Alexandra Gelmroth, Unternehmensjurist | Unicredit Bank
Was macht man als Unternehmensjurist? Wie schaut der Arbeitsalltag bei einer Bank aus? Für wen ist die Tätigkeit am besten geeignet? Wie sind die Arbeitsbedingungen als Syndikusanwalt? Welche Unterschiede bestehen gegenüber der Tätigkeit als Anwalt in einer Kanzlei? Das und vieles mehr erfährst du in Folge 8 mit Alexandra Gelmroth und Stefan Rekitt.
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UniCredit Bank AG, besser bekannt als HypoVereinsbank, ist die deutsche Tochter des paneuropäischen UniCredit-Konzerns und hat ihren Hauptsitz in München. Rund 12.000 Mitarbeitende, darunter ein vielfältiges Team von Juristinnen und Juristen, begleiten das gesamte Spektrum des Retail-, Corporate- und Investmentbankings sowie anspruchsvolle Regulatorikthemen.
Wer hier arbeitet, profitiert von internationalen Mandaten, agilen Projektstrukturen und einer Unternehmenskultur, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit sichtbar vorantreibt. Jetzt gleich in die Irgendwas-mit-Recht-Episode klicken und die Bankjuristerei aus erster Hand kennenlernen!
Man sollte flexibel und offen für neue Bereiche sein, neugierig bleiben und nicht zu früh spezialisieren, denn Recht ändert sich ständig und man weiß nie, wie man sich selbst entwickelt.
KI-basiert und kann Fehler enthalten.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Irgendwas mit Recht. Ich sitze heute in München bei Unicredit, habe heute zwei Gäste und freue mich hier zu sein. Vielleicht stellt ihr euch einfach mal vor.
Ja, vielen Dank. Mein Name ist Stefan Rehkitt. Ich arbeite in der Rechtsabteilung der Unicreditbank AG, genauer gesagt in der Litigation-Abteilung. Ich bin jetzt mittlerweile seit bald vier Jahren hier in der Rechtsabteilung und habe vorher in Konstanz und Kopenhagen studiert mit einem ganz anderen Studienschwerpunkt.
Ich habe damals Wettbewerbsrecht gemacht und gewerblichen Rechtsschutz und bin so langsam Schritt für Schritt in die Bank gekommen. Aber das können wir vielleicht nachher noch genauer erzählen.
Ja, Alexandra Gelnbrot. Ich bin auch in der Rechtsabteilung der Unicredit Bank AG, auch im Bereich Legal Litigation. Bin mittlerweile seit über sieben Jahren bei der Bank, war davor auch in anderen Abteilungen der Rechtsabteilung, habe in München und London studiert und auch mit ganz anderen Schwerpunkten, habe während dem Studium eigentlich ausschließlich als Schwerpunkt Handels- und Gesellschaftsrecht gemacht und bin dann gegen Ende vom Referendariat davon abgekommen.
Wie kam das genau?
Mehr durch Zufall. Ich habe mir am Ende vom Referendariat überlegt, was will ich jetzt tatsächlich machen. Ich habe während dem Referendariat immer nebenher in großen und mittleren Kanzleien gearbeitet, wo ich auch nur Gesellschaftsrecht gemacht habe und habe dann kurz vorm zweiten Examen geschaut, was gibt es sonst noch,
Was würde mich sonst noch interessieren.
Wobei für mich immer klar war, dass ich München nicht verlassen würde und bin dann auf eine Stellenanzeige der Uni Credit aufmerksam geworden und das, was ich da gelesen habe, klang sehr interessant und sehr vielfältig. Vielfältig.
Ausschlaggebend war dann tatsächlich das Vorstellungsgespräch, das ich dann hier bei meinem ersten Chef hatte, wo er mir dann so die ganzen Bereiche der Bank vorgestellt hat, was man machen kann, welche Möglichkeiten es gibt. Und das hat mich schlussendlich dann tatsächlich überzeugt und klang so vielfältig für mich, dass ich gesagt habe, gut, das mache ich.
Spannend. Und bei dir, Stefan?
