IMR6614. Dez 20
IMR066: Als Juristin im Polizeidienst | Interview Polizeioberrätin

IMR - Original

IMR066: Als Juristin im Polizeidienst | Interview Polizeioberrätin

Friederike Evers, ÖD | Innenministerium NRW

0:00
0:00

Über diese Episode

Folge 066 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

Im Interview mit Friederike Evers zu ihrer Tätigkeit als Polizeioberrätin im Land NRW. Was zeichnet den Polizeidienst aus? Wie sieht der Weg vom Referendariat zur Führungskraft aus? Warum ist der Polizeidienst besonders vielseitig? Warum eignet sich der Beruf besonders, wenn ich abseits der klassischen juristischen Tätigkeit arbeiten möchte? Hört rein, um zu erfahren, was Polizeiarbeit auszeichnet, warum es eigentlich keine typischen Tagesabläufe gibt und welche Vorteile, Job- und Aufstiegschancen Ihr als JuristIn im Polizeidienst habt.

Inhalt:

  • 00:41 Vorstellung Friederike Evers
  • 04:15 Innenministerium & Polizei
  • 05:53 Polizeilicher Werdegang
  • 10:40 Was Polizeiarbeit auszeichnet
  • 11:40 Jobchancen als JuristIn
  • 12:02 Gesellschaftliche Funktionen
  • 13:55 Ein typischer Tag
  • 16:54 Einstellung und Auswahlverfahren
  • 21:10 Der Tipp für Dein Jurastudium

Verwandte Episoden

Feedback & Hintergründe zur Folge:

Apps & IMR auf Social Media:

Happy Listening 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼

Zu Gast

Friederike Evers

Friederike Evers

Kapitel

  • 00:00:41.663Vorstellung Friederike Evers
  • 00:04:15.396Innenministerium & Polizei
  • 00:05:53.367Polizeilicher Werdegang
  • 00:10:40.282Was Polizeiarbeit auszeichnet
  • 00:11:40.868Jobchancen als JuristIn
  • 00:12:02.344Gesellschaftliche Funktionen
  • 00:13:55.578Ein typischer Tag
  • 00:16:54.702Einstellung und Auswahlverfahren
  • 00:21:10.935Der Tipp für Dein Jurastudium

Über Innenministerium NRW

Das Innenministerium Nordrhein-Westfalen ist eine oberste Landesbehörde mit Sitz in Düsseldorf. Rund 1.000 Mitarbeitende – darunter viele Juristinnen und Juristen – gestalten hier die Themen innere Sicherheit, Polizei- und Ordnungsrecht, Bevölkerungsschutz sowie Sport- und Kommunalangelegenheiten des größten Bundeslandes.

Wer Freude an einer verantwortungsvollen Verwaltungstätigkeit hat, findet im Ministerium ein ausgesprochen breites juristisches Spielfeld und frühe Führungs- wie Gestaltungsmöglichkeiten in einem verlässlichen öffentlichen Arbeitgeber.

Wie sich der Weg vom Referendariat zur Polizeioberrätin anfühlt und warum die Arbeit so abwechslungsreich ist, erfahrt ihr in unserer Podcast-Folge – also Kopfhörer auf und gleich reinhören!

"
Polizei ist keine reine juristische Tätigkeit, sondern vor allem eine Berufung mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – vom Schutz der Grundrechte bis zur praktischen Polizeiarbeit mit hoher Kollegialität und Verantwortung.

Sneak Peak – Q&A mit Friederike Evers

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

Music:

0:09 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen zu Irgendwas mit Recht, deinem Jura-Podcast in Kooperation mit LTO und LTO Karriere. Mein Name ist Marc Ohrendorf und heute spreche ich mit Polizeioberrätin Friederike Evers. Guten Tag, Frau Evers.

0:25 Min
Friederike Evers:

Guten Tag, Herr Ohrendorf.

0:26 Min
Marc Ohrendorf:

Ich grüße Sie. Sagen Sie mal, Polizei, da kommt man ja nicht so ohne weiteres hin. Sie haben natürlich auch mal Jura studiert. Vielleicht stellen Sie sich mal kurz vor, wo haben Sie studiert und was waren so Ihre typischen Stationen?

0:41 Min
Friederike Evers:

Ja, gerne. Also ich habe nach dem Abitur, was ich in Berlin gemacht habe, mich für das Jurastudium entschieden und habe in Frankfurt-Oder angefangen zu studieren. Nach dem Grundstudium dort wollte ich wieder ins Rheinland zurück, wo ich eigentlich gebürtig herkomme.

