Ich sah, dass Fragen zu Klima-, Sozial- und Governance-Themen überall aufpoppen, aber niemand sie systematisch zusammenführte. Ein eigenes Institut schafft einen festen Ort, an dem Forschende, Studierende und Praxis gemeinsam Lösungen entwickeln können, statt nur lose Diskussionen zu führen. So bündeln wir Expertise und erhöhen die Schlagkraft, um rechtliche Rahmenbedingungen für eine lebenswerte Zukunft aktiv mitzugestalten.

Nachhaltigkeit heißt für mich, Ressourcen so einzusetzen, dass sie intertemporal und global gerecht verteilt bleiben. Juristisch umfasst das nicht nur Klimaschutz, sondern auch soziale Rechte und Governance-Strukturen. Wir müssen also prüfen, ob unser Rechtssystem künftigen Generationen und anderen Weltregionen dieselben Chancen lässt und wie wir ökologische, soziale und ökonomische Interessen ausgewogen in Normen abbilden.

Einzelne Professuren können Teilaspekte beleuchten, doch Nachhaltigkeit verknüpft Gesellschafts-, Zivil-, Umwelt- und Wirtschaftrecht. Ein Institut fungiert als Kristallisationspunkt: Es organisiert Tagungen, Praxisnetzwerke und Forschungsschwerpunkte, sodass Synergien entstehen und wir schneller zu belastbaren Ergebnissen gelangen.

Joachim Henrichs brachte die Idee ein, wir waren sofort fünf Kolleg:innen. Danach sprachen wir mit Dekanat und Rektorat: „Macht, wenn ihr kein Geld wollt.“ Also suchten wir Partner aus Wirtschaft und Verbänden, blieben aber strikt unabhängig. Mit geringem Budget, viel Engagement und klarer Governance-Struktur entstand das Institut binnen weniger Monate.

Wir vernetzen uns eng mit Unternehmen, Verbänden und Berater:innen, organisieren gemeinsame Workshops und Tagungen. So fließen reale Problemstellungen direkt in unsere Forschung, während die Praxis wissenschaftlich fundierte, ergebnisoffene Analysen erhält – fern jeder Lobbyarbeit. Diese Wechselwirkung macht unsere Projekte besonders wirkungsvoll.

Wir integrieren Nachhaltigkeit in die Doktorandenschule und schaffen den Schwerpunkt „Recht und Nachhaltigkeit“. Studierende analysieren klassische Dogmatik – etwa Gesellschafts-, Zivil- oder Bilanzrecht – durch die Nachhaltigkeitsbrille. So bleiben Kerninhalte erhalten, werden aber mit top-aktuellen Fragen verknüpft, was Motivation und Examensrelevanz deutlich steigert.

Der Mangelbegriff (§ 434 BGB) könnte Produktionsbedingungen einbeziehen, Widerrufsrechte beim Online-Kauf stehen wegen Ressourcenverschwendung zur Debatte und auch Verjährungsfristen (§ 438 BGB) beeinflussen Haltbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten. Kurz: Fast das gesamte BGB muss sich fragen lassen, ob es Ressourcen wirklich schont – hochrelevant für jede Examensvorbereitung.

Wirtschaftsprüfer, Kanzleien und Unternehmen suchen Fachleute, die Nachhaltigkeitsberichte prüfen, ESG-Strategien gestalten und Aufsichtsräte beraten. Jurist:innen können ihre Analyse- und Regelungskompetenz einbringen, etwa bei Zertifizierungsverfahren, Compliance-Systemen oder Vergütungspolitik. Das Feld wächst rasant – wer sich früh spezialisiert, hat exzellente Perspektiven.

Sobald ein Unternehmen Vorteile verspricht, die faktisch nicht existieren – also Standards vorgibt, die es nicht einhält –, ist die Grenze überschritten. Greenwashing reicht von glatter Unwahrheit bis zu schwammigem Schönfärben ohne belastbare Kriterien. Transparente, überprüfbare Angaben sind daher essenziell, sonst täuscht man Marktteilnehmer und verletzt Wettbewerbs- sowie Verbraucherschutzrecht.

Das Bundesverfassungsgericht hat Art. 20a GG intertemporal interpretiert und künftige Generationen erstmals ausdrücklich geschützt. Wer das Urteil nicht versteht, verpasst einen dogmatischen Meilenstein und wichtige Argumentationsmuster für Klausuren. Außerdem zeigt es exemplarisch, wie Grundrechte und Nachhaltigkeit verschmelzen – ein Thema, das ihre berufliche Zukunft prägen wird.