Claudia Otto, Counsel | Görg Rechtsanwälte
Innovation - Kreativität - Rechtsmarkt - Legal Tech - Digitalisierung - Singularzulassung - Anwaltschaft - Kanzlei - Wirtschaftlichkeit - Gesetzgeber - Freiraum - Mandantenkommunikation - Prozessverständnis - Rechtsvergleichung - Karrierestationen
Sebastian Feiler und Claudia Otto stehen in der Jubiläumsepisode von Irgendwas mit Recht Rede und Antwort zur Frage, was echte Innovation im juristischen Umfeld bedeutet. Im Fokus: Gehört es dazu, Blockchain erklären zu können? Welche Entwicklungen im Bereich Legal Tech sind tatsächlich innovativ? Inwieweit wird Innovation in Kanzleien womöglich durch Generationenkonflikte und das Business-Model einer Kanzlei erschwert? Schließlich erhaltet Ihr wertvolle Lesetips zum Thema Innovation und Recht und eine Liste unser Lieblingspodcasts bzw. Bücher,
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GÖRG Rechtsanwälte ist eine unabhängige, partnergeführte Wirtschaftskanzlei mit Hauptsitz in Köln und weiteren Büros u.a. in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München. Rund 300 Anwältinnen und Anwälte – insgesamt über 500 Mitarbeitende – bearbeiten Mandate in Insolvenz- und Restrukturierungsrecht, Gesellschaftsrecht/M&A, Arbeitsrecht sowie Energie- und Immobilienrecht.
Die Kanzlei gilt als Marktführerin bei komplexen Restrukturierungen, punktet mit flachen Hierarchien und bietet jungen Juristinnen und Juristen früh die Chance auf echte Mandatsverantwortung. Wer mehr darüber erfahren will, wie GÖRG Innovation und Pragmatismus verbindet, sollte jetzt in unsere Podcast-Folge reinhören und sich inspirieren lassen.
Innovation bedeutet, der Zeit voraus zu sein und etwas Neues dauerhaft umzusetzen, das zuvor nicht existierte. Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um gesellschaftliche Veränderungen und kreatives Denken im juristischen Beruf.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich willkommen zu mittlerweile schon Folge 50 von Irgendwas mit Recht. Hier bei Irgendwas mit Recht möchten wir euch ja gerne Studienmotivation liefern, damit ihr die Zeit zum Staatsexamen gut schafft. Mittlerweile aber, da wir viele Hörerinnen und Hörer haben, die weiter sind in ihrer entsprechenden Laufbahn, auch Motivation fürs REF und natürlich genauso einen kleinen Blick über den Tellerrand liefern, wenn ihr bereits in einer Kanzlei, bei der Behörde oder bei Gericht tätig seid.
Ein großes Thema in diesem Zusammenhang ist natürlich Innovation und Recht. Wo kann eigentlich Innovation stattfinden? Was ist Innovation? Müsst ihr innovativ sein, wenn ihr in einem juristischen Beruf arbeitet? All das und mehr möchte ich mir heute mal mit meinen beiden Gästen anschauen bzw. Besprechen.
Die Frau, die heute bei mir ist, kennt ihr schon, das ist nämlich Claudia Otto. Otto, hallo Claudia.
Hi.
Und dann ist noch Sebastian Pfeiler hier. Hallo Sebastian. Hallo. Claudia, bei dir haben sich ein paar Sachen geändert.
Genau, ich bin zurück in meiner eigenen Kanzlei, in meinem kleinen wendigen Motorboot, wie ich so schön sage. Und ja, kann Innovation besser vorantreiben auf diese Art und Weise.
Und bist auch weiterhin Herausgeberin der Recht Innovativ.
Genau.
Und Sebastian, du bist Anwalt hier in Köln? Richtig, ich bin Anwalt hier in Köln in der Wirtschaftskanzlei. Beschäftige mich mit Commercial Litigation und Arbitration, also viel Schiedsverfahren, viel Internationales, viel Englisches und viel Vertragsthemen, Vertragsgestaltung, Handelsrecht, Vertragshändlerrecht etc. Ja, fangen wir an. Was ist denn eigentlich Innovation, würdet ihr sagen?
Also ich glaube, bevor wir da groß einsteigen, ist es sinnvoll zu unterscheiden, was ist Innovation und was ist Kreativität. Ich glaube, das ist ganz wichtig, weil Kreativität ist eigentlich eine notwendige Vorstufe, sozusagen die Idee. Und erst wenn wir in die Umsetzung dieser Idee gehen, wenn sie fast dauerhaft ist, dann können wir eigentlich von Innovation sprechen.
Also Innovation, würde ich sagen, findet dann statt, wenn also eine Idee, etwas Neues ohne Absicht oder vielleicht auch Möglichkeit, einfache oder auch kostengünstige Möglichkeit des Rückschritts umgesetzt wird. Also das heißt, eine dauerhafte Änderung mit dem Charakter des Neuen, was so nie dagewesen ist, erfolgt und Daran kann man dann sehen, dass zum Beispiel der bloße Download einer neuen Software eines Dritten eben gerade nicht dafür spricht, dass man selber innovativ ist.
Also der Einsatz selber macht auch nicht innovativ, aber man ist vielleicht fortschrittlich. Das kann man, glaube ich, guten Gewissens sagen. Man geht mit der Zeit, aber man ist eben nicht voraus.
Und Innovation, würde ich sagen, ist halt der Umstand, dass man der Zeit voraus ist.
Der Umstand, dass man der Zeit voraus ist. Sebastian, was war denn zuletzt für dich innovativ? Woran denkst du denn spontan bei diesem Thema? Also ich bin ja schon ein technikgetriebener Mensch und ein technikinteressierter Mensch, deswegen gebe ich gerne zu, dass ich da an Technik und technische Produkte und IT denke. Auch wenn, und da müssen wir vielleicht auch nochmal gleich drüber reden, Innovation natürlich keinesfalls nur in einem technischen Umfeld stattfinden kann, sondern auch gesellschaftlich stattfinden kann oder soziokulturell stattfinden kann oder rechtlich stattfinden kann.
Aber es ist natürlich schon so, dass man Veränderungen in technischen Prozessen, die man täglich nutzt, dass man die besonders schnell und besonders deutlich wahrnimmt. Das war bei mir zuletzt ein Wechsel in der Software, die ich hier im Anwaltsbereich benutze, auf ein neues Softwareprodukt, das anders arbeitet, das ein bisschen, jetzt wäre es mir beinahe schon rausgerutscht, innovativer arbeitet.
Das arbeitet erstmal anders. Die Benutzerführung war einfacher und das habe ich subjektiv, auch wenn es vielleicht gar keine Innovation gewesen ist, schon gar nicht von mir, als eine Neuerung, die mir etwas nützt, wahrgenommen und deswegen als irgendwie innovativ wahrgenommen. Es ist also schon so, dass ich sagen würde, wenn man sich nicht genau Gedanken dazu macht und genau darüber reflektiert, dann nimmt man erstmal solche Ergebnisse und solche Prozesse wahr, die sich verändern und sagt, das ist Innovation.