NaN
Friederike Evers:

Und so bin ich dann an die schöne Uni Bonn gekommen. Ja, genau. Da habe ich dann mein Hauptstudium und meinen Schwerpunkt im Bereich Kriminalwissenschaften absolviert und bin dann ans OEG Köln gewechselt, quasi für das Referendariat.

NaN
Friederike Evers:

Ja, und da habe ich, weil ich für mich schon früh meinen Schwerpunkt eigentlich festgelegt habe, auch meine entsprechenden Stationen dann gewählt. Bei einem Strafverteidiger war ich unter anderem, dann war ich während der Verwaltungsstation bei den Vereinten Nationen auch im Bereich des Strafrechts und in der Wahlstation beim Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen.

NaN
Friederike Evers:

Ja, nach dem zweiten Staatsexamen habe ich noch einen berufsbegleitenden LLM-Studiengang an der Uni Düsseldorf gemacht im Bereich Informationsrecht und habe währenddessen bei einem IT-Unternehmen in der Rechtsabteilung gearbeitet. 2013 habe ich mich dann bei der Polizei beworben und ja, es hat glücklicherweise dann auch geklappt.

1:52 Min
Marc Ohrendorf:

Ah ja, aber sagen Sie mal, wenn Sie wussten, dass Sie zur Polizei wollen, könnte man ja erstmal fragen, warum denn dann noch der LLM? Spielt der da so eine Rolle?

2:00 Min
Friederike Evers:

Nee, der spielt gar keine Rolle, aber ich wollte, weil wir in dem Jahr gab es keine Möglichkeit, sich zu bewerben, wollte ich mir so ein zweites Standbein eigentlich aufbauen. Ich wusste ja nicht, ob es klappt und dann habe ich mir gedacht, okay, was interessiert mich noch, was könnte ich noch machen? So sicher ist das ja nicht, dass man es auch schafft und es gibt auch nicht so viele Stellen.

NaN
Friederike Evers:

Es gibt immer jedes Jahr fünf Stellen für Juristen, die sich bei der Polizei bewerben können. Davon kann man ja da nicht ausgehen, dass man die Stelle auch kriegt und deswegen dieses zweite Standbein sozusagen.

2:28 Min
Marc Ohrendorf:

Ah ja, okay, ich verstehe. Gibt es denn irgendwas, was Sie im Nachhinein in Referendariat oder Studium vielleicht anders gemacht hätten?

2:37 Min
Friederike Evers:

Ja, ich glaube, ich wäre gerne ins Ausland gegangen während des Studiums. Also das hat mir dann spätestens die Station bei der UN gezeigt, wie toll das ist, ins Ausland zu gehen und auch im internationalen Bereich zu arbeiten. Würde ich das jetzt nochmal machen, würde ich schon im Studium ins Ausland gehen.

NaN
Friederike Evers:

Ich habe das damals wegen des Wechsels nach Bonn einfach nicht gemacht und dann war mein Ziel, den Freischuss zu schreiben, sodass ich mich auch nicht ins Ausland quasi getraut habe. Aber ja, ich habe von vielen gehört, dass es eine tolle Zeit war und hätte das einfach gerne für mich genutzt.

3:10 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, das ist ja auch was, was wir hier, man kann es ja auch aus eigener Erfahrung sagen, von unseren Gästen auch immer wieder hören. Also wenn ihr irgendwie die Möglichkeit habt, schon im Studium Erasmus zu machen, dann nehmt das wahr.

NaN
Marc Ohrendorf:

Das ist wirklich auch ein gutes Programm, was viele junge Menschen fördert und so ein kleines bisschen auch einfach den Horizont abseits des Juristischen erweitert.

3:30 Min
Friederike Evers:

Auch rauszukommen, was anderes zu sehen, auch ein anderes System kennenzulernen, mit anderen Kulturen auch zusammenzukommen. Das ist, glaube ich, das ist für jeden bildend.

3:37 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, umso schöner, wenn man das dann auch nachher nochmal auch machen kann sozusagen. Sie haben es gerade angesprochen, bei der UN, was haben Sie denn da nochmal genau gemacht?

3:46 Min
Friederike Evers:

Da war ich beim Register für Straftaten rund um die Mauer, die ja quasi in den israelischen Gebieten gebaut wird oder palästinensischen Gebieten, je nachdem von welcher Seite man das sieht, genau.

