IMR7025. Jan 21
IMR070: Tätigkeit bei Audi und Digitalisierung | Interview Inhouse-Counsel

IMR - Original

IMR070: Tätigkeit bei Audi und Digitalisierung | Interview Inhouse-Counsel

Fatima Hussain, Unternehmensjurist | Audi AG

0:00
0:00

Über diese Episode

Folge 70 Deines Jurapodcasts zu allen Karriere- und Examensthemen

In-House-Juristin - Rechtsabteilung - Audi AG - Automotive - Legal Tech - Digitalisierung - Litigation - Digitale Gerichtsverhandlungen - Kollaboration - Fachbereiche - Externe Rechtsberater - Interne Mandanten - Sachverhalt ermitteln - Technisches Interesse - Offenes Mindset - Automatisierung - § 128a ZPO

Im Interview mit Fatima Hussain, Inhouse-Juristin bei Audi. Wir sprechen über ihr Benzin im Blut, was die Digitalisierung für die Aufgaben einer modernen Rechtsabteilung bedeutet und inwieweit sich Legal Tech auch insgesamt in der juristischen Branche ankommt. Welche Fähigkeiten sollten moderne JuristInnen mitbringen? Warum sollte man technisch und juristisch vielseitig interessiert sein, wenn man als interne BeraterIn in einer Rechtsabteilung tätig sein möchte? Dies und vieles mehr erfahrt Ihr in der aktuellen Folge von Irgendwas mit Recht.

Kapitel:

  • 00:28 - Vorstellung Fatima Hussain
  • 02:22 - Warum nicht Richterin?
  • 03:36 - Zwischen Digitalisierungsberatung und Litigation
  • 04:20 - Veränderungen durch Legal Tech
  • 07:16 - Aufbau der Audi-Rechtsabteilung
  • 09:00 - Perspektivwechsel: Interne + Externe Rechtsberater
  • 13:22 - Notwendige Skills im Bereich "Legal Tech"
  • 15:46 - Programmier-Skills nicht zwingend
  • 16:11 - Mitarbeiten in der Audi-Rechtsabteilung
  • 17:37 - Fatimas Tipp für Euer Studium

Kontakt & Follow:

IMR nach Themen sortiert:

Viel Spaß 🎉 und vielen Dank für Euer Feedback! 🙏🏼

Zu Gast

Fatima Hussain

Fatima Hussain

Kapitel

  • 00:00:28.723Vorstellung Fatima Hussain
  • 00:02:22.443Warum nicht Richterin?
  • 00:03:36.690Zwischen Digitalisierungsberatung und Litigation
  • 00:04:20.957Veränderungen durch Legal Tech
  • 00:07:16.625Aufbau der Audi-Rechtsabteilung
  • 00:09:00.622Perspektivwechsel: Interne + Externe Rechtsberater
  • 00:13:22.052Notwendige Skills im Bereich "Legal Tech"
  • 00:15:46.051Programmier-Skills nicht zwingend
  • 00:16:11.609Mitarbeiten in der Audi-Rechtsabteilung
  • 00:17:37.447Fatimas Tipp für Euer Studium

Über Audi AG

Die Audi AG ist ein weltweit agierendes Unternehmen der Automobilbranche mit Hauptsitz in Ingolstadt und einem weiteren großen Standort in Neckarsulm; in Deutschland arbeiten dort rund 60.000 der insgesamt über 87.000 Beschäftigten. Juristinnen und Juristen treffen hier auf ein breit gefächertes Tätigkeitsfeld – vom klassischen Wirtschafts‐ und Vertragsrecht über Innovations- und Markenfragen bis hin zu Themen wie Nachhaltigkeit und Compliance, mit denen Audi seinen „Vorsprung durch Technik“ absichert. Bekannt für ihre Premiumfahrzeuge, treibt die Marke gleichzeitig Elektromobilität und Digitalisierung voran und setzt dabei auf eine offene, internationale Unternehmenskultur. Neugierig geworden? Dann schnapp dir die Kopfhörer und hör in unsere Audi-Folge von „Irgendwas mit Recht“ rein – dein persönlicher Kickstart in den Soundtrack zur Karriere mit den vier Ringen!