Ja, also ich habe mir tatsächlich auch während des Referendariats schon über die Möglichkeit Gedanken gemacht. Unternehmensjurist kannte ich allerdings nur vom Hörensagen und habe dann, wie die meisten anderen auch, die Anwaltsstation beim Anwalt gemacht und habe da auch noch die Wahlstation drangehängt. Und das erste Mal, dass ich dann mit einem Unternehmensjurist zu tun bekommen habe, war eigentlich als Anwalt in der Großkanzlei.
Da sind ja dann die Mandanten in der Regel die Rechtsabteilung von Unternehmen, die man berät und da hat man eben mit diesen Menschen oder Juristen zu tun. Und ja, am Anfang waren mir die Unterschiede da noch nicht so genau bewusst.
Jetzt, nachdem ich die Seiten gewechselt habe, irgendwann verstehe ich das Eis noch viel besser. Also es ist... Vielleicht auch für die Anwälte mal ganz interessant, die andere Seite zu sehen, um ihren Job auch besser machen zu können.
Was sind denn die Unterschiede?
Also ich würde sagen, es gibt erstmal viele Gemeinsamkeiten, gerade wenn man jetzt einen Unternehmensjurist in einem großen Unternehmen vergleicht mit einem Anwalt in einer Wirtschaftsrechtskanzlei. Wenn man sich anguckt, was Unternehmensjuristen in kleinen Unternehmen machen, die sind sicherlich noch viel vielseitiger unterwegs und auch so der Einzelanwalt in der Kanzlei ist sicherlich auch nicht vergleichbar.
Aber wenn man jetzt mal Wirtschaftsrechtskanzlei vergleicht mit großen Unternehmen und der Rechtsabteilung, würde ich sagen, man muss in jedem Fall ein guter Berater sein. Man muss in jedem Fall ein guter Jurist sein. Der Unterschied in der Prüfungstiefe, wenn man eine rechtliche Frage bearbeitet, ist auch nicht so groß.
Denn in jedem Fall geht es um wichtige Themen. Oft steht da dann eben auch eine Zahl in Geld dahinter. Und in jedem Fall sind es meistens auch eben Fragestellungen, die man eben nicht einfach so beim ersten Blatt am Kommentar findet.
Der Unterschied ist dann vor allen Dingen, wie die Antwort ausfällt. Als Unternehmensjurist sagt man oft einfach auch nur ja oder nein um eine Frage, wo man drei Tage lang geprüft hat. Und als Anwalt kann man das eigentlich kaum bringen.
Also da verkauft man ja sein Rechtsrat. Das Rechtsrat ist dann quasi auch das Work Product, was rausgeht. Und dann muss das Memo halt schon einen gewissen Umfang haben, um eben auch den Preis, den der Auftraggeber dafür zahlt, zu rechtfertigen.
Ich hatte auch das Gefühl, im Vergleich zu meiner Zeit in der Kanzlei, Als Unternehmensjurist arbeitet man noch mehr mit seinen Kollegen aus anderen Geschäftseinheiten zusammen. Das sind zwar einerseits auch unsere Mandanten, die anderen Geschäftseinheiten, aber man hat ja doch das gleiche Ziel.
Das heißt, wir sind mehr noch die Schnittstelle zwischen unseren Mandanten, die anderen Geschäftsbereiche und gleichzeitig aber auch der Koordinator, wenn wir mit externen Anwälten in Verfahren zusammenarbeiten. Das heißt, das Spektrum des Unternehmensjuristen fand ich immer etwas breiter, weil dieser wirtschaftliche Aspekt noch mit rein spielt, den man doch mehr berücksichtigen muss, meines Erachtens, wie jetzt der externe Anwalt, der ja eigentlich rein die rechtliche Prüfung meistens im Auge hat.
Stefan, du sprachst eben an, dass sich ein Inhouse-Jurist auch aufgrund seiner Rolle als Berater von einem externen Anwalt unterscheidet. Könntest du das nochmal ein bisschen ausführen?
Ja, also als Anwalt ist man nicht nur Jurist, sondern auch zum gewissen Grad auch Unternehmer. Das heißt, ich muss Akquise betreiben, ich muss zusehen, dass die Arbeit zu mir kommt, dass ich Mandanten finde, die meinen Werkzeug brauchen, ich muss mehr Werbung für mich machen und da aktiv sein.