3:58 Min
Marc Ohrendorf:

Und wo war das jetzt so örtlich belegt?

4:01 Min
Friederike Evers:

Ich war in Wien. Da ist das Register dafür, das sich damit beschäftigt. Ja, ist jetzt nicht so weites Ausland, aber zumindest bei der UN spricht man Englisch während der Arbeit und ist in einem sehr internationalen Umfeld und das hat mir sehr gut gefallen.

4:15 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, spannend. Klingt tatsächlich sehr spannend. Gut, dann kommen wir mal ein kleines bisschen darauf zu sprechen, wie denn Ihre Tätigkeit als Polizeioberrätin jetzt so aussieht. Dazu muss man vielleicht sagen, das war mir auch im Vorgespräch erst sozusagen aufgefallen, da Sie mir das da erklärt haben, dass Sie jetzt gerade beim Innenministerium tätig sind, vorher aber auch mal direkt bei der Polizei gearbeitet haben.

NaN
Marc Ohrendorf:

Wie ist die Polizei so insgesamt eigentlich aufgebaut?

4:45 Min
Friederike Evers:

Naja, also es gibt das Innenministerium, also es ist die oberste Landesbehörde, die für die Fachaufsicht und Dienstaufsicht für alle Polizeibehörden zuständig ist. Darunter gegliedert sind drei Landesoberbehörden. Einmal das LAFP, also Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW, das Landeskriminalamt, abgekürzt LKA und das LZPD, Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste NRW.

NaN
Friederike Evers:

Genau und darunter gliedern sich dann 47 Kreispolizeibehörden, also ich sag mal die Polizeipräsidien und die Landräte, die dann auch polizeiliche Abteilungen haben.

5:26 Min
Marc Ohrendorf:

Das klingt nach einer ganz schön großen Behörde und Institution. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Polizisten es in NRW so ungefähr gibt?

5:35 Min
Friederike Evers:

Also ich weiß auf jeden Fall, dass es 50.000 Beschäftigte bei der Polizei gibt und ich meine, dass 42.000 Polizeibeamte und Beamtinnen darunter sind.

5:44 Min
Marc Ohrendorf:

Wow, das denkt man nicht unbedingt, wenn man so einfach an eine einzelne Behörde denkt. Das ist eine ganze Menge.

5:50 Min
Friederike Evers:

Ja, das ist eine sehr große Organisation, ja.

5:53 Min
Marc Ohrendorf:

Und wie sah dann Ihr ganz individueller polizeilicher Werdegang aus? Welche Stationen haben Sie da sozusagen durchlaufen?

6:01 Min
Friederike Evers:

Na, mit der Einstellung in die Polizei NRW 2013 bin ich in so eine Art Förderphase nochmal gegangen. Vielleicht kann man es so ein bisschen mit dem Referendariat vergleichen. Man klappert verschiedene Stationen in den Behörden ab, um einfach die, wie eben schon beschrieben, eine große Organisation Polizei kennenzulernen.

NaN
Friederike Evers:

Also das machen auch alle Direkteinsteiger, die zur Polizei kommen. Also das sind die Juristen, die sich bei der Polizei bewerben. Die heißen Direkteinsteiger. Und genau, zuerst bekommt man Theorieunterricht beziehungsweise wird fit für die Praxis gemacht.

NaN
Friederike Evers:

Man bekommt die Uniform ausgehändigt, man lernt Schießen, man trägt ja auch eine Waffe, man lernt Einsatztechniken, man lernt beispielsweise das Funken oder übt an kleinen Polizeieinsätzen. Also man übt einfach im Schonraum quasi, wie nimmt man Verkehrsunfallen, kleineren auf, wie kann man die Kollegen, die man später in der Praxis begleitet, dann auch so unterstützen, dass man nicht auch nur Last ist, sondern man ist Polizist und man soll auch entsprechend dann tätig werden.

NaN
Friederike Evers:

Der Bürger unterscheidet ja nicht, ob man es gerade lernt oder schon kann. Genau. Und nach dieser Theoriephase sozusagen ging es dann auch in die Praxis. Ich bin dann zwei Monate Streife gefahren in einem Präsidium.

NaN
Friederike Evers:

Ich war in verschiedenen Kriminalkommissariaten und habe mir dort die Arbeitsweise angeguckt. Ich war auf der Kriminalwache unterwegs. Die dann Ad-Hoc-Einsätze auch fährt. Ich habe bei Leichenschauen mitgemacht.

