IMR15513. Apr 23
IME001: How to Jurastudium, FAQ, Orientierungshilfe Jura studieren (Spezial)

IME - Irgendwas mit Examen

IME001: How to Jurastudium, FAQ, Orientierungshilfe Jura studieren (Spezial)

Prof. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Professor | Universität zu Köln

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Über diese Episode

Folge 155 deines Jura-Podcasts zu Job, Karriere und Examensthemen.

In Folge 155 von Eurem Jura-Karrierepodcast ist ein allseits bekanntes Gesicht zu Gast: Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Die Episode startet mit einer Ankündigung: Ab Mai 2023 wird es mit Prof. Dauner-Lieb bei IMR eine dauerhafte Serie zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung geben: “Irgendwas mit Examen”. Immer donnerstags erhaltet Ihr wertvollen Input zu allen examensrelevanten Themen im Zivilrecht. Dies ist die perfekte Begleitung zu Eurem Lernplan, Repetitorium sowie Eurer Lerngruppe. Anschließend besprechend wir die häufigsten Fragen, die uns bezüglich des Jurastudiums erreicht haben, wobei wir die Perspektive von Studienanfängern einnehmen. Wie sieht eine gute juristische Klausur aus? Wie ist das Jurastudium aufgebaut? Aus welcher Motivation heraus sollte man Jura studieren – und wann vielleicht auch besser nicht? Warum bedarf es neben den Staatsexamen eines zusätzlichen Bachelor-Abschlusses? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt’s im Podcast. Viel Spaß mit diesem Spezial um Einstieg in Euer Jurastudium!

Inhalt:

  • 01:13 Ankündigung: Irgendwas mit Examen
  • 01:58 Intro
  • 03:49 Braucht man für das Jurastudium ein Latinum?
  • 04:49 Was sagen meine Schulnoten über meine Eignung für das Jurastudium aus?
  • 07:42 Ist der Jura-NC wirklich so hoch?
  • 08:53 Wie sehen die Jobchancen nach dem Jurastudium aus?
  • 10:15 Habe ich in den Semesterferien frei?
  • 12:11 Was kostet ein Jurastudium?
  • 13:59 Welche Nebenjobs sind geeignet?
  • 14:52 Was hat es mit den Schlüsselqualifikationen auf sich?
  • 16:52 Wie ist das Jurastudium aufgebaut?
  • 20:38 Wann ist man Volljurist?
  • 23:00 Wäre der Jura-Bachelor eine gute Idee?
  • 26:17 Gibt es gute und schlechte Motivationen für ein Jurastudium?
  • 29:38 Wie muss man sich eine Juraklausur vorstellen?
  • 31:57 Wieviele Klausuren muss ich in Jura schreiben?
  • 34:21 Gibt es mündliche Prüfungen im Jurastudium?
  • 35:32 Welche Rolle spielen Arbeitsgemeinschaften an der Universität?
  • 38:15 Wieviele Praktika muss man machen und wie lange dauern diese?
  • 41:36 Eure Fragen an uns: Feedback@irgendwasmitrecht.de
  • 42:26 Woher kommt die Fixierung der Juristen auf die Abschlussnote?
  • 48:54 Wieviele Klausuren sollte man für die Examensvorbereitung schreiben?
  • 51:24 Was wird im Vorgespräch der mündlichen Prüfung im ersten Examen gefragt?
  • 56:06 Wann lohnt sich eine juristische Promotion?

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Zu Gast

Barbara Dauner-Lieb

Barbara Dauner-Lieb

Kapitel

  • 00:01:13.799Ankündigung: Irgendwas mit Examen
  • 00:01:58.259Intro
  • 00:03:49.166Braucht man für das Jurastudium ein Latinum?
  • 00:04:49.596Was sagen meine Schulnoten über meine Eignung für das Jurastudium aus?
  • 00:07:42.057Ist der Jura-NC wirklich so hoch?
  • 00:08:53.226Wie sehen die Jobchancen nach dem Jurastudium aus?
  • 00:10:15.184Habe ich in den Semesterferien frei?
  • 00:12:11.063Was kostet ein Jurastudium?
  • 00:13:59.005Welche Nebenjobs sind geeignet?
  • 00:14:52.738Was hat es mit den Schlüsselqualifikationen auf sich?
  • 00:16:52.259Wie ist das Jurastudium aufgebaut?
  • 00:20:38.846Wann ist man Volljurist?
  • 00:23:00.525Wäre der Jura-Bachelor eine gute Idee?
  • 00:26:17.718Gibt es gute und schlechte Motivationen für ein Jurastudium?
  • 00:29:38.079Wie muss man sich eine Juraklausur vorstellen?
  • 00:31:57.429Wieviele Klausuren muss ich in Jura schreiben?
  • 00:34:21.635Gibt es mündliche Prüfungen im Jurastudium?
  • 00:35:32.362Welche Rolle spielen Arbeitsgemeinschaften an der Universität?
  • 00:38:15.850Wieviele Praktika muss man machen und wie lange dauern diese?
  • 00:41:36.607Eure Fragen an uns: Feedback@irgendwasmitrecht.de
  • 00:42:26.326Woher kommt die Fixierung der Juristen auf die Abschlussnote?
  • 00:48:54.808Wieviele Klausuren sollte man für die Examensvorbereitung schreiben?
  • 00:51:24.590Was wird im Vorgespräch der mündlichen Prüfung im ersten Examen gefragt?
  • 00:56:06.996Wann lohnt sich eine juristische Promotion?

Über Universität zu Köln

Die Uni Köln ist Deutschlands größte juristische Fakultät. Sie zeichnet sich durch mehrfach ausgezeichnete Lehre und juristische Forschung aus. IMR verbindet mit der Uni Köln ein besonderes Verhältnis, denn der Podcast startete hier im Jahr 2018 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dauner-Lieb. Prof. Dauner-Lieb engagiert sich zudem seit Jahrem im Rahmen des Examenspodcasts Irgendwas mit Examen, der Teil von IMR ist. Dort erhaltet Ihr sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht einen kontinuierlichen kostenfreien Examenskurs in Podcast-Form.

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Jurastudium erfordert einen Motor: Interesse und Freude. Geld allein trägt nicht. Erfolg im Examen misst Fähigkeit, strukturiert komplexe Probleme zu lösen, nicht nur Wissen. Kommunikation und Schlüsselqualifikationen sind ebenso entscheidend.

Sneak Peak – Q&A mit Barbara Dauner-Lieb

Transkript

KI-basiert und kann Fehler enthalten.

0:00 Min
Sponsor: PWC Legal:

Die heutige Episode wird präsentiert von PVC Legal. PVC Legal, das sind mehr als 250 Anwältinnen an 18 deutschen Standorten und weltweit sogar über 3500 Rechtsanwältinnen in mehr als 100 Ländern. Bei ihrer Arbeit in den verschiedensten Rechtsgebieten setzt PVC Legal bereits seit Jahren auf den Einsatz von neuesten Technologien, zum Beispiel durch Kooperationen mit Tech-Startups oder die Entwicklung von eigenen Tools und Anwendungen.

1:00 Min
Sponsor: PWC Legal:

Aktuell sucht PWC Legal Verstärkung. Egal ob Praktikum, Werksstudententätigkeit, juristische Mitarbeit, Anwalts- und Wahlstation oder Festeinstieg. Falls ihr Lust auf einen innovativen Work Spirit mit ganz viel Teamwork, Flexibilität und internationalen Möglichkeiten habt, schaut doch einfach mal auf legal.pwc.de vorbei.

1:00 Min
Sponsor: PWC Legal:

Den Link hierzu findet ihr auch in den Shownotes. Vielen Dank für die Unterstützung der heutigen Folge von Irgendwas mit Recht an PWC Und nun viel Spaß.

1:04 Min
Marc Ohrendorf:

Herzlich willkommen zu einer weiteren Episode des Examens-Spezials mit Barbara Dauner-Lieb. Hallo Barbara.

1:11 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Hallo Marc, ich freue mich.

1:13 Min
Marc Ohrendorf:

Ich auch. Und bevor es losgeht mit diesem FAQ, wo wir mal so ein bisschen alles zusammenfassen wollen, was es zum Jurastudium für Erst- und Zweitsemester zu wissen gibt. Na ja, ist ein großer Versuch.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Wir werden mal gucken, wie weit wir kommen. Eine kurze Ankündigung, denn es wird auf diesem Kanal in den nächsten Wochen, immer donnerstags, vielleicht auch mal drei von vier donnerstage im Monat, wir müssen mal gucken, wie es sich einpendelt, irgendwas mit Examen geben. Das ist sozusagen die Fortführung dieser Examens-Specials, die wir jetzt hier in den letzten Jahren zusammen gemacht haben.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Und wir werden in einigen Folgen, wir werden mal schauen, wie viele es werden, materiell rechtlichen, zivilrechtlichen Stoff für das Examen gemeinsam besprechen, so dass ihr euch das ganz entspannt parallel zu euren sonstigen Inhalten, Büchern und das ihr sonst alles lest und hört und schaut anhören könnt und hoffentlich davon profitiert. Wir werden uns ziemlich auf Methodik und Systemverständnis fokussieren und auf einzelne Meinungsstreitigkeiten, so wie das in einem guten Repetitorium sich gehört und wie das ja auch in den letzten Jahren oder man muss schon fast sagen Jahrzehnten bei dir im Kölner Examenskurs immer war.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Stimmt's?

2:26 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, selbstverständlich und das Geheimnis des erfolgreichen Examens ist, dass man die Strukturen erarbeitet und dann durchschaut. Wie tickt Stellvertretung wirklich? Eben nicht schon die angefochtene Innenvollmacht als Meinungsstreitsproblem, sondern, das eigentlich? Da geht es darum, dass eine Willenserklärung, die jemand abgibt, für und gegen jemand anders wirkt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

So steht es im Gesetz und um zu begreifen, was daraus folgt, muss man auf die Struktur gucken und das möchten wir gerne in diesem Podcast vermitteln. Die Details müssen Sie nachlesen, aber worum es in den Nutshell wirklich geht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Was ist das Problem? Das wird das Thema jeweils sein. Vertragsschluss, Anfechtung, Privatautonomie, Vertretung und später vielleicht auch was anderes. Wir müssen mal gucken. Das ist sozusagen das allerwichtigste aus vier Stunden Examenskurs in 20 Minuten, was jeder wirklich begriffen und erarbeitet haben sollte.

