Jan Hobus, Associate | BRL Boege Rohde Luebbehuesen
Steuerrecht - Finanzamt - Steuerverwaltung - Laufbahn - Bundesministerium der Finanzen - Gesetzesänderungen - Kanzlei - Steuerkanzlei - Steuerberater - Steuerberaterexamen - Steuergestaltung - Steuerberechnung - Gesellschaften - Umwandlung - Einbringung - Holding - Umwandlungssteuergesetz (§ 21 UmwStG) - Abgabenordnung (AO)
Herzlich Willkommen zu Episode 209, heute aus dem Hamburger Büro von BRL Boege Rohde Luebbehuesen. Marc spricht mit Jan Hobus, der sich von der Hamburger Finanzverwaltung zum Partner bei BRL hochgearbeitet hat. Warum hat er sich im Finanzamt nicht dauerhaft gesehen? Wann fiel die Entscheidung, in die Anwaltschaft zu gehen? Welche Überlegungen spielen eine Rolle, wenn man Partner werden möchte? Was fasziniert ihn am deutschen und internatiolen Steuerrecht? Wie sieht ein typisches Mandat in diesen Rechtsgebieten aus? Wie muss man sich die Arbeit mit anderen Teams in Transaktionen vorstellen? Wie bilden er und seine Kollegen bei BRL Referendare aus? Antworten auf diese und viele weitere Aspekte der anwaltlichen Karriere im Steuerrecht erhaltet Ihr von Jan in dieser Episode. Viel Spaß!
Viel Spaß 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼
BRL Boege Rohde Luebbehuesen ist eine mittelständische, multidisziplinäre Sozietät aus Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern mit Stammsitz in Hamburg und weiteren Büros u. a. in Berlin, Bochum, Hannover, Dortmund, Essen, München und Bielefeld.
Rund 350 Mitarbeitende, darunter etwa 120 Berufsträgerinnen und Berufsträger, beraten nationale wie internationale Mandanten insbesondere im Steuer- und Gesellschaftsrecht, bei Transaktionen, Restrukturierungen und in der Wirtschaftsprüfung.
Was BRL besonders auszeichnet, ist die nahtlose Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen, wodurch Mandate ganzheitlich aus einer Hand betreut werden – ein Ansatz, der sowohl Start-ups als auch DAX-Konzerne überzeugt.
Neugierig, wie der Arbeitsalltag dort klingt und welche Karrierewege sich eröffnen? Dann Kopfhörer auf und sofort in unsere BRL-Folgen von Irgendwas mit Recht eintauchen!
Praxiseinblicke sind extrem wichtig. In der Ausbildung habe ich oft erst verstanden, warum Vorlesungsinhalte in der Praxis wichtig sind, wenn ich sie anwenden konnte. Das hat mir sehr geholfen.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Marc hier, hi. Bevor es losgeht, ein kleiner Hinweis. Wir haben jetzt immer häufiger den Fall bei IMR, dass wir schon mal Gäste aus der Kanzlei hatten und da könnt ihr so ein bisschen Perspektiven vergleichen und auch nochmal in andere Rechtsgebiete reinhören. In diesem Fall ist wieder ein Partner von BRL zu Gast.
BRL sitzt unter anderem in Hamburg an der Binnenalster, darauf nehmen wir in diesem Podcast auch Bezug, und hat ansonsten 400 Mitarbeitern an verschiedenen Standorten, Neben Hamburg noch in Berlin, in Bochum, Hannover, Dortmund, Essen, München und ich meine auch noch in Bielefeld. Wenn ihr also aus den Regionen kommt, spielt das für euch auch eine Rolle.
Hört auch gerne danach mal in den anderen Podcast mit BRL rein. Das war Folge 130 bei IMR. Da ging es um interdisziplinäre Zusammenarbeit, Fintechs und auch so ein bisschen ums Thema Homeoffice, weil da war Covid noch etwas aktueller.
Daran hat sich wenig geändert an dieser Homeoffice-Policy. Ansonsten sprechen wir in dieser Folge etwas zum Thema Steuerrecht. Und ihr hört einen ganz interessanten Weg, wie man nämlich von der Ausbildung beim Finanzamt über ein Jurastudium, Tätigkeit in der Wirtschaftskanzlei, dann am Ende Partner in der Wirtschaftskanzlei wird und zwar hier bei BRL in Hamburg.
