Dr. Petra Arends-Paltzer, Sonstiges | Davos Digital Forum
Petra Arends-Paltzer blickt auf eine vielseitige Karriere zurück und berichtet aus unterschiedlichsten Positionen von abwechslungsreichen Jura-Jobs. Wie hat sie das Jurastudium und die Staatsexamina geschafft, obwohl sie daran keinen Spaß hatte? Wie sieht der Beruf als Jurist in einer Bank aus? Erfahrt mehr über ihr Referendariat beim Kammergericht in Berlin, ihre Zeit bei der Citibank in den USA und ihre Arbeit in Asien. Abschließend besprechen wir, ob eine Promotion und/oder ein LL.M. Sinn machen und welche neuen Felder durch Legal Tech sowie New Work für Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger entstehen.
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Das Davos Digital Forum ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz im schweizerischen Davos, der sich auf die Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Recht rund um die digitale Transformation spezialisiert hat. Ein Kernteam von knapp zehn Mitarbeitenden organisiert jährlich Konferenz- und Workshopformate, zu denen hunderte Fachleute aus dem gesamten DACH-Raum anreisen.
Besonders hervorzuheben ist der interdisziplinäre Ansatz: Juristinnen und Juristen diskutieren hier gleichberechtigt mit Tech-Expertinnen, Start-ups und Behörden über Künstliche Intelligenz, Datenschutz und neue Geschäftsmodelle. Lust auf einen Blick über den Tellerrand? Dann jetzt gleich in unsere Podcast-Folge reinschnuppern und erfahren, wie Recht und Digitalisierung in Davos zusammenspielen!
Juristen werden künftig nicht mehr nur Probleme aufzeigen, sondern Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. 'No risk, no fun' wird die Aufgabe der Anwälte der Zukunft sein.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Moin, Marc hier von Irgendwas mit Recht. Bevor es losgeht, müssen wir uns ein kleines bisschen für die schlechte Audioqualität entschuldigen in der folgenden Episode. Es gibt ein, zwei Stellen, da knarzt und knackt es etwas.
Aber was trotzdem sehr, sehr interessant ist, haben wir sie dennoch online gestellt. Die Folge wird den Werdegang von Petra Ahrens-Palzer behandeln. Petra hat die Swiss Legal Tech und das Davos Digital Forum ins Leben gerufen und wurde 2018 als Woman of Legal Tech ausgezeichnet.
Viel Spaß mit der Episode. Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht. Heute mit Dr. Petra Ahrens-Palzer. Hallo Petra, ich grüße dich.
Ja, hallo Marc. Hallo nach Hamburg, ne?
Ja, genau. Heute ist es Hamburg, ganz genau. Aus dem Homeoffice nehmen wir heute mal auf. Wir wollen ein bisschen darüber sprechen, über dich, über deinen Werdegang und was du mit deiner ehemals grundsätzlich mal juristischen Ausbildung dann alles so erlebt und gemacht und bearbeitet hast. Magst du dich vielleicht zunächst mal kurz vorstellen?
Ja, hallo. Vielen Dank, Marc, dass ich hier die Möglichkeit habe, mich hier vorzustellen. Bei mir auch Homeoffice, allerdings im Schnee. 15. März heute.
Wir haben irgendwie um die 40 Zentimeter Neuschnee, aber wunderbar. Ich selber, wie du schon gesagt hast, Petra Ahrenspalze. Ich gehöre wahrscheinlich zu den Ältesten, die du hier jemals interviewt hast. Ich habe vor Jahren angefangen, Jura zu studieren und habe eigentlich schon im Studium gemerkt, irgendwie ist das nicht so hundertprozentig was für mich.
Aber ich gehörte zu diesen unglücklichen Menschen, die damals oder glücklich die BAföG bekommen haben. Und das gehörte, also Bundesausbildungsförderungsgesetz, weiß gar nicht, ob es das heute noch gibt. Und wenn man da ein Studium einmal angefangen hatte, da war man mehr oder weniger gefangen.