NaN
Friederike Evers:

Ich war bei Obduktionen anwesend im Bereich Durchsuchung und Festnahmen. Da war ich natürlich dann beteiligt. Immer das, was halt so arbeitstäglich anfällt. Bei der Direktion Verkehr war ich, aber auch bei der Wasserschutzpolizei und habe große Schiffe auf dem Rhein oder auch große Lkw kontrolliert.

NaN
Friederike Evers:

Naja, ich habe sie nicht selber kontrolliert. Ich war dabei und habe den Kollegen über die Schulter geguckt. Genau. Und nach dieser Phase war ich dann schon mal für drei Monate im Ministerium.

NaN
Friederike Evers:

Und dann schloss sich so eine Art Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei an, wo man auch noch mal fit gemacht wird für die Praxis dann später. Als Jurist dann aber keine Klausuren mehr schreiben, weil man ja eben schon die laufbaren rechtlichen Erforderungen erfüllt.

8:18 Min
Marc Ohrendorf:

Das klingt aber ja so, als würde man sozusagen auch einfach eine ganze Menge sehen, sodass man sich auch dann nochmal ganz gut orientieren kann, in welche Richtung man ein kleines bisschen weitergehen wollen würde, oder?

8:27 Min
Friederike Evers:

Genau, also man lernt einfach schon wahnsinnig viele Einheiten der Polizei kennen, der Organisation, man sieht verschiedene Behörden, man lernt schon verschiedene Arbeitsweisen kennen, man lernt natürlich auch Personen kennen, das Netzwerk, das sich dann schon aufbaut, das ist einfach sehr wichtig, auch für später. Und ja, also ich habe für mich aber, muss ich ehrlich gesagt sagen, überall, wo ich nachher reingekommen bin oder alle Felder, die ich kennengelernt habe, die waren für sich wieder neu spannend, auch wenn ich sie vielleicht vorher als gar nicht so spannend für mich identifiziert hätte durch diese Praxiszeit.

NaN
Friederike Evers:

Also das ist echt das Schöne bei uns in der Organisation, dass sie so vielfältig ist. Ja, und nach dieser Zeit, in der man quasi mitläuft, man geht zum Beispiel auch noch für eine gewisse Zeit zu einer erfahrenen Führungskraft im höheren Dienst, um das Führungsgeschäft auch kennenzulernen.

NaN
Friederike Evers:

Und ich meine, das, was man ja später eigentlich auch macht, wenn man im höheren Dienst ist, man wird Führungskraft bei der Polizei. Ja. Bekommt man dann seine erste Verwendung, also seine erste eigene Dienststelle, die man dann leitet, bekommt man nach dieser Zeit.

NaN
Friederike Evers:

Für mich war das im Polizeipräsidium Krefeld die Funktion Leiterin Leitungsstab. Also der Behördenleiter leitet ja ein Polizeipräsidium und hat vier Direktionen unter sich, die sich das Polizeipräsidium gliedert. Direktion Zentrale Aufgaben, Einsatz, Kriminalität und Verkehr.

NaN
Friederike Evers:

Und hat dazu noch den Leitungsstab, der ihn in Presse- und Strategiefragen berät. Und das war dann meine erste Funktion, nämlich den Behördenleiter in Krefeld entsprechend zu beraten, die Themen aufzuarbeiten mit den Direktionsleitern zusammen. Und ja, war quasi als Neuling bei der Polizei an einer für mich wichtigen Schnittstelle in einem Präsidium.

10:19 Min
Marc Ohrendorf:

Und von da ging es dann wie weiter?

10:21 Min
Friederike Evers:

Von da ging es so weiter, dass ich für eine Zwischenzeit auch noch die Direktion Verkehr geleitet habe, also parallel dazu. Und dann 2018 mich auf meine jetzige Stelle im Ministerium beworben habe und seit März 2018 jetzt dort tätig bin.

10:39 Min
Marc Ohrendorf:

Okay. Und sagen Sie, aus Ihrer Sicht, Sie haben sich ja recht bewusst für den Polizeidienst auch entschieden, wenn ich das richtig verstanden habe. Was zeichnet denn die Organisation Polizei aus Ihrer Sicht aus?

10:52 Min
Friederike Evers:

Also für mich ist Polizei eine sehr klar strukturierte und gut organisierte Organisation. Sie arbeitet nach dem Motto, es gibt keine Probleme, es gibt Lösungen. Und ich schätze sehr die hohe Kollegialität untereinander, aber auch die Vielseitigkeit der Berufsfelder.