3:25 Min
Marc Ohrendorf:

Besser hätte man den Werbeslogan gar nicht formulieren können. So, jetzt ein Überblick und ein paar frequently asked questions, häufig gestellte Fragen zum Jurastudium. Wir fangen mal an vor dem Jurastudium.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Wenn ihr das hier hört und ihr überlegt, ist das Jurastudium das richtige für euch oder ihr habt vielleicht gerade begonnen und stellt euch noch immer dieselbe Frage, dann fangen wir mal ganz basic an. Braucht man für das Jurastudium eigentlich noch ein Latinum?

3:52 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nein.

3:53 Min
Marc Ohrendorf:

Das hat man mir nämlich früher erzählt und dann war ich ganz enttäuscht, dass es nur vier oder fünf Begriffe gibt, die man eigentlich so in den ersten Semestern dann mal lernen muss. Nachher werden es ein paar mehr, aber nein, man braucht kein Latinum.

4:03 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nein, man braucht kein Latinum mehr. Man braucht nicht einmal mehr für die Provotion ein Latinum, jedenfalls in den meisten Fakultäten nicht. Das ist schade. Ich habe noch das große Latinum.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Eine Digesten-Exegese, also eine echte Befassung mit den wirklich sehr grundlegenden römisch-rechtlichen Texten auf Latein mit Übersetzung. Das können Sie dann natürlich nicht machen ohne Latein. Sie werden den einen oder anderen lateinischen Ausdruck immer wieder hören, weil die Professoren den noch gebrauchen und damit kann man so ein bisschen spielen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber nein, man braucht es nicht mehr. Wie gesagt, es ist schade, aber heute weiß man natürlich, dass die Wahl von Latein sehr viel Zeit kostet und zu Lasten anderer Fächer, moderner Sprachen geht. Also das hat man bei uns inzwischen abgeschafft.

4:49 Min
Marc Ohrendorf:

Was sagen meine Schulnoten über meine Eignung für das Jurastudium aus?

4:53 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Da muss man differenzieren. Rein statistisch gibt es eine gewisse Korrelation zwischen Schulnoten und Erfolg im Jurastudium. Man kann folgendes sagen... Wer oberhalb der 2 liegt, wird in aller Regel das Jurastudium auch bewältigen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wer unter 2,5 liegt, sollte überlegen, woran es liegt. Wir haben immer wieder Spätzünder, also Menschen, die überhaupt erst nach dem Abitur entdecken, dass sie gerne intellektuell arbeiten. Die fallen sowieso aus der Statistik raus.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Oder es gibt Leute, die stinkefaul waren, aber nun entdecken, dass sie arbeiten können und wollen. Die müssen sowieso, die müssen sich befragen, aber wenn sie unter 2,5 liegen, sollten sie überlegen, woran liegt es ein. Es gibt andere Indikatoren, die für meine Begriffe außerordentlich aussagekräftig sind.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Fächer. Wenn sie Freude haben an Mathematik und da gut zurechtkommen, sehr gut, weil das ist analytisch. Wenn sie, und Jura ist analytisch, wenn sie Freude haben an Deutsch und gern formulieren, sehr gut. Warum? Wir sind ein Kommunikationsfach, in der eine präzise Sprache für den Erfolg ziemlich entscheidend ist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Weil man muss alles eben auch, was man an Inhalten hat, gut verpackt, präzise formulieren. Und eigentlich, wenn Sie sehr ungern Deutsch machen, sollten Sie überlegen, woran liegt das? Latein ist, wenn sie es gemacht haben, sehr aussagekräftig, weil das detaillierte Hineingehen und präzise Hineinhäusen in Texten ist eine sehr ähnliche Tätigkeit.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wenn sie das gut können, werden sie im Zweifel mit Jura keine Schwierigkeiten haben. Und dann gibt es noch etwas, Geschichte, Politik, Wirtschaft. Da brauchen sie keine Note haben.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber wenn Sie das sagen, das interessiert mich überhaupt nicht, dann sollten Sie überlegen, warum studiere ich Jura.

6:40 Min
Marc Ohrendorf:

Weil das ja letztlich auch damit zusammenhängt, was der Jurist später im Leben mal so an Wirkungsfeldern gegebenenfalls hat.

6:48 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist der springende Punkt. Man kann als Jurist wahnsinnig viele Dinge tun und man kann auch Dinge tun, die überhaupt nichts mit Recht zu tun haben. Die juristische Ausbildung gilt seit eh und je als sehr gute Grundlagenausbildung sozusagen für alles.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Für Management, für Journalismus, für Diplomatie, dann haben sie praktisch damit nichts mehr zu tun. Aber für die normalen juristischen, man nennt das die reklamentierten juristischen Berufe, Richter, Staatsanwalt, Anwalt, Verwaltungsbeamter, dafür brauchen sie eben schon diese Analysefähigkeit, diese Sprachfähigkeit, die Freude an Konflikten und eben auch einen Sinn für Politik, Wirtschaft und alles was damit zusammenhängt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Strafrecht, was viele so interessant finden, also sie sehen ganz viel Bilsberg oder ähnliches, Das macht so 5 bis 6 Prozent der Tätigkeitsfelder aus. Das ist eigentlich die Ausnahme und man sollte nicht Jura studieren, weil man gerne Krimis sieht.

7:42 Min
Marc Ohrendorf:

Ganz kurz, ist der NC denn wirklich so hoch, wie man manchmal hört?

7:45 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ne, der ist nicht mehr so hoch. Ich kann das nicht so ganz genau sagen, aber eigentlich ist der nicht so hoch und es gibt dann ja noch Faktoren, die mit berücksichtigt werden. Also am NC scheitert man normalerweise nicht.

7:58 Min
Marc Ohrendorf:

Ich hatte das mal im Vorfeld so ein bisschen nachgeschaut. hatten wir zuletzt mal vor einem Jahr, die Daten waren ein kleines bisschen älter, 1,8. Es gibt dann hier und da mal 1,6 beispielsweise in Münster, weil das vielleicht mal besonders beliebt war in dem Jahr.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Aber es gibt auch sehr viele Fakultäten, wo es gar keinen NC auf Jura gibt.

8:13 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja und dann gibt es Wartefristen und ich glaube nicht, dass es daran scheitert. Aber immerhin, Ich möchte nochmal festhalten, wenn Sie... Unter zwei liegen im Abi, dann sollten sie einfach überlegen, warum ist das so? Jura ist jedenfalls nicht leicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist so ein weit verbreitetes Missverständnis, vor allen Dingen noch einer der älteren Generationen. Ja, wenn ich nicht weiß, was ich machen soll, studiere ich Jura. Da würde ich sagen, dass es verhältnismäßig gefährlich, weil man im juristischen Studium schon ganz bestimmte Fähigkeiten braucht und weil das juristische Studium auch Durststrecken hat, die man ohne Begabung und Begeisterung nicht so ganz leicht meistert.

8:52 Min
Marc Ohrendorf:

Wie sehen denn dafür umgekehrt die Jobchancen im Anschluss aus?

8:57 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also im Moment sehen sie glänzend aus. Im Moment rauscht zwar immer noch das Narrativ durch die Blätter, es gebe zu viele Juristen, aber alle suchen. Die Justiz sucht, die Verwaltung sucht, die Anwälte suchen sowieso.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das heißt im Moment und das wird meines Erachtens in vielen Bereichen eher noch besser. Warum? Weil es jetzt im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte eine ganze Menge von neuen Aufgaben gibt. Regulierungsüberwachung, Berichtspflichten, alles mögliche, Compliance.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Dafür brauchen sie bisher überwiegend Juristen und wie gesagt die Wirtschaftsprüfer, die Anwälte, sie alle suchen. Natürlich Leute, die nicht unbedingt ganz tolle Noten haben, das ist schon vorbei die Zeit, aber die gut sind, die analytisch sind, die man beruflich einsetzen kann. Aber ich würde im Moment sagen, jemand der sein Studium mit Freude und mittlerem Erfolg bewältigt hat und vor allen Dingen vielleicht noch Englisch kann, das würde ich immer sagen, als Zusatzqualifikation, vielleicht sich noch ein bisschen für IT interessiert, braucht sich überhaupt keine Sorgen machen, der wird ein breites Betätigungsfeld finden.

10:03 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, sind die Grundlagen erstmal geklärt, jetzt gehen wir hinein ins Studium und nehmen so ein kleines bisschen den Blick eines jüngeren Semesters auf alles, was kommt ein. Erstmal so ein paar allgemeine Fragen. Habe ich in den Semesterferien denn eigentlich frei? Nein. Warum nicht?

10:18 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Weil das keine Ferien sind. Die heißen auch nicht Semesterferien, sondern die heißen vorlesungsfreie Zeit. Also die Zeit der Ferien... So wie mein Großvater studiert hatte, der sagte immer ein Semester fürs Chor, ein Semester fürs Mädchen und zwei Semester für einen Repetitor und im Übrigen noch ein bisschen Reisen, das ist natürlich längst vorbei.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, früher gab es auch Leute, die sagen wir sind nie in die Universität gegangen, wir sind zum Repetitor gegangen, dann ins Examen, aber das ist längst vorbei. Also was passiert in den Semesterferien? Sie haben Pflichtpraktika, Sie haben häufig noch Lust, über die Pflichtpraktika hinaus andere Praktika zu machen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie haben Hausarbeiten, die verteilt sind über das Studium und Sie sollten, das ist immer ein bisschen schwer zu vermitteln, die Semesterferien schon dazu verwenden, sich auch ein bisschen noch mal mit dem Stoff zu befassen, den Sie hinter sich haben oder vor sich haben, damit das ordentlich sitzt. Also jeder Student hat trotzdem noch viel Zeit.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie können immer sagen sechs bis sieben Wochen im Jahr, aber eben nicht zweimal drei Monate. Und Sie können natürlich, wenn Sie im Praktikum sind, auch nach 17 Uhr was anderes machen. Sie können noch eine Sprache lernen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie können sowieso Semester ins Ausland gehen oder auch zwei. Aber weniger arbeiten als in einem qualifizierten Ausbildungsberuf müssen Sie als Student nicht, dürfen Sie als Student nicht. Und ich habe heute schon wieder im Examenskurs gesagt, gucken Sie, wenn Sie keine Lust mehr haben, Freitagnachmittag um drei, was ich gut verstehe, heißt das im Grunde, man muss der Samstagvormittag her, eins von beiden.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also darunter geht es nicht. Wenn Sie aber regelmäßig arbeiten und sagen, ich lasse dann in den Semesterferien nicht erst mal drei Wochen völlig ungenutzt vergehen, dann kommen Sie ganz gut zurecht.