"
Als Rechtsabteilung sind wir von Anfang an bei der Produktentwicklung dabei und können mitgestalten – das ist ein großer Vorteil gegenüber der Richtertätigkeit, die oft erst bei Problemen ins Spiel kommt.

Sneak Peak – Q&A mit Fatima Hussain

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

Music:

0:10 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht, deinem Jura-Podcast in Kooperation mit LTO und LTO Karriere. Mein Name ist Marc Ohrendorf, ich bin Jurist im Rheinland und heute habe ich das große Vergnügen, mit Fatima Hussain zu sprechen. Hallo Fatima.

0:28 Min
Fatima Hussain:

Hi Marc.

0:30 Min
Marc Ohrendorf:

Fatima, du bist Counsel bei Audi, also In-House-Juristin. Wie bist du denn da hingekommen?

0:37 Min
Fatima Hussain:

Ja genau, ich war in der Wahlstation im zentralen Rechtsservice, also in der Rechtsabteilung der Audi AG und habe da in verschiedene Bereiche reingeschaut, also Arbeitsrecht zum Beispiel oder auch Vertriebsrecht und das Produkthaftungsrecht und habe dann nach dem zweiten Examen, nach einem kurzen Ausflug, von dem ich vielleicht später kurz berichte, als Legal Counsel bei Audi angefangen.

0:56 Min
Marc Ohrendorf:

Das heißt, das war gegebenenfalls Wunscharbeitgeber, aber auch so ein bisschen diese typische Geschichte im Referendariat mal gesehen und dann sozusagen gesagt, das ist es.

1:08 Min
Fatima Hussain:

Genau, absolut. Also ich habe Benzin im Blut und dementsprechend war für mich Automotive ohnehin absolut fix. Und umso mehr habe ich mich dann gefreut, als es mit der Wahlstation bei Audi geklappt hat und ich dann wirklich vor Ort dann in der Rechtsabteilung reinschauen durfte.

1:23 Min
Marc Ohrendorf:

Sag mal, jetzt mal so eine saloppe Frage, was macht man denn, wenn man Benzin im Blut hat und jetzt die ganzen Elektromobilitäts-Zukunftsvisionen kommen?

1:34 Min
Fatima Hussain:

Also wahrscheinlich hat man dann früher oder später auch Strom im Blut. Ich denke, dass man sich da durchaus gut adaptieren kann und auch muss natürlich als Legal Counsel in der Rechtsabteilung, weil sich natürlich die Technologien ständig ändern. Aber das ist ja auch das Spannende daran, dass man immer an den Technologien der Zukunft mitarbeiten kann und damit beraten darf.

1:52 Min
Marc Ohrendorf:

Und was verstehst du unter Benzin im Blut? Also hast du ein Faible für Autos oder was muss ich mir darunter vorstellen?

1:58 Min
Fatima Hussain:

Ja, absolut. Also seitdem ich klein bin, finde ich das super spannend. Ich fand das immer interessant, auch nicht nur aus einer juristischen Perspektive, sondern auch technischen Perspektive, sich da mal reinzudenken, die verschiedenen Sachen zu sehen. Das ist ein super interessanter Markt natürlich.

NaN
Fatima Hussain:

Man hat viele Wettbewerber, die in verschiedene Richtungen gehen, aber natürlich alles super spannend auch zu verfolgen, auch aus technischer Sicht. Mhm.

2:24 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, und dann warst du am Ende des Referendariats und hast gesagt, hier würde ich gerne hin. Vermutlich hast du dann ja auch schon so ein kleines bisschen so ein Zeichen bekommen, ja, das könnte vielleicht was werden, wie das häufig so ist. Aber was waren zu diesem Zeitpunkt denn die ausschlaggebenden Punkte für dich? Jetzt beispielsweise nicht, ich weiß nicht, Staatsanwältin zu werden oder Richterin?