NaN
Friederike Evers:

Also ich finde, dass man in einem Unternehmen arbeitet, wo man ein Leben lang arbeiten kann, aber immer wieder was komplett Neues machen kann, weil es eben so vielfältige Tätigkeitsfelder gibt, von Verkehr zu Kriminalität zu Einsatzangelegenheiten zu besonderen Einsatzangelegenheiten wie Spezialeinheiten. Man kann sich im Bereich Technik tummeln.

NaN
Friederike Evers:

Ja, es ist einfach wahnsinnig vielseitig und man hat die Möglichkeit, wenn man den Direkteinstieg in die Polizei wählt, auch in all diesen Tätigkeitsfeldern mal zu arbeiten.

11:40 Min
Marc Ohrendorf:

Das gilt dann auch jeweils für Juristinnen mit der entsprechenden Vorbildung. Also das ist sozusagen nicht, dass man da in dieser einen Schiene dann drin ist, weil man halt Jura studiert hat.

11:49 Min
Friederike Evers:

Ne, genau. Also so eine Schiene ist da nicht komplett vorgegeben. Klar hat man vielleicht besondere Neigungen oder man eignet sich auch besonders für einzelne Aufgaben, aber dass das von vornherein man in der Schiene wäre, das ist nicht so.

12:02 Min
Marc Ohrendorf:

Welche gesellschaftlichen Funktionen übernimmt denn die Polizei aus Ihrer Sicht?

12:06 Min
Friederike Evers:

Naja, Polizei ist als Teil der drei Gewalten aus meiner Sicht ein direktes Bindeglied zwischen Staat und den Bürgern. Die Polizei steht für die Grundrechte ein, für die Verfassung und die demokratische Grundordnung. Den Schutz des Einzelnen und seiner Rechte letztendlich, auch wenn sich das vielleicht unangenehm anfühlen mag manchmal, aber ja, mag auch abgedroschen klingen, aber für mich ist Polizei Freund und Helfer auch der Menschen in diesem Land und deswegen ist es für mich eine ganz, ganz wichtige und tragende Funktion.

12:35 Min
Marc Ohrendorf:

Wo Sie das gerade sagen, das mag auch mal unangenehm auf den ersten Blick erscheinen. Das ist ja ganz spannend, wenn man an Polizei denkt, so im Umfeld ist es häufig so, gerade bei Menschen, die vielleicht nicht so häufig mit Polizeibeamtinnen zu tun haben, dass man sagt, ja, die haben da das und das gemacht, die haben da das und das gemacht.

NaN
Marc Ohrendorf:

Aber natürlich gibt es bei jeder Maßnahme auch einen Zweck, der verfolgt wird. Also als Jurist weiß man das ja, wenn man so eine, stellt euch vor, ihr schreibt jetzt eine Polizeirechtsklausur irgendwo im Studium oder im Staatsexamen, dann weiß man ja, warum das gemacht wird. Also es gibt natürlich auch da immer einen bestimmten Zweck, der mit allen Maßnahmen verfolgt wird.

NaN
Marc Ohrendorf:

Ist das was, wo Sie sagen, das nimmt der Bürger manchmal vielleicht nicht so wahr? Kann man das so sagen?

13:15 Min
Friederike Evers:

Ich weiß nicht, ob er das vielleicht nicht wahrnimmt. Ich glaube, wenn man selber betroffen ist von einer Maßnahme, die ja auch in die eigenen Grundrechte eingreift oder einen irgendwie einschränkt, dass man das immer als unangenehm oder in den meisten Fällen als unangenehm wahrnimmt. Also ich habe es aber zum Beispiel auch jetzt nochmal in meinem Fachbereich kennengelernt, wenn wir Kontrollen gemacht haben, was Handys im Straßenverkehr angeht, die man ja nicht nutzen darf, dass die meisten sehr, sehr positiv darauf reagiert haben.

NaN
Friederike Evers:

Auch wenn sie gerade als solcher angetroffen wurden, dass sie gesagt haben, ja stimmt, darf man nicht. Ja, sollte ich wirklich darauf achten. Also dann doch sehr schnell auch den Nutzen wieder erkennt.

NaN
Friederike Evers:

Ja, ja, ja. Dass sie sich darauf besinnt, wofür die Regelungen auch da sind.