Auch wenn das vielleicht gar nicht der Fall ist oder da eine gewisse Ballhöhe erreicht werden muss, bevor man davon sprechen kann. Da steckt ja schon eine ganze Menge drin. Fangen wir vielleicht mal bei dieser ersten Aussage von dir an, dass du gesagt hast, es gibt natürlich technische Innovationen, es gibt aber eben auch gesellschaftliche Innovationen.
Ich musste spontan an unsere aktuelle Corona-Situation hier denken. Eine der gesellschaftlichen, wer weiß, ob es wirklich eine Innovation ist, aber Veränderungen, sagen wir mal, wertneutraler, war ja, okay, wir haben jetzt herausgefunden, Masken helfen gegen die Ansteckung, also tragen wir Masken. Die technische Folge ist die Corona-App, die es seit zwei, drei Tagen jetzt gibt.
Also ein ganz gutes Beispiel, wie sowas da natürlich auch ineinandergreifen kann. Ich glaube, an vielen Punkten heutzutage, weil eben alles digitalisiert wird und wir überall uns mit digitalen Themen beschäftigen, verwechseln wir vielleicht auch einfach Digitalisierung mit Innovation. Kann das sein? Also es ist jedenfalls, wenn man nicht länger darüber reflektiert, es ist fast synonym, wird fast synonym verwendet, ja, also es ist auch nicht, es ist ja auch nicht jede neue App eine Innovation, die Corona-App könnte eine sein, weil sie eben ein Protokoll umsetzt und einen Bereich besetzt, der vorher vielleicht so nicht besetzt gewesen ist, ja, das ist auch noch ein gesellschaftsgetriebener Prozess, der jetzt notwendig geworden ist aufgrund der Pandemiesituation, ja, ja.
Also ich glaube, dass die Digitalisierung einfach nur eine neue Entwicklungsphase der Menschheit ist, die wir eigentlich über die letzten Jahrtausende immer wieder gesehen haben, eben nur eingeleitet wurde durch eine Innovation. Ja, und sich dann insofern die gesellschaftliche Entwicklung, auch die Entwicklung des Einzelnen angepasst hat und insofern sich natürlich auch um den ganzen Erdball auf alle sozusagen ausgebreitet hat, ja.
Und also eine Innovation hat eine gesamtgesellschaftliche neue Entwicklung, Änderungen ausgelöst. Und von daher Entwicklung, gesellschaftliche Entwicklung, technische Entwicklung kann synonym auftreten und das eine bedingt das andere, hängt halt zusammen. Man kann es, glaube ich, nicht sauber voneinander trennen.
Also insofern stimme ich da als Sebastian.
Vielleicht kann man auch noch sagen, wenn man das so gegenüberstellt, wenn ich in gesellschaftlichen Kontexten von Innovation spreche, dann meine ich eigentlich eher den Prozess selber. Also eine Gesellschaft gelangt ja nicht zu einem Ergebnis oder es gibt einen State in der Gesellschaft, der sich verändert und dann gibt es einen neuen State, sondern das ist ein Prozess, eine Veränderung, ein verändertes Wahrnehmen.
Hier vielleicht auch in der Corona-Krise ein anderer Umgang mit Zuhause sein und arbeiten oder ähnlichen Prozessen. Aber es ist eine Zustandsveränderung. In dem technischen Bereich würde ich eigentlich immer dann von einer Innovation sprechen, wenn ich ein Produkt oder ein Ergebnis sehe, das sich im Vergleich zu einem vorhergehenden Zustand verändert hat, wo ich erkennen kann, da haben sich Dinge verändert oder da wird ein neues Feld besetzt oder da gibt es neue Funktionalitäten.
Das ist vielleicht auch ein Unterschied zwischen dem technischen und dem sozialen Innovationsbegriff.
Genau und die Digitalisierung bietet ja Vernetzung und weitere Möglichkeiten der Abgabe von Arbeiten, die wir jetzt in der Industrialisierung wieder ein bisschen anders gestaltet hatten, aber die sich hier wiederholt und eigentlich erst angestoßen wurde durch die Corona-Pandemie, weil man vorher nicht den wirklichen Drang hatte, etwas zu ändern. Ja, haben wir ja schon immer so gemacht.
Das kennen wir ja. Und jetzt musste man kurzfristig umdenken, andernfalls hätte man wahrscheinlich die Firma Kanzlei schließen müssen, ja. Und insofern hat man aus der Not eine Tugend gemacht. Und das kennzeichnet dann eben auch immer wieder diese Entwicklungen, ja.
Die nicht unmittelbar an die Innovation ja selbst anschließen, sondern eigentlich einen Auslöser brauchen, um sie auch wirklich nutzbar zu machen. Und das meinte ich dann eben mit dieser wirklich dieser dauerhaften Implementierung, die erst erfolgen muss, damit man es wirklich eben als Innovation betrachten kann.
Sonst ist es halt vor allem die Idee.
Oder ein Prototyp. Prototyp. Schauen wir uns das mal ein kleines bisschen mehr bezogen auf den Rechtsmarkt an. Das war jetzt ja eher so ein groberer, auch breiterer Blick auf die Geschehnisse. Aber wenn wir uns jetzt mal anschauen, wo war der Jurist, außer natürlich im einzelnen Schriftsatz, in seinen Argumenten, das ist offensichtlich, wo war die Rechtsbranche oder wo ist irgendwas, wo war die Innovativ oder wo ist irgendwas Innovatives geschehen? Und in der Vorbereitung auf die Sendung… Habe ich nochmal so ein bisschen nachgedacht und muss sagen, wahrscheinlich war der Wegfall der Singularzulassung, also früher war es so, dass die Anwälte nur bei einem Gericht oder zwei, je nachdem, ob man jetzt AG und LG unterscheidet, tätig sein durften.
Das war wahrscheinlich mit die größte Innovation in der Rechtsbranche in den letzten 20, 30, 40 Jahren, weil so eben zum einen alle Anwälte konkurrierten miteinander, neuerdings, aber gleichzeitig umgekehrt die Mandanten natürlich auch eine entsprechende Wahlfreiheit genossen. Jetzt stehen wir vielleicht vor einer ähnlichen Umwälzung, wer weiß, mit dem Stichwort Legal Tech.
Da wird alles drunter gefasst. Wir haben hier im Podcast auch schon ziemlich viel darüber gesprochen. Aber mich wird ja, da verrate ich wahrscheinlich auch nichts Neues für Stammhörerinnen und Stammhörer, mich lässt ja der Gedanke nicht los, dass so diese Innovationskultur auch trotz Legal Tech nicht so ganz fest verankertes Feature der Anwaltschaft ist.
Wie seht ihr das? Ja, also ich fange mal an. Also ich würde dir da, – Leider muss ich sagen, aber ich würde dir da erstmal zustimmen. Das hängt vielleicht ein bisschen damit zusammen, dass der Anwalt, das ist ein freier Beruf, aber er versteht sich doch auch in erster Linie als Dienstleister, der bestimmte gesetzliche, normative, wirtschaftliche Rahmenbedingungen als gegeben hinnimmt.