Je höher man in der Seniorität ist in der Kanzlei, desto größer wird eigentlich dieser Teil, dass man sich um das Business-Modell der Kanzlei kümmert. Im Unternehmen muss man das nicht machen. Im Unternehmen kommt die Arbeit zu einem selber.
Insofern kann man eigentlich sagen, dass in der Rechtsabteilung des Unternehmens die eigentlich juristische Arbeit sehr stark im Vordergrund steht. Man kann sich tatsächlich um die Fallbearbeitung viel stärker kümmern, weil man sich halt über die Akquise gar keine Gedanken machen muss.
Lasst uns da nochmal ein bisschen weiter reingehen, nämlich zur Frage, wie euer Arbeitsalltag so genau aussieht. Du hast es gerade schon angesprochen, dass ihr natürlich mit anderen wirtschaftlichen Themen, mit anderen Praxisgruppen oder Internehmenseinheiten mehr zu tun habt. Wie muss ich mir das genau vorstellen? Könnt ihr so ein Beispiel dafür nennen, was ihr jetzt vielleicht irgendwie letztens gemacht habt oder ähnliches?
Also da gibt es, glaube ich, so den Standard-Tagesablauf gibt es wahrscheinlich im Groben, aber jetzt nicht jeden Tag gleich. Wir haben natürlich die Fälle, die wir behandeln, wie jeder Anwalt in der Kanzlei für sich und prüft. Aber es gibt natürlich in so einem Unternehmen auch immer Projekte, wo viele Geschäftsbereiche beteiligt sind, wo natürlich auch rechtliche Fragestellungen aufkommen, sodass da auch immer einer der Juristen mit involviert ist und da dann das rechtliche Spektrum abdeckt.
Das heißt, der Alltag ist eigentlich recht vielfältig zwischen tatsächlich kleinen, einfachen juristischen Anfragen, die man ganz schnell am Telefon beantwortet. Dann gibt es die großen Fälle, die sich über Wochen und Monate und Jahre hinziehen und eben parallel laufend oft Projekte, wo die Rechtsabteilung eben alle anderen Geschäftsbereiche mit Rechtsrat unterstützt.
Also Vielfalt würde ich auch unterstreichen. Also wenn ich jetzt so einen typischen Arbeitstag bei mir betrachte, dann habe ich einerseits große Projektthemen. Aber das ist auch nicht immer nur juristisch. Da geht es dann zum Beispiel auch darum, dass wir als Rechtsabteilung halt unsere IT modernisieren wollen.
Was macht da Sinn, dass man sich mit solchen Themen beschäftigt oder auch mit politischen Themen? Brexit ist jetzt zum Beispiel ein Thema. Wir müssen uns darauf vorbereiten, gerade auch in der Rechtsabteilung, was passiert, wenn es zum Hard Brexit kommt.
Was machen wir dann mit unseren Verträgen, vor welchen Gerichten, wenn wir internationale Verträge haben, landen wir dann und wie können wir das am Ende vielleicht wieder in Deutschland vollstrecken. Also solche Themen.
Und dann, was Alessandra eben auch gesagt hat, in der Kanzlei würde ich sagen, ist man grundsätzlich eher in einer Monokultur unterwegs. Das heißt, ich habe hauptsächlich mit Juristen zu tun. Hatte ich ja vorhin schon erwähnt, als ich in der Kanzlei gearbeitet hatte, hatte ich hauptsächlich Ansprechpartner in Rechtsabteilungen von Unternehmen.
Und hier im Unternehmen bin ich halt Mittler zwischen den externen Rechtsberatern und auch der Rechtsabteilung mit ihren Überlegungen hier und den Business- und den quasi Fachbereichen hier. Das heißt, ich muss oft auch eine juristische Frage so übersetzen, dass ein Kaufmann die versteht und sie mir auch beantworten kann.
Ich kriege auch oft eine Antwort von einem Kaufmann hier innerhalb der Bank und muss dann wieder daraus was machen, was für den externen Juristen verwertbar ist, wenn wir da zum Beispiel externe Beratung haben.