12:11 Min
Marc Ohrendorf:

Was kostet ein Jurastudium?

12:13 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aus der Perspektive der Hochschule oder aus der Perspektive des Studierenden und seiner Eltern?

12:17 Min
Marc Ohrendorf:

Letzteres.

12:19 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also, es ist eins der nicht so teuren Studien. Sie brauchen eine Unterkunft, wenn Sie nicht bei Hotel Papa und Mama wohnen. Sie brauchen die Kosten, Semesterticket, hinfahren, Mittagessen, was da alles anfällt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also die normalen Lebenskosten. Wenn Sie das in einer anderen Stadt machen, müssen Sie rechnen. Da gibt es teurere Städte und weniger teurere Städte. München gilt als extrem teuer.

12:42 Min
Marc Ohrendorf:

Semesterbeitrag und Ticket und sowas sind so 400, 500 Euro pro Semester.

12:46 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Es hält sich aber alles in Grenzen. Wir haben ja keine Studiengebühren. Sie brauchen, ich meine immer ein paar Bücher, weil nicht alles heute über den Rechner zu kriegen ist. Da ist vieles zu kriegen, aber ein bisschen was brauchen sie.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie brauchen Papier und dann müssen sie überlegen, wie sie leben. Viele Studierende sagen mir, ich muss arbeiten und dann sage ich immer... Wie ist ihr Lebensstandard? Das hat sich auch geändert, Mark.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also so wie wir studiert haben, dass wir Samstagabend aus dem Institut zum Griechen gegangen, uns jeweils ein Menü geteilt haben, um Sonntagmorgen wieder im Lehrstuhl weiterzuarbeiten. Die Zeiten sind vorbei. Also heute geht man in den Fitnessclub, das gehört dazu.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Heute trifft man sich. Ich sage nicht, dass das unangemessene Ansprüche sind, aber die Kosten des Jurastudiums sind im Grunde Lebenshaltungskosten plus Bücher. Und es kommt dann ein Semesterticket und dann kommt hinzu, wenn sie Praktikum machen, es gibt bezahlte Praktika, wo sie ein bisschen Geld verdienen, aber die guten Praktika, dafür kriegen sie häufig nichts.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und wenn das im Ausland ist oder so, dann müssen sie überlegen, wie sie das finanzieren. Und ich sag schon gleich was, man kann natürlich neben dem Jurastudium in gewissem Umfang arbeiten, um Geld zu verdienen, aber da sollte man sich sehr überlegen, was man macht.

13:59 Min
Marc Ohrendorf:

Was wäre denn geeignet?

14:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, was natürlich immer gut ist, da wird nicht sehr gut bezahlt, aber man lernt was dabei. Sie arbeiten in einer Kanzlei als HIVI, da tragen sie erstmal Bücher von der einen in die anderen Etagen, aber dann wissen sie schon mal, wie die Dinge aussehen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

da müssen sie Akten sortieren, dann wissen sie aber wie eine Akte aussieht. Oder sie sind an einem Lehrstuhl, da müssen sie Folien bearbeiten, dann wissen sie aber was in den Folien drin steht. Also alles was fachnah ist, bringt einen Mehrwert.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Natürlich kann man mal bei Marlboro eine Werbekampagne machen, drei Tage am Wochenende und sagen, da kriege ich jetzt X. Man muss nur immer überlegen, sie haben im Grunde keine Zeit zu verschenken. Und Zeit ist, das ist die wichtigste Botschaft, die wichtigste Ressource für ihr gesamtes Studium.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist nachher im Berufsleben sowieso die wichtigste Ressource, aber auch in Ihrem Studium sollten Sie mit Zeit geizen und gucken, Es sollte entweder richtig Spaß machen oder wirklich was fürs Studium bringen.

14:52 Min
Marc Ohrendorf:

Was hat es wieder allgemeine Perspektive, wir gehen so ein paar Themen durch, mit den Schlüsselqualifikationen im Studium auf sich?

14:59 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich habe eben schon gesagt, der Jurist muss kommunizieren. Das wird häufig vergessen. Der muss nicht nur überlegen, wie Fälle zu lösen sind und wie juristische Probleme zu bearbeiten sind, sondern er muss seine Überlegungen, das Ergebnis seiner Arbeit, dem jeweiligen Adressaten mitteilen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Mandant, der vielleicht gar nicht Jurist ist, dem Kollegen, der vielleicht nicht spezialisiert ist. Das heißt, er muss in der Lage sein, sinnvoll mit anderen Menschen auf verschiedenen Sprach- und Denkebenen das überzubringen, was er selber gedacht hat. Das ist nicht trivial.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Juristen stehen in dem Ruf, juristisch zu formulieren und keiner versteht das. Das ist nicht ganz unberechtigt, das bringt es aber nicht. Wenn Sie einen Mandanten nicht überzeugen, dann wird der nicht wiederkommen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also jemand, der Anwalt ist und Unternehmer ist, muss die Fähigkeit haben, seinem Mandanten zu vermitteln, ich löse dein Problem. Und dazu gehört eben sehr viel mehr als Fachkenntnis dazu, die müssen sie auch haben, sonst lösen sie das Problem nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber sie müssen ihn auch überzeugen, dass sie sein Problem lösen. Und dafür müssen sie eben Schlüsselqualifikationen haben, wie da lautet Sozialkompetenz, Sprachfähigkeit, vielleicht auch Wertschätzung und Freundlichkeit, Menschenführung und so weiter. 80 Prozent, 90 Prozent bisher gehen in Anwalt oder anwaltsnahe Berufe.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und das bedeutet, sie sind Unternehmer. Sie sind Dienstleister. Sie sind nicht jemand, der denen einen Gefallen tut, sondern sie müssen beweisen, dass sie nützlich sind. Und das müssen die meisten Juristen erst einmal verstehen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und dafür sind natürlich die Schlüsselqualifikationen unabdingbar. Manche haben das sofort und andere müssen da was lernen. Also manche können Verhandlungsmanagement so aus dem Bauch schon ganz gut, manche müssen das wirklich grundsätzlich erarbeiten. Ich behaupte aber, dass Kurse in Schlüsselqualifikationen immer weiter helfen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also ich habe keine Schlüsselqualifikation gemacht, aber ich habe im relativ hohen Alter noch didaktische Kurse für Vorlesungen gemacht und sage einfach, es war vorher schon nicht schlecht, aber hinterher war es noch besser. Und außerdem macht es Spaß.

16:52 Min
Marc Ohrendorf:

Gut. Wie ist das Jurastudium aufgebaut?

16:54 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Gut, das variiert ein bisschen nach den jeweiligen Bundesländern, aber im Prinzip geht das wie feucht. Das richtet sich nach dem deutschen Richtergesetz und nach den jeweiligen JAGs, Juristenausbildungsgesetzen. Im deutschen Richtergesetz sind die allgemeinen Prinzipien festgehalten, die da lautet, dass am Schluss der Assessor.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Befähigung zum Richteramt haben muss. Das sind bestimmte Qualifikationen. Wenn man jetzt von unten anfängt, gehen die Fakultäten nach den JAGs so vor, dass sie im Allgemeinen ein Grundstudium haben und ein Hauptstudium. Und in dem Grundstudium bis zur Zwischenprüfung, die ersten vier Semester, geht man eigentlich den gesamten Stoff der sogenannten Pflichtfächer einmal durch.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Praktisch heißt das, im bürgerlichen Recht machen sie das gesamte BGB, Bürgerliches Gesetzbuch, also das Privatrecht, wir können dann nachher noch mal kurz darüber reden. Also alles was die Beziehung zwischen Menschen ist, Vermieter, Mieter, Verkäufer, Käufer und so weiter, da brauchen sie drei, vier Semester, das ist relativ komplex und je nachdem wie es aufgebaut ist, haben sie meistens auch schon ein Grundkurs Arbeitsrecht und ein Grundkurs Prozessrecht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

So, dann haben sie immer in den allerersten Semestern das Strafrecht, das heißt sie werden lernen, Was bestraft wird und was nicht und so allgemeine Lehren, was ist ein Täter und was ist ein Versuch und Tateinheit. Ganz interessante Dinge.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das Strafrecht nimmt im Grundstudium einen sehr großen Raum ein, weil es die traditionelle Auffassung ist, dass man im Strafrecht besonders gut die Methode lernt, also mit dem Gesetz arbeiten. Und dann haben sie das öffentliche Recht, das ist unterschiedlich organisiert.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