2:42 Min
Fatima Hussain:

Bei Audi gerade, beziehungsweise insgesamt denke ich in der Rechtsabteilung, arbeitet man sehr viel im Team und behandelt und berät Themen einfach gemeinsam mit anderen und das fand ich einfach super spannend und das war für mich auch wichtig.

2:55 Min
Marc Ohrendorf:

Aber man könnte doch entgegenhalten, naja als Richter arbeitet man noch gegebenenfalls auch in der Kammer oder sogar im Senat.

3:03 Min
Fatima Hussain:

Ja, schon, aber relativ am Ende eigentlich. Und das ist gerade der Vorteil eigentlich an der Arbeit in der Rechtsabteilung, unabhängig jetzt von der Branche, in der man tätig ist. Man ist im Idealfall oder eigentlich immer von Anfang an dabei.

NaN
Fatima Hussain:

Eigentlich, wenn die Idee geboren wird, ist man als Rechtsabteilung dabei und kann natürlich mitberaten und mitgestalten. Und wenn später das Produkt auf dem Markt ist, sei es jetzt ein Auto oder eine Waschmaschine oder ein anderes Produkt, kann man sagen, da habe ich mitberaten.

NaN
Fatima Hussain:

Das hat natürlich ein Richter nicht, der eigentlich erst ins Spiel kommt, wenn es knallt.

3:36 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, okay, verstehe. Wie sieht denn dein Arbeitsalltag dann aus? Du hast gerade schon so zwei, dreimal angedeutet, es ist auch relativ technisch. Da muss man natürlich dann auch entsprechendes Verständnis entwickeln oder mitbringen. Aber es ist ja vermutlich noch mehr, oder?

3:50 Min
Fatima Hussain:

Genau, also Alltag ist tatsächlich schwierig, weil jeder Tag anders ist. Ich bin unterwegs zwischen Beratung, was Digitalisierungsthemen betrifft. Ich bin aber auch unterwegs im Rahmen von Litigation, das heißt, dass man sich tatsächlich dann mit Schriftsätzen auseinandersetzt im Verfahren, im Zivilverfahren.

NaN
Fatima Hussain:

Da ist eigentlich relativ viel dabei, auch einiges, was jetzt nicht tief technisch ist, aber nichtsdestotrotz eben einen technischen Hintergrund hat natürlich durch die Fahrzeuge.

4:20 Min
Marc Ohrendorf:

Okay, dann nehmen wir vielleicht mal diesen Technik-Teil ein kleines bisschen raus, damit bist du ja auch schon das ein oder andere Mal sozusagen öffentlich in Erscheinung getreten, also Stichwort Legal Tech. Was ändert sich denn da gerade aus deiner Sicht alles? Das ist wahrscheinlich eine sehr allgemeine Frage, aber dennoch, wenn du so zwei, drei Entwicklungen schildern müsstest, welche würdest du aufgreifen?

4:42 Min
Fatima Hussain:

Also ich glaube Legal Tech hat jetzt tatsächlich durch Corona einen großen Push erfahren, was durchaus sehr vorteilhaft ist. Unabhängig jetzt von der Rechtsabteilung, also zum Beispiel auch in den Gerichten sieht man, dass der 128a ZPO jetzt durchaus auch mal relevant wird, dass digitale Gerichtsverhandlungen jetzt nicht nur theoretisch möglich sind, sondern auch praktisch umgesetzt werden, was glaube ich auch extrem wichtig ist.

NaN
Fatima Hussain:

Das ist das eine, was ich sehr spannend finde, dass die Justiz da ein bisschen Katalysator bekommen hat. Auf der anderen Seite hat man, glaube ich, gemerkt, dass Legal Tech einfach notwendig ist, um zu kollaborieren, um zu kooperieren, weil wenn jeder im Homeoffice sitzt oder viele im Homeoffice sind von den Kolleginnen und Kollegen, ist es natürlich einfacher, über Plattformen zu sprechen, weil der kurze Austausch über den Schreibtisch hinweg dann leider in einigen Büros ausgefallen ist.