Ihr seid nun mit Unicredit ja ein Teil eines großen Konzerns. Alexandra, wie wirkt sich das denn in der Arbeit aus oder in deinem Umfeld?
Dadurch, dass wir ein großer Konzern sind, sind wir ja nicht nur eine, also wir sind natürlich eine Rechtsabteilung, haben aber mehrere Unterabteilungen, wie schon gesagt, Insolvenzrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Litigation, dann die klassischen Bankrechtsabteilungen. Was den Vorteil hat, dass man, wenn man hier anfängt und sagt, ich mache Litigation und bin in der Litigation-Abteilung, ich aber auch noch nach Jahren die Möglichkeit habe, wenn ich sage, mich würde auch ein anderer Bereich interessieren, dass ich innerhalb der Rechtsabteilung von der einen Abteilung in die andere wechseln kann.
Was zumindest mein Eindruck von extern bei einer Kanzlei eher schlechter ist, wenn ich da im Team Handels- und Gesellschaftsrecht bin, dass ich dann irgendwann sage, nach ein paar Jahren und jetzt wechsle ich ins Litigation-Team. Wir haben hier die Möglichkeit, je nach Interesse, wenn man nach ein paar Jahren sagt, ich würde jetzt gerne nochmal einen anderen Bereich näher und tiefer sehen, da zu wechseln.
Genau und es kommt ja noch eine internationale Komponente hinzu. Wir sind ja als Unikreditbank AG, die Hypo Vereinsbank quasi, auch Mitglied der Unikredit Group, die weltweit operiert und vor allen Dingen auch eben europastark ist. Und da gibt es eben auch die Möglichkeiten, haben wir hier auch in der Rechtsabteilung, dass man zu einem gewissen Prozentsatz vielleicht auch für die italienische Mutter arbeitet und auch in der täglichen Zusammenarbeit ist da natürlich ein Austausch mit den internationalen Kollegen, weil die Themen, also wenn das Business grenzüberschreitend ist, dann sind die rechtlichen Themen eben genauso rechtsüberschreitend.
Also wir folgen ja unserem Business und beraten die bei allen ihren Problemen und das ist eben auch ein ganz wesentlicher Punkt in so einem großen internationalen Unternehmen.
Genauso gibt es noch die Möglichkeit, wir haben ja auch ausländische Mieterlassungen an Zweigstellen, dass man da bei Bedarf mal für einen gewissen Zeitraum hingeht und so dann zum Beispiel drei Monate in Singapur arbeitet.
Genau, das weiß man gar nicht, dass die Unikreditbank AG eben auch Niederlassungen hat in London, New York, Hongkong, Singapur, Mailand.
Wenn wir mal uns vorstellen, ihr stündet jetzt am Ende eurer Ausbildung und überlegt euch, mache ich A oder B. Folgt aus dem, was ihr gerade gesagt habt, ein typisches Anforderungsprofil an jemanden, der mit seinem Jurastudium fertig ist oder worauf sollte man achten bei seinen eigenen Vorlieben? Lässt sich da was kristallisieren?
Man sollte schon flexibel sein und offen für neue Dinge und auch andere Bereiche. Also es gibt ja, kennt sich ja auch jeder oder kannte jeder im Studium, im Referendariat, die Vollblutjuristen, die jede BGH-Entscheidung bis in den letzten Satz auswenden konnten Und der typische Didaktiker, der hat hier sicher auch ein Arbeitsfeld, ob es ihm so viel Spaß macht oder ob das seine Berufung ist.
Weiß ich nicht, weil man schon auch eine gewisse Offenheit für wirtschaftliche Themen und fachübergreifende Themen mitbringen sollte, würde ich sagen. Damit erleichtert man sich selber die Arbeit auch ungemein.
Ja, also ich würde da auch viele Gemeinsamkeiten erstmal sehen. Also wie ich vorhin sagte, man muss in jedem Fall ein guter Berater sein. Das bedeutet eben auch oft pragmatisch beraten zu können.