In manchen Fakultäten fängt man mit der Staatsorganisation an, das ist im Grunde organisierte Politik, das ist im Grunde der Rahmen des politischen Raums und manchmal fängt man mit den Grundrechten an. Das sind die Rechte des Bürgers gegen den Staat im Wesentlichen und dann später kommt das Verwaltungsrecht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber der Witz ist, dass sie im Studium, im Grundstudium eigentlich alles einmal schon gemacht haben. Das ist für viele Jurastudierende eine große Enttäuschung. Ich berate immer mal wieder Leute, so wie unsere Hörer jetzt vielleicht noch überlegen, ob sie studieren.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die sagen, ich will Völkerrecht studieren. Und dann muss ich ihnen antworten, ja, das kommt aber sehr, sehr spät. Das ist praktisch Wahlfach. Völkerrecht kommt in den ersten fünf Semestern überhaupt nicht vor.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also das deutsche Ausbildungssystem für Juristen führt zum sogenannten Volljuristen. Und was ist daran voll? ist, dass er eine vollständige Ausbildung in allen juristischen Grundlagenfächern einmal kriegt. Ich sag jetzt noch was Wichtiges zu den Grundlagen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Plus Grundlagen nennen wir Geschichte, Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und in Köln übrigens auch das Kirchenrecht. Da kann man sich drüber streiten, aber in Köln ist auch das Kirchenrecht eine Grundlage und nicht, weil der Kardinal das gerne möchte. Und dann kommt das sogenannte Hauptstudium nach der Zwischenprüfung.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Zwischenprüfung ist unterschiedlich organisiert. Nach der kommt das Hauptstudium und das Hauptstudium hat derzeit zwei Säulen. Die eine Säule ist die Examsvorbereitung. Da macht man alles nochmal, nur besser und vernetzter.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Man kann das in der Uni machen, man kann das beim privaten Repetitur machen. Und das zweite ist das sogenannte Schwerpunktstudium. Da suchen Sie sich ein Wahlfach und da schreiben Sie dann auch Klausuren in der Hausarbeit und hören Vorlesungen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also in Köln gibt es ganz viele Wahlfächer. Da können sie dann Völkerrecht machen, da können sie Kriminologie machen, da können sie Gesellschaftsrecht und Kapitalmarktrecht machen, da können sie Arbeitsrecht machen, da können sie sich ein bisschen schon spezialisieren. Und dann machen sie die sogenannte erste Prüfung.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die erste Prüfung besteht aus Klausuren und Mündlichen, da wird der Pflichtfachstoff geprüft und in der Uni gibt es eine Note für das Wahlfach und dann haben sie die erste Etappe geschafft und dann kommt die Referendarzeit, aber so weit sind sie ja noch nicht. Wir sind ja erstmal nur beim Studium.

20:38 Min
Marc Ohrendorf:

Aber noch mal kurz zusammengefasst, wir haben zwei Staatsexamen und nach dem zweiten ist man Volljurist, nicht nach dem ersten, logischerweise.

20:45 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, das ist jetzt wichtig, wenn Sie in die reglementierten juristischen Berufe möchten, Richter, Staatsanwalt, Notar, Beamter, an bestimmten Verwaltungsbeamter, müssen Sie diese Befähigung zum Richteramt haben, die das zweite Staatsexamen erst vermittelt. Das heißt, wir haben nach dem ersten Examen noch eine sehr lange Vorbereitungszeit, in der man schon bezahlt wird.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nicht sehr gut, aber man wird bezahlt. Heute. Früher war das anders. Und das ist... Eine ganz tolle Sache, ich versuche das immer auch den ausländischen Studierenden, die bei uns das erste machen, nahe zu bringen, weil sie haben ein bezahltes Praktikum in allen juristischen Berufen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie fangen an bei Gericht, sie gehen zur Staatsanwaltschaft, sie gehen zur Verwaltung, dann gehen sie zum Anwalt und dann können sie sich was aussuchen. Sie haben in Deutschland die unfassbare Möglichkeit, alle normalen juristischen Berufe in zwei Jahren kennenzulernen, dabei noch bezahlt zu werden, sodass sie hinterher wirklich in jeden Beruf einsteigen kann.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

In Frankreich ist das etwas anders. Wenn sie die Dimetries II haben, dann bewerben sie sich bei der école de magistrature, also bei der Richterlaufbahn, dann können sie aber nur Richter werden. So, der Pferdefuß unserer Ausbildung, die ich immer noch genial finde, ist, nach dieser In der Referendarzeit wartet ein weiteres nicht ganz angenehmes Examen auf Sie.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber ich denke, ich bin sehr gerne Referendarin gewesen, habe da unfassbar viel mitgenommen. Im Grunde werden Sie dann zum sogenannten Volljuristen endgültig ausgebildet. Wir haben die Philosophie, dass alle Juristen, die in relevanten Berufen tätig sind, auf Augenhöhe miteinander sprechen können, weil sie eigentlich bis zum zweiten Staatsexamen eine vergleichbare Ausbildung mit vergleichbaren Prüfungen haben.

22:31 Min
Marc Ohrendorf:

Ein kurzer Einschub an dieser Stelle. Meine persönliche Meinung ist, dass man natürlich im Referendariat einiges besser machen kann. Ich sehe auch viele Probleme. Ich sehe auch die ganzen Zuschriften, die wir kriegen.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Ich würde das jetzt hier mal kurz ausklammern in dieser Podcast-Folge. Da unterhalten wir uns vielleicht nochmal wann anders zu, vielleicht auch mit einem anderen Gast. Natürlich ist da nicht alles Gold, keine Frage, aber wir beschäftigen uns ja jetzt gerade hier mit den Grundlagen und einem groben Überblick und keiner Referendariatsanalyse.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Aber eine Frage in diesem Kontext habe ich doch und zwar wäre es nicht gut, wenn wir bis zum ersten Staatsexamen, wenn wir es nicht komplett umstellen auf dem Bachelor-Master-System, doch zumindest den Studierenden auch einen Bachelor-Abschluss irgendwo in der Zwischenzeit verschaffen oder die Möglichkeit geben, diesen extra zu machen?

23:17 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das war lange Zeit sehr streitig und lange Zeit haben gerade die Standesvertreter und die älteren Vertreter juristischer Berufe vehement gegen den Bachelor gekämpft. Aus vielen Gründen, guten Gründen und schlechten Gründen. Er wird kommen, er kommt jetzt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und zwar gibt es zwei verschiedene Formen. Es gibt Bachelor, die praktisch noch etwas anderes bieten als das juristische Studium, wo man aber bestimmte Inhalte des juristischen Studiums sich anrechnen lassen kann. Die müssen akkreditiert werden, das ist aber nicht das, worüber die Politik im Moment spricht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Was im Kommen ist und meines Erachtens nicht mehr aufzuhalten ist, es wird einen Bachelor geben, wenn sie die Zwischenprüfung und den Schwerpunkt haben. So jetzt wird häufig gesagt, das ist ein Bachelor für Loser, weil die echten Juristen, die machen dann doch Staatsexamen, die brauchen den nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist aber zu kurz gedacht. Es gibt eine Menge Leute, die mit einer guten juristischen Ausbildung ganz was anderes machen wollen. Das wollten die immer schon. Die wollen da Politik draufsetzen oder Gesundheitsmanagement oder irgendwas.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Da ist die juristische Grundausbildung. Aber durchaus sinnvoll. Mit einem Bachelor können Sie in den Master einsteigen. Wenn Sie nur das erste Staatsexamen haben, müssen Sie pausenlos beweisen, dass tatsächlich das gleichwertig ist einem Master und außerdem den Druck dieser Examensvorbereitung, die zu einem sinnvollen Ergebnis führt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber die braucht nicht jeder.

24:50 Min
Marc Ohrendorf:

Ja und vor allem hat man ja nur, auch wenn es mal nicht hinhaut, Abitur.

24:54 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, also ich bringe dieses Argument sehr ungern, weil ich einfach nicht möchte, dass der Bachelor wahrgenommen wird als das kleine Diplom für die Loser. Sondern es ist aber natürlich so, wenn Sie sagen, das schafft der oder die einfach nicht und da gibt es Gründe, die nichts mit Intelligenz oder mit Fleiß zu tun haben, sondern das ist einfach eine bestimmte Herausforderung, die nicht für jede gemacht hat, stehen Sie nicht mit nichts da.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sondern sie haben etwas mit dem sie erstens berufstätig werden können und zweitens auch noch, also ich sag mal das ganze Kanzleimanagement muss nicht automatisch von einem Volljuristen mit zwei Staatsexamen gemacht werden. Die Justiz fängt interessanterweise an, Wirtschaftsrechtsbachelor einzustellen für den IT-Bereich, für die Verwaltung, weil die sagen, da brauche ich keinen Richter für.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Natürlich wird das weniger bezahlt. Also der Volljurist mit halbwegs akzeptablen Noten kann recht nette Eingangsgehälter erzielen. Wir werden jetzt keine Zahlen nennen. Das wird der Bachelor oder Master nicht so bekommen, aber die Lebenswege sind unterschiedlich.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also insofern, ja, es wird einen Bachelor geben und dann gibt es Varianten. Es funktioniert übrigens in der Bucerius Law School schon jetzt. Es funktioniert in der EBS schon jetzt, es funktioniert in Mannheim schon jetzt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also ich bin der Meinung, dass es nicht mehr aufzuhalten ist.

26:17 Min
Marc Ohrendorf:

Wo wir gerade über Geld sprechen, schauen wir uns noch mal ein kleines bisschen jetzt vertiefter das Grund- und das Hauptstudium an. Und zwar sage ich dennoch Geld, weil meine Frage dahin führt, gibt es eigentlich gute und schlechte Motivationen für ein Jurastudium und sieht man vielleicht den Unterschied dann auch im Grund- bzw.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Hauptstudium, warum da jemand Jura studiert und warum er oder sie sich vielleicht auch schwerer oder leichter tut?