Also da konnte man sich nicht nach drei Semestern überlegen, was Neues zu machen. Und so hing ich dann also mit diesem Jurastudium, was irgendwie mir nicht unbedingt entgegengekommen ist, weil das war viel zu theoretisch und irgendwie war nicht so ganz mein Ding. Dann habe ich das aber trotzdem zu Ende gemacht und irgendwie so mit der Zeit, jetzt nicht, dass ich es geliebt habe, das war immer eine Hassliebe, aber ich habe das irgendwie sogar ganz ordentlich hinbekommen.
Und dann habe ich das erste Staatsexamen zu meiner Überraschung wesentlich besser geschafft, als ich gedacht habe. Und da war natürlich klar, ich habe damals in Bayern studiert, Aber ich habe auch im Ausland studiert. Ich war ein Jahr in Lausanne, habe das dann ziemlich geliebt.
Also das Studieren im Ausland, Jura einmal noch nicht. Und dann bin ich fürs Referendariat nach Berlin gegangen. Und das war damals Referendariat am Kammergericht. Und das war irgendwie ziemlich spannend, weil das war natürlich eine Großstadt.
Also gab es die Mauer noch nebenbei. Aber die Stadt selber war natürlich irre. Und alle, sagen wir mal alle, da waren ziemlich viele coole Leute, also wie heute schon oder wie heute immer noch. Und ich habe in Berlin ein Referendariat gemacht, habe dort dann auch abgeschlossen und habe dann danach meinen ersten Job in Berlin gemacht.
Das war bei einer Institution, da ging es um Ost- und Westrecht und ich habe das eigentlich zum Anlass genommen, während dieser Zeit auch zu promovieren, habe dann promoviert, Nach drei Jahren habe ich dort aufgehört und bin, da war damals dann die Mauer gefallen. Ich gehörte zu den wenigen Leuten, die Ost-West-Recht konnten.
Bin dann zur Dresdner Bank nach Frankfurt, das war eine ganz spannende Zeit, aber Frankfurt war nicht spannend. Also ich hatte immer irgendwas auszusetzen, was nicht gepasst hat. Jedenfalls bin ich wieder nach Berlin zurück und habe dann noch einige Jahre dort in der Rechtsabteilung der Dresdner Bank gearbeitet.
Und ich bin von dort dann, ja, Rechtsabteilung Dresdner Bank, bin von dort dann abgehoben worden mit dem Headhunter. Nein, von der Rechtsabteilung Dresdner Bank habe ich Banking gemacht über mindestens vier Jahre im Private Banking. Das hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht als das reine Jura.
Und bin dann von dort über den Headhunter zur Citibank nach New York. War einige Zeit in New York und bin von New York in die Schweiz. Habe dort noch Banking gemacht und bin dann nach einiger Zeit zur UBS gegangen und habe dort eine neue Abteilung mit aufgebaut, die hieß Art Banking.
Da ging es im Grunde genommen um Banking, um Betreuung von sehr vermögenden Leuten, aber immer mit der Komponente Kunst. Was mir natürlich entgegenkam, ich habe im Urheberrecht promoviert und im Kunsturheberrecht sogar, hatte da also viel mehr Bezugspunkte. Bin dann jahrelang bei der UBS gewesen, war Mitglied im Brandmanagement-Team der UBS, habe also spannende Werbung, Branding, Marketing-Kampagne mitgemacht.
Ich bin von der UBS später dann, gut als dann die Krise gab, 2008, 2009, habe ich wie alle anderen oder wie viele anderen auch den Job verloren. Das war eine ziemlich taffe Zeit.
Bin aber dann noch mal ins Banking gegangen, habe vor allen Dingen noch mal für die Großamerikanische Bank JP Morgan gearbeitet. Und irgendwann war das Ganze auch zu Ende oder andersrum. Es war nicht zu Ende, mir hat es einfach keinen Spaß mehr gemacht.
Und ich habe mir dann überlegt, ich mache irgendwas. Im Bereich Digitalisierung, was ich vor vier Jahren, da habe ich die ersten Artikel gelesen, im Bereich Legal Tech, Text Tech, Reg Tech und ja, habe mich da weitergebildet, bin in den USA gewesen, habe nachts Online-Kurse gemacht und habe gewusst, das ist es.