Aber ich denke, es hilft ungemein einem Unternehmen, wenn man halt neugierig ist und sich, sage ich mal, für das Unternehmen interessiert und für die Produkte und die auch versteht. Weil das ist dann genau unsere Stärke oder der Vorteil im Vergleich zu externen Beratern.
Wir arbeiten tagtäglich mit unseren Produkten und den Menschen, die diese Produkte entwickeln und vertreiben zusammen und kennen die viel besser. Und da können wir natürlich eine ganz andere Beratungsqualität an den Tag legen durch diese Kenntnis und Nähe. Wir sind eben der Berater unserer Business-Anheiten, aber geben da auch Guidance, aber sind manchmal auch Sparringspartner für gar nicht so juristische Fragen oder was einfach Sinn macht, wird auch mal mit Menschenverstand ein Problem gelöst.
Genau, so ein bisschen wirtschaftliches Allgemeinverständnis schadet sicher nicht.
Welche Rechtsgebiete sollte man sich mal näher angeschaut haben?
Also ich würde sagen, das hängt erstmal davon ab, in was für einem Unternehmen man arbeitet. Bei uns ist natürlich ein großer Teil Bankrecht, wo ich gar keine Vorkenntnisse hatte. Also man kommt auch ohne aus.
Also in Unternehmen ist sicherlich auch regelmäßig Gesellschaftsrecht gefragt. Es gibt ja auch dann noch Tätigkeiten für Juristen außerhalb der Rechtsabteilung, also wenn man richtig Compliance denkt oder Steuern zum Beispiel. Also das sind dann auch Möglichkeiten.
In unserem Fall zum Beispiel im Litigation ist halt Prozessrecht auch sehr wichtig. Man muss eben auch mit dem externen Anwälten auf Augenhöhe, sage ich mal, einen Fall besprechen können und wissen, was passiert, wenn man sich so und so verhält vor Gericht.
Weil das ist jetzt noch nicht abschließend. Es gibt auch bei uns rein eine Abteilung mit Insolvenzrecht. Es gibt IT-Recht. Also es ist sehr, sehr vielfältig und es ist auch nicht nur so, dass man jetzt sagen könnte, okay, mit Gesellschaftsrecht, Bankrecht, Insolvenzrecht, IT-Recht ist es abgeschlossen, sondern so wie sich die Wirtschaft entwickelt, kommen ja auch immer neue Themen dazu.
In einem Unternehmen und damit natürlich in der Folge auch in der Rechtsabteilung. Vor ein paar Jahren war IT-Recht bei weitem nicht so präsent, wie es jetzt ist.
Genau, also allgemein kann man sagen, also eine gute Grundlagenausbildung und was ja eben in Deutschland auch ein Ziel der Ausbildung ist, damit kommt man eigentlich überall schon mal sehr weit. Ja, also gerade auch wenn man europäische Gesetzgebung verstehen will und so mit den Dingen, Dogmatik, die wir im Studium lernen, merke ich auch immer wieder im Vergleich mit internationalen Kollegen sind wir deutschen Juristen schon sehr gut aufgestellt.
Und dann hängt es eben ganz stark davon ab, auch in welcher Branche man tätig ist, inwieweit welche Spezialisierung da gefragt ist.
Und ich glaube auch, also für mich war am Ende des Referendariats dann auch erstmal Bankrecht so das große Fragezeichen. Was ist das? Wenn man es sich dann mal anschaut, ist es ja tatsächlich runtergebrochen. Besonderes Schuldrecht, Sachenrecht, Vertragsrecht, die Dinge, die man ja tatsächlich im Studium, im Referendariat ständig macht.
Insofern klingt Bankrecht immer abstrakter im ersten Moment, als es ist. Natürlich gibt es die Besonderheiten des Bankrechts, aber die Grundlagen dafür sind bekommt man eigentlich während dem Studium und dem Referendariat sehr gut mit.
Wirkt sich dieser Trend, dass man auch neue Rechtsgebiete erschließt und sich breiter aufstellt, eigentlich auch auf die Größe eurer Rechtsabteilung aus? Wie groß seid ihr mittlerweile?
Wir sind so um die 100 Juristen in der Rechtsabteilung und ich bin jetzt, sage ich mal, zu kurz dabei, um da wirklich einen kompletten Überblick über die Geschichte zu geben. Aber ich würde sagen, auch wenn ich andere Unternehmen sehe, sieht man in den letzten Jahren zunächst mal schon einen Trend von recht kleinen Einheiten, von 10 bis 20 Juristen, was dann in den letzten 10 Jahren dann doch in den meisten Unternehmen stark angewachsen ist.
Also da gab es bei fast allen Unternehmen eben den Trend, die Rechtsberatung in-house zu machen und mehr selber zu beraten, weil es eben, wie ich vorhin schon sagte, viele Vorteile hatte, dass man eben also näher an den Leuten dran ist, an dem Produkt ist und da eine andere Beratungsqualität liefern kann. Das ist sicherlich auch Trends unterworfen, aber manchmal spielen dann eben auch so Themen rein, wie jetzt in der Automobilbranche, wo jetzt aktuell vielleicht auch nochmal ein besonders hoher Beratungsbedarf da ist.
Reden wir kurz über die Rahmenbedingungen eines Inhouse-Juristen, also Stichwort Bezahlung, Work-Life-Balance und so weiter. Natürlich heikle Themen, vielleicht nähern wir uns mal über die Bezahlung. Stimmt es, was man so bei Azur liest, das wird wahrscheinlich das sein, was die meisten Referendare, wissenschaftlichen Mitarbeiter, Studenten ja lesen.
Ist das eigentlich halbwegs verlässlich, die Zahlen, die man dort so an die Hand bekommt?
Also meine Erfahrung damals war, dass das, was in der Azur angegeben war, ziemlich zutreffend war. Also ich habe damals auch geschaut, also auch so nach Branchen. Natürlich jede Branche zahlt anders. Aber so was ich jetzt mitbekommen habe, immer würde ich schon sagen, dass man sich darauf verlassen kann. Dass das ganz gute Indikationen sind.
Genau. Ich würde auch sagen, also es kommt immer darauf an, ob man auch Berufsanfänger ist oder Quereinsteiger mit einer besonderen Qualifikation, die vielleicht auf dem Markt recht selten ist.
Was wäre das beispielsweise?
Also bei uns zum Beispiel dann besondere Kenntnisse für bestimmte Finanzprodukte, die vielleicht gar nicht in jeder Bank so entwickelt und vertrieben werden oder so. Ähm, Und sonst kann man grundsätzlich vielleicht sagen, dass die Bezahlung, wenn man das mit Großkanzleien vergleicht, nicht so hoch ist.
Aber wenn ich jetzt in meinen persönlichen Bekanntenkreis gucke, gibt es trotzdem immer noch sehr, sehr viele Juristen, die ins Unternehmen wechseln. Entweder auch von Anfang an oder auch später. Weil man muss ja auch sehen, das ist nicht nur die Bezahlung, die man im Unternehmen bekommt, sondern es ist eben auch so ein Gesamtpaket.
Also oft gibt es dann halt Mitarbeitervergünstigungen oder die Möglichkeit eben Firmenwagen zu bekommen, Freizeitangebot, wir haben zum Beispiel hier den Sportclub, einer der größten Sportclubs in München ist der HVB-Club, also da gibt es ein gutes Gesamtpaket oder auch nochmal eine zusätzliche Altersversorgung. Das hat man natürlich jetzt, sage ich mal, als Student nicht so auf der Kappe und guckt sich halt nur die nackten Zahlen an.
Aber ich würde sagen, es ist für die meisten, die ich kenne, das immer noch aufrechnet und immer noch eine gut bezahlte Arbeit ist.
Ich denke auch, gerade am Ende der Ausbildung neigt man erstmal dazu, einen Job zu machen. Danach zu beurteilen, wie die Bezahlung ist, also rein wirklich blanko den Wert Bruttogehalt und nimmt zu wenig Acht darauf, welche Faktoren man eben sonst noch dabei hat. Sei es Arbeitszeiten, sei es Zusatzangebote, sei es Urlaubsanspruch, sei es das Team.
Also da gibt es ja noch viele Aspekte, die man mit berücksichtigen sollte oder kann.