26:47 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also die Motivation ist entscheidend dafür, dass man dieses lange Studium vernünftig durchhält. Also man muss schon einen Motor haben und der beste Motor ist, das interessiert mich und das macht mir Freude. Man muss allerdings sagen, ich sage jetzt etwas nicht ganz ungefährliches, dass das beim Jurastudium so ist, dass das Studium vielleicht weniger amüsant ist, als das, was man nachher damit machen kann.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

In vielen Fächern ist das andersrum. Wenn Sie geisteswissenschaftliche Fächer studieren, für Philosophiegeschichte, dann kann das Studium ein Feuerwerk an Inspiration sein und Sie landen in einer nicht so interessanten Schule in einem Brennpunkt, was toll sein kann, wenn sie da die soziale Ader und die pädagogische Arbeiter haben, aber so viele Wissenschaftlerstellen gibt es nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wir als Jurist haben geradezu peinlich gute Möglichkeiten hinterher etwas zu tun, was uns Spaß macht. Ich habe in so gut wie allen juristischen Berufen mal irgendwie rumgeschnuppert und gearbeitet und muss sagen, war immer spannend. Es war nicht alles gut, aber es war immer spannend.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Anwalt ist spannend, Isyndikus ist mega spannend, Richter ist spannend. Also der Jurist bekommt je mehr Freude, je länger er dran ist und vor allen Dingen je mehr er kann. Das ist wie eine Sprache, wenn sie erst am Anfang sind, dann macht das Sprechen nicht so viel Spaß und wenn sie dann merken, sie können sich richtig gut bewegen, dann wird das vergnüglich.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wenn Sie sagen, ich will ganz viel Geld verdienen, dann würde ich immer sagen, das ist für sich genommen ein noch nicht wirklich tragfähiges Motiv fürs juristische Studium. Man kann mit Jura ganz viel Geld verdienen.

28:28 Min
Marc Ohrendorf:

Es ist vielleicht sogar das falsche Studium, wenn man betrachtet, wie lange die Ausbildung ist und dass man mit BWL in etwa deutlich früher im Leben zu ähnlichen Einstiegsgehältern kommen kann. Wenn es einem nur darum geht.

28:40 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, nur...

28:41 Min
Marc Ohrendorf:

Aber es ist vielleicht auch nicht die beste Motivation.

28:43 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, da muss man auch wieder sagen, historisch verändern sich die Dinge. Also lange Zeit gab es wirklich viele, die aus guten Gründen sagen, ich will auch richtig gut verdienen und da den großen Ehrgeiz hatten. Und es gibt die natürlich auch heute noch.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Im Moment ist es eher so ein bisschen so, dass die Arbeitgeber sagen, boah, das Gehalt alleine dafür kriege ich die Leute nicht. Man muss eine Position bieten, in der man was dazulernen kann. Man muss eine Position bieten, in der eine gewisse Work-Life-Balance da ist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich behaupte immer, das hängt auch damit zusammen, dass es natürlich uns im Moment relativ gut geht und nicht ganz wenige Leute schon ein bisschen was erben oder schon ein halbes Haus mitkriegen. Das war in der Generation meiner Eltern und in meiner Generation noch ein bisschen anders.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also ich würde immer sagen, man soll Geld nicht unterschätzen, aber um Geld zu verdienen, zu studieren. Das alleine wird sie nicht dahin tragen.

29:38 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, für Studienbeginner, wenn man dann im Jurastudium drin ist, wie muss man sich eine Klausur in Jura vorstellen?

29:44 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, das ist unglaublich witzig, weil im Gegensatz zu fast allen anderen Fächern wird nie irgendeine Klausur gestellt, in der sie Fragen beantworten und sie überlegen, was in ihrem Gedächtnis schlummert oder nicht schlummert, sondern sie kriegen vom ersten Semester an einen Fall. Ein praktisches Problem.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Der Wasserhahn Der Mieter sagt, der Vermieter soll ihn reparieren, der tut das nicht. Und jetzt? Was kann der Mieter gegen den Vermieter tun? So, sie werden also von Anfang an sehr kompetenzorientiert geprüft, also eigentlich didaktisch ganz modern. Sie müssen lernen, Fälle zu lösen und ihr Wissen in der Lösung praktischer Fälle zur Anwendung zu bringen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist natürlich viel schwieriger als irgendwelche Definitionen auswendig zu lernen und die dann entweder aus dem Gedächtnis oder aus dem Handy zu holen in der Klausur, sondern sie müssen dokumentieren, dass sie das verstanden haben, was sie da gelernt haben. Und insofern, und zwar mit dem Gesetz.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das heißt, es ist schwerer, es ist aber auch mehr eine Anforderung an ihre Intelligenz, weil sie relativ schnell merken werden, wenn sie mit dem Gesetz arbeiten, brauchen sie gar nicht so schrecklich viel Wissen, weil in dem Gesetz im Grunde die Antworten, wenn sie wissen, wie sie mit dem Gesetz umgehen, die Antworten meist schon angelegt sind. Also Juristische Klausuren sind etwa für ausländische Studierende die Hölle.

31:03 Min
Marc Ohrendorf:

Weil man ja auch das in einer bestimmten Sprache macht, nämlich im Gutachtenstil.

31:07 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, die Sprache und die Struktur, die muss man lernen, die kann man auch lernen, aber wenn Sie, ich habe sehr viele französische Studierende, wenn Sie gewohnt sind mitzuschreiben, was der Lehrer sagt und das in irgendeiner vorgegebenen Form wieder von sich zu geben, dann werden Sie wahnsinnig. Sie werden auch keinen juristischen Dozenten finden, dessen Vortrag Sie so mitschreiben können, dass sie hinterher einen gebundenen Text haben.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

So sind Juravorlesungen seit den 50er Jahren nicht mehr gemacht worden, sondern sie werden gerade bei den Dozenten und Professoren, die was überbringen, eigentlich von vornherein eine Mischung aus sokratischem Stil, die Amerikaner haben immer tolle Labels, von Übungsfällen, von Kompetenzorientierung haben und das ist anspruchsvoll, aber es ist gleichzeitig manchmal auch viel interessanter als irgendeine Frontalvorlesung.

31:56 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, jetzt haben wir den groben Umriss der Klausuren. Wie viele davon muss ich? Ist natürlich fakultätsabhängig. Bleiben wir mal am Beispiel der Kölner Fakultät. Denn in etwa schreiben, bis ich dann, sagen wir mal, erstes Examen habe.

32:10 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber eigentlich wird nach jeder Vorlesung eine Abschlussklausur angeboten.

32:15 Min
Marc Ohrendorf:

Und das sind dann in etwa wie viele?

32:16 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Naja im ersten Semester Zivilrecht, AT, Strafrecht, AT, Örecht, AT plus Grundleidenschaft. Also im ersten Semester vier, im zweiten Semester fünf, im dritten Semester wieder vier. Viele.

32:28 Min
Marc Ohrendorf:

So um den Dreh. Und dann im Examen?

32:31 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Im Examen müssen Sie die Zahl machen, die im JAG steht. Nach meiner Kenntnis derzeit sechs. So. Das klingt wahnsinnig viel.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist auch anspruchsvoll, aber es hat auch Vorteile. Es hängt nicht an der einen Performance, sondern Sie müssen das statistische Mittel ordentlich hinkriegen. Sie können sich auch mal leisten, dass irgendwas daneben war.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Meistens im Studium dürfen Sie auch dauernd wiederholen, im Examen darf man nicht so oft wiederholen, nur einmal wiederholen. Aber ehrlich gesagt, Sie gewöhnen sich dran und das entspricht auch dem juristischen Berufsalltag. Sie müssen einfach täglich delivern.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wenn Ihr Chef sagt, da ist die Akte und bitte bringen Sie mir in zwei Stunden eine Stellungnahme, dann müssen sie in zwei Stunden genau in der Minutenzahl sagen, was sie dazu zu sagen. Mein erster Chef, kein Jurist, sondern ein Kaufmann, sagte, jetzt passen Sie mal auf, Frau Dr.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Dauner, ich lese nichts über drei Seiten und höre nicht länger zu als anderthalb Minuten. Stellen Sie sich darauf ein. Und der kam mit Aufträgen morgens um sieben und erwartete mittags eine Antwort.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

So, das heißt, das, was Sie im Studium da praktizieren, ist nicht eine sadistische Grausamkeit, wir uns eingefangen haben, sondern das spiegelt schon das, was von Ihnen verlangt wird, ganz gut wider und da müssen Sie eine gewisse Resilienz entwickeln, sonst ist das Studium nichts für Sie.

33:49 Min
Marc Ohrendorf:

Böse Zungen würden ja sagen, dass dann vielleicht die Praxis voller sadistischer Grausamkeiten ist, aber das sind dann böse Zungen.

33:56 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also wie in jedem Beruf gibt es solche und solche, aber ich sage gleich, der juristische Beruf ist schon ein Beruf, in dem es um Konflikte geht und das wirkt sich auf das Arbeitsklima ab und zu auch in der Weise aus, dass man nicht pausenlos sagt, wie nett man ist.

34:21 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, jetzt haben wir viel über Klausuren gesprochen. Gibt es eigentlich auch mündliche Prüfungen? Ich nehme das mal ein kleines bisschen vorweg. Nicht so viele, meistens erst im Schwerpunktbereich. Müssten das nicht mehr sein? Ja.

34:36 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist ein Massenproblem. Dadurch, dass wir so viele Studierende haben, das hängt mit den curricularen Normwerten zusammen. Bestimmte Menschen kommen auf den großartigen Gedanken, dass Juristen ja einfach gut sind, wenn da 100 sitzen und ein Professor. Das reicht ja aus.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Dadurch können sie im Grunde die Leute nicht so oft zu anderen Prüfungsformaten bringen. Und selbstverständlich wäre es besser, wenn sie im Studium schon viel früher geprüft würden und auch ans Reden kommen. Und ich rate immer, bilden sie Arbeitsgemeinschaften privater Art, wo sie sich gegenseitig korrigieren.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber das ist ein Defizit, dass man eigentlich erst in der ersten Staatsprüfung und im Schwerpunkt wirklich mündlich gefordert wird. Man muss das trainieren, man kriegt da auch Angebote, aber es sollte eigentlich viel stärker als Format durchs ganze Studium präsent sein.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber das ist ziemlich schwierig mit den hohen Zahlen, die wir haben.

35:31 Min
Marc Ohrendorf:

Stichwort Arbeitsgemeinschaften. Es gibt auch nicht private Arbeitsgemeinschaften an der Universität, die man besucht. Welche Rolle spielen die?