Viel Spaß mit der Folge und wir freuen uns wie immer auf euer Feedback. Guten Wochenstart, bis denn, ciao, ciao.
Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht. Mein Name ist immer noch Marc Ohrendorf und ich spreche mit Jan Hobus zum Steuerrecht. Hallo Jan.
Hallo Marc.
Jan, wir fangen wie immer ganz vorne an. Du hast dich nicht irgendwann direkt dafür entschieden, Jura zu studieren, sondern erst mal bist du zum Finanzamt gegangen, stimmts?
Ja, genau so war es. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung im gehobenen Dienst in der Steuerverwaltung in Hamburg gemacht. Und das geht ja drei Jahre. Da hat man einen sehr guten Überblick über Steuerrecht bekommen, sehr vertiefte Ausbildung.
Ich glaube vertiefter, als das nachher im Unischwerpunkt der Fall war. Und habe dann aber zum Ende der Ausbildung hin gemerkt, dass ich meinen beruflichen Werdegang da jetzt nicht im gehobenen Dienst in der Steuerverwaltung so für mich gesehen habe und habe mich dann entschlossen, Jura noch hinterher zu studieren.
Warum denn nicht?
Irgendwie konnte ich mir die Arbeit dort nicht vorstellen, also nicht vorstellen, dass ich 40 Jahre dort sitze und Steuererklärung von anderen Menschen einfach so bearbeite, wie das dann zum Ende der Ausbildung der Fall war.
Lass uns mal kurz einen Schlenker machen, weil manche, die vielleicht Jura studiert haben, ja überlegen, ins Finanzamt zu gehen. Ich glaube, man braucht da aber ein bisschen Hintergrundwissen, wie so die Laufbahnen im Finanzamt aufgeteilt sind. Kannst du das mal kurz schildern?
Genau, da haben wir den mittleren Dienst, den gehobenen Dienst und den höheren Dienst und die Ausbildung zum Diplom Finanzwirt, die ich damals gemacht habe, das ist sozusagen die Laufbahn im gehobenen Dienst und der höhere Dienst, das sind dann überwiegend tatsächlich Juristen auch und mein Ziel war tatsächlich damals, als ich das Jura-Studium aufgenommen habe, auch wieder ins Finanzamt zu gehen und die Laufbahn im höheren Dienst einzuschlagen.
Also ich wollte dann sozusagen Sachgebietsleiter oder perspektivisch irgendwann mal vielleicht Vorsteher von einem Finanzamt werden.
Okay, also der Unterschied ist sozusagen dann auch nachher in der Tätigkeit.
Genau, man hat einfach Personalverantwortung und man hat sozusagen die, ich nenne es mal die spannendsten Fälle, die kann man sich dann selber rauspicken.
Wie läuft denn das? Du hast dann da deine Ausbildung damals gemacht. Wer mehr über die Ausbildung hören will, hört mal bei irgendwas mit Steuern rein, da haben wir ganz viele Folgen dazu schon aufgenommen, das führt jetzt hier ein bisschen zu weit. Und dann hast du dich aber entschieden zu sagen, okay, ich will jetzt eine Stufe weiterkommen.
Hast dann aber währenddessen weiter im Finanzamt auch gearbeitet, ne?
Ja, genau. Also ich habe einen Antrag auf Teilzeitbeschäftigung gestellt und habe dann neben dem Juga-Studium tatsächlich 50 Prozent, das heißt 20 Stunden die Woche, im Finanzamt gearbeitet. Was dann dazu führte, dass ich wenig Kontakt zu Kommilitonen außerhalb der Vorlesung hatte, leider.
Ja klar, wie willst du das noch machen? Genau. Und das ist dann auch so flexibel, dass wenn du einmal Vorlesungen morgens hast und einmal abends, dass das geht?
Ja, da muss ich sagen, das war schon wirklich ein großes Entgegenkommen damals von meiner Sachgebietsleiterin und dem Vorsteher des Finanzamts. Also das war wirklich super flexibel. Ich bin teilweise um 15 Uhr im Finanzamt angekommen, um meinen Dienst zu machen und dann sind mir viele Leute entgegengekommen, die dann Feierabend gemacht haben.
Ja, okay. Aber eigentlich ja ganz gut, weil man auch was verdient und das Studium ist dann wahrscheinlich finanziert, ne?