NaN
Fatima Hussain:

Und ich glaube, das ist auf jeden Fall der große Vorteil von Legal Tech, dass man miteinander arbeiten kann, effizient miteinander arbeiten kann, ohne dass man sich tatsächlich face-to-face gegenüber sitzen muss.

5:39 Min
Marc Ohrendorf:

So wie wir übrigens, das sei euch verraten, diesen Podcast gerade auch aufnehmen. Normalerweise immer gerne in Person. Also wenn ihr so den einen oder anderen ganz, ganz kleinen Ruckler hört, dann ist das der Internetleitung geschuldet.

NaN
Marc Ohrendorf:

Aber wir wollten nicht darauf verzichten, euch das Ganze dennoch vorzustellen und näher zu bringen. Wie ist es denn für dich? Bist du gerade relativ viel im Homeoffice und genießt du das eher? Ich vermute, du bist auch ab und zu zu Hause dann und bist da tätig, oder?

6:06 Min
Fatima Hussain:

Genau, also ich bin da relativ flexibel, je nachdem, wie das eben dann passt. Ich bin sehr, sehr gerne im Büro. Ich bin auch oft im Büro, weil ich es einfach auch sehr schätze, dann mit den Kollegen den direkten Austausch zu haben.

NaN
Fatima Hussain:

Man hat natürlich auch eine ganz andere Verbindung dann zu den Fachbereichen, um dann die Themen an sich herangetragen zu bekommen. Aber natürlich in der aktuellen Phase, ich meine, das ist eine globale Pandemie, muss natürlich dann jeder auch die Maßnahmen ergreifen, die einfach wichtig und richtig sind.

6:37 Min
Marc Ohrendorf:

Was vermisst du am meisten am Büro?

6:41 Min
Fatima Hussain:

Tatsächlich, meine Kolleginnen und Kollegen, weil man einfach, ich bin ja noch, wie gesagt, noch nicht so extrem lange dabei, dreieinhalb Jahre jetzt erst, in Anführungsstrichen, da kann man von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen so viel lernen und das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man schnell mal ins Büro rüber hopsen kann und sagen kann, sag mal, kennst du eigentlich die und die Frage schon? Und in der langjährigen Geschichte natürlich der Rechtsabteilung gibt es einige Kolleginnen und Kollegen, die sagen, das hatten wir vor zehn Jahren schon mal.

NaN
Fatima Hussain:

Damals haben wir das so und so gemacht. Und das ist natürlich deutlich einfacher, wenn man vor Ort ist.

7:16 Min
Marc Ohrendorf:

Wir haben ja jetzt wahrscheinlich auch in der Öffentlichkeit alle mitbekommen, dass bei euch gerade relativ viel los ist und dass hunderte Anwältinnen und Anwälte auch als externe Berater ja gerade für viele große deutsche Automobilhersteller tätig sind. Aber wie muss ich mir denn die Rechtsabteilung so ganz konkret bei euch eigentlich vorstellen? Wie viele Personen arbeiten denn dort?

7:39 Min
Fatima Hussain:

Also wir sind insgesamt ungefähr 180 Kolleginnen und Kollegen und davon sind 80 Volljuristinnen und Volljuristen. Das heißt, wir haben insbesondere auch Ingenieurinnen und Ingenieure bei uns in der Rechtsabteilung, die uns natürlich immer unterstützen. Wir haben Patentanwältinnen und Anwälte, wir haben IT-Kolleginnen und Kollegen, wir haben da eine ganz bunte Mischung und ich glaube, das macht auch gerade die Rechtsabteilung bei Audi aus, dass wir wirklich nicht nur in einem Elfenbeinturm, von dem wir immer alle sprechen, in dem die Rechtsabteilung sitzt, sitzen, sondern tatsächlich den engen Austausch auch jeden Tag haben und das ist uns auch sehr wichtig.

