Ich beginne mit § 433 Abs. 1 S. 2: Der Verkäufer muss eine mangelfreie Sache verschaffen. Ist sie mangelhaft, liegt stets eine Pflichtverletzung vor. Aus dem allgemeinen Schuldrecht folgen dann Nacherfüllung, Rücktritt, Minderung sowie Schadensersatz nach §§ 280, 281, 323. § 437 fasst diese Ansprüche nur übersichtlich zusammen; materiell brauchen Sie ihn nicht zwingend, gleichwohl zitiere ich ihn in Klausuren, um Prüfern die Systematik zu zeigen.

Gewährleistungsrechte treffen den Verkäufer hart: Nacherfüllung, Rückabwicklung und Schadensersatz kosten Zeit, Geld und bilanzielle Rückstellungen. Besonders die Pflicht zur Reparatur oder Ersatzlieferung belastet ihn bei Massengütern immens. Deshalb versucht er regelmäßig, durch vertragliche Klauseln die §§ 434 ff. einzuschränken oder ganz abzubedingen, um das wirtschaftliche Risiko eines Mangels planbar zu halten.

Dispositives Recht lässt den Parteien Spielraum, abweichende Regelungen zu vereinbaren; zwingendes Recht schließt jede privatautonome Modifikation aus. Ursprünglich war das Kaufrecht weitgehend dispositiv. Heute schiebt der Gesetzgeber – vor- allem im Verbraucherschutz – immer mehr zwingende Normen dazwischen, sodass Abbedingungsmöglichkeiten erheblich eingeschränkt sind.

Liegt ein Vertrag B2C im Sinne des § 474 vor, greift § 476. Jede vorvertragliche Vereinbarung, die die Rechte des Verbrauchers aus §§ 433–435, 437 beschneidet, ist unwirksam. Der Unternehmer kann sich darauf nicht berufen, egal ob Individualabrede oder AGB. In der Klausur prüfe ich daher zuerst § 476 Abs. 1, bevor ich überhaupt an eine AGB-Kontrolle denke.

Die Verbrauchsgüterkaufrichtlinie regelte Schadensersatz nicht. Deshalb erklärt § 476 Abs. 3 das delikate Feld vertraglicher Haftung für dispositiv. Praktisch spielt das kaum eine Rolle, weil der Unternehmer fast immer AGB verwendet: § 309 Nr. 7 verbietet Haftungsausschlüsse bei Körper- und Gesundheitsschäden oder grobem Verschulden, die Generalklausel des § 307 erledigt den Rest. Ergebnis: Auch Schadensersatz lässt sich kaum wirksam begrenzen.

Theoretisch ja, praktisch nein. Bei B2B-Geschäften fallen selbst ausgefeilte Vertragsmuster meist unter den AGB-Begriff. Zwar wenden wir § 308 f., 309 nicht unmittelbar an, doch § 310 Abs. 1 S. 2 zieht deren Wertungen in die Generalklausel des § 307 hinein. Der BGH legt die Hürde für echte Individualvereinbarungen extrem hoch. Folglich kippen Gewährleistungsausschlüsse regelmäßig auch unter Kaufleuten.

Notariell beurkundete Grundstücksverträge sind überwiegend C2C-Geschäfte. Dort fehlt § 476, und die Klauseln werden individuell ausgehandelt. Daher akzeptieren Gerichte den pauschalen Ausschluss – allerdings nur bis zur Grenze des § 444: Bei arglistigem Verschweigen oder einer Beschaffenheitsgarantie ist die Klausel wirkungslos.

Verschweigt der Verkäufer einen bekannten Mangel oder erklärt „keine Probleme“, obwohl er Zweifel hat, handelt er arglistig. § 444 verhindert dann die Berufung auf den Ausschluss, § 438 Abs. 3 verlängert zugleich die Verjährung auf drei Jahre ab Kenntnis. In meinem Fundament-Fall zahlte der Verkäufer selbst sieben Jahre nach Vertragsschluss noch, weil Indizien für sein Wissen über die Risse bestanden.

Sagt der Verkäufer ohne Sachkenntnis „alles in Ordnung“, stellt der BGH diese Aussage seit Jahrzehnten einer arglistigen Täuschung gleich. Der Käufer verlässt sich darauf und unterlässt eigene Prüfungen. Damit greift § 444, obwohl objektiv kein vorsätzlich falsches Wissen vorlag. Wer nichts weiß, muss das ehrlich mitteilen – sonst riskiert er den Verlust jedes Haftungsausschlusses.

Bei beiderseitigem Handelsgeschäft muss der Käufer die Ware unverzüglich untersuchen und offene oder erkennbare Mängel rügen. Unterlässt er das, gilt die Lieferung als genehmigt; sämtliche Gewährleistungsrechte erlöschen. Nur arglistiges Verschweigen des Verkäufers nach § 377 Abs. 5 rettet die Ansprüche. Deshalb darf ein Sporthändler Skier nicht bis Oktober ungeprüft im Lager lassen, wenn sie schon im April eintreffen.

Ich prüfe erst, ob ein Verbrauchsgüterkauf vorliegt. Bejahend scheitert jede abweichende Individualabrede unmittelbar an § 476 Abs. 1. Erst wenn dieser Weg frei ist – also im B2B- oder C2C-Fall – lohnt sich die Inhaltskontrolle nach §§ 305 ff. So ersparen Sie sich eine überflüssige AGB-Prüfung und demonstrieren Systembeherrschung.

Ja. Viele Korrektorinnen erwarten den Hinweis auf § 437 als „Schaltzentrale“ des Kaufrechts, auch wenn Sie die Rechtsfolge schon sauber über § 280 oder § 323 entwickelt haben. Ich fahre daher zweigleisig: Ich leite den Anspruch dogmatisch aus dem allgemeinen Schuldrecht her und zitiere ergänzend § 437, um das Prüfungsschema vollständig wirken zu lassen.