Ja, genau so ist es.
Hat dir das was gebracht im Jurastudium, dass du sozusagen ja mit Recht schon mal im Kontakt warst? Wahrscheinlich schon, ne?
Ja, definitiv. Also gerade so, was die Kernfähigkeiten, sag ich mal, auf die viel Wert gelegt wird in den ersten Semestern, so was Gutachtenstil angeht und sowas, das war halt auch Teil der Ausbildung im Finanzamt. Man hat ja auch öffentliches Recht dort, irgendwie bürgerliches Recht, also man bekommt da schon Einblicke auch so in das, was dann einen im Jura-Studium erwartet.
Und wie ging dir das mit den sonstigen Rechtsgebieten, dass du das jetzt auf einmal auch alles machen musstest? Hattest du da eigentlich Lust drauf oder war das so, ich muss da durch für das Staatsexamen?
Ja, also gerade was Strafrecht angeht, sage ich mal, das war schon so ein bisschen so, da muss man halt durch. Das war mir eigentlich so nach der ersten Klausur klar, dass das nichts wird, was ich irgendwie später machen möchte.
Hattest du irgendwann mal überlegt, das vielleicht doch wieder sein zu lassen mit dem Jura-Studium oder warst du da so straight, dass du gesagt hast, nee, also ich will ja jetzt irgendwie weiterkommen, das ziehe ich jetzt durch?
Ja, habe ich niemals überlegt, das abzubrechen tatsächlich. Also ich hatte damals irgendwie mich informiert über so ein Teilzeitstudium, was man machen kann an der Uni Hamburg, dass man irgendwie den Freischuss so ein bisschen weiter nach hinten schieben kann. Habe aber tatsächlich, glaube ich, nach dem ersten Semester oder nach den ersten zwei Semestern so viele Klausuren schon geschrieben gehabt, dass ich automatisch aus diesem Teilzeitstudium rausgeflogen bin.
Ja, das finde ich ganz spannend, weil man ja, das hat ja alles auch was mit Identifikation und Motivation am Ende des Tages zu tun. Also ich höre oft von Menschen, die vorher was anderes gemacht haben und die dann so ein bisschen auch schon Kontakt hatten mit Volljuristen im Job, da ist das Finanzamt ja ein super Beispiel, dass man einfach genauer weiß, wo man hingeht oder wo man sich hin entwickeln kann.
Du hast dann nachher einen anderen Weg eingeschlagen, aber wo man sich hin entwickeln kann. Und ich glaube, dass wir das eigentlich für diejenigen, die diese Möglichkeit vorher nicht hatten, sich das mal anzugucken oder die sich dagegen entschieden haben, dass wir da was verpassen, dass wir noch früher Praxiseinblicke in die Ausbildung implementieren müssten, damit man sich mehr mit seiner vielleicht zukünftigen Rolle identifiziert.
Aber vielleicht trifft die Ableitung auch nicht zu. Wie siehst du das?
Also ich glaube so Praxiseinblicke sind schon extrem wichtig. Ich habe das insbesondere damals in der Ausbildung gemerkt, da hat man ja immer so Blöcke, in denen man Vorlesungen hat und dann gibt es eine Praxisphase im Finanzamt und teilweise hat man Sachen, die man in der Vorlesung dann gelernt hat, erst verstanden, warum sie wichtig sind in der Praxisphase, wenn man es dann wirklich anwenden konnte und das fand ich super in der Ausbildung.
Gut, danach hast du Referendariat gemacht, auch in Hamburg.
So ist es, genau.
Mit irgendwelchen spektakulären Stationen?
Also da war ja im Grunde genommen schon klar, dass der Weg Richtung Steuern geht. Das heißt, alle Stationen, die man sich irgendwie frei wählen konnte, waren irgendwas in Richtung Steuern. Und unter anderem eine Station beim Bundesministerium der Finanzen in Berlin. Das war sehr gut.
Ist das empfehlenswert?
Ja, kann ich sehr empfehlen. Also wer Lust auf Steuern hat, das ist eine sehr gute Station für das Referendariat.
Lass uns den Schlenker doch mal machen, weil ja auch viele Referendare zuhören. Schilder vielleicht mal, was man da konkret macht in so einem Ministerium als Referendar.