8:18 Min
Marc Ohrendorf:

Und ich könnte mir vorstellen, bei 180 Kolleginnen und Kollegen, da ist man dann auch tatsächlich recht spezialisiert, anders als zum Beispiel in so mittelständischen Unternehmen, wo die Rechtsabteilung oft notwendigerweise und auch aus Kostengründen eine oder zwei, drei Juristinnen und Juristen dann nur sind, die dann aber eben in der Breite recht viel machen müssen, oder? Oder genau?

8:40 Min
Fatima Hussain:

Also wir haben tatsächlich Unterorganisationseinheiten, die sich eben bestimmt mit bestimmten Rechtsgebieten auseinandersetzen. Man hat immer Überschneidungen mit anderen Bereichen. Zum Beispiel sind da sehr oft meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Betten-Schutz dabei oder aus dem Vertriebsrecht oder aus dem Kartellrecht. Und da lernt man natürlich auch extrem viel.

9:00 Min
Marc Ohrendorf:

Dann arbeitest du ja nicht nur teamübergreifend mit anderen Abteilungen, sondern auch mit den eben schon angesprochenen externen Rechtsberatern zusammen. Inwieweit findet denn dahingehend ein Perspektivwechsel zwischen externem und sozusagen internem Berater statt? Das ist ja wahrscheinlich doch nochmal eine recht unterschiedliche Sichtweise auf ein Problem, oder?

9:19 Min
Fatima Hussain:

Ja, absolut. Für mich ist natürlich der Vorteil, dass ich vor meiner Zeit bei Audi unter anderem auch im Referendariat und nach dem zweiten Staatsexamen zum Beispiel bei Clifford und Linklaters und Thrustfield tätig war. Das heißt, ich habe tatsächlich auch die Seite aus der Großkanzlei gesehen.

NaN
Fatima Hussain:

Natürlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist nochmal was anderes, als wenn man als Associate dort tätig ist. Aber nichtsdestotrotz hat mir das auf jeden Fall die Augen in dem Sinne geöffnet, wie man Probleme angeht, beziehungsweise wie man mit dem Mandanten auch umgeht in der Hinsicht.

NaN
Fatima Hussain:

Und es hat mir natürlich erlaubt, schon vor meiner Zeit bei Audi diese Perspektive einzunehmen, macht es mir natürlich auch einfacher, jetzt intern da auch das Verständnis zu haben, wie die eventuell auf das Thema drauf gucken und den Blick nach innen, der manchmal auch verwehrt bleibt, dann einfach auch nicht haben.

10:05 Min
Marc Ohrendorf:

Du hast gerade gesagt, wie man mit den Mandanten umgeht. Das ist ja zumindest in Ausbildung, also im Studium und im Referendariat, ein Thema, womit man sich noch nicht so unbedingt beschäftigt. So ein bisschen Client Management, Erwartungsmanagement, was auch immer man, Wie auch immer man es nennen möchte.

NaN
Marc Ohrendorf:

Wie sollte denn ein guter Anwalt oder eine gute Anwältin mit dem Mandanten umgehen? So ganz pauschal.

10:27 Min
Fatima Hussain:

Ich glaube, es ist relativ schwierig, die Frage so pauschal zu beantworten. Ich glaube, das gilt eigentlich für jedes Verhältnis, was man zu anderen Kolleginnen und Kollegen hat, dass man einerseits offen an die Sache rangeht, also mit einem offenen Mindset an die Sache rangeht und durchaus auch Verständnis mitbringt.

NaN
Fatima Hussain:

Weil es sind sehr komplexe rechtliche Fragestellungen, es sind sehr komplexe rechtliche Themen, die teilweise noch nie bewertet worden sind und dementsprechend ist es natürlich auch ganz, ganz wichtig, dass man da ein Vertrauensverhältnis hat und auch aufeinander zugeht und miteinander gemeinsam an dem Projekt arbeitet.

11:04 Min
Marc Ohrendorf:

Du hast gerade eben gesagt, dass das dann auch ziemlich rechtsgebietsübergreifend sein kann. Was muss ich mir denn darunter vorstellen? Also sozusagen, ja, irgendein Problem taucht auf und was passiert dann in deiner Arbeit?