Das habe ich vor vier Jahren angefangen, ein Jahr Arbeit investiert, ohne was zu verdienen und seit drei Jahren ist es mein Steckenpferd und I love it und ich mache Legal Tech, aber auch Design Thinking. Ich bin Woman of Legal Tech geworden und das ist so ein bisschen eine sehr, sehr lange Einführung.
Ja, aber ist doch schön. Dann ist das doch ein ganz allumfassendes Bild. Dann lass uns vielleicht mal am Anfang anfangen, gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass viele vielleicht mal aus Verlegenheit angefangen haben, Jura zu studieren, es dann auch durchziehen, vielleicht sogar ganz erfolgreich, so wie du und letztlich dann aber nochmal ganz andere, neue, interessante Berufe auch kennenlernen.
Und dazu dient ja auch dieser Podcast, dass wir da ein möglichst breites Bild vorstellen. Was war denn deine Motivation damals Jura zu studieren? Also du hast gesagt, als du drin warst, warst du dann irgendwo auch BAföG und du musstest weitermachen, aber ursprünglich mal.
Also das war, man muss sich das vorstellen, das war ja nicht eine Situation wie heute, wo man doch eine sehr viel größere Bandbreite hat, viel mehr ausprobieren kann. Ich bin auf einem Dorf groß geworden, ich habe vier Geschwister und meine Mutter war Lehrerin und mein Vater war Restaurator in einem Museum.
Aber jetzt gehörten meine Eltern nicht unbedingt zur akademischen Elite. Und die hatten eigentlich auch gar nicht viel Ideen, was man machen kann. Ich habe aber Baby gesittet bei Nachbarn.
Und das war der Museumsdirektor und die Frau war Studiendirektorin. Die waren natürlich intellektuell oder akademisch, sagen wir mal, gebildeter als meine Eltern. Die haben damals gesagt, ja, Jura ist ganz toll, das musst du machen.
Und weil ich irgendwie so keine Vorbilder hatte und auch nicht genau wusste, was ich wollte. Oder, also es war einfach schwierig in der Zeit, habe ich gedacht, okay, wenn die sagen, Jura ist toll, dann musst du das machen. Aber ich habe das im Grunde genommen, das hatte überhaupt keine Motivation und ich glaube nachhinein betrachtet mit Akzent, also es gibt Leute, die wissen, was sie wollen, die habe ich immer beneidet, bis heute habe ich die immer beneidet.
Ich habe überhaupt nicht gewusst, was ich wollte und vielleicht war dieses Jura eben auch ein Prozess zu finden, dass ich das eigentlich nicht will und gleichzeitig hat mich das irgendwo hingebracht, weil ich gesehen habe, Zumindest heute. Das ist natürlich schon eine gute Basis, wenn man sowas gemacht hat.
Aber der Beruf war damals, er ist es heute nicht mehr so sehr, sehr unkreativ, finde ich. Und wenn man jetzt nicht in der großen Kanzlei gelandet ist, war das eigentlich auch ein ziemlich langweiliges Zeug. Heute mit Legal Tech und den übergreifenden Geschichten ist das vielleicht eine der spannendsten Studiengänge.
Du hast es gerade angesprochen, dass manche Fähigkeiten dir, juristische Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Arbeitsweise, dir sicherlich nachher auch noch geholfen haben. Kannst du da noch ein bisschen näher drauf eingehen?
Also ich glaube, was man lernt in diesem absolut super einsamen Jurastudium, ist diese unglaubliche Selbstdisziplin, die man haben muss, um durch diese beiden Examina, also ich habe das erste und das zweite, ich habe in beiden Examina acht Klausuren geschrieben, ich habe das erste in Bayern gemacht, das zweite in Berlin gemacht. Sich da hinzusetzen und dieses umfassende Gebiet, von dem man damals nichts abschütteln konnte.
Man hat im Grunde genommen zwei, drei Jahre oder zwei Jahre auf eine einzige Prüfung hingelernt. Total einsam. Ich habe es verabscheut, wenn ich ehrlich bin. Aber ich habe trotzdem gewusst, ich muss das machen und habe das geschafft.