Als Referendar habe ich tatsächlich auch mit an Gesetzesänderungen gearbeitet. Also man ist da wirklich sehr gut eingebunden und es sind schon sehr spannende Einblicke, die man da gewinnen kann.
Wie läuft das ab, so an einem Gesetz mitzuwirken? Also das sagt ja ja keiner, schreibt mal das Gesetz, oder? Oder doch?
Ja, irgendwie doch so ein bisschen so. Also man hat dann da irgendwie, ich erinnere das leider gar nicht mehr so ganz genau, wie es war, aber ich meine, das war auf irgendeine Rechtsprechungsänderung zurückzuführen, die dann der Gesetzgeber sozusagen flicken wollte. Okay.
Aus seiner Sicht. Und dann muss man sich halt überlegen, wie kriegt man das jetzt in den Wortlaut des Gesetzestextes so reinformuliert, dass es dann irgendwie weiterhin die Ansicht der Finanzverwaltung widerspiegelt.
Ah, okay, so rum, dass man auch so ein bisschen seine eigenen Behörden, ich sag mal in Anführungszeichen, schützt. Wie läuft das dann ab? Also du hast dann jetzt was geschrieben als Referendar, sagen wir mal, dass du lang genug da bist, um das noch mitzukriegen, meistens ist dann ja irgendwann das Referendariat oder die Station vorbei und dann ist man raus, aber dann gibst du das ab bei deinem zuständigen, wie heißt die Person?
Das ist eine sehr gute Frage.
Referatsleiter oder sowas wahrscheinlich.
Ja.
Und dann geht das von da an innerhalb des Ministeriums immer weiter hoch, ne?
Genau, also ich meine, als Referendar wird natürlich mit dir erstmal drüber gesprochen, was hast du da gemacht, dann wird vielleicht nochmal zusammen überlegt, passt das so, sollen wir nochmal so ein bisschen weitergehen. Aber wie es genau dann tatsächlich weitergeht, habe ich gar nicht mitbekommen, weil die Station ging drei Monate und dann so schnell funktioniert es dann doch alles nicht in der Gesetzgebung.
Dann hast du immerhin die Befriedigung, dass man später irgendwann vielleicht nochmal mit dem Thema in Kontakt kommt oder eine News dazu liest und dann weißt du, das wars. Und dann bist du im Steuerrecht auch in einer Kanzlei eingestiegen.
Ja, genau. Das war tatsächlich dadurch bedingt, dass ich meine Anwaltsstation gemacht habe in einer Steuerkanzlei oder in einer großen Wirtschaftskanzlei in einer Steuerabteilung dort. Und das hat mir super viel Spaß gemacht. Und dann habe ich im Grunde genommen meinen Plan geändert.
Der war ja ursprünglich mal in die Finanzverwaltung zurückzugehen. Da habe ich aber gemerkt, es gibt auch andere Tätigkeiten, die vielleicht mehr Spaß machen, als in der Finanzverwaltung zu arbeiten. Und dann, genau, bin ich Anwalt geworden.
Wir haben das noch gar nicht gesagt. Wir sitzen hier in Hamburg an der Binnenalster, mehr oder weniger. Ja, kann man so sagen. Und deswegen darf man sagen Butter bei die Fische. Was war denn außer Geld ein Faktor, warum die Kanzlei interessanter war?
Auf jeden Fall Team. Also es waren super nette Leute zu der Zeit dort. Das hat mich sehr überzeugt und auch tatsächlich die Tätigkeit. Also es waren tatsächlich spannendere Sachen. Es ist halt das eine, ob man beurteilt, was passiert ist oder ob man selber irgendwie gestaltend eingreifen kann, wie soll es denn werden.
Dann mach es mal konkret, vielleicht auch mit deiner jetzigen Tätigkeit, muss ja kein Beispiel von damals sein, aber was ist denn dieser Unterschied zwischen Steuer gestalten, tätig werden können und ja gut rückwirkend eine Steuererklärung bearbeiten?
Naja, also bei der Steuergestaltung, Beispiel, ausländischer Investor möchte in Deutschland irgendwie investieren, irgendwie eine Gesellschaft kaufen, kommt auf uns zu und sagt, wie mache ich es denn jetzt am besten? Dann schauen wir uns einfach an, wie ist seine Struktur im Ausland aufgestellt? Möchte er über ein deutsches Akquisitionsvehikel irgendwie hier investieren oder über eine ausländische Gesellschaft investieren?