Und vielleicht innerhalb dieser Rahmenbedingungen im Mandat dann kreativ wird, aber der hat in der Regel nicht den Drive, nicht die Motivation und auch nicht die Zeit durch das Wirtschaftlichkeitsgebot, dem er halt unterliegt, von sich heraus etwas zu verändern, einen Prozess neu zu definieren. Da kommt dann auch hinzu, und das ist ein zweiter Aspekt, dass er ja auch nicht derjenige ist, der den normativen Rahmen verändern kann.
Das ist ja nicht der Anwalt, das ist ja der Gesetzgeber. Deswegen würde ich auch sagen, also das Beispiel mit der Simularzulassung ist ein super Beispiel, das würde ich sofort unterschreiben. Aber auch da ist es so, dass die Simularzulassung ja nicht von den Anwälten selber abgeschafft worden ist, sondern sie ist vielleicht lobbyiert worden.
Aber es bedurfte eben des Tätigwerdens des Gesetzgebers, um dieses Feature zu verändern. Und das ist, glaube ich, mit ein Grund, zusammen mit dem Umstand, dass man eben wirtschaftlich arbeiten muss und dafür sorgen muss, dass der Server und das Licht jeden Tag angeht etc., dass man gar nicht so viel wirklich freien Raum zur Veränderung hat.
Und das ist, glaube ich, wichtig, um richtig innovativ zu werden und out of the box zu denken, braucht man einen Freiraum und braucht einen Entfaltungsraum, wo man auch ohne Ziel und ohne Mandatskontext in irgendeine Richtung denken und weiterdenken kann. Klingt so ein bisschen wie 20 Prozent bei Google.
Ja, genau. Das ist tatsächlich was, über das ich auch schon mal nachgedacht habe, inwieweit man das vielleicht in Kanzleien einführen sollte. Es gibt, glaube ich, das ein oder andere Modell in Kanzleien, wo das gemacht wird.
Das ist noch nicht ganz klar und das wird die Zeit zeigen, ob die Kollegen und Kolleginnen, die das machen, ob die das im Endeffekt so ein bisschen damit bezahlen, dass sie karrieretechnisch nicht weiterkommen, weil sie andere Vorgaben dann nicht erfüllen können. Aber ja, das wäre so ein Beispiel, ja, wie das 20%-Protekt bei Google, bei dem im Endeffekt ein Mitarbeiter die Möglichkeit hat, in 20% seiner Arbeitszeit, also quasi an einem Tag in der Woche, ein selbstgewähltes Projekt in einem gewissen Rahmen zu verfolgen und zum Erfolg zu bringen.
Und zwar ohne da vorher einen Businessplan für zu schreiben.
Wobei, glaube ich, im Nachhinein verraten worden ist von einer ehemaligen Mitarbeiterin, dass das eigentlich das 120%-Prinzip ist.
Ja, da muss man aufpassen, dass es dann nicht dahin geht, das ist klar.
Genau, aber was ich noch ergänzen würde, weil das war ein super Beispiel mit der Abkehr von der Singularzulassung, also eine Dezentralisierung im Grunde der anwaltlichen Tätigkeit im Physischen, die findet eigentlich gerade durch die Digitalisierung nochmals statt, indem es durch Technologie möglich wird, noch mehr Mandanten sozusagen zu bedienen, ohne dass eben diese Reiseerfordernisse aufkommen. Reisekosten, die wegfallen, das Unterlagenübersenden fällt weg.
Wenn man zum Beispiel so wie ich jetzt einen Kanzleiserver hat, über den man mit den Mandanten von überall, auch auf der Welt kommunizieren kann, die Mandanten dann Melden sich dann einfach dort an, brauchen nur einen Browserzugang, also Internetzugang. Melden sich dort an, können ihre Unterlagen einfach einstellen.
Der Anwalt hat sofort alles in Echtzeit auf dem Bildschirm. Es braucht kein Sekretariat mehr, was vorsortiert, was die E-Mails durchgeht. Die Dokumente erst einmal rüberzieht im Dokumentenmanagementsystem ein, einpflegt, benennt, sortiert und was weiß ich.
Das fällt alles weg durch diese Technologie. Also andernfalls könnte ich meine Kanzlei nicht effizient betreiben. Aber diese Kostenersparnis, die dadurch wieder zum Tragen kommt, die kann ich natürlich an die Mandanten weitergeben. Ja, also das, was ich dann wirklich als Anwältin arbeite, kann ich dann natürlich auch in Rechnung stellen, guten Gewissens, ja, weil sie wissen, ah, okay, da fällt super viel weg, weil sie können es selber steuern, indem sie die Dokumente selber gut benennen, ja, sie vielleicht datumstechnisch, ein Mandant meint so schön, benennen Sie doch mal nach ISO.
Das habe ich hier in der Kanzlei auch mal versucht, das ist mir bisher noch nicht gelungen.
Genau, also deswegen also wenn der Mandant möchte, darf er das gerne selber bestimmen, solange ich da noch durchsehe die chronologische Sortierung die dann noch vorgegeben ist umgesetzt habe, ist das auch alles in Ordnung und also auch da sind die Mandanten wahnsinnig happy dass sie selber nicht mehr reisen müssen dass sie dir selber nicht hinterher telefonieren müssen sie
können auch in der Nacht reinschauen, wie ist der aktuelle Bearbeitungsstand die Transparenz ist hoch die Erreichbarkeit ist Super, ja, also die Mandanten lieben den Direktchat, die lieben die App, ja, sie brauchen keinen WhatsApp oder ich muss mich auch nicht rechtfertigen für WhatsApp, Telegram und Co., sondern ich habe einen kanzleieigenen Messenger und das finden die klasse, leider zu
klasse, aber sie finden es klasse.
Das ist ja ganz interessant. Du sprachst gerade Transparenz an. Und vielleicht nochmal als kleiner Einschub. Ihr merkt schon, wir sehen das Ganze jetzt natürlich eher aus dem Blick der Anwaltschaft, weil wir hier gerade mit drei Anwältinnen bzw.
Anwälten am Tisch sitzen. Aber generell sind das natürlich alles Themen, die im Studium weniger eine Rolle spielen. Aber das ist was, womit man sich, wenn man Anwalt oder Anwältin werden möchte, natürlich tagtäglich mehr oder weniger auch beschäftigen muss.
Insofern nicht minder spannend als das, was ihr für euer Staatsexamen lernt. Aber eben wirtschaftlich geprägter. Dennoch etwas, wo man gar nicht früh genug anfangen kann, drüber nachzudenken, weil es dann doch 50 Prozent statistisch werden ja diesen Berufsweg einschreiten, 50 Prozent circa von euch trifft oder 50 Prozent von euch das gar nicht so schlecht finden.