Wie sehen die arbeitszeiten bei euch aus
Gut genau also wir orientieren uns da natürlich auch noch an dem arbeitszeitgesetz genau und dann gibt es eben auch dass.
Er keine selbstverständlichkeit
Tarifvertrag also ich empfinde die arbeitsbelastung persönlich als gut Gut, ich habe das Gefühl, dass jetzt im Vergleich zu meiner Arbeit in der Kanzlei bin ich hier auch weniger fremdbestimmt. Ich kann mir das also recht gut selber einrichten, auch mit Gleitzeit, wann ich was erledige.
Es gibt natürlich immer Fristen, die man nicht bewegen kann, aber gerade bei uns im Team und allgemein würde ich sagen, bei uns in der Rechtsabteilung gibt es halt viele Möglichkeiten, da den Tag flexibel zu gestalten. Aber ich würde schon sagen, dass wir in der Regel 40 Stunden in der Woche arbeiten.
Es gibt immer mal Arbeitsspitzen, aber man macht die Arbeit ja auch gerne.
Nehmen wir mal an, du möchtest dich jetzt als Studierender bei euch bewerben. Viele werden wahrscheinlich sagen, Inhouse bewerben, mein Praktikum dort machen, ich muss doch eigentlich zum Gericht oder in die Verwaltung und haben vielleicht recht wenig bislang davon gehört. Hängt das damit zusammen, dass es solche Programme nicht gibt oder kann man bei euch auch einfach eine Initiativbewerbung hinschicken? Wie würde das ablaufen?
Also zunächst mal kann man sich bei uns auf der Website ganz normal für Praktika und auch von der Yard bewerben. Das ist jetzt vielleicht nicht ganz so einfach zu finden wie bei einer Kanzlei, die ja hauptsächlich Rechtsanwälte anstellen.
Wir sind eben in einer Bank und da sind wir in der Minderheit. Das heißt, unser Website, ein Auftritt ist jetzt nicht dazu gemacht, Juristen anzuloppen, weil das halt nicht das Kerngeschäft ist. Also die Webseite ist eine Möglichkeit.
Man kann sich auch an unseren Chef hier in der Rechtsabteilung wenden, den Herrn Frank Wegmann. Und ja, wir suchen eigentlich immer. Wir haben auch eine gute Bezahlung.
Und was man da vielleicht berücksichtigen sollte, ist also, unserer Erfahrung nach, macht es nicht Sinn, für deutlich kürzer als sechs Wochen ein Praktikum zu machen, weil es dauert schon mal eine Woche, bis man überhaupt so angekommen ist am neuen Arbeitsplatz. Und in der letzten Woche ist man auch schon dabei, sich wieder zu verabschieden und Dinge noch fertig zu machen oder so.
Also sechs Wochen ist sicherlich ein guter Zeitraum. Vier Wochen geht natürlich auch mal, wenn man es mit den Semesterferien nicht hinkriegt. Da war idealerweise sechs Wochen, idealerweise beim Praktikum schon im fortgeschrittenen Studium, also fünfte bis sechste Semester würde ich sagen.
Das ist noch weit genug weg vom Examen, dass man da nicht unnötig nervös wird, aber man hat eben auch schon die meisten Rechtsbereiche gehört. Je mehr ich eben als Student schon kann, desto mehr kann ich dann auch im Praktikum machen.
Das ist ja ganz klar. Referendare nehmen wir auch gerne. Wir können auch Referendare in der Anwaltsstation ausbilden. Wir sind also quasi da auch in der Anwaltsstation anerkannte Ausbilder.
Es geht natürlich auch in der Wahlstation. Wir haben zum Beispiel auch eine Kooperation mit der Kanzlei Linklaters, wo man dann die Zeit aufsplitten kann zwischen Linklaters und uns. Man hat quasi eine Bewerbung und zwei Stationen und ja, vielleicht arbeitet man sogar an den selben Projekten auf der Anwaltsseite und dann später in der Bank.
Mit wie viel Vorlauf müsste man sich ungefähr bewerben, so vom Timing her?