Also langsam, langsam. Langsam. Also ganz konkret, also er könnte jetzt erstmal sich eine deutsche Gesellschaft zulegen, die dann wiederum die andere Gesellschaft kauft.
So ist es.
Und das hätte andere steuerrechtliche Auswirkungen, als wenn die, sagen wir mal italienische Gesellschaft, also irgendwas im Ausland, direkt die deutsche kauft.
Das kommt wieder auf das Target drauf an, was er kauft. Also insbesondere bei Personengesellschaften hat das andere Auswirkungen.
Was sind die Auswirkungen?
Weil die Personengesellschaft würde der ausländischen Gesellschaft zwar für eine Betriebsstätte in Deutschland vermitteln, sodass die ausländische Gesellschaft sich dann in Deutschland registrieren müsste und hier steuerpflichtig werden würde.
Mit dem Teil, der in Deutschland tätig ist. Okay. Das heißt, du musst eigentlich immer so verschiedene Szenarien durchdenken.
Genau, also meistens läuft es ja so, dass wir dann irgendwie so eine Art Optionspapier oder sowas entwerfen und einfach den Mandanten aufzeigen, du hast diese, diese, diese Möglichkeiten und dann besprechen wir einfach mit dem Mandanten dann, was für ihn am besten erscheint, auch insbesondere aus operativer Sicht, weil das Steuerrecht, klar, ist ein wichtiger Faktor, aber es muss
ja trotzdem irgendwie eine Struktur sein, die für den Mandanten dann auch im operativen Geschäft handelbar ist.
Wie tief betriebswirtschaftlich steigt man da dann ein? Sei es von Mandantensicht, sei es von eurer Seite. Also was ich meine ist, sagen wir mal, der will jetzt für 100 Millionen was kaufen, einfach um irgendeine Summe zu nennen und die rund ist. Wie weit rechnet man die steuerlichen Auswirkungen durch? Sagt man einfach nur in Prozenten, ja wenn ihr das so macht, schuldet ihr ungefähr am Ende des Tages so und so viel und wenn ihr das so macht, ist das weniger, weil die und die Art von Steuer fällt nicht an oder macht man da im Prinzip so eine Art drei Jahres Businessplan draus?
Das kommt sehr auf das Projekt drauf an. Manchen Mandanten reicht es einfach, wenn sie erfahren, okay, das und das sind die Steuersätze, dann rechnen sie sich das vielleicht selber aus. Andere Mandanten sagen, können wir mal eine ganz konkrete Steuerberechnung haben und dann bauen wir halt eine große Excel-Tapete im Zweifel, wo dann genau ausgerechnet wird, welche Steuern anfallen.
Das hat dann ja mit Jura auf den ersten Blick wenig zu tun. Erst recht, wenn man so ein bisschen aus dem ersten Semester drauf guckt und sagt, die Juristen machen nichts mit Zahlen.
Das ist so. Deswegen sind wir ja auch, Gott sei Dank, gemischt aufgestellt bei uns hier und sind nicht nur Juristen, sondern eben auch BWLer. Und denen liegt die Zahlenarbeit dann doch etwas mehr, würde ich sagen.
Ist das häufig so heutzutage oder ist das was, wo du sagst, nee, das ist ein Trend der letzten Jahre oder auch besonders hier für BWL?
Ich glaube, das kommt ein bisschen auf die Kanzlei drauf an. Ich glaube, in den klassischen Großkanzleien ist es nach wie vor selten, dass dort BWLer mit im Steuerteam arbeiten. Ich glaube, das wird in den letzten Jahren auch aufgebrochen, aber ich glaube, in kleineren Einheiten ist das schon typisch.
Wann bist du in die Kanzlei gekommen?
Im März 2022.
Und dann Partner geworden hier? Zum 1.
Januar 2024.
Ja, wir nehmen im Februar auf. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.
Dankeschön.
Wir wollen jetzt hier nicht irgendwelche interner der Partnerernennungen besprechen. Ich würde vorschlagen, dass jeder, der daran interessiert ist, so ein bisschen sich einen persönlichen Eindruck von dir als Neupartner in der Kanzlei zu machen, einfach mal in den Shownotes guckt, da verlinken wir dich und dann kann man nämlich einfach Kontakt mit dir aufnehmen und das ist ja auch die Idee dieses Podcasts, dass man so sozusagen auch einfach ins Gespräch kommt und als potenzieller Neuling in einer Kanzlei schon so ein bisschen mehr über die Menschen weiß, die da arbeiten.