Ja? Wenn ich da mal einhaken darf, ich würde euch beide mal gerne fragen, glaubt ihr, dass das juristische Studium mit der Methodik, die man lernt, ist das eher innovationsverhindernd oder innovationsfördernd? Also wird man durch das Studium systematischer, kann dadurch Prozesse vernünftiger durchdenken und Innovation betreiben? Oder sollte man einem Studierenden sagen, wenn du ein großes Augenmerk auf Innovation haben möchtest, Dann guck dir auch noch andere Bereiche an oder mach noch irgendwie ein Nebenstudium oder mach mal ein Praktikum in einem künstlerisch-kreativen Bereich oder ähnliches.
Wie seht ihr das?
Ich glaube, das kommt tatsächlich auf den Professor an. Also ist zumindest meine Erfahrung, die ich an der FU gemacht habe, also Freien Universität Berlin. Da gab es einen Professor, den ich großartig fand, der sehr kreativ im Denken war, also auch innovativ in seinen Lehrkonzepten.
Und dann wiederum andere Professoren, die eben sehr traditionell geprägt waren und auch in der Wissensvermittlung traditionell waren, wo es dann nicht darum ging, Wissen sozusagen in die Köpfe der Menschen zu pflanzen, die dann da sitzen und damit arbeiten müssen, also lernen, auch kreativ damit zu arbeiten, etwas Neues draus zu entwickeln. Da ging es eigentlich nur darum, sich selbst darzustellen, das Ding runterzurattern und dann von der Bühne abzutreten.
Also es gibt so verschiedene Charaktere, dass man sagen kann, Also systemisch ist es so ein individuell bedingtes Problem vielleicht auch oder auch eine Chance, die in den Universitäten steckt. Und dann haben wir aber natürlich ein Problem, was die Arbeit, die juristische Arbeit angeht und Also gerade wenn man Rezensionen schreibt, die sich mit Büchern befassen, die eben neue technische Themen bearbeiten, dann merkt man ganz stark, also Juristen haben gelernt von anderen Juristen sozusagen das Wissen weiter zu verarbeiten.
Aber sie sind nicht in der Lage oder wollen nicht da mal drüber hinausgehen, in anderen wissenschaftlichen Bereichen vielleicht auch mal schauen, was kann man da rausziehen und wenn ich das mit meinem juristischen Wissen zusammenfüge, was kann ich da vielleicht Neues draus schaffen? Und das macht man nicht. Also man schaut immer, was haben andere in der Vergangenheit geschrieben, worauf ich jetzt aufsetzen kann oder was ich einfach nur wiederhole.
Ja, aber das ist eben keine kreative Arbeit oder Innovation schon gar nicht, ja. Da ist so wie bei dir dann eher der Fall, dass die Kreativität im Schriftsatz sozusagen zum Tragen kommt und ein innovatives Urteil rauskommt, das heißt die Rechtsfortbildung stattfindet, dauerhaft sich bewegt. Dann haben wir Innovationen, die eben von deiner Kreativität sozusagen in Gang gesetzt worden ist.
Ich glaube, das Jurastudium gibt viel Gutes mit, um innovativ zu werden und zwar auf der Ebene des Prozessverständnisses. Also dieses strukturierte, durch Denken von Dingen, schemahafte, sich vielleicht auch mal ein Schema selber erschließen können, das ist ja etwas, was es bei fast jeder Innovation erstmal braucht.
Auch, dass man so eine Bestandsaufnahme macht und sich fragt, wie läuft das hier gerade eigentlich ab? Und dann hat jeder Prozess x Schritte und dann kann ich die Schritte identifizieren, die ich verbessern kann. Also das ist ja nicht ganz gut, um sich dem Thema Innovation mal zu widmen.
Den zweiten Teil, nämlich die Frage, ob das dann auch tatsächlich stattfindet, würde ich abhängig machen von der Resilienz des Studierenden. Denn es gibt viele, die, und Leute, ich verstehe euch da wirklich, ja, es geht unfair zu und es ist alles äußerst suboptimal, wie die Ausbildung stattfindet.
Dann gibt es viele, die werfen so ein bisschen die Flinte ins Korn und sagen, komm, jetzt irgendwie Augen zu und durch und da ist dann auch kein emotionaler Raum und keine Energie mehr für große Innovationen. Innovation, jedenfalls während dieser Phase nicht.
Dann gibt es aber andere, die sagen, naja gut, das hier ist jetzt so das Must-Have und jetzt schaue ich mir die Teile an, die mir wirklich Spaß machen und da kann ich vielleicht auch innovativ unterwegs sein. Entweder, weil man sich dann in irgendwas engagiert, also in einer studentischen Initiative, im Moment natürlich viel zum Thema Legal Tech, bei mir war das früher das Thema Verhandlungsmanagement, was viel Spaß gemacht hat, oder aber auch juristischer, und das sehe ich bei vielen im Schwerpunktbereich, die sagen, Ah, jetzt mache ich endlich mal was, wo Jura und die sonstige Materie, also irgendwas Technisches oder was Naturwissenschaftliches oder was Gesellschaftliches, wo das zusammenkommt und mir richtig Spaß macht.
Eine Bekannte von mir hat zum Beispiel eine Schwerpunktarbeit über Social Bots geschrieben, als das gerade so ein total heißes Thema war. Und ich habe die vorher und auch danach eher selten noch nie so für Jura brennen gesehen.
Insofern ist es schwierig, die Frage pauschal zu beantworten. Ich glaube, man kriegt diese vielbeschworene juristische Denkweise und Prozessverständnis mit. Inwiefern sich das dann im Beruf umsetzen lässt, ist natürlich eine große Frage.
Also ich denke auch, man kann es sich so zurechtlegen und man kann die Angebote wahrnehmen. Also man kann Seminarthemen suchen, die im innovationsnahen Bereich sich abspielen, sei das jetzt hier irgendein Legal Tech Thema, sei das irgendein Prozess, der gerade einer neuen Gesetzgebung unterworfen ist, irgendein gesellschaftliches Phänomen, das gerade vom Gesetzgeber neu erfasst wird.
Dann kommt man ja in das Denken der Legiferenda, das, was man eigentlich so in der üblichen Rechtsanwendungslehre, die das Studium nun mal hauptsächlich ist, eben nicht macht. Was mir oft Spaß gemacht hat, ist ….
Rechtsvergleichung oder IPR zu machen, weil man dann mal nicht mit einem System arbeitet, sondern man sieht, es gibt System 1, es gibt System 2, es gibt System 3, die lösen genau das gleiche Problem, aber mit unterschiedlichen Ansätzen und mit unterschiedlichen Regelungen. Und das weitet den Blick schon so ein bisschen, weil man dann auf einmal feststellt, Moment, das, was mich da im Schema stehen habe, das muss gar nicht so sein.
Also ich muss nicht ein deutsches Scheidungs- und Scheidungsfolgenrecht haben. Ich kann auch ein islamisches Scheidungs- und Scheidungsfolgenrecht haben. Davon ist nicht alles gut, aber auch da werden. Güterausgleiche und andere eben auch geregelt.
