nicht, sondern er will erstmal hören, wo ist die Schwierigkeit und wo sind die Argumente.
Und dafür braucht man keine zwölf Stunden am Tag zu arbeiten. Man muss arbeiten, also verstehen Sie mich nicht falsch, aber nicht so, dass man so Raubbau treibt, dass man hinterher völlig foxy ist.
Lassen Sie uns zum Abschluss noch auf ein Thema eingehen, was nicht ganz direkt mit der guten Klausur bzw. Dem guten Examen zusammenhängt, aber mit dieser Planung der Vorbereitung, nämlich dem Moment, der irgendwann kommt, wo man feststellt, ach Mist, ich muss mich ja auch noch formell für mein Staatsexamen bewerben, ich muss noch einen Lebenslauf schreiben und ich muss da noch was hinschicken, damit ich überhaupt dieses Examen dann irgendwann auch schreiben darf.
Das ist ein bisschen unterschiedlich von OLG-Bezirk zu OLG-Bezirk, von Bundesland zu Bundesland, wann man sich da bewerben kann. Das müsst ihr ein bisschen individuell für euch herausfinden. Aber wir haben uns mal darüber unterhalten und da würde ich ganz gerne anknüpfen, dass manche dieser Bewerbungen nicht ganz dementsprechend, was man als Prüferin erwartet.
Ja, also ich würde mich um den Lebenslauf nicht fünf Minuten vor der Anmeldung kümmern, sondern ich würde im Laufe meiner Examensvorbereitung mal einen Entwurf machen, den man auch nochmal eine Woche liegen lassen kann, den man nochmal mit einem Elternteil oder Paten oder jemandem, der schon in der Welt arbeitet, bespricht, der professionell ist, der nett aussieht, aber bitte nicht unter Druck gemacht ist.
Also es gibt heute ganz viele Wege, um sich Rat zu holen, wie man einen aussagekräftig angenehmen Lebenslauf schreibt und ein schönes Anschreiben mit einem ordentlichen Briefkopf und so weiter. Das macht man bitte nicht am Abend vor der Anmeldung.
Und das zweite gilt fürs Foto, geben Sie Geld dafür aus und lassen Sie sich beraten, ein Foto muss sympathisch, professionell, vernünftig sein, das wird gesehen und das gehört in die Akte und das alles, ich wiederhole, macht man nicht fünf Minuten vorher und alles, was man sonst noch abgeben muss, ich weiß das nicht mehr, das sollte im Grunde acht Wochen vorher fertig sein.
Wenn wir da gerade sind, die Juristenausbildungsordnung und das JAG des eigenen Landes sollte man lesen, bevor man mit der Examsvorbereitung beginnt. Da stehen nämlich eine Menge interessanter Dinge drin, insbesondere das, was eigentlich zum Pflichtfachstoff gehört und nicht gehört.
Ich wundere mich immer, dass ich Leute frage, die wissen noch nicht mal, was sie eigentlich geprüft werden dürfen und was sie nicht geprüft werden dürfen. Kann doch nicht sein. Ich bereite mich auf eine Prüfung vor, weiß aber gar nicht, was in den Klausuren nicht drankommen darf.
So, also das gehört zum professionellen Vorbereiten, dass ich einfach den Rahmen für mich selbst und auch drumherum angucke und wirklich rechtzeitig. Da steht zum Beispiel drin, dass die Fähigkeit tatsächlich und rechtlich einfach gelagerte Fälle. Ja, das ist im Examen gefragt.
Nicht kompliziertes Referat über ein Thema, das niemand interessiert. So, und das alles bitte nicht im Stress. Und man sollte sich die Anmeldung eigentlich drei, vier, fünf Monate vorher, sollte man sagen, ich melde mich an für Dezember.
Dann heißt das, ich muss die Unterlagen abgeben im, jetzt weiß ich nicht, Oktober. Das habe ich alles nicht mehr im Kopf. Aber das, dieser Plan, der sollte eigentlich bei Beginn der Examensvorbereitung so weit klar sein, dass man da nicht irgendwie in Druck kommt, da muss ich mich mal drum kümmern oder so.
Sondern den habe ich mal, das habe ich da liegen und dann fällt mir vielleicht noch ein, dass ich was vergessen habe, aber dann habe ich noch Zeit genug, um das zu klären. Ich empfehle übrigens immer noch, dass man an den Ort des Examens sowohl fürs Mündliche wie fürs Schriftliche sich auch schon mal vorher begibt.
Im Moment darf man es nicht, aber in Köln, das Oberlandesgericht, kann man unter vielfältigen Gesichtspunkten mal besichtigen und das sollte man auch mal tun. Es ist gut, wenn man die Räumlichkeiten, in die man dann rein muss, nicht zum ersten Mal sieht, wenn man in der Stresssituation ist.
Das sind ziemlich beeindruckende Räumlichkeiten. Also man sollte sich mental auch mit diesem Rahmen beschäftigen. Dann nimmt der Stress ab.
Das ist auch ein schönes Schlusswort. Herzlichen Dank.
Okay, wunderbar.
Danke. Herzlichen Dank fürs Zuhören bei dieser Folge von Irgendwas mit Recht, eurem Jura-Karriere-Podcast in Zusammenarbeit mit LTO und LTO-Karriere. Lasst uns gerne Feedback zu dieser Folge auf Social Media, Twitter, Instagram, LinkedIn und Coda oder schreibt uns eine E-Mail.
Und an dieser Stelle sei auch schon mal darauf hingewiesen, dass es zu dieser Sonderserie zur Examensvorbereitung einen Live-Call oder eine Zoom-Konferenz mit Frau Professor Dauner lieb geben wird, in der ihr eure Fragen loswerden könnt zu diesen Ausführungen in dem Podcast und auch ein bisschen wahrscheinlich darüber hinaus. Den Termin dazu suchen wir gerade noch, den findet ihr dann aber in den Shownotes zu dieser Folge.
Herzlichen Dank fürs Zuhören und bis dann. Tschüss.