Und Teil dieses Wissens ist die Tatsache, dass du ja auch, das haben wir nämlich bislang ein bisschen unter den Tisch fallen lassen, Steuerberater bist.
Ja, genau.
Du hast ja komplett die Seiten gewechselt vom Finanzamt.
Das könnte man so sagen, ja.
Dann erzähl mal ein bisschen den Zuhörenden, wie das mit dem Steuerberaterexamen eigentlich so läuft. Das ist ja auch so eine Art drittes Staatsexamen, oder?
Ja, das ist schon recht anspruchsvoll und kostet auch nochmal ordentlich Vorbereitungszeit. Also ich war ja zu der Zeit noch in einer Großkanzlei tätig, wurde da drei Monate freigestellt und konnte mich dann in diesen drei Monaten auf die Steuerberaterprüfungen vorbereiten. Hab dann auch tatsächlich noch bei einem der üblichen verdächtigen Anbieter so einen Präsenzkurs besucht, um mein Wissen nochmal aufzufrischen.
Und da hat man schon gemerkt, dass so Sachen, die man nicht so häufig gebraucht hat im Arbeitsalltag, jetzt in der Großkanzlei, so Besteuerung von Arbeitnehmern und sowas, das war alles ein bisschen weiter nach hinten gerutscht im Gedächtnis, kam dann aber auch relativ schnell wieder zurück. Und ja, die Vorbereitung, glaube ich, mit so einem Anbieter ist schon von Vorteil.
Also es gibt auch Repetitorien für Steuerberater, Examiner?
Ja, genau. Also da bekommt man sozusagen alles nochmal, was wichtig ist für die Klausuren erzählt und schreibt auch diverse Probeklausuren, was sehr wichtig ist. Die Klausuren, die ähneln schon sehr den Klausuren, die man damals im Finanzamt geschrieben hat, eher weniger den juristischen Staatsexamen tatsächlich.
Tatsächlich. Also da ist deutlich weniger Gutachtenstil gefragt. Das ist höchstens im Teil Abgabenordnung so, dass da irgendwie Gutachten verlangt wird. Aber ansonsten würde man mit einem Gutachten zeitmäßig überhaupt nicht durch diese Klausuren kommen, weil das ist schon echt richtig vollgepackt.
Wie muss man sich das vorstellen? Das ist eine kleine Akte, die man bearbeitet oder wie läuft das?
Das ist eine ganz klassische Klausur. Also man hat dann einfach seine Blätter. Das ist keine Akte in dem Sinne, sondern möglicherweise sind da irgendwie Bilanzen abgedruckt oder sowas mit. Aber ansonsten sind das einfach Fälle, die beschrieben sind, wie man es aus dem Examen kennt auch. Und die muss man dann halt abarbeiten.
Und was ist die Zielstellung für dieses Unternehmen, was da beschrieben ist, eine Steuererklärung anzufertigen oder eine konkrete Frage zu beantworten?
Das kann zum Beispiel auch so etwas sein, dass man sagt, dass man da eine Umwandlung prüfen muss, wie eine Umwandlung steuerlich zu beurteilen ist.
Kannst du kurz erklären, wenn man jetzt nicht so steuer-tief drin ist, was eine Umwandlung ist?
Zum Beispiel eine Verschmelzung oder eine Spaltung wären Umwandlungsarten.
Von Gesellschaften.
Genau.
Also einer GmbH oder Aktiengesellschaften. Okay, alles klar. Und das löst Steuertatbestände aus? Ja.
Das kann Steuertatbestände auslösen oder löst Steuertatbestände aus, aber es gibt ja auch das Umwandlungssteuergesetz, das würden einige wahrscheinlich als Königsdisziplin des Steuerrechts bezeichnen.
Jetzt wird es interessant.
Jetzt wird es interessant. Genau, da bekommt man dann sozusagen unter gewissen Voraussetzungen ist hin, dass man solche Vorgänge, die grundsätzlich Steuern auslösen würden, auch steuerneutral hinbekommt. Und das ist natürlich das, was auch jetzt für Mandanten dann interessant ist.