Also das ist keine Innovation, aber ist vielleicht die Vorstufe, nämlich der Blick über den Tellerrand und der Blick aus dem einen System in die viele Systeme. Und das hilft schon mal ungemein. Ja, das finde ich gut, weil das ist ja letztlich auch die Parallele zur Frage, du hattest eben noch gefragt, sollte man mehr Praktika machen und sich mal Ja, unbedingt.
Also vielleicht auch mal ein Praktikum machen, was gar nicht so viel mit Jura zu tun hat, obwohl ihr sicher seid, dass ihr Staatsexamen machen wollt. Weil man dann nochmal so einen ganz anderen Blick auch auf die juristische Arbeit natürlich nochmal bekommt.
Und Fachkenntnisse schaden nie in anderen Bereichen. Ja, also dieses Vergleichen können, was du auch gerade ansprachst, das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig, dass man sagt, okay, warum machen wir das eigentlich so? Und dann auch zu reflektieren, warum das so stattfindet, wie es eben gerade passiert. Du hattest im Vorgespräch mal gesagt.
Man muss natürlich auch unterscheiden, ob jetzt gerade was nachgezogen wird, also beispielsweise, weil man irgendwas in einem anderen Bereich gesehen hat, was man jetzt auch in den juristischen Bereich übertragen will, oder ob es echte Innovation ist. Kannst du das nochmal erläutern? Ja, also ich habe mir auch Gedanken gemacht, Innovationen im anwaltlichen Bereich.
Was mich an dem Begriff Legal Tech in der Anwaltschaft manchmal stört, ist, ich habe oft das Gefühl, bevor ich Legal Tech machen kann, muss ich erstmal Tech in Legal machen. Was will ich damit sagen? Ich will damit sagen, dass es viele Abläufe, Prozesse, Vorgehensweisen gibt, die noch mit ja nicht archaischen, aber doch sehr altmodischen und sehr einfachen Methoden der IT verwaltet werden.
Der übliche Anwalt schreibt seinen Schriftsatz mit einer Textverarbeitung wie Word oder Open Office. Der hat da keine Automatisierungstools drin. Das sind keine Formulare, da wird nichts vorausgefüllt, bis auf vielleicht die Anschrift des Gerichts oben und sein Name unten in der Unterschriftenzeile.
Und da sind andere Wirtschaftsunternehmen, die auch mit Texten arbeiten, sind schon viel weiter. Das ist jetzt nur ein Beispiel aus meinem Bereich der Prozessführung. Und ich glaube, da muss die Anwaltschaft erstmal nachziehen, auf Ballhöhe kommen, auf ein Niveau, das noch nicht Innovation ist, sondern das einfach Technologiekompetenz ist.
Wir brauchen da eigene Produkte, eigene entwickelte Anwendungen. Wir brauchen Anwendungen, die wirklich im Wechselspiel mit dem Anwalt immer wieder weiterentwickelt werden, um auf den spezifischen Use Case ausgerichtet zu sein. Und erst wenn man das erreicht hat, ist man ja sozusagen an der Decke und kann sich über die Decke oder aus der Kiste raus oder aus der Box herausstrecken und outside of the box dann eben was Neues finden.
Claudia, das ist doch dann aber auch mehr als, ich sag mal, so eine Fließbandisierung der Rechtsdienstleistung, würde ich das mal nennen. Also so ein Abarbeiten von vielen Fällen parallel, oder? Wenn es wirkliche Innovation sein soll.
Wenn es wirklich Innovation sein soll, genau. Also wenn wir im Grunde nur die Gewinnmaximierung zum Ziel setzen, dann ist es keine Innovation, sondern eigentlich nur eine effizienter Gestaltung eines bereits implementierten, vielleicht auch schon länger praktizierten Prozesses, wo man gelernt hat, da können wir noch ein bisschen optimieren. Aber das ist keine Innovation, das ist eigentlich nur Adaption an die Situation.
Und, aber wie du ja auch schon ganz richtig gesagt hast, also das Verständnis von Legal Tech, das ist alles noch so ein bisschen vielleicht nicht so ganz Science Fiction geprägt, wie jetzt im Bereich künstliche Intelligenz, aber schon weiter über das hinaus, als was wir tatsächlich an Möglichkeiten haben bisher, also zumindest in der Tiefe und in der Qualität, in der Genauigkeit, die die Systeme arbeiten.
Also wir hatten, also in meiner Selbstständigkeit hatte ich mit einem Partner zusammen bei einem sehr großen Unternehmen die personelle Umstrukturierung betreut und das war nur möglich, wenn es wirklich um mehrere hundert Menschen geht, die eben mit Vertragsdokumenten, aber auch Kündigungen versorgt werden müssen. Das in kurzer Zeit zu schaffen, kann man tatsächlich nur mit technologischer Unterstützung machen.
Das geht nicht anders. Aber sich darauf zu verlassen, kann Millionen kosten. Das heißt, wir mussten alles ganz genau prüfen. Wir mussten es wirklich genau prüfen.
Man darf sich nicht darauf verlassen. Also man kann es sich leichter machen. Man spart Zeit, man spart Geld, aber nicht in dem Ausmaß, wie es vermittelt wird. Und ganz oft, und ich glaube, da sind jetzt auch mittlerweile nach den letzten Jahren, wie Legal Tech besonders gehypt worden ist, kann man eigentlich schon sagen, hat sich schon das Verständnis so ein bisschen in der Breite durchgesetzt, es ist im Wesentlichen vor allem Marketing.
Marketing, ja, also auch, also zum Beispiel die Website-Gestaltung, ja, das findet ja aktuell statt, was als Innovation verkauft wird, ja, also wir haben Website-Inhalte, die zum Beispiel in FAQ-Akkordeonstruktur, Also, ja, also im Grunde, wir haben die Frage, die man anklickt und dann öffnet sich ein weiteres Feld, wo die Antwort drinsteht, das ist diese Akkordeonstruktur. Oder wir haben jetzt eben solche Tools, wo man dann eben dem Website-Besucher, sage ich jetzt mal allgemein, ja vielleicht auch potenziellen Mandanten, das Lesen eines langen, langen Artikels mit allen Möglichkeiten, die es so gibt und Gedankengängen, die der Anwalt da so durchspielt, die nimmt man eben einfach ab und kürzt das Ganze sozusagen in Entscheidungsbaumstruktur sozusagen auf reine Frage-Antworten zurück.
Oder zu Recht, dass man dann am Ende nur noch eine Antwort ausgespuckt bekommt als Website-Besucher, die wahrscheinlich möglicherweise die Lösung zu dem gesuchten Problem ist. Aber der Witz ist, und da merkt man, dann ist es eigentlich nur Marketing und es ist keine neue Form der Rechtsberatung.
Die Haftung dafür wird ausgeschlossen. Ja, also deswegen, es ist eigentlich nur ein Aufmerksam machen, ja, die Aufmerksamkeit im Wettbewerb auf sich ziehen. Wir sind vorne dabei und alle anderen sind, naja, hintendran sozusagen.