11:20 Min
Fatima Hussain:

Genau, also das Wichtige ist erstmal, dass man tatsächlich den Sachverhalt ermittelt. Das ist oft und das ist meistens bei Studentinnen und Studenten noch gar nicht so präsent. Da hat man natürlich in der Klausur den Sachverhalt schön aufbereitet, ist im Referendariat dann einen Ticken schwieriger im zweiten Staatsexamen, weil man sich das dann noch ein bisschen mehr erarbeiten muss.

NaN
Fatima Hussain:

Aber es ist tatsächlich dann im Berufsleben nochmal eine ganz andere Kategorie, tatsächlich den Sachverhalt zu ermitteln, weil das einfach das A und O eben für die korrekte und eben auch richtige Rechtsberatung begründet. Das heißt, schon da habe ich einen starken Austausch mit unseren Fachbereichen, die mir natürlich das erstmal technisch darlegen und dann stelle ich die typischen Anwaltsfragen im Sinne von, habt ihr daran mal gedacht, habt ihr daran mal gedacht.

NaN
Fatima Hussain:

Das heißt, das ist eigentlich so der erste Punkt, dass man tatsächlich den Austausch außerhalb seiner eigenen Abteilung hat. Und wenn der Sachverhalt dann tatsächlich feststeht, dann gibt es immer die üblichen Verdächtigen, mit denen man dann tatsächlich den Sachverhalt nochmal durchspricht.

NaN
Fatima Hussain:

Also insbesondere Datenschutzrecht, aber auch Vertriebsrechtskollegen, Katzellrechtskollegen. Das ist ja oft so, dass sich da auch die Themen wiederholen, beziehungsweise dass da oft einfach die gleichen rechtlichen Herausforderungen aufploppen und dann arbeitet man einfach gemeinsam an dem Thema da dran. Immer natürlich mit dem Fachbereich, weil das unser interner Mandant ist und man möchte den Mandanten natürlich immer auf dem Laufenden halten und auch dafür sorgen, dass er sich natürlich eingebunden fühlt und nicht im Endeffekt einfach nur ein Ergebnis über den Zaun gekippt bekommt.

12:48 Min
Marc Ohrendorf:

Das ist dann ja gar nicht so unterschiedlich zu auch externer Rechtsberatung und sozusagen Mandant auf der anderen Seite.

12:54 Min
Fatima Hussain:

Genau, total. Also unsere Mandanten haben natürlich auch ihre Forderungen, was Zeiten betrifft, wann die Beratung da sein muss. Die Mandanten haben natürlich auch oft einfach einen anderen Blick auf den Sachverhalt, was natürlich auch selbstverständlich und nachvollziehbar ist und dementsprechend ähnelt sich das schon sehr und deswegen bezeichnen wir die Kolleginnen und Kollegen auch teilweise als interne Mandanten einfach, um das auch klar zu machen.

13:21 Min
Marc Ohrendorf:

Lass uns nochmal, wir hatten es eben schon angedeutet, ein kleines bisschen mehr auf den Bereich Legal Tech eingehen. Es gibt viel in dem Bereich und ich glaube, das habe ich hier auch schon das eine oder andere Mal zum Ausdruck gebracht, das ist wahrscheinlich eher Hype.

NaN
Marc Ohrendorf:

Und es gibt aber auch ganz viele andere Anwendungsfälle, die sind tatsächlich echt und die sind sozusagen echte Anwendungsfälle, die auch die juristische Arbeit einfacher machen. Du hattest eben schon gesagt, naja, klar, jetzt wegen Corona virtuelle Verhandlungen.

NaN
Marc Ohrendorf:

Was müssten denn Studierende aus deiner Sicht sich aneignen und auch Referendarinnen und Referendare und vielleicht auch junge Kolleginnen und Kollegen, wo sozusagen noch nicht alles komplett festgefahren ist und man sagt, hey, hier lohnt es sich auch nochmal zu investieren. Was müsste man sich denn aneignen aus deiner Sicht an Skills, wenn es um dieses Thema geht?