Und ich sage mal, wenn man das geschafft hat, das ist natürlich schon irgendwo unglaublich irre, dass man so eine Prüfung schafft, dass man das Examen, ich werde es nie vergessen, wie ich meine ersten acht Klausuren geschrieben hatte. Und irgendwie war mir fast egal, was da rumgekommen ist.
Aber diese Disziplin, die hilft einem aus meiner Sicht später, auch Sachen anzufangen, also wie ich jetzt, als ich gesagt habe, ich mache Legal Tech, wie mache ich das, wo fange ich das an, wie bringe ich das zu einem Ende? Die Disziplinen lernt man wahrscheinlich in wenigen anderen Studiengängen.
Und was würdest du sagen, welche Erlebnisse haben denn deine Laufbahn, deine Karriere nachhaltig geprägt?
Welche Erlebnisse haben? Also sicherlich, als ich irgendwann, als ich aus Deutschland nach Amerika gegangen bin, als ich das erste Mal bei Citibank war, als ich bei einer amerikanischen Bank war und gesehen habe, ey, die machen das alles ganz anders als wir. Und vor allen Dingen damals, und das muss man sich einfach vorstellen, das ist zwar jetzt noch nicht so lange her, aber damals war es ja nicht so, dass man in jedem Job Leute aus aller Welt getroffen hat.
Aber bei der City Bank war das so. Ich weiß, dass ich war, ich glaube, ich war die einzige Deutsch. Wir hatten im Team Inder, wir hatten im Team Italiener, wir hatten Griechen.
Wir hatten, im Team waren alle möglichen Nationalitäten. Und da habe ich das erste Mal gemerkt, wow, wie cool ist das denn? Das hat mich total motiviert. irgendwo zu arbeiten, wo ich nicht.
Mit derselben Nationalität, mit demselben Alter. Ich habe das erste Mal gemerkt, wie toll das ist, in gemischten Teams zu arbeiten und vor allen Dingen mit Leuten zusammenzuarbeiten, die ganz andere kulturelle Hintergründe haben. Und das habe ich natürlich später bei UBS, ich bin ja in Asien gewesen, ich habe ja jahrelang international gearbeitet, ich habe Teams mit über 100 Leuten geleitet, Leute, die kamen von draußen, Leute, die waren intern, Agenturen und das waren Leute altersmäßig zwischen 22 und 82 und alle möglichen Nationalitäten.
Das war mit Abstand das Spannendste, was ich je gemacht habe und das hat mir auch am meisten gegeben, weil diese Grundhaltung, die wir ja alle oft haben, gerade Juristen, die ja dann irgendwann auch verdammt arrogant sein können, dieses von wegen ich weiß alles und alles besser und da habe ich plötzlich gesehen, ich weiß eigentlich gar nichts und habe gehört, was die anderen, was die eigentlich beitragen können zu Projekten.
Und das waren für mich Schlüsselerlebnisse verschiedener Nationalitäten, verschiedenes Alter, verschiedene Hintergründe und zuzuhören, was andere wollen. Das waren für mich so die Erlebnisse, die mich bis heute geprägt haben und die ich einfach auch spannend finde.
Weil die Frage immer wieder auch mal von Zuhörerinnen und Zuhörern kommt, hat die Promotion eine große Rolle gespielt in deiner Karriere oder sagst du heute, naja, es wäre wahrscheinlich auch ohne gegangen?
Also damals war das wichtig, dass man das gemacht hat, aber das ist ja auch 25 Jahre her. Heute, glaube ich, hat das überhaupt keine Auswirkung mehr. Für mich heute wiederum ist es ganz wichtig, weil ich berate ja auch Unternehmen und Kanzleien.
Und da sind natürlich viele Entscheidungsträger so alt wie ich und die gucken, was hat die gemacht, was hat die gemacht. Ah, okay, die ist auch promoviert, das ist in Ordnung, das ist okay. Aber im Prinzip, ich würde heute niemandem mehr sagen, mach eine Promotion.
Das ist zwar ein weiterer Beweis dafür, wie man sich disziplinieren kann, aber aus meiner Sicht sollten das nur die machen, die wirklich Spaß daran haben, auch am wissenschaftlichen Arbeiten. Alle anderen würde ich sagen, ne, macht besser eine Ausbildung, macht dafür ein Jahr, lernt zu coden oder sonst was oder setzt euch mit BWLern zusammen oder lernt mal, wie man skalierbare Business-Modelle aufbaut, lernt mal, wie man als Anwalt wirtschaftlich handelt, aber eine Doktorarbeit aus meiner Sicht völlig unerheblich.