Aber es ist eben nicht ein besserer oder neuer Service am Mandanten, das ist es gerade nicht.
Die ganze Frage, wie sehr kehrt man eigentlich technische Innovationen in der Kanzlei nach außen, die müssen wir irgendwann, glaube ich, auch nochmal ein bisschen länger besprechen, weil am Ende des Tages würde ja zumindest einiges dafür sprechen, das erstmal gar nicht so sehr nach außen zu kehren, wie das manch anderer macht. Solange man jedenfalls ein Modell hat, wo man nach Stunden abrechnet.
Weil man dann, naja, genauso abrechnen kann und halt sehr unterstützt arbeitet und dementsprechend das Ganze ein kleines bisschen sich zumindest leichter gestaltet. Wenn es schneller geht, kann man natürlich auch nur weniger Stunden aufschreiben und dann kommt irgendwann die Frage, kann ich dann vielleicht das zum Festpreis anbieten, weil es günstiger wird.
Also dieses ganze Businessmodell dahinter, das müssen wir uns nochmal wann anders genauer und unter einem bisschen anderen Blickwinkel anschauen. Ich würde Würde aber in diesem Kontext, nämlich dem Kontext, was wir ja hier auch immer ins Auge nehmen, der junge Anwalt oder die junge Anwältin kommt in die Kanzlei, ganz gerne nochmal einen anderen Aspekt aufgreifen.
Das ganze Billing, damit hat man am Anfang eh nicht so viel zu tun, da weiß man nur, ich muss das irgendwo eintragen und dann ist das erstmal geparkt. Aber diesen kanzleiinherenten Konflikt, den es glaube ich oftmals gibt, könnt ihr mir ja auch mal sagen, ob ihr den so wahrgenommen habt oder wahrnehmt.
Nämlich, man kommt von der Uni, man muss zum einen, und hat Referendariat gemacht, man muss zum einen noch sehr viel lernen, wie das tatsächlich abläuft. Das ist wahrscheinlich in der Anwaltschaft auch nicht so anders als bei Gericht oder in der Verwaltung.
Die praktischen Abläufe sind nun mal anders, als man es in der Uni vermitteln kann. Gleichzeitig hat man aber viel Drang und auch ein ordentliches Selbstbewusstsein, wenn man sein Examen gut geschafft hat, was zu verändern. Und dann läuften viele erstmal nach einigen Wochen oder Monaten gegen so eine Wand.
Und da ist natürlich dann die Frage, welche Umgebung braucht es, damit Innovation dennoch gefördert wird, damit diese Menschen da abgeholt werden, wo die gerade stehen. Sebastian, kommt dir das bekannt vor? Also ja und nein, ich habe zum Glück, jedenfalls habe ich es so nicht wahrgenommen, vielleicht war die Wand sehr soft, ich hatte jedenfalls noch keine Sinnkrise in dem Sinn, aber ich habe schon natürlich sehr schnell auch gemerkt, das ist jetzt hier keine Wohltätigkeitsveranstaltung, wo ich arbeite und das ist auch in Ordnung so, sondern das ist ein Wirtschaftsunternehmen, wo die Dinge, die ich tue, wie ich sie tue und wie lange ich sie tue, eine gewisse Wirtschaftlichkeit mit sich bringen können.
Das ist übrigens, muss man vielleicht mal dazwischen kurz sagen, bei dem hippen Startup auch relativ schnell so. Also auch das sind irgendwann Unternehmen mit meistens Investoren, die natürlich auch einen gewissen Return on Invest sehen möchten. Ja, richtig.
Nur da glaube ich, was macht der Investor? Der Investor gibt Raum im Sinne von Zeit. Wenn du als Legal Tech Unternehmen versuchst, ein Produkt auf die Beine zu stellen ohne Investor, wird es schwierig. Wenn du den Investor hast, erkaufst du dir damit Zeit.
Natürlich musst du ihm eine Zeitplanung vorlegen, natürlich will der in der Regel seinen Return on Invest, aber du bekommst einen Freiraum. Wenn Kanzleien echte Innovationen wollen, müssen sie diesen Freiraum auch bieten und zwar auch indem sie Zeit anbieten.
Da sind wir wieder bei der 20% Geschichte. Ja. Ich weiß auch nicht, ob es fair wäre, von Anwälten und auch von jungen Anwälten zu fordern, dass die gesamte Innovation immer zwischen 9 und 18 Uhr stattfinden muss. Ich glaube, es gibt keinen Gründer der Welt, der so ein spezifisches Timeset hat, in dem er innovativ ist und dann geht er nach Hause und schaltet ab.
Sondern wenn man hinter so einer Idee steht oder für eine Idee brennt oder für eine Innovation brennt, dann…. Macht man das natürlich rund um die Uhr. Das ist also, glaube ich, ein Geben und Nehmen, aber es muss eben auch ein Zeitgeben dabei sein.
Ein anderer Punkt ist vielleicht aber auch wichtig. Ich glaube, es ist, und das wäre mir jedenfalls so gegangen und ist mir an ein oder zwei Stellen vielleicht auch so gegangen, wenn du neu in so einen Beruf reinkommst, siehst du vielleicht Veränderungspotenzial, wo es gar keine Veränderungsmöglichkeiten gibt, keine Veränderungsmöglichkeit oder kein Veränderungspotenzial, weil du Prozesse oder Abläufe noch nicht kennst und du erkennst an anderen Stellen vielleicht das Potenzial noch nicht.
Nach einer Weile, glaube ich, wenn du zwei, drei Jahre in einem Unternehmen oder in einer Kanzlei gewesen bist, dann wird es richtig interessant. Interessant, insbesondere wenn du einen engeren Bereich hast mit hoher Spezialisierung, weil du dann das ein oder andere Mandat in mehrfacher Bekleidung gesehen hast und dann erkennst du vielleicht schon, na da könnten wir was schneller machen, da kann man vielleicht was automatisieren, hier kann man ein Tool bereitstellen.
Ob das jetzt alles echte Innovation im Sinne des Innovationsbegriffs ist, lassen wir mal dahingestellt, aber ich glaube das Beste, was man beim Berufseinstieg machen kann, ist Augen aufhalten und was sagen. Also sich melden und sagen, ich bin daran interessiert.
Über das eigene Department hinaus schauen, ob es Legal Tech Kreise gibt oder ob es andere Arbeitsgruppen in der Kanzlei gibt, die sowas vielleicht aufnehmen. Ein sehr seniorer und von mir sehr geschätzter Partner hier bei uns im Haus sagt immer, bis zu einem gewissen Grad gilt das Cray-Prinzip.
Sie müssen sich melden, wenn Sie irgendwas machen wollen. Wir geben Ihnen Raum, aber Sie müssen auch kundtun. Wir können sie nicht bei allem abholen und nach allem fragen.