14:12 Min
Fatima Hussain:

Das Erste und Wichtigste ist, dass man tatsächlich ein offenes Mindset hat, was Digitalisierung betrifft. Oft wird Legal Tech so ein bisschen als der Böse dargestellt, der uns die Jobs wegnimmt und im Endeffekt lohnt es sich gar nicht mehr, Jura zu studieren, weil dann sowieso der Robo-Lawyer alle Aufgaben übernehmen wird.

NaN
Fatima Hussain:

Das ist natürlich nicht der Fall. Deswegen ist es, glaube ich, extrem wichtig, ein offenes Mindset zu haben. Das ist der erste Punkt. Und der zweite Punkt ist tatsächlich, sich damit auseinandersetzen.

NaN
Fatima Hussain:

Legal Tech ist sowas wie Big Data oder Blockchain. Das liest man überall und denkt, oh Gott, oh Gott, was ist das denn? Aber runtergebrochen geht es tatsächlich einfach nur darum, Standardaufgaben tatsächlich zu übertragen auf ein Tool, zu automatisieren, sodass man selbst als Anwältin oder Anwalt einfach auch Zeit hat für Themen, die nicht standardisiert sind, wo man wirklich auch Zeit investieren muss und auch Kapazitäten investieren muss.

NaN
Fatima Hussain:

Deswegen ist es da auch ganz wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und nicht nur sich abschrecken zu lassen von dem Oberbegriff Legal Tech.

15:12 Min
Marc Ohrendorf:

Das heißt, am Ende des Tages bleibt eigentlich mehr Zeit für gute rechtliche Analyse, zumindest wenn es um standardisierbare Aufgaben geht, wenn ich das so richtig zusammenfasse, oder?

15:21 Min
Fatima Hussain:

Genau. Also ich denke, dass das auf jeden Fall auch der Vorteil ist, weil man wird das auch relativ schnell merken, so wie das beim internen Mandanten ist. Man hat nicht nur einen Mandanten, sondern viele, viele Mandanten und da ist es natürlich auch extrem wichtig, dann auch zu sehen, okay, was wiederholt sich, was kann tatsächlich ein Tool automatisiert übernehmen und wo bin ich als tatsächlich menschlicher Anwalt gefragt, um eben die Rechtsfragen dann zu beraten.

15:45 Min
Marc Ohrendorf:

Das heißt, programmieren lernen müsste man nicht unbedingt, wie das hier und da schon mal durchklingt aus deiner Sicht.

15:52 Min
Fatima Hussain:

Also ich denke, es schadet auf jeden Fall nicht. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass man im Nebenfach Informatik studieren müsste, um hinterher tatsächlich mit Legal Tech umgehen zu können. Solange man ein offenes Mindset hat und neugierig und lernbegierig ist, denke ich, dass das alles trotzdem passt.

16:11 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, dann die Zuhörenden hier kennen es schon. Natürlich die Frage, das Ganze hier ist ja auch so ein bisschen immer die Idee, dass man vielleicht auf schöne potenzielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aufmerksam wird und dann mit dir zusammen im Team arbeiten darf. Kann man denn bei euch eigentlich, wir wissen schon, man kann Referendariat machen, aber was sollte man mitbringen und kann man auch Praktika bei euch machen?

16:33 Min
Fatima Hussain:

Ja genau, also es ist bei uns möglich, sowohl Praktikum als auch das Referendariat bei uns zu absolvieren. Was wichtig ist, ist, dass man technisches Interesse mitbringt. Das heißt aber natürlich nicht, dass man da vertiefte Kenntnisse haben muss oder eine bestimmte technische Zeichnung auslegen können muss, sondern einfach das Interesse daran und auch tatsächlich das Interesse daran, auch in verschiedene Rechtsbereiche reinzuschauen, weil das bei uns gerade davon lebt, dass man eben nicht nur mit einem Team zusammenarbeitet, sondern mit ganz vielen Teams und deswegen in verschiedene Rechtsbereiche reinschnuppern kann.