Okay, ich weiß, das ist jetzt vielleicht wirklich nerdig und tief drin, aber wenn jemand sagt, das ist die Königsdisziplin und der Podcast hier ist ja ein Nischenmedium, dann müssen wir jetzt versuchen, in diese Nischen ein bisschen reinzuarbeiten, uns für ein paar Minuten. Also, ich versuche das mal zusammenzufassen aus, ich nenne es mal juristische Leihensicht, die ich da sicherlich habe in dem Bereich.
Da ist eine GmbH und eine andere GmbH und die wollen jetzt irgendwie zusammenmergen. Das wäre so ein Fall. zwischendurch. Das ist dann so ungefähr die Spielwiese, auf der wir uns befinden.
Was macht man da genau? Wie würdest du das beschreiben?
Ja, das kommt halt auf die Umwandlung drauf an, was man macht.
Nehmen wir mal einen Fall, der verständlich ist.
Zum Beispiel eine Einbringung.
Was ist eine Einbringung?
Das ist, glaube ich, relativ einfach aus steuerlicher Sicht jedenfalls darzulegen.
Was ist eine Einbringung?
Ich habe eine GmbH und möchte jetzt sozusagen zwischen mich und dieser GmbH noch eine weitere GmbH implementieren.
Okay, und der Ich ist wahrscheinlich auch eine GmbH oder auch eine natürliche Person?
Ich kann auch eine natürliche Person sein. Also zum Beispiel, wenn ich diese GmbH, die ich hier als natürliche Person halte, verkaufen möchte, die Anteile an dieser GmbH verkaufen möchte, dann würde ich darauf ja Einkünfte aus Gewerbebetrieb wären das für die natürliche Person und würde ganz normal meinen persönlichen Steuersatz, Teileinkünfte verfahren.
Und deswegen bringe ich da ein Holding ein.
Genau, wenn ich jetzt eine Holding dazwischen schalte und die Holding verkauft die Anteile, dann ist das halt körperschaftssteuerlich und gewerbesteuerlich begünstigt und ich habe dann irgendwie einen Steuersatz von roundabout 1,6 Prozent, wenn ich dann den Veräußerungsgewinn realisiere auf Ebene der Holding.
Okay, und das gibt es ja relativ häufig wahrscheinlich, das ist ein gutes Beispiel, weil Menschen irgendwann mal eine GmbH gegründet haben, dann läuft die richtig gut, dann wollen die irgendwann verkaufen und dann sagen die hoffentlich rechtzeitig, können wir da noch was machen, irgendwie kann man das noch steueroptimieren.
Genau.
Okay, und das ist dann eine Einbringung?
Das wäre dann sozusagen eine Einbringung steuerlich gesehen und hier wäre es sogar eine Einbringung als qualifizierter Anteilstausch. Also das heißt, wir wären jetzt im 21-Umwandlungssteuergesetz und unter den Voraussetzungen, dass ich eben in diese neue Holding GmbH so viele Anteile einbringe, dass die Holding GmbH anschließend die Anteilsmehrheit an der GmbH hat.
Unter der Voraussetzung bekomme ich das steuerlich neutral hin. Und hätte keinen Veräußerungsgewinn, sonst würde man ja davon ausgehen, okay, ich packe meine Anteile rein, dann sind sie weg, ich habe sie veräußert und bekomme dafür andere Anteile an einer anderen GmbH, die ich dann wieder sozusagen erworben habe. Aber diese ganzen Schritte spart man sich sozusagen und realisiert keine stillen Reserven, sondern bringt die Anteile einfach ein und bekommt dafür die Anteile an der Holding GmbH.
Ich kann teilweise folgen.
Ja, ist halt jetzt auch sehr technisch.
Ist jetzt auch im Wort auch schwieriger als vielleicht mit einem Schaubild, aber man hört auf jeden Fall raus, erstens, du bist für das Fach begeistert, zweitens ist vielleicht ganz spannend, wenn man da in dem Bereich unterwegs sein will und ihr seid natürlich dann doch auch häufig derjenige wahrscheinlich, der bei den Gesellschaftsrechtlern sagt, mach das mal lieber so,
das ist besser, ne?