Ich lebe seit 20 Jahren in der Schweiz. In der Schweiz wird der Titel nicht gebraucht. Ich führe den nirgendwo. Wenn du meine Social Profiles anschaust, nirgendwo.
Wenn ich mit Deutschland und auch mit Österreich unterwegs bin, sehe ich tausendmal, wie Leute in ihren Profilen und auch in ihrer E-Mail-Adresse steht, Doktor weiß der Teufel was. Das ist zum Beispiel hier total verpönt.
Das macht kein Mensch. Und deswegen benutze ich den Titel überhaupt nicht. Und also ich benutze nur, wenn ich mal ein aussagekräftiges Schreiben an jemanden schreibe, dann setze ich da schon mal einen Doktor drunter, damit es schneller geht. Aber wenn ich ehrlich bin, hat es mir relativ wenig gebraucht.
Wie stehst du zu einem LLM im Ausland? Also gerade unter der Komponente, dass man dort vielleicht ja auch nochmal eine andere Rechtsordnung kennenlernt und eine andere Kultur, je nachdem, wo man hingeht, kann das ja auch ganz interessant sein für viele, die sich vielleicht gerade mit der Frage beschäftigen, was mache ich denn nach dem ersten Staatsexamen oder gegebenenfalls
auch nochmal nach dem zweiten?
Also LLM ist sicherlich aus meiner Sicht sehr viel sinnvoller heute als eine Doktorarbeit. Schon deswegen, weil man da nicht alleine ist. Doktorarbeit ist ja ein weiterer Schritt im Bereich der juristischen Einsamkeit.
LLM im Ausland, der öffnet einem die Augen. Da sieht man plötzlich, Mensch, da kommen Leute mitten im Hintergrund, die haben nichts gehabt, da hat sich hochgearbeitet. ob das ein Chinese ist, ob das ein Italiener ist, ob das ein Tscheche ist.
Ich habe so viele Leute kennengelernt, wo ich einfach so beeindruckt war von deren Hintergründen und plötzlich gesehen habe, also jetzt gerade auch im Bereich Legal Tech, da arbeite ich mit jungen Leuten, die haben in Brünnen, in Tschechien studiert, aber die haben nicht nur Jura, die haben parallel dazu Computer Science studiert und da kommen natürlich ganz andere Leute bei raus und das ist spannend Und das öffnet den Horizont, also Ausland und jegliche Ausbildung im Ausland mit anderen Rechtsordnungen, mit anderen Sicht der Dinge.
Das ist es, was man heute braucht. Genau.
Lass uns im Folgenden nochmal ein bisschen auf Teamwork und Kollaboration eingehen. Es ist hier und da schon durchgeklungen, dass natürlich viele Zuhörer wissen, es ja auch Jura ein einsamer Job ist, aber das muss es natürlich nicht sein. Was sind denn die Gründe aus deiner Sicht, warum viele Juristen, viele Anwälte oder auch solche Juristen, die in Legal Tech Unternehmen arbeiten, noch nicht traditionell unbedingt kollaborativ arbeiten und das gerade erst immer mehr wird?
Ja gut, das Ganze hat damit zu tun, dass Jura natürlich auch Herrschaftswissen ist. Also in dem Moment, wo ich lerne, was kann, bin ich der Experte. Und dann bin ich der Experte und müssen mich die Leute bezahlen.
Das ganze Legal Tech und der ganze, ich sage mal im weitesten Sinne A to G, Access to Justice, Access to Medicine, Access to Insurance, die ganze, die Möglichkeit. Dass wir heute mit dem Smartphone Zugriff haben auf Informationen, die hat die Welt geändert.
Und damit ändert sich auch das Herrschaftswissen der Juristen. Und das bedeutet dieses, von wegen ich weiß alles, ihr müsst zu mir kommen und ich arbeite alleine, das ändert sich sehr, sehr stark. Die Leute haben heute Zugriff zu Informationen, die man vor Jahren nicht hatte.