35:39 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die sind in den ersten Semestern ganz entscheidend. Im ersten Semester bekommen Sie für die großen Fächer Strafrecht, BGB und öffentliches Recht, eigentlich immer für jedes Fach, manchmal nur für zwei Fächer. Arbeitsgemeinschaften, die werden gehalten von Leuten, die das erste Examen schon halten, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Assistenten, also von jungen Juristen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und da werden Sie trainiert in der Falllösung. Also da wird im Grunde das Wissen, was im Hörsaal vermittelt worden ist, wird in der Falllösung geübt. Jede Woche.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und das ist auch sehr wichtig als Vorbereitung auf den Semesterabschlusstest. Viele Studierende halten das für wichtiger als die ganze Vorlesung. Ich habe da auch noch ein bisschen andere Ideen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich bin der Meinung, dass man vieles, was in der Vorlesung passiert, auch lesen könnte und dafür in der Vorlesung auch mehr kompetenzorientiert arbeiten könnte. Aber diese Arbeitsgemeinschaften sind extrem wichtig und die werden auch überwiegend sehr begeistert und gut gemacht.

36:34 Min
Marc Ohrendorf:

Spannend ist übrigens in dem Kontext auch, wenn man mal so ein bisschen zurückblickt, dass viele der Arbeitsgemeinschaftsleiter später in interessanten Positionen tätig sind. Wenn ich so, ich habe in Bonn ja studiert damals, an meine Arbeitsgemeinschaftsleiter denke, dann habe ich die in meinem beruflichen Leben hier und da schon wieder getroffen, jetzt ein paar Jahre später.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Insofern kann man vielleicht auch empfehlen für später, wenn man das erste Examen mal in der Tasche hat, dass es zumindest kein Fehler ist, auch mal eine Arbeitsgemeinschaft zu leiten.

37:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist vollkommen richtig. Ich würde sogar noch weiter gehen. Man lernt am besten, indem man lehrt. Deswegen eben auch private Arbeitsgemeinschaft. Man sollte immer wieder sagen, ich nehme mir vor, ich erarbeite mir einen Stoff und erkläre das meinen Freunden.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Arbeitsgemeinschaft ist schon formalisiert. Sie werden in ihrem Fach dadurch immer besser, dass sie lernen. Das merke ich sogar noch. Ich bin ja nun schon nah dem Pensionsalter.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich komme aus jeder Vorlesung und sage, jetzt verstehe ich etwas mehr von dem, was ich jetzt gerade vorgetragen habe. Weil bei der Beschäftigung und in der Diskussion lernt man dazu und wird man immer noch besser. Und die Leute, die Arbeitsgemeinschaften übernommen haben, sind erstens meistens die, die sowieso schon sehr engagiert sind und die sich die Mühe machen und für eine nicht so ganz gute Bezahlung auch bereit sind sich zu engagieren.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber das honoriert das Leben fast immer, weil sie sich nämlich damit auch selber die Weiterbildung in dem Bereich gönnen. Also ich sage mal, eigentlich müsste man die überhaupt nicht bezahlen. Nein, weil das, ja sie werden natürlich bezahlt, aber nicht toll.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber das ist extrem gut für denjenigen, der selber die Arbeitsgemeinschaft hält, weil er auf die Art und Weise mit seinem eigenen Stoff noch sehr viel routinierter und souveräner wird.

38:15 Min
Marc Ohrendorf:

Schließen wir diesen Komplex-Grundstudium bzw. Hauptstudium ab mit einem Punkt, wie viele Praktika muss man machen und wie lange sollten die in etwa dauern? Dann haben wir, glaube ich, den ganz guten Rundumblick.

38:29 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Vorgabe des JAG ist nach meiner Erinnerung derzeit drei Monate, sechs Wochen öffentliches sechs Wochen Zivilrecht. Wichtig ist, dass man überlegt, wo mache ich das und geben sich die Praktikumsgeber ein bisschen Mühe. Also man kann natürlich sagen, mein Vater, meine Mutter, die kennenden Anwalt, da werde ich sechs Wochen formal irgendwo hingesetzt, darf mal irgendwas markern, vielleicht noch die Katze füttern, die da rumläuft und im Übrigen, gut, da kommt nichts bei raus.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Im öffentlichen Bereich gibt es halt unterschiedliche Stellen und da sollte man sich sich sehr gut informieren. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass im Rechtsamt der Stadt Köln eine wunderbare Praktikumsausbildung ist. Warum? Da ist jemand, der sich sehr viel Mühe gibt, ein Doktorand von mir, der sich ein bisschen überlegt hat, was soll ein Praktikant alles gesehen haben, was soll er mal gemacht haben.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also der hat richtig ein strukturiertes Programm, große Klasse. Und so sollte man sich ein bisschen informieren. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte. Es macht natürlich Sinn.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ab drittem Semester macht das Sinn zu überlegen, ich mache in den Semesterferien mal noch freiwillig ein Praktikum beim Anwalt, was ich gar nicht brauche fürs JAG, für mein Examen, um zum Beispiel eine Familienrechtskanzlei kennenzulernen. Oder um ein bisschen Geld nebenher zu verdienen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Oder mal im Ausland was zu machen. Jetzt werden Sie sagen, was kann ein Drittsemester da beitragen? Ich bin immer erstaunt, das sagen mir die Anwälte wie viel die schon können. Also erstens recherchieren, wenn man kapiert hat, wie das juristisch funktioniert, kann man nach einem Jahr schon relativ gut.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also wenn der Anwalt sagt, es gibt ein neues Gesetz zum Nachhaltigkeit bei Textilunternehmen bla bla, suchen Sie mir mal alles raus, was es dazu gibt. Das können Sie auch. Sie müssen nur nachdenken.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und übersetzen, wenn Sie eine Fremdsprache können, dass es auch immer gut ist, auch immer sinnvoll bei einem Anwalt. Also ich bin der Meinung, man sollte es mit den Praktika nicht übertreiben. Also man muss nicht zehn Praktika haben, das ist bei uns nicht wie bei den BWLern.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber es macht schon Sinn zu überlegen, ob es nicht eine gute Motivation ist, zu sagen, ich gucke mir nochmal was anderes an als diese vorgegebenen Praktika. Ich meine, ich habe auch immer irgendwelche Kinder, die dann kurz vor der Anmeldung zum Examen kommen und sagen, ich habe vergessen mein Praktikum zu machen, verstehe ich immer nicht, gibt es hier in der Uni? Ja, sie können natürlich in der Universitätsverwaltung, im Akademischen Auslandsamt und bla bla bla.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie können an vielen Stellen ein Verwaltungspraktikum machen. Ob das dann sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Aber der Spielraum ist weit. Übrigens kann man da viel machen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Eine junge Kollegin hat ihr Praktikum bei einem Arbeitsrechtsanwalt auf HBI gemacht. Wenn sie das mit Geld und Beziehung hinkriegen, dann können sie das machen. Eigentlich weltweit ihr Praktikum machen, wenn da irgendwo ein Jurist sitzt, der sie ausbilden darf.

41:25 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, wenn ihr übrigens Fragen in diesem Kontext habt, die wir vielleicht auch in unseren irgendwas mit Examensfolgen in den nächsten Wochen und Monaten einweben sollen, dann schreibt uns einfach eine Mail, feedback at irgendwas mit recht.de. Ihr findet die E-Mail-Adresse auch noch mal in den Shownotes.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Im Folgenden würde ich ganz gerne ein kleines bisschen auf die Examensvorbereitung eingehen, über die wir ja noch sehr, sehr viel sprechen werden. Deswegen nur in aller Kürze und vorab der Hinweis. Wir haben ja schon mal zur Examensvorbereitung und auch zur mündlichen Prüfung einige Podcast-Folgen aufgenommen.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Das wollen wir jetzt hier nicht als alten Wein in neuen Schläuchen noch mal verkaufen. Deswegen auch da gibt es den Hinweis in den Show Notes. Da findet ihr all die Folgen.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Ihr findet auch die Folgen zur mündlichen Prüfung, wo Frau Dana Lieb schon sehr, sehr viele gute Hinweise gegeben hat. Ich würde nur noch mal ergänzend dazu, also bitte die anderen Folgen auch wirklich anhören, zwei, drei Zusatzfragen Stellen, die wir damals noch nicht so abgedeckt haben.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Die erste betrifft ein kleines bisschen... Verständnis dahingehend, wie nachher die Berufschancen mit unterschiedlichen Noten aussehen. Denn es ist ja immer noch so, dass die Juristen überproportional stark an ihren Abschlussnoten gemessen werden. Woher kommt diese, ich würde mal schon fast sagen, Fixierung der juristischen Welt auf die Abschlussnoten?

42:48 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist eigentlich erst in neuerer Zeit nach dem Zweiten Welt, vorher war es nicht so ganz genau, aber doch vorher war es auch so, ich denke gerade an meinen Großvater, war die gute Examennote eigentlich nur die Frage, ob man Beamter wird. Also wenn sie Landrat in Preußen werden wollten, war eine gute Note wichtig.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Für einen Anwalt überhaupt nicht. Und die großen Anwalte heute, die bei meinem Alter, ein bisschen jünger, die bei der Einstellung mit hochgezogenen Augenbrauen sagen, in zwei Examen wollen sie aber 22 Punkte sehen, haben überwiegend selber kein Prädikatsexamen. Also ich weiß noch, wer in der Anwaltschaft, in der Generation unter meinem Mann und über mir, das war nicht wichtig.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Man musste ein guter Unternehmer sein. Übrigens gab es haufenweise Leute, die auch gute Juristen waren. Früher machte man um die Noten nicht so ein Heck-Meck, sondern man bestand das Examen und man konnte das dann mehr oder weniger, aber man war nicht bereit, anderthalb Jahre sich zum Affen zu machen und 120 Klausuren zu schreiben, um eine Note zu erzählen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das hat sich aber dann im Zuge einer Juristenschwemme etwas verändert. Der Staatsdienst war immer fokussiert auf die Note, also ein Ministerpräsident in Stoiber. Stoiber, von dem wurde dann immer gleich hinzugefügt, er sei ein Einserjurist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