13:55 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, ja, okay, verstehe. Und wie sieht jetzt ihr Arbeitsalltag aus?

14:01 Min
Friederike Evers:

Ja, also ich informiere mich jeden Tag über die aktuelle Lage im Land und bereite fachspezifische Informationen für meine nachgeordneten oder übergeordneten Führungskräfte auf. Wir besprechen uns jeden Tag auch relativ früh, weil wir natürlich dann mit den entsprechenden Situationen noch umgehen müssen.

NaN
Friederike Evers:

Dann kümmere ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die bei mir im Referat mit mir zusammenarbeiten, um strategische Fragen unseres Fachbereichs, also polizeiliche Verkehrsangelegenheiten. Wir bestimmen die Ausrichtung der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit im Land, setzen Schwerpunkte fest, kümmern uns um die entsprechende Ausstattung für die Kolleginnen und Kollegen.

NaN
Friederike Evers:

Ich betreue entsprechende Projekte oder stimme mich mit anderen Ressorts, beispielsweise Verkehrs- oder Schulministerium, ab. Und ja, ansonsten bereite ich Themen auf, die vielleicht grundsätzlich entschieden werden müssen für diesen Fachbereich, um sie dann irgendwann dem Minister auch vorzulegen oder dem Minister für Termine vorzubereiten.

15:05 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, verstehe. Und Sie haben gerade angesprochen, da gibt es so verschiedene Situationen, ohne konkret eine zu nennen, Aber mal so vielleicht ein bisschen abstrakter. Was sind das denn für Situationen? Was sind denn die typischen Probleme, mit denen Sie sich dann so täglich da beschäftigen in diesem Meeting?

15:19 Min
Friederike Evers:

Naja, also ich sag mal, ein schwerer Verkehrsunfall oder ein tödlicher Verkehrsunfall, der in der Nacht passiert ist. Die Behörden informieren uns darüber. Wir lesen diese Informationen. Vielleicht haben wir noch Fragen dazu. Dann müssen die vorab geklärt werden, um dann umfassende Infos auch weitergeben zu können.

15:37 Min
Marc Ohrendorf:

Ah ja, verstehe.

15:38 Min
Friederike Evers:

Aber eigentlich kann man seinen Tag nie so genau planen, weil Polizei ist spontan und es passiert immer was Unvorhergesehenes. Das ist aber eigentlich auch das Schöne an der Sache.

15:47 Min
Marc Ohrendorf:

Und welche Rechtsfragen treten dabei so typischerweise auf? Jetzt mal so aus der juristischen Brille drauf geblickt?

15:52 Min
Friederike Evers:

Also relativ viele jetzt in unserem Bereich, aber dafür bin ich gar nicht zuständig. Also ich bin als Juristin zur Polizei gekommen, aber ich bin nicht mehr juristisch tätig. Also ich trage auch eine Uniform.

NaN
Friederike Evers:

Ich bin normale Polizistin, sage ich jetzt mal. Und deswegen gebe ich solche Rechtsfragen, die im täglichen... Dienst auftreten, dann unser Rechtsreferat ab, die dafür zuständig sind.

16:17 Min
Marc Ohrendorf:

Das mag ja für den einen oder anderen, der vielleicht jetzt auch das Referendariat nur so widerwillig anpeilt oder gerade gemacht hat, fast nach einem Traumjob klingen.

16:26 Min
Friederike Evers:

Also für mich ist es ein Traumjob, auf jeden Fall, aber nicht nur deswegen, weil ich nicht mehr juristisch arbeite. Also mir hat das Studium Spaß gemacht, keine Frage, aber ja, es ist was ganz anderes. Man bringt halt das juristische Grundzeug mit und es ist Einstellungsvoraussetzung für den höheren Polizeivollzugsdienst, einfach um, man erwirbt dadurch die Laufbahnbefähigung für den höheren Dienst.

NaN
Friederike Evers:

Und ja, dann arbeitet man eben nicht mehr juristisch danach.

16:54 Min
Marc Ohrendorf:

Wie läuft das denn ab? Also Sie haben gerade schon angesprochen, sozusagen Staatsexamen, dann hat man die Befähigung für den höheren Dienst ist es dann, ne?

17:00 Min
Friederike Evers:

Ja, mit dem zweiten Staatsexamen.

17:02 Min
Marc Ohrendorf:

Mit dem zweiten, genau. Und dann, wie ging's weiter, dann zum Beispiel jetzt ganz konkret bei Ihnen?

17:06 Min
Friederike Evers:

Ja, es gibt ein ganz klassisches Auswahlverfahren, also man bewirbt sich für diesen höheren Polizeivollzugsdienst. Dann durchläuft man ein Auswahlverfahren, wo man zum, also man hat körperliche Anforderungen, die getestet werden. So Sehtests machen beispielsweise, Lungenfunktionstests, also ob man körperlich geeignet ist für den Polizeidienst.

NaN
Friederike Evers:

Dann am zweiten Tag folgt ein Assessment Center, wie man es klassischerweise auch kennt für andere Berufsfelder. Dann natürlich rund um polizeiliche Themen und am dritten Tag wird man dann nochmal zu einer Auswahlkommission im Innenministerium eingeladen, die auch nochmal ein Fachgespräch und Bewerbungsgespräch mit einem führen.

NaN
Friederike Evers:

Das ergibt schließlich dann ein Gesamtranking und dann entscheidet sich, ob man eingestellt wird oder nicht.

17:59 Min
Marc Ohrendorf:

Können Sie da ein ganz kleines bisschen was verraten? Ich weiß nicht, ob das geht, was in diesem Auswahlgespräch, Bewerbungsgespräch ungefähr so gefragt wird, weil es ist für den einen oder anderen ja vielleicht ganz spannend.

18:10 Min
Friederike Evers:

In dem Assessment Center geht es rund um Gruppendiskussionen, die die gesamtpolitische Lage betreffen können. Dann wird ein Rollenspiel durchgeführt, wo man sich als Führungskraft schon darstellt und mit seinem Mitarbeiter ein Konfliktgespräch führen muss. Dann muss man zu einem Thema einen Kurzvortrag vorbereiten und den dann vor dem Gremium auch halten und dann gibt es nochmal ein Einzelgespräch wo letztlich abgeklappert wird die Motivation zur Polizei zu kommen wie man sich die Organisation vorstellt, also darüber sollte man sich natürlich auch vorher informieren, und genau an dem dritten Tag in dem Auswahlverfahren, wenn ich mich zurück erinnere haben wir gesprochen über über Videoüberwachung in der Düsseldorfer Altstadt oder beispielsweise auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

NaN
Friederike Evers:

Ja, auch Rechtsgrundlagen dazu und wann die eingesetzt wird. Und dann noch ein Fall aus dem polizeilichen Leben. Man stellt sich vor, man ist Leiterin von einem Bereich Einsatz und einem Kollegen wird der Vorwurf gemacht, im Streifenwagen oder während des Transport eines Gefangenen diesen geschlagen zu haben.

NaN
Friederike Evers:

Und wie man dann damit umgeht.

19:32 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, das klingt ja recht bunt, muss man sagen. Das ist ja auch recht viel, was man da mitbringen muss und wo man zumindest darauf vorbereitet sein muss.

19:39 Min
Friederike Evers:

Genau, ja.

19:41 Min
Marc Ohrendorf:

Wenn ich mir das als Studierende oder Student ein kleines bisschen, auch Referendar, näher anschauen möchte. Sie kennen die Frage, wenn Sie hier mal in die eine oder andere Folge reingehört haben. Kann ich dann vielleicht ein Praktikum oder eine Referendariatsstation bei der Polizei beziehungsweise beim Innenministerium, wo Sie ja jetzt sind, machen?

19:57 Min
Friederike Evers:

Ja, das ist beides möglich. Also man kann sich sowohl für ein Praktikum bewerben, wobei ich das vielleicht eher für die Polizei empfehlen würde, also für eine Polizeibehörde und nicht für das Innenministerium, einfach weil man noch mehr Praxis mitbekommt. Also ich sage mal, gerade wenn man sich für den Beruf interessiert, mal reinzuschauen, was passiert denn da eigentlich tagtäglich? Sieht so ein Arbeitsalltag bei der Polizei aus in den verschiedenen Bereichen? Und durchaus kann man sich auch für das Referendariat bewerben, sowohl für die Verwaltungsstationen als auch für die Wahlstationen.

NaN
Friederike Evers:

Ja, wir kriegen auch täglich dafür Bewerbungen rein und es ist auch möglich, eine solche bei uns abzuleisten.

20:37 Min
Marc Ohrendorf:

Mir fällt gerade ein, jedenfalls damals, als ich Referendariat gemacht habe, ich habe Reff in Berlin gemacht, da war es auch möglich, während des Referendariats mal so einen Tag reinzuschnuppern und mal so ein bisschen Streife mitzufahren. Gibt es das in NRW auch noch?