Und ich sehe jetzt gerade bei einigen Leuten auch in Legal Tech oder überhaupt in Unternehmen, wie die sich zusammensetzen. Da ist dann ein Entwickler, da ist dann ein Jurist, da ist ein Wirtschaftswissenschaftler, da ist ein Mathematiker, da ist ein Musiker.
Da haben wir plötzlich Leute mit ganz, ganz anderen Hintergründen und da sieht man, was passiert. Wir machen jetzt hier am Wochenende in Davos, nächstes Wochenende, zur Vorbereitung eines denkbaren Hackathons, wir wissen nicht, ob wir den machen, machen wir mit 20 Leuten ein Think Tank Wochenende.
In dem Think Tank Wochenende wollen wir skalierbare Business-Modelle hier im Bereich, im weitesten Sinne Tourismus, wollen wir untersuchen. Und auf diesem Think Tank haben wir Leute nicht etwa 100% Touristiker. Wir haben drei Touristiker, wir haben drei Mathematiker, wir haben zwei Entwickler, wir haben einen Design-Thinker.
Wir haben Leute, die haben mit der Sache nichts zu tun, aber die können denken und entwickeln. Die arbeiten in Teams, die kommen von Firmen, die kommen von PwC, die kommen von der Uni und das ist das Spannende, weil man heute aus meiner Sicht große Projekte nur noch in Teams hat.
Entwickeln kann. Einfach weil die Welt vernetzt ist, weil die Probleme vernetzt sind und weil ein einsamer Jurist, der ist möglicherweise mit seinem Fachwissen immer noch gefragt, der wird auch immer noch gefragt sein, aber nicht mehr in der Form, wie wir das in den Jahren vorher erlebt haben.
Wie ändert sich denn dann das Anforderungsprofil an Juristen? Welche Aufgaben übernehmen Juristen in deiner Erfahrung nach in solch gemischten Teams?
Also wenn die gut sind, können sie Project Manager werden. Wenn die gut sind, aber das bedeutet natürlich, ich sage es mal ganz brutal, das kann natürlich niemand machen, der gerade die Uni fertig hat, weil der hat, Entschuldigung, keine Ahnung. Also das Beste für so jemanden wäre aus meiner Sicht wirklich ein Ja, wie die Engländer das machen.
Die machen das nur zu früh, die machen das gleich nach der Schule. Ein Gap hier, nachdem man erstes oder zweites Staatsexamen fertig hat und das Gap hier, dass man sagt, okay, ich gehe jetzt zu einem Mittelständler und schaue mir an, wie der die Logistik macht. Ich gehe danach zu Microsoft und schaue mir an, wie die neue Ideen entwickeln.
Ich gehe danach zu SAP. Ich mache einfach ein Jahr lang, wo ich drei Monate lang einfach irgendwie wie so eine Art Schnupperlehre mache. Und dann sehe ich, wo wir eigentlich wie unterwegs sind.
Und wenn man das macht und dann möglicherweise, bevor man traditionell juristisch arbeitet, vielleicht wirklich erstmal versucht, in einem Unternehmen zu arbeiten. Gar nicht als Jurist, sondern als jemand, der einfach mal schaut, mit welchen Problemen sind die unterwegs.
Dann hat man möglicherweise das Zeug, zukünftig in größeren Projekten sowas wie Legal Project Management zu machen und dann eben auch viel mehr zu sehen als diesen Teilabschnitt Legal, den wir ja immer alle für irgendwie so das Wichtigste halten, was er nicht ist. Amerikaner zum Beispiel, die sagen in Rechtsabteilungen, ich bereite gerade einen Vortrag vor für Legal Counsel.
Da sagen große Unternehmen, die sagen, weißt du, an den Legal Counsel, die sagen, ich möchte nicht nur, dass du mir erzählst, wo jetzt das Problem ist. Ich möchte, dass du von Anfang an dabei bist.
Damit wir das Problem nicht haben. Oder aber man nennt es auch so, man nennt die so Horseback-Lawyer. Das Ganze kommt von Google Horseback. kommt daher, Horst Beck-Loyer ist ein Anwalt, der vorausschauend denkt.
