Marc Castendiek, Student | Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
Bundesfachschaft Jura - Fachschaftsarbeit - Politische Interessenvertretung - Ehrenamt Jurastudium - Juristenausbildung Reform - Schwerpunktbereich Studium - Entwertung Schwerpunkt - Justizministerkonferenz - Vereinheitlichung Juristenausbildung - Prüfungsformate Schwerpunkt - Corona Universität - Digitalisierung Lehre - Präsenzlehre Zukunft - Online-Prüfungen Jura - Austausch Fachschaften - Juristenausbildungsgesetz NRW
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Der Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V. (kurz Bundesfachschaft Jura) ist ein deutschlandweit agierender Verein mit Sitz in Hamburg, der die Interessen von mehr als 100.000 Jurastudierenden an rund 40 Fakultäten bündelt.
Getragen wird er von einem ehrenamtlichen Vorstand und einem kleinen Team projektbezogen angestellter Kräfte – insgesamt also einer eher familiären zweistelligen Mannschaft, die auf das Engagement zahlreicher Studierender vor Ort baut.
In Workshops, Positionspapieren und bundesweiten Konferenzen bringt die Bundesfachschaft die Stimmen der Studierenden in Bildungspolitik, Universitäten und die juristische Öffentlichkeit ein und treibt so Reformen der Ausbildung voran. Warum dieses Engagement auch für Praktiker spannend ist, erfahrt ihr in unserer IMR-Episode – also Kopfhörer auf, Play drücken und reinhören!
Der Schwerpunktbereich prägt das Studium stark und trägt zur Identifikation bei. Eine Entwertung würde diese Bedeutung mindern und wäre aus Sicht der Studierenden kritisch.
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Ja, herzlich willkommen zu einer neuen Episode Irgendwas mit Recht. Wir sind mittlerweile schon bei Episode 52 und heute begrüße ich meinen Namensvetter Mark, Mark Karstenliek hier. Hallo, Mark.
Hallo, Mark.
Ich grüße dich. Du bist noch, muss man sagen, weil du bald abgelöst wirst, aber warst jetzt lange Vorsitzender der Bundesfachschaft Jura, stimmt's?
Genau. Ich hatte meine Amtszeit jetzt von Mai 2019 bis eben zum Ende des Monats Juni 2020 und ab dem 1.7. übernehmen dann unsere NachfolgerInnen den Vorstand.
Vielleicht müssen wir mal ein kleines bisschen ausholen. Wenn man Rechtswissenschaften studiert, dann hat man gegebenenfalls schon mal was von der Fachschaft gehört. Aber Bundesfachschaft, ja gut, das ist dann wahrscheinlich das Übergeordnete. Erzähl doch mal, was genau macht ihr eigentlich?
Wir sind letztlich ein Zusammenschluss der Fachschaften. Der Verein hat sich 2012 in Hamburg gegründet. Mittlerweile haben wir 42 Vereinsmitglieder, alles Fachschaften, die sich halt zusammengeschlossen haben, um die gemeinsamen Interessen der Studierenden auch auf Bundesebene zu vertreten. Es gibt natürlich ganz, ganz viele Dinge, die müssen vor Ort geklärt werden, beispielsweise Lehrbedingungen, Hörsäle, WLAN-Technik, ähnliches.
Aber es gibt eben auch politische Fragestellungen, die die Studierenden dann tatsächlich auf Bundesebene betreffen oder auch auf Landesebene, sei es jetzt Änderungen in der Juristenausbildung, zum Beispiel im Juristenausbildungsgesetz NRW, was gerade aktuell in der Diskussion ist, sei es die aktuelle Diskussion rund um die Entwertung des Schwerpunkts, die von den JustizministerInnen gewollt ist. Und in solchen Fragen ist es eben wichtig, dass wir als Studierende da mit einer Stimme sprechen können und das können wir nur dann, wenn wir uns auf Bundesebene zusammentun.
Das heißt, eine wichtige Funktion der Bundesfachschaft ist eben gerade diese politische Interessenvertretung. Eine andere wichtige Funktion ist natürlich auch den Austausch zwischen den Fachschaften zu ermöglichen. Denn letztlich hat jede Fachschaft an ihrer Fakultät zwar eigene, aber meist doch die gleichen Probleme und vielleicht hat eine andere Fachschaft die Probleme ja schon relativ gut gelöst, sodass man von gegenseitigen Erfahrungen lernen und mit dem Austausch weiterkommen kann.
Und das Ganze ist natürlich ein Ehrenamt, nehme ich an, oder?
Genau, das ist ein Ehrenamt, das läuft neben dem Studium.
Das heißt, du hast dich irgendwann mal für Fachschaftsarbeit interessiert, bist dann hier in Köln, nehme ich an, in die Fachschaft gegangen und so kam dann eins zum anderen, oder?
Genau, ich bin in meinem ersten Semester in Köln in die Fachschaft gekommen und dann entwickelte sich sozusagen so ein bisschen. Ich war dann tatsächlich im zweiten Semester schon in Kiel bei der Bundesfachschaftentagung dabei, hatte da meinen ersten Kontakt.
Dann haben wir auch in Kiel entschieden, in NRW eine Landesfachschaft zu gründen, da war ich bei der Gründung dabei. War dann 2016 als Sprecher der Fachschaft Köln auf den Treffen vertreten, kam dann gleichzeitig über die Landesfachschaft noch als Sprecher auch wieder dabei zur Bundesfachschaft und bin dann da im Endeffekt 2017 in den Vorstand gegangen, hab mich da engagiert und jetzt im letzten Jahr dann als Vorsitzender, um nochmal einige politische Themen, die mir besonders am Herzen liegen, voranzutreiben.
Allen voran natürlich der Schwerpunkt, die eben schon genannte Vernetzung und das war jetzt die Arbeit, ja eigentlich der letzten Jahre. Das letzte Jahr war jetzt so ein bisschen der krönende Abschluss, aber letztlich kann ich jetzt gerade auf fünf Jahre Fachschaftsarbeit lokal auf Landesebene und auf Bundesebene zurücklegen.
Wir machen das ja häufig so, dass wir auch so ein kleines bisschen Input geben, falls jemand da tätig werden möchte. Das würde sich an der Stelle vielleicht anbieten. Weißt du, ob die Fachschaft hier in Köln gerade Verstärkung braucht oder wie ist das generell bei den Fachschaften? Suchen die Hände ringend oder werden die überlaufen?
Es kommt natürlich immer auf die Struktur der Fachschaft an. Da ist jede Fachschaft unterschiedlich, aber letztlich ist es eine ehrenamtliche Tätigkeit. Es ist ja leider in den letzten Jahren dann doch ein bisschen zu beobachten, dass vielleicht auch wegen des hohen Drucks, der im Studium liegt und des hohen Arbeitsaufwands der Anreiz, sich ehrenamtlich zu engagieren, immer weiter abnimmt, sodass eigentlich alle Fachschaften dankbar über Hilfe sind und über Unterstützung.
Wie genau man letztlich dann dazu kommt, sich in der Fachschaft zu engagieren, kommt natürlