Ehrlich gesagt wusste ich nach dem Abi nicht, wohin mit mir. Jura versprach ein langes, angesehenes Studium, ohne sofort eine Lebensentscheidung zu erzwingen. Ich dachte: „Damit kannst du später fast alles machen.“ Die Aussicht auf diese Freiheit war für mich entscheidend.

Die Monate in Finnland fühlten sich wie ein einziger Rausch an: völlige Freiheit, neue Freunde, viel Licht – und danach war ich fokussiert wie nie. Zurück in Münster wusste ich: Jetzt wird es ernst, jetzt ziehe ich das Examen konsequent durch.

Ganz unromantisch: Ein Kommilitone schwärmte davon, ich ließ mich anstecken und stolperte hinein. Rückblickend rate ich jedem, dort mehr Kopf einzuschalten – Kanzleien schauen heute genau hin, ob der Schwerpunkt zum angestrebten Karriereweg passt.

In unserer Studenten-WG gründeten wir Lawyard und vermittelten erst einmal Freunde an Kanzleien. Vertrieb, Produkt, endlose Pitches – in diesem Jahr lernte ich, dass eine gute Idee nur fliegt, wenn man sie verkauft bekommt. Diese Sales-Denke prägt mich bis heute.

Während des Referendariats wurde Lawyard von Talentrocket übernommen. Mir war klar: Dort kann ich mein juristisches Verständnis mit Unternehmertum verbinden, ohne klassische 60-Stunden-Wochen in der Großkanzlei. Die Plattformidee begeisterte mich – und die Lernkurve war steiler als jedes Dezernat.

Wir arbeiten ausschließlich mit Jahrespaketen, nicht pro Vermittlung. Kein Erfolgsdruck, keine Provision. Talente laden ihr Profil hoch, bewerben sich mit einem Klick, fertig. Wir funken nicht dazwischen – so bleibt das Produkt digital skalierbar und für Bewerber kostenfrei.

Die Juristenschwemme von früher ist Geschichte. Heute ist der Markt klar bewerberzentriert. Gute Examina eröffnen fast freie Auswahl; selbst Corona erzeugte nur kurze Einstellungsstopps. Im Winter, da bin ich sicher, kämpfen Kanzleien wieder um jede talentierte Absolventin.

Schaut weniger aufs Logo, mehr auf Lernkurve und Mandantenkontakt. Fragt: Wie schnell darf ich Verantwortung übernehmen? Wie nah bin ich am Mandanten? Gehalt ist nett, aber echte Entwicklung gibt es dort, wo ihr früh selbst Entscheidungen trefft.

Viele Kanzleien waren überraschend schnell auf Zoom & Co. Produktivität stieg, Homeoffice wurde akzeptiert. Ich glaube, wer jetzt flexible Modelle bietet, gewinnt künftig die besseren Leute – das Thema Arbeitszeit wird zum Wettbewerbsvorteil.

Behaltet langen Atem! Auch wenn Hiring-Stops Schlagzeilen machen: Der Bedarf kehrt schnell zurück. Nutzt die Zeit, baut euer Profil, lernt konsequent – dann wartet ein bewerberfreundlicher Markt auf euch.