Ja, oder die Idee kommt schon von uns. Also das haben wir natürlich auch häufig, dass die Gesellschaftsrechtler einfach zu uns kommen und sagen, wie können wir das machen, so sieht das Ziel aus, wie kommen wir da hin.
Alles klar, verstehe. Da kommt dann jetzt ganz praktisch auch mal, weil ja alle immer sagen, im Team arbeiten ist wichtig, du hast es ja eben auch schon genannt, ganz auf den Tisch, ja so arbeitet man in diesen Fällen im Team.
Ja, definitiv. Also sowohl bei uns in der Steuerstrukturierungsabteilung arbeiten wir meistens im Team. Selten, dass man jetzt alleine auf dem Fall arbeitet, aber eben auch disziplinübergreifend, dass wir viel mit den Kollegen aus dem Rechtsbereich, Gesellschaftsrecht zusammenarbeiten. Ich verstehe.
Dann lass uns zum Abschluss nochmal ein kleines bisschen, Stammhörerinnen kennen das, darüber sprechen, was dir so am Nachwuchs wichtig ist. Also erstmal die Frage, sucht ihr gerade irgendwas? Sucht ihr Referendare, VIMIs, Steuerberater, Rechtsanwälte? Ja, ist die Antwort.
Ja, die Antwort, alles, genau. Also wir suchen definitiv Referendare. Wir suchen aber auch Rechtsanwalt, Steuerberater, der Lust hat, bei uns mitzuarbeiten. Vielleicht für Referendare wichtig.
Also ich fand es zu meiner Zeit als Referendar super, dass man einfach eingebunden wird in die Arbeit, wie als sei man schon ein fertiger Anwalt sozusagen und wirklich als vollwertiges Teammitglied. Und das ist auch sozusagen das, was wir hier mit den Referendaren machen.
Wenn wir einen Referendar haben, der wird komplett eingebunden in alle Fälle, nimmt an Videokonferenzen, Telefonaten teil, arbeitet einfach mit auf dem Mandat, als sei er Teil des Teams.
Ich finde das ganz wichtig. Ich war längere Zeit in Dänemark und da ist es sogar so, dass die Referendare anteilig an der Anwaltsvergütung bezahlt werden. Also die kriegen x Prozent von der Anwaltsvergütung.
Und ich finde das System so schön, weil man sagt, du bist eigentlich schon Anwalt mit einem kleinen Sternchen, nämlich auf dem Weg oder Anwältin natürlich, auf dem Weg dahin. Und nicht dieses, du bist jetzt Referendar, Referendarin und irgendwann darfst du dich vielleicht mal anders nennen.
Ja, das ist eine schöne Wertschätzung.
Ja, genau, da hast du mit Wertschätzung zu tun am Ende des Tages. Okay, was würdest du mich fragen im Bewerbungsgespräch? Das fragen mich nämlich immer alle. Frag doch mal die Leute, was denen wichtig ist.
Und das hier ist ja das Schöne, dass sozusagen jetzt nicht hier ein paar tausend, die hier zuhören, mit dir hier sitzen können, sondern jetzt kannst du sozusagen, kann ich mal in die Rolle schlüpfen. Fragen wir mal anders.
Was ist dir wichtig in Bewerbungsgesprächen?
Eine gute Atmosphäre auf jeden Fall. Also ich glaube, der persönliche Eindruck überwiegt alles. Okay, also wirklich, das ist halt so bei uns auch ein Teil der gelebten Kultur irgendwie, dass bei uns halt sehr, sehr viel Wert gelegt wird auf das Menschliche.
Es muss einfach menschlich zusammenpassen und zwar mit dem ganzen Team. Also das fand ich damals auch so beeindruckend bei dem Bewerbungsprozess hier. Ich habe wirklich mit allen Leuten aus dem Team gesprochen, bevor ich hier angefangen habe.
Also ich kannte alle Menschen an meinem ersten Tag hier in der Steuerstrukturierungsabteilung.
Gut, ich würde sagen, dann haben noch die Zuhörenden einen sehr guten menschlichen Eindruck von dir und ich danke dir ganz herzlich für dieses etwas nerdige, wenn ich das sagen darf, Thema was aber glaube ich auch die richtigen Nerds anspricht und den ein oder anderen vielleicht auch noch motiviert zum Nerd zu werden, im besten Sinne natürlich. Danke, tschüss Tschüss.