Und das Ganze kommt, das hat mal erfunden der Legal-Chef von Google. Und der hat gesagt, heute ist es so, wir sind in der internationalen Welt, da kann ich noch so klug sein, zum Schluss habe ich keine Ahnung, ich habe nur ein Judiz, ich weiß ungefähr, wo es lang geht.
Und dann verweist er auf die alten Westernfilme, wo also der große Held reitet einsam in der Wüste, hat irgendwie seit zwei Tagen nichts mehr zu trinken gehabt und jetzt ist er noch einsamer in der Wüste und muss sich entscheiden, geht er nach rechts, nach links, nach geradeaus oder reitet er zurück. Und ein Horseback-Lawyer ist jemand, der sagt, okay, also von dem, was ich jetzt weiß, kann das Ganze nur, weiß ich nicht, geradeaus gehen.
Und dann reitet er geradeaus. Also Horseback-Lawyer, einfach jemand, der sich heute hinsetzt und sagt, den Fakten, die ich habe, danach gehen wir jetzt in die Richtung. Und ich übernehme auch die Verantwortung.
Also das Schöne an Juristen ist ja immer, dass die sagen, also wir haben jetzt hier die folgenden Probleme. Und dann ballert der einen mit zwölf Problemen zu und derjenige, der eine Entscheidung treffen muss, der ist genauso schlau wie vorher. Die Aufgaben der Juristen oder werden die auch eingebunden? Unternehmensjuristen einfach mit am Unternehmen teilzunehmen und auch die wirtschaftliche und strategische Seite zu sehen und danach.
Entscheidungen zu treffen und nicht diese, ich habe in der Bank gearbeitet, die Juristen, die haben die Juristen echt, ich sage mal wirklich, richtig nicht gemocht. Das waren die Oberbedenkenträger. Und am besten, man geht gar nicht zur Rechtsabteilung, dann ist man besser.
Und das muss man sich als Jurist immer überlegen, wenn man so unpopulär ist. Also auch unpopulär, also das Ergebnis, wo man eine Woche daran gearbeitet hat, hoch bezahlt und dann bringt man kein Ergebnis, sondern zeigt einfach nur fünf Probleme auf, Anstatt zu sagen, hier sind fünf Probleme, wir haben uns die angeschaut und aus unserer Sicht sollten wir den Weg drei gehen, da haben wir am wenigsten Probleme.
Und dafür trage ich auch die Verantwortung. Wenn es schief geht, ja, no risk, no fun. Es muss auch mal was schief gehen. Das, glaube ich, wird die Aufgabe der Anwälte in Zukunft sein.
Vielen Dank, Petra. Das war ein sehr, sehr interessanter Einblick. Ich glaube, eine ganz frische und andere Perspektive, als man sie sonst wo hört. Gibt es noch etwas, was du den Studierenden als letzten Tipp mit auf den Weg geben möchtest?
Also ich würde einfach sagen, schaut euch um. Schaut euch vor allen Dingen auch außerhalb eures eigenen Fachbereichs um. Hängt nicht nur mit den Leuten im selben Semester ab und diskutiert die Hausarbeiten, sondern schaut einfach mal, was andere Leute machen.
Und schaut euch vor allen Dingen mal um, was junge Leute machen. Machen zum Teil sogar ohne irgendeine universitäre Ausbildung. Das finde ich noch wichtig. Also wenn ich mir zum Beispiel arbeite, gerade mit Estland zusammen, an einem Projekt im Davos Digital Forum, da gibt es Leute, die sind angestellt, die haben noch nicht mal eine Schulbildung gemacht, die haben sich selber fortgebildet.
Also es ist nicht nur Universität und Universitätsabschluss, sondern andere Leute können auch was. Und einfach so mein Lebensmotto ist immer, immer don0027t underestimate your counterpart. Don0027t underestimate, weil die wissen im Zweifelsfalle mehr als du selber.
Das ist so ein bisschen, was ich denke, wo man sich umschauen sollte, einfach über den Tellerrand. Und das haben die Juristen nicht unbedingt in die Wiege gelegt bekommen.
Vielen, vielen Dank und dir weiterhin ganz viel Erfolg.
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