20:50 Min
Friederike Evers:

Ich kenne das nur bei der Staatsanwaltschaft, dass man während der Staatsanwaltschaft eine Nachtfahrt bei einer Polizei hat.

20:55 Min
Marc Ohrendorf:

Genau, ja, ja, richtig.

20:56 Min
Friederike Evers:

Das gibt es auf jeden Fall.

20:58 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, ja gut, das ist also auch eine Möglichkeit, die solltet ihr wahrnehmen, wenn das jetzt, ich sag mal, Corona-bedingt wieder geht. Momentan ist das wahrscheinlich ein bisschen schwieriger, aber grundsätzlich ist das eine recht spannende Erfahrung, auch einfach mal so reinzuschauen.

NaN
Marc Ohrendorf:

Gut, und so zum Abschluss, jetzt haben wir ja eine recht frische Perspektive, finde ich, bekommen auf einen Beruf, auf eine Berufswelt, die auch hier bei irgendwas mit Recht bislang noch nicht vertreten war. Aber gibt es noch irgendetwas, wo Sie sagen, das ist der Tipp an Jurastudierende und Referendare, das sollte man wirklich beherzigen?

21:30 Min
Friederike Evers:

Na, ich würde also ganz grundsätzlich würde ich immer versuchen, mich zu fragen, was interessiert mich besonders, was kann ich gut und daran dann auch meine Stationen im Referendariat ausrichten. Also man hat, ich finde, so unbegrenzt viele Möglichkeiten, Stationen zu wählen und aus diesem bunten Strauß für sich das Richtige rauszusuchen, um dann auch für sich sicher zu sein, dass man dieses Berufsfeld später ausüben möchte.

NaN
Friederike Evers:

Das finde ich persönlich ganz wichtig. Ich interessierte jetzt für den höheren Polizeivollzugsdienst. Wäre mein Tipp, auch dort entsprechend Ausbildungsstationen zu suchen und sich da auch während der Zeit eng auszutauschen. Also was bringt dieser Beruf mit sich? Was bedeutet das denn? Denn aus meiner Sicht ist Polizei gar nicht so sehr Beruf, aber vielmehr Berufung.

NaN
Friederike Evers:

Und es ist kein Job, den man Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr macht, sondern man ist einfach Polizist. Also ich fühle mich auch so. Und es ist auch so, dass man sich außerhalb seiner regulären Dienstzeit in den Dienst versetzen kann und auch muss, wenn man eine Straftat wahrnimmt.

NaN
Friederike Evers:

Und das bringt das einfach mit sich. Und damit sollte man sich, glaube ich, vorher dezidiert auseinandergesetzt haben, ob es auch das richtige Verein ist. Und wie gesagt, man läuft in Uniform rum, man trägt eine Waffe mit sich, man hat alle Befugnisse, die ein Polizist, wie man ihn kennt, auch hat.

NaN
Friederike Evers:

Und genau, das ist einfach was anderes, als man sich normalerweise vorstellt, wenn man Jura studiert, glaube ich.

22:55 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, klasse. Ganz vielen herzlichen Dank für diesen wirklich sehr, sehr spannenden Einblick.

23:00 Min
Friederike Evers:

Ja, herzlichen Dank für die Möglichkeit, das hier darzustellen.

23:03 Min
Marc Ohrendorf:

Tschüss.

23:04 Min
Friederike Evers:

Tschüss.

Das könnte Dich auch interessieren

featured

IMR302: LL.M. in Washington, KI als Kollege der Zukunft, Restrukturierung international, Projektmanagement

featured

IMR301: Klimaklagen in der Klausur, RWE-Fall mit peruanischem Bauer vor OLG Hamm, detaillierte Prüfung, strategische Prozessführung, Lösungsmöglichkeiten für Masseverfahren

featured

IMR300: Litigation-Alltag, Streiten wie bei Suits, Mammutverfahren, Wechsel als Team, Teilzeit in der Wirtschaftskanzlei

featured

IMR299: Baurechtliche Projektbetreuung, Privates Bau- und Architektenrecht, blinder Einstieg ins Rechtsgebiet, Entscheidung gegen M&A

Alle Insights mit dem Abo.

Vorbilder, Inspiration, Examens- & Karrieretipps

1. App auswählen 📲

2. QR-Code scannen ✅

Loading QR...