Also, wenn wir wenig Zeit haben, kriegen wir das natürlich schnell hin, aber idealerweise haben wir hier auch sechs Wochen Vorlauf, wobei die Entscheidung bei uns relativ schnell fällt und dann dauert es, bis quasi der Papierkram auch erledigt ist. Aber ich würde mal sagen, also wenn man sich bewirbt, hört man in der Regel nach ein, zwei Tagen von uns, ob Interesse ist und dann klären wir in der Regel ab, wie die Neigung ist, wo man am besten eingesetzt werden kann.
Und dann ganz häufig haben wir halt dann eben auch Bewerber, die wissen gar nicht so genau, was in der Bank, in der Rechtsabteilung zu machen ist oder wie sie eingesetzt werden könnten. Und da gucken wir dann eben ein bisschen nach dem Lebenslauf.
Ist das ein internationaler Lebenslauf, wenn wir da eher in unsere Abteilung mit dem internationalen Geschäft die Leute bringen? Oder ist das ein gesellschaftsrechtlicher Einschlag durch bestimmte Seminare oder Erfahrungen? Also genau, manche wollen auch einfach mal was ganz Neues machen. Da sind wir auch bereit.
Super, damit kommen wir auf die Zielgerade. Habt ihr noch einen speziellen Tipp, den ihr der Jurastudentin, dem Jurastudenten gerne mitgeben möchtet für die nächsten Jahre vielleicht?
Also ich würde sagen, nicht zu früh spezialisieren, weil einmal ändert sich das Recht fast täglich und zweitens, man weiß auch nie, wie man sich selber entwickelt. Also immer versuchen, breit aufgestellt zu sein, gleichzeitig sollte man seinen Neigungen folgen.
Das heißt, ich kann nur immer dann wirklich gut sein, wenn ich etwas wache, für das ich mich begeistere. Und wenn ich jetzt so daran denke, in Richtung Berufseinstieg, würde ich sagen, man sollte gerade seinen ersten Job nicht nur danach aussuchen, was wird da bezahlt und wie viel Freizeit habe ich da, sondern ich finde es ganz wichtig, dass man eben auch Erfahrung sammelt und da muss ich dorthin gehen, wo viel und gut gearbeitet wird, damit ich möglichst viele Erfahrungen sammeln kann.
Ich würde auch sagen, wenn man die Möglichkeit hat, während der Ausbildung in irgendeiner Weise ein Auslandssemester oder ja, gerade im englischsprachigen Raum zu machen, sollte man die Chance auf jeden Fall ergreifen. Auch wenn man es vielleicht nicht als so naheliegend sieht, zumindest in unserem Arbeitsalltag wird gerade auch das Englische immer wichtiger.
Das heißt, man tut sich selber deutlich leichter, weil es auch immer mehr gefordert wird. Auch wenn man das vielleicht jetzt gerade bei Jura im ersten Moment nicht so erwartet wie in anderen Bereichen. Und dann kann ich mich dem Stefan nur anschließen, dass ich mich auch nicht so früh festlegen würde.
Studium, dass ich sage, ich mache nur Steuerrecht oder ähnliches. Und wo wird was bezahlt und wo muss ich wie viel arbeiten, sondern mehr danach gehen. Was interessiert mich? Interessiert mich dann bei einem Unternehmen das Produkt? Also ich hätte mir jetzt auch nicht vorstellen können, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo ich das Produkt nicht interessant finde, weil in dem Moment, wo mir die Arbeit Spaß macht, relativieren sich die Faktoren wie Arbeitszeit ja auch deutlich.
Ja, also das kennt man ja. Wenn einem eine Arbeit nicht Spaß macht, dann ist eine halbe Stunde schon unendlich lange. Oder beim Lernen war es auch so. Und bei anderen Themen, bei mir war es zum Beispiel immer Strafrecht allgemeiner Teil. Das fand ich einfach faszinierend, wie man da quasi die Lebenswirklichkeit versucht in Gesetzen und Theorien abzubilden.
Das ist auch ein schönes Schlusswort. Dann hoffe ich, dass euch diese halbe Stunde sehr gut gefallen hat und danke euch ganz herzlich für eure Zeit und für den kurzweiligen Plausch.
Ja, wir bedanken uns auch.
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