17:06 Min
Marc Ohrendorf:

Braucht man irgendwie rechtlich eine bestimmte Ausrichtung schon, vielleicht einen Schwerpunktbereich in einem bestimmten Feld oder irgendwie Arbeitserfahrung?

17:14 Min
Fatima Hussain:

Nee, überhaupt nicht. Also man kann da absolut, egal in welchem Bereich man ist, das ist ja auch der Vorteil bei uns, dass wir wirklich für jeden Bereich auch Kolleginnen und Kollegen haben, also sowohl für das öffentliche Recht als auch für das Zivilrecht natürlich, Natürlich auch für das Wirtschaftsstrafrecht. Also da decken wir einiges ab und ich denke, dass da für jeden was dabei sein sollte.

17:37 Min
Marc Ohrendorf:

Ja, vielen Dank. Abschließend wüsste ich gerne noch eine einzige kleine Sache von dir. Und zwar, wenn du so auf dein Studium und dein Referendariat zurückblickst. Was war die Sache, die du auf jeden Fall wieder genauso machen würdest und was würdest du vielleicht nochmal ausprobieren oder anders machen?

17:53 Min
Fatima Hussain:

Also was ich auf jeden Fall machen würde, ist den Standortwechsel. Das heißt tatsächlich von, ich komme eigentlich aus der Nähe von Frankfurt in Hessen, tatsächlich nach Ingolstadt, nach Bayern zu kommen, ist ja erstmal ein Kulturschock für einige. Das heißt, also wirklich wechselt euren Standort.

NaN
Fatima Hussain:

Das ist ganz, ganz wichtig. Das würde ich auf jeden Fall so machen. Und der zweite Bereich ist, schaut euch verschiedene Sachen an. Sagt nicht, ich will später mal Einzelanwalt werden, deswegen gehe ich jetzt nur noch dorthin, sondern schaut euch die Großkanzlei an.

NaN
Fatima Hussain:

Dann schaut euch das Unternehmen an, schaut euch Behörden an, um einfach ein Bild zu haben, weil man hat nie wieder die Chance, wie im Referendariat, alle sechs oder drei Monate irgendwo anders hinzuhopsen und da wirklich auch First-Hand-Erfahrung dann zu sammeln.

18:43 Min
Marc Ohrendorf:

Vielen herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

18:45 Min
Fatima Hussain:

Danke dir. Tschüss. Ciao.

18:47 Min
Marc Ohrendorf:

Das war Irgendwas mit Recht. Wenn euch dieser Podcast gefallen hat, dann lasst uns sehr gerne 5 Sterne bei iTunes da. Das hilft uns auch von anderen Interessierten gefunden zu werden oder empfehlt uns an eure Freunde weiter.

NaN
Marc Ohrendorf:

Gerne könnt ihr uns natürlich auch wie immer Feedback schicken. Den Link dazu findet ihr in den Shownotes, ebenso wie den Link zu unseren Social Media Profilen und zur LTO und LTO-Karriere. Checkt auch mal dahingehend das neue Angebot aus.

NaN
Marc Ohrendorf:

Vielen herzlichen Dank, dass ihr zugehört habt und bis zum nächsten Mal. Tschüss!

Das könnte Dich auch interessieren

featured

IMR308: Karrieretechnisch der Neugierde folgen, Full Service im Kanzleialltag, für Mandanten Synnergien heben, Buy & Build-Strategie im Unternehmenskauf

featured

IMR307: Eine globale Krise wie COVID juristisch managen, Waldbrände in Kalifornien, Haus der 1000 juristischen Berufe, Vielfalt der Tätigkeiten in einem Konzern

featured

IMR306: Einführung von KI-Tools aus arbeitsrechtlicher Sicht, Business Development als Anwältin, Promotion neben dem Job

featured

IME028: Rechtfertigender Notstand, allgemeines Festnahmerecht, Einwilligung im Strafrecht, mutmaßliche und hypothetische Einwilligung

Nichts verpassen mit dem Abo

Abonniere den Podcast, um automatisch über neue Folgen und Karrieremöglichkeiten informiert zu werden.

QR Code for Apple Podcasts
Zu Apple Podcasts