Also Kommunikation ist gerade in Kanzleien ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Ich würde vielleicht nochmal unterscheiden, weil wir haben jetzt in dem Punkt ja stark uns auf die Kanzleien fokussiert. Also Kanzleien bewegen sich in einem… ich sag jetzt mal, Umfeld, was nicht ständige Innovation bedarf.
Also da ist einfach schon kein Drive, kein Marktdruck. Man muss einfach nur mit dem Kopf flexibel bleiben. Das reicht schon völlig aus erst einmal. Also das heißt, wer mit der Erwartung in eine Kanzlei kommt, ich möchte jetzt hier die Welt verändern, der wird enttäuscht werden.
Erwartungsmanagement.
Wobei das an der Stelle, sei das nochmal betont, das natürlich nicht bedeutet, dass ihr nicht, wenn ihr einen Schriftsatz schreibt oder ein Mandat begleitet, kreativ sein müsst. Also da ist es nochmal ganz wichtig, glaube ich, darauf hinzuweisen, dass das eben auch der Unterschied ist zwischen Kreativität und Innovation.
Ja, absolut. Und du kannst auch was verändern natürlich. Also du kannst dadurch, dass du ein Musterverfahren vielleicht gewinnst, kannst du etwas verändern. Aber wie Claudia richtig sagt, es ist dann vielleicht keine Innovation.
Vielleicht stößt es einen Innovationsprozess an, wenn du jetzt irgendwo daran mitarbeitest, wo es eine BGH-Entscheidung gibt oder eine Entscheidung eines anderen Hohen Gerichts, die dann wiederum gesetzgeberisches Handeln anstößt, dann bist du ja sozusagen Mitinitiator der Innovation auf ganz kleinem Level. Aber da würde ich Claudia zustimmen, Innovation selber ist nicht Priorität eins.
Genau, die Häufigkeit ist eben eine geringere. Und wenn man eben das quasi häufig haben möchte, Innovation, dann sollte man sich nach einem Unternehmen umschauen, einem Arbeitgeber, der quasi von Innovation lebt. Also das beste Beispiel für mich ist jetzt auch aufgrund aktueller Tätigkeit der Pharma-Bereich zum Beispiel.
Wenn es um neue Medikamentenentwicklung geht, die müssen ständig forschen und entwickeln, die müssen ständig innovativ sein. Und mit jedem neuen Produkt kommen neue Rechtsfragen auf. Also wer wirklich sich mit stetig neuen Produkten, also stetiger Innovation befassen will und immer wieder neu mit dem Kopf, ich sag mal, das Handwerkszeug des Juristen anwenden, aber auch kreativ vorausschauend arbeiten will, der sollte in ein Unternehmen gehen.
Also das Glück zu haben, in einer Kanzlei so einen Fall zu kriegen, ist halt Also es ist halt ein Glücksumstand. Es ist halt eben nicht Standardverfahren. Also das muss man einfach wissen.
Erwartungshaltung.
Ja, oder man schafft sich eine Lobby. Also das vielleicht schon. Also ich glaube, wenn man es schaffen würde, sich eine Lobby zu schaffen, die den Raum schafft, dann ist da vielleicht auch was möglich. Das muss man glaube ich schon sagen.
Also da würde ich die Kanzleien auch insoweit nicht in Schutz nehmen, aber würde ich schon so ein bisschen für den Anweisberuf streiten. Aber vielleicht ist dann auch die Überlegung, in was für einer größeren Kanzlei bin ich unterwegs, ja.
Ja, vielleicht ist so der erste Reflex zu sagen, ja, je größer das Haus, desto breiter ist das aufgestellt, desto mehr ist da die finanzielle Ressource, desto mehr Freiheit habe ich, aber vielleicht stimmt das gar nicht, ja. Vielleicht ist der Freiberufler, ich meine, Anwalt in der Kanzlei, ein Partner ist auch ein Freiberufler, aber vielleicht ist die kleine oder mittelständische Kanzlei oder der Einzelanwalt flexibler, um auch was anzustoßen, ja.
Genau, deswegen sage ich immer, mein kleines, wendiges Motorboot. Was ich einfach wesentlich leichter durch Wellengang treiben kann und auch die Richtung schneller wechseln kann als im Vergleich zu einem großen Tanker, den man nicht so leicht gedreht kriegt. Oder Kreuzfahrtschiff ist vielleicht für eine Großkanzlei der bessere Vergleich.
Ich fand das ganz interessant. Also so Telekom und SAP, um nochmal gerade, weil es so allgegenwärtig ist, um diese Corona-Situation zurückzukommen. Das sind ja normalerweise zwei solche Tanker, aber die haben es natürlich jetzt gerade relativ schnell hinbekommen.
mit dieser App. Also wenngleich man diskutieren kann, ob es jetzt vier Wochen hätten sein müssen oder ob es nicht noch schneller gegangen wäre und so weiter. Wir wollen jetzt hier gar nicht so viel darüber sprechen, dass wir den anderen Podcast deutlich ausführlicher und besser besprochen als hier.
Aber dieser Punkt, dass man sich natürlich auch fragen muss, Gehe ich da gerade auf ein Kreuzfahrtschiff, das ist vielleicht wirklich das schönere Bild als der Tanker, gehe ich auf ein Kreuzfahrtschiff oder bin ich halt in einer kleineren wendigen Einheit unterwegs? Die Frage sollte sich jeder mal stellen und vielleicht da auch im Referendariat, wenn ihr da gerade seid, einfach mal verschiedene Sachen ausprobieren.
Das ist wahrscheinlich das Einfachste.
Genau und nicht immer gleich tauchen. Wirklich die Station auch für sich nutzen und auch die Station, wo man wählen kann, frei wählen kann, auch für die Wahl nutzen, um eben auszuprobieren. Das ist ganz wichtig.
Und vielleicht auch, also das geht so ein bisschen in Richtung von Claudias Vorschlag, ins Unternehmen zu gehen. Also erstmal im Referendariat kann man auch ins Unternehmen gehen, das sollte man auch vielleicht tun. Aber man kann ja auch überlegen, ob man sich Rechtsgebiete auswählt, die innovationsnah sind.
Also technische Rechtsgebiete, Regulatorik im technischen Bereich oder andere Gebiete, die innovationsgetrieben sind, Medizin, Pharma. Da ist man dann eben auch nah an der Innovation beim Mandanten dran und erlebt das mit und kann das auch mit durchleben. Und ja, oder jetzt ein anderes Beispiel.
Ich bin gerade so ein bisschen beratend tätig im Bereich E-Mobilität und E-Autos. Das ist auch so ein Innovationssektor, wo das einfach, da macht es mir allein schon Spaß, an der Innovation teilzuhaben, weil ich irgendwie beratend von der Seite da drauf schaue und diese Prozesse mit begleiten kann.
Und umgekehrt vielleicht sogar mal beim Gesetzgeber. Also ich fand den Hinweis eben sehr gut zu sagen, naja, die Singularzulassung ist ja nicht gefallen, weil die Anwälte das beschlossen haben, sondern weil der Gesetzgeber das so umgesetzt hat. Das stimmt natürlich.
Und wenn man ein entsprechendes Gesetz erstmal entwerfen muss in irgendeinem Ministerium und das dann entsprechend die Runden dreht, da muss man sich ja auch schon sehr tiefgreifend über den Prozess, der dem zugrunde liegt und den Ablauf der Dinge Gedanken machen. Also das ist eigentlich auch gar nicht so uninnovativ, wie man vielleicht, Aufgrund des manchmal angestaubten Bildes denken könnte so eine Tätigkeit.
Absolut, ja. Da kann man viele Erfahrungen machen, auch dafür ist das Referendariat ja wunderbar geeignet, die Wahlstationen in einem Ministerium zu machen und da ein Gesetzgebungsvorhaben zu begleiten. Das ist wahnsinnig interessant, da erlebt man halt auch einerseits mit, wie der Gesetzgeber selber dann auch wieder nicht selber innovativ wird, sondern sich erstmal die Kompetenz reinholt, Indem er eben Fachgremien anhört, indem er Experten anhört, indem er sich Informationen holt.
Und andererseits sieht man dann aber auch, wie das dann in rechtliche Prozesse und in rechtliche Normen umgesetzt und gegossen wird. Das ist sicherlich sehr spannend.
Also im Bundestag kann man ja auch Referendariat machen. Also es ist nicht nur auf die Bundesministerien beschränkt.
Ja und jetzt gerade wo ein auswärtiges Amt auch weniger Referendariatsplätze vergibt, ist das vielleicht keine schlechte Alternative, da sich mal in Berlin im Bundestag rumzuschauen. Ja und also ich weiß aus Gesprächen mit einigen Referendaren, die gerade am Anfang der Staffel sind, es wird im Moment, das kann man wirklich allen mit auf den Weg geben, es wird im Moment empfohlen, sich frühzeitig umzusehen, weil eben dadurch, dass mit dem Auswärtigen Amt gerade ein ganz großer Stationsarbeitgeber wegfällt oder ausfällt, ist auch so ein bisschen so eine große Nachfrage nach anderen Ministerienstellen etc.
geht. Also wer da Interesse hat, direkt loslaufen und schauen, ob man sich das sichern kann. Guter Tipp. Aber das ist ja auch immer ganz schön, wenn man so ein kleines bisschen abschweift und hier noch allgemeine Tipps mitgeben kann.
Habt ihr zum Abschluss noch eine Empfehlung für etwas, was man jetzt konkret tun kann? Also das waren jetzt eher so die Jura-Tipps, aber so Thema Innovation. Kann man irgendwas lesen, sich mit irgendwas beschäftigen? Beschäftigen, was man vielleicht gerade alleine machen kann, irgendein Buchtipp oder ähnliches, was euch auch gut gefallen hat.
Ich hätte einen Artikel, der ist kostenfrei abrufbar für jedermann im Internet, der ist leicht zu finden, von Joachim Funke, Psychologie der Kreativität, das ist von 2000. Ein großartiges Werk, um einfach mal zu verstehen, was ist Kreativität, wie komme ich da hin und kann ich das lernen? Man kann es auch lernen.
Da wird ein Coaching oder die Teilnahme an irgendwelchen Meetups nicht helfen, um sich mal auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Kann ich kreativ sein? Wie bin ich kreativ? Was muss ich bei mir auslösen, um kreativ sein zu können? Brauche ich Ruhe dafür? Brauche ich vielleicht Leben um mich herum? Muss ich mich in einen Café setzen? Aber dann habe ich die Lautstärke.
Mich würde die Lautstärke stören. Ich brauche absolute Ruhe. Also da muss ich mit sich selber auseinandersetzen und da hilft, es gibt natürlich wahnsinnig viel Literatur zu Innovationen und Co., aber das ist meistens doch wieder Marketing, was einem nicht hilft. Also einfach nur eine Information, mit der man nicht viel anfangen kann.
Aber ich glaube, wenn man bei sich selber anfängt, wie kann ich kreativ sein, also wie entwickle ich eine Idee, die ich vielleicht irgendwann umsetzen kann zu einer Innovation oder unterstützend einbringen kann in eine Innovation. Wenn man da anfängt, hat man, glaube ich, schon so wahnsinnig viel gewonnen und das wird einen immer weiterbringen, sowohl im juristischen Job als auch vielleicht über den Teller hinaus, wenn man eine Software entwickeln will für den Rechtsbereich.
Das heißt, auf dieser kleinen Grundlage, und Herr Funke hat noch wesentlich mehr geschrieben, kann man unglaublich viel aufbauen. Vor allen Dingen, man kann sich selber aufbauen.
Ja, also dem würde ich mich erstmal anschließen, sich mal mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich selbst mal Raum zu geben, vielleicht auch mal, ich kann mich noch so zurückerinnern ans Studium, an die Examsvorbereitung, da habe ich glaube ich nur noch in Schemata gedacht, also erstens, zweitens, drittens A, B, C, ja, vielleicht mal irgendwas Kreatives machen, Auch mal, ja einfach mal was Kreatives sich ansehen, Kunst ansehen, weil die so völlig unsystematisch ist oder mal mit einer Mindmap arbeiten.
Ideen aufschreiben. Ich glaube, der größte Fehler, den man machen kann, ist Ideen, wenn man sie hat, nicht erstmal irgendwo aufzuschreiben und festzuhalten, weil man weiß nie, was sich daraus entwickelt. Und, ja, das ist jetzt wieder so ein bisschen klischeeartig, aber ich finde einfach so kleine Experimente mit dem Coding, finde ich total spannend.
Also ein bisschen programmieren, ausprobieren. Nicht, weil das der absolute Innovationstreiber ist, aber weil das eine faszinierende Materie ist, wo man aus dem Nichts heraus irgendwas schaffen kann. Irgendein kleines Helferlein, ein kleines Programm, ein Skript, irgendwas ist einfach faszinierend, finde ich persönlich.
Und vor allen Dingen ist es eigentlich eine Tätigkeit, die wirklich Innovation in sich birgt. Man schafft etwas Neues.
Schöner hätte man es doch zum Abschluss gar nicht sagen können. Aber wir haben noch was vergessen. Was denn? Wir müssen dir noch und wir möchten dir noch, wir dürfen dir noch ganz herzlich zu deiner 50. Folge gratulieren. Recht herzlich. Recht herzlich, genau.
Für deinen ganz besonders innovativen Podcast.
Ja, vielen Dank. Vielen, vielen Dank. Sehr gerne. Und dann kann ich das eigentlich auch erstmal nur weitergeben an die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer. Vielen Dank euch, dass ihr hier so regelmäßig zuhört, das Ganze teilt auf Social Media, gut bewertet und uns guten Input für neue Gäste gebt.
Ich glaube, so sind wir ja auch mal ursprünglich aufeinander, Claudia und ich, jedenfalls aufmerksam geworden. Und ja, auf die nächsten 50. Danke.
Tschüss. Tschüss. Tschüss.
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