In Bayern war in den Behörden die Platzzahl im ersten und zweiten Examen, also ob man eins, zwei oder drei war von ganz großer Bedeutung. Für die unternehmerische Praxis spielte es gar keine Rolle. Inzwischen spielte es aus einer ganzen Reihe von Gründen eine ganz, ganz große Rolle.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Einfach weil die Anwaltschaft die besten haben wollte. Und jetzt Vorsicht, was ist ein guter Jurist und was dokumentiert die Note? Die Note dokumentiert eins, dass sie körperlich es durchhalten, x Tage, 5 Stunden am Tag konzentriert, die weißen Blätter so füllen, dass da eine strukturierte Antwort auf ein gegebenes Problem abgegeben wird.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das sind bestimmte Fähigkeiten. Ich habe einen sehr lieben Doktoranden, der kann das nicht. Der hat aber eine tolle Doktorarbeit geschrieben, der ist auch ein guter Jurist. Aber dieses fünf Stunden hintereinander weg, das ist nicht jedermanns Ding.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Die Anwälte brauchen aber gerade diese Fähigkeit, in einem begrenzten Zeitraum knallhart Mainstream-Lösungen abzuliefern. Und das ist meines Erachtens der Grund, warum die großen Anwaltskanzleien von Prestige und Wettbewerb und allemal abgesehen immer gesagt haben, wir wollen die Topnoten. Meine Erfahrung ist, oberhalb, also voll befriedigend ist gut und toll, was da drüber ist, liegt sowieso in Gottes Hand und das ist völlig egal.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also ob einer nun 10 oder 11 macht, ist auch eine Glückssache. Nicht unbedingt eine Frage, man hat mehr gearbeitet. Was bedeutet das jetzt? Im Moment gibt es nicht genug Leute und im Moment sagen zwar alle, sie wollen Doppelprädikat.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Sie kriegen aber nicht Leute mit Doppelprädikat. Also die Justiz sagt ein Prädikat und ein Befriedigend. Die Anwaltschaft sagt, wenn er im ersten einen Gut hat, ist mir im zweiten ein oberes Befriedigen. Da ist...

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Er oder sie. Also das lässt nach. Das ist ein bisschen eine Frage des Marktes. Meine persönliche Meinung ist, es hat eine gewisse Indikationsfunktion. Also wenn jemand ein ausreichend hinbaut, muss er mir schon sagen, was da eigentlich passiert ist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Da kann man sagen, hat es nicht kapiert, war faul, hat wirklich Pech gehabt. Aber okay, wenn einer einen gut macht, ist der nicht völlig unfähig. Kann aber ein absolutes lebensuntüchtiges Wesen sein.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich habe immer gesagt und das wird auch von den meisten Gerichtspräsidenten geteilt, doppelt sehr gut muss das Anzeichen der Lebensuntüchtigkeit erstmal beweisen und widerlegen. Genau genommen widerlegen. Also in den doppelt sehr gut weiß man nicht, ob man sich sowas ins Haus holen will, weil das kann eigentlich nur Ärger geben.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Du lachst, ich lache auch. Wir wissen an was wir denken.

46:48 Min
Marc Ohrendorf:

Und ich würde ergänzen, wie immer, und das ist ja auch das, was wir hier bei irgendwas mit Recht zeigen oder was wir auch in Feedback gespiegelt kriegen, sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite, sobald das notenmäßig so, ich sag mal, der Ballpark ist, wo beide sagen, da kommen wir überein. Weil ja auch nicht jeder vielleicht mit richtig guten Noten in so einem absoluten Umfeld arbeiten möchte, wo nur so absolute gute und sehr gute Juristinnen sitzen.

1:00 Min
Marc Ohrendorf:

Aus genannten Gründen. Mag ja auch vom Schlag Mensch her vielleicht nicht so passen. Dann, und das ist nämlich gerade auch der Tipp, auf den ich hinaus will, achtet darauf, ob das Team zu euch passt und ob die Kultur zu euch passt.

47:27 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist ganz entscheidend. Also ich lebe im Moment hauptsächlich mit Richtern zusammen, von denen ich mal annehme Doppelprädikat haben, die alle, die meisten haben Doppelgut. Das ist fachlich sehr hoch qualifiziert, aber da wird natürlich auf vieles auch sehr viel Wert gelegt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

In der Anwaltschaft werden sie, nur weil sie Doppelgut haben, jedenfalls nicht Partner. An irgendeinem Ende des Tages müssen sie zeigen, dass sie Mandanten überzeugen und Komponenten an Land ziehen. Das hat mir in USA, das war mir sehr hilfreich, ein alter Anwalt gesagt, den ich fragte, warum muss ich viel arbeiten und meine Nachbarin muss es nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und dann sagt er, der Vater der Nachbarin ist Rainmaker. Das ist einer unserer größten Mandanten, die brauchen nicht arbeiten. Sie sind viel intelligenter und sind viel besser, aber sie bringen nichts mit außer ihren Kopf, dann müssen sie arbeiten.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also Partner wird man nicht nur, weil man gute Noten hat. Da sind dann plötzlich ganz andere Qualitäten eben. Soft Skills und die Fähigkeit zur Akquisition erforderlich. Das wird uns im Studium meistens nicht gesagt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Eine Kanzlei überlebt nur, wenn sie akquiriert, wenn sie Mandanten hat. Das heißt, nur gut sein in einem abstrakt fachlichen Sinne hilft da gar nichts. Also insofern, die Note ist nicht unwichtig und ich sage jedem, man sollte nicht unnötig Punkte verschenken.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Man sollte daraus aber auch keine Religion machen. Im Moment spielt es wieder eine geringere Rolle.

48:55 Min
Marc Ohrendorf:

Was wir auch ganz häufig gefragt werden, deswegen gebe ich die Frage noch mal weiter, Stichwort Examensvorbereitung, wie viele Klausuren sollte man schreiben?

49:01 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist sehr streitig. Es gibt Leute, die sagen mindestens 120 Stück und dann sage ich immer, das heißt 100 Tage ihres Lebens machen sie nichts, 120 Tage nichts anderes als Klausuren schreiben. Das ist praktisch das ganze Jahr der Examensvorbereitung, wenn sie Urlaub und Ferien alles abrechnen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich würde es wieder differenziert angehen. Sie müssen so viele Klausuren schreiben, dass sie sicher sind, dass sie in fünf Stunden eine Lösung abgeben, die fertig ist und von der sie sagen, ich rutsche nicht unter fünf Punkte. Das ist eine Frage der physischen Konstitution, der Konzentrationsfähigkeit des Blutzuckerspiegels und der Übung.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

So, um dieses Niveau zu erreichen, sage ich können manche mit zehn in jedem Fach, also 30, manche brauchen ein bisschen mehr. 100 halte ich für zu viel. Was ich immer sage, probieren Sie aus, bis Sie sagen, ich schreibe wie ein Zombie in 5 Stunden etwas, was fertig ist und nicht schlechter als 5 Punkte.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Im Regelfall. Und im Übrigen gucken Sie sich viele Klausuren an, aber machen Sie die kleine Lösung. Gucken Sie sich die Klausur an, machen Sie eine Skizze, eine Stunde, und dann gucken Sie sich die Lösung an und vergleichen das. Habe ich das Problem gefunden, kenne ich das Rechtsgebiet, weiß ich handwerklich Bescheid.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Dann kostet das zwei Stunden und ist so eine Mischung aus Skriptlesen und Klausurlösen. Das ist meistens das Effiziente. Wenn Sie Klausuren lösen, heute Bereicherungsrecht, morgen besonderes Baurecht, ist in Ihrem Kopf auch keine Klarheit.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Macht vielleicht mal Sinn, drei Klausuren im Betrug hintereinander zu schreiben, um zu sehen, eigentlich ist es immer derselbe Quark. Aber ich würde sagen 120 oder 100, aber mein Gegenpart im öffentlichen Recht, Professor Muckel, der das hier in Köln ganz wunderbar macht, der sagt über 100 Stück müssen sie und 10 Stunden am Arbeiten.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Da sage ich, glaube ich nicht. Also ich sage nicht zu viele und vor allen Dingen 10 Stunden arbeiten kann ja niemand, dann tut man nur so als ob man arbeitet. Sie müssen wissen, wann Sie noch mit dem Kopf arbeiten.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wenn Sie aufhören gehen, Sie spazieren. Ich halte Spazieren gehen sowieso für einen ganz, ganz, ganz wichtigen Teil Ihrer Examsvorbereitung. Also das kann auch sein, dass Sie im Fitnessstudio sind, aber aerobischer Sport, wo Sie sagen, ich baller den Kopf leer und mach was anderes, weil es ist lang.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Es ist über ein Jahr und Sie können nicht über ein Jahr sieben Tage in der Woche zehn Stunden arbeiten. Vergessen Sie es.

51:24 Min
Marc Ohrendorf:

Zwei Fragen noch. Was wird im Vorgespräch der mündlichen Prüfung im ersten Examen gefragt? Das ist immer so eine Blackbox von außen. Da kann man auch als Prüfling, der vielleicht bei einer Examensprüfung zuschaut, nicht wirklich zuschauen, wenn ich mich recht entsinne. Deswegen so ein bisschen Insights. Was fragst du da?

51:41 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich gucke mir die Akte sehr genau an. Ich ärgere mich, wenn im Lebenslauf gar nichts steht, außer ist geboren, hat Jura studiert und ist jetzt da. Ich muss immer fragen nach dem Gesundheitszustand, so irgendwie muss man nicht sagen, sind Sie gesund heute Morgen? Und dann frage ich eigentlich, was hat Ihnen im Studium Freude gemacht? Was wollen Sie mal werden? Wenn ich Anlass habe, frage ich, sagen Sie mal, Sie haben ganz gute Seminare.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Warum ist Ihre Klausur in den Teich gegangen? Fühlen Sie sich schlecht beurteilt? Also ich hab auch schon mal gefragt, hier steht sie sind aktiv in einer Jugendpartei. Dann hat er gesagt, ich sag in welcher? Sag ich ihnen nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Dürfen sie nicht fragen. Dann hab ich gesagt, darf ich nicht, tu ich aber trotzdem. Daraufhin sagte der FDP, ich sag ja, und wo ist das Problem? Ja, sie sind CDU. Ich sag, glauben sie im Ernst, sie werden schlechter behandelt, weil sie in der FDP sind von jemanden, der...

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Mich interessiert doch, dass sie sich für den Staat und für die Gesellschaft engagieren. Also, um das Anekdotische zusammenzufassen. Sie wollen ja! Von dem Menschen, den sie prüfen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Von seinem Potenzial, von seinen Stärken, von seiner juristischen Lebensleistung. Sie wollen ja verhindern, dass ein Momentaufnahmen, ein Momentfoto über sein Leben entscheidet. Sie müssen zum Beispiel, wenn sie sehen, da ist irgendwas schief gelaufen, hab ich schon gesagt, was haben sie da eigentlich gemacht in dem Semester? Sie müssen mir nicht sagen, wenn sie krank waren.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber dann sagt er, ich habe meine Oma gepflegt. Ich sage, respektabel. Aber das ist ja zum Beispiel, wenn jemand mit zehn Semestern oder elf Semestern kommt, wichtig. Also man versucht ein Bild von dem Menschen zu bekommen und man kann davon ausgehen, dass so gut wie alle Prüfer das sehr wohlwollend machen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nicht alle haben den richtigen Ton, weil man darin vielleicht auch ein bisschen geschult sein muss. Aber eigentlich wollen wir wissen, was ist das für ein Mensch, mit dem wir uns gleich unterhalten. Ich bin immer ein bisschen traurig, wenn die Prüflinge das gar nicht nutzen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich frage immer, sagen Sie mal, haben Sie vielleicht noch eine Frage? Wir sind erst drei Minuten rum. Dann sagt er, gibt es ein Mittagessen. Sag ich, ja, okay, wir machen eine Pause.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber manchmal denke ich, man könnte ja auch fragen, sagen Sie mal, Sie sind Anwalt gewesen, was haben Sie da gemacht? Also man könnte ja auch, das rate ich eigentlich auch jedem Prüfling, der ein bisschen Mut hat zu sagen, überlegen Sie, ob Sie auch Gesprächsthemen haben, die Sie ansprechen wollen. Ob sie vielleicht dem Vorsitzenden irgendwas zeigen wollen, was aus den Unterlagen nicht ersichtlich ist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Also der Prüfling tut gut daran, sich ernsthaft nicht als passives Opfer zu empfinden, sondern zu sagen, ich nehme die Gesprächsmöglichkeit wahr. Häufig wird gefragt, was wollen Sie werden und dann traut sich jemand nicht zu sagen Richter, wenn er da eigentlich die Note nicht hat.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ich bin der Meinung, er sollte es sagen. Er sollte sagen, ich möchte eigentlich Richter werden. Ich weiß, meine Klausuren sind nicht so. Eventuell werde ich wiederholen oder ich werde im Referendardienst drauflegen und man darf auch je nachdem, man darf auch sagen, ich wäre froh, wenn sie mir eine Chance geben, das Prädikat zu erreichen, wenn es noch drin ist.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Wenn man natürlich vier im Schnitt hat, macht das keinen Sinn, aber man muss sich wirklich damit beschäftigen, was möchte ich meinem Gesprächspartner vermitteln von mir und nicht sagen, ich warte drauf, was der mich fragt. Ich glaube, dass das einer der Schlüssel ist der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung.

54:45 Min
Marc Ohrendorf:

Ja und überhaupt dieses ganze an der eigenen Kommunikation arbeiten, an dem eigenen Durchhaltevermögen arbeiten, an der eigenen Präsentation arbeiten, unterschätzen glaube ich viele Examenskandidatinnen und fokussieren sich zu stark, vorhin noch mit jemandem gesprochen, der gerade in einer ähnlichen Situation ist, zu stark nur auf das materielle und vielleicht prozessuale Wissen.

55:05 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Ja, das Wissen ist nicht unwichtig. Erschreckend unwichtig. Natürlich, wenn sie gar nichts wissen, kommt nichts. Aber es wird zum Beispiel ja nicht gefragt, dass sie irgendetwas reproduzieren, sondern das JAG spricht von einem Rechtsgespräch.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das heißt, zwei Juristen wollen und sollen sich auf Augenhöhe über ein juristisches Thema unterhalten. Wir haben heute Morgen im Kurs die Frage diskutiert, was ist eigentlich Privatrecht? Mal im Examen gefragt werden und dann braucht man nicht eine Definition, die man irgendwo gelesen hat, sondern dann geht es darum, dass Leute, die beide sich bemühen, versuchen miteinander darüber zu reden, was eigentlich Privatrecht ist und der Prüfer will dann eigentlich hören, dass der Kandidat oder die Kandidatin etwas entwickelt und nicht ihm irgendeine dämliche Definition an den Kopf knallt.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und dieses Rechtsgespräch, das lernt man natürlich nicht in den drei Monaten nach den Klausuren, sondern das Sprechen über das eigene Fach, offenes Sprechen, das muss man vorher üben, das muss man praktizieren.

56:05 Min
Marc Ohrendorf:

Gut, letzte Frage. Wenn man das Examen gut oder vielleicht auch halbwegs gut bestanden hat, hat man ja die Möglichkeit zu promovieren. Sollte man das machen?

56:15 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Es kommt darauf an, weil es gibt verschiedene Gründe zu promovieren und es gibt verschiedene Wege zu promovieren und das Promovieren ist heute deutlich komplexer und schwieriger als es vor 30 Jahren gewesen, was noch viel einfacher. Mein Großvater hat über eine Norm des allgemeinen preußischen Landrechts promoviert, 70 Seiten.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das ist übrigens nicht dumm, aber das wäre heute große Seminararbeit. Also das hat sich völlig verändert. So, wofür braucht man es? Wir fangen mal von hinten an. Es ist in Deutschland sehr wertvoll und wer Ihnen sagt, dass es das nicht ist, schwindelt oder hat es nicht kapiert.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Es ist nicht mehr so wertvoll, wenn Sie in einer Großkanzlei von Anfang an international arbeiten, weil Sie dann auf Englisch sprechen. Amerikaner und Engländer mit dem deutschen Doktor sowieso nicht viel anfangen können. Die finden dann, weiß ich nicht, LLM oder irgendwas deutlich aufregender.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber wenn Sie Mandanten haben, bisher im deutschen Mittelstand, gucken Sie auf die Briefköpfe der Anwaltskanzleien, dann werden Sie sehen, die meisten haben den Doktor. Wenn Sie der Top-Steuerspezialist des Jahrhunderts sind, brauchen Sie das nicht.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber warum sollten Sie es nicht haben? Also für mich war der Doktor die ganz große Freude, also prinzipiell bin ich dafür. So, dann muss man sich überlegen, wann. Es gibt gute Gründe, es direkt nach dem ersten zu machen, es gibt aber auch gute Gründe, es nach dem zweiten zu machen.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nach dem zweiten hat es einen großen Vorteil. Man hat bereits gelernt, schnell viel zu schreiben. Das heißt man sitzt nicht vor den weißen Blättern und weiß nicht wie es geht. Das kann man.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Das kann man hinterher. Das zweite ist, dass ich habe eine ganze Reihe von Praktiker, Doktoranden, sie häufig als Praktika. Schon eine klare Vorstellung haben. Das ist ein Problem und das Problem kann man in einem Jahr ganz gut bearbeiten.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Nachteil, meistens müssen sie dann schon arbeiten und das ist immer nebenher schwierig. So, das Dritte. Es gibt immer weniger Professoren, die Doktorarbeiten betreuen. Das ist jetzt ein anderes Thema.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und sie müssen jemanden finden, mit dem sie darüber reden können, was sie damit wollen. Wenn sie promovieren, weil sie Professor werden wollen, die Ausnahme, brauchen sie ein anderes Thema, Als wenn sie sagen, ich möchte als Anwalt den Titel haben. Das heißt nicht, dass sie als Anwalt eine schlechte Arbeit schreiben, aber sie werden eine kleinere Arbeit schreiben.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Mit einem überschaubareren, praxisbezogenen Thema. Wenn sie Professor werden wollen, müssen sie heute ein Thema haben, was komplexer ist, was vielleicht in die Grundlagen geht, vielleicht einen Paradigmenwechsel. Sie werden, wenn sie Professor werden wollen, auch selten in einem Jahr was abgeben können.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Weil das andere, sie müssen dann andere Themen wählen. Ich sag immer, sie müssen im Grunde eine Doktorarbeit schreiben, die für eine Juniorprofessur reicht. Das ist eine andere Doktorarbeit, als ein schönes Cum Laude eines Anwalts, der sich zu irgendeiner Vorschrift des Baurechts, sehr solide, sehr weiterführend, aber ich sag mal, nicht genial äußert.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und all diese Reflexionen, dazu brauchen sie jemanden, mit dem sie sich darüber unterhalten können. Sie müssen halt im Umfeld gucken, was hab ich für Kollegen an der Uni. Wir beraten sowas manchmal auch in der graduierten Schule.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Aber ich würde immer noch sagen, naja, das ist schon was ganz Schönes. Und natürlich kann man Oberlandesgerichtspräsident ohne Doktor werden. Aber interessanterweise, die drei, die wir im Moment haben, haben einen Doktor.

1:00 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Und deswegen, ich würde es in Erwägung ziehen und mir nicht vorzeitig ausreden lassen. Aber das ist nochmal ein extra Thema. Eine Doktorarbeit schreiben setzt ganz andere Dinge voraus, als ein tolles Examen zu machen.

59:57 Min
Marc Ohrendorf:

Das war doch ein sehr schöner Teaser auf vielleicht eine Folge in der Zukunft. Bis hierhin erstmal vielen herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen recht umfassenden Überblick über das Jurastudium in dieser guten Stunde zu geben. Und nochmal der Hinweis auf die vielen weiteren Stunden mit vertiefenden Hinweisen. Danke.

60:14 Min
Prof. Dauner-Lieb:

Es war mir ein Vergnügen.

60:15 Min
Marc Ohrendorf:

Tschüss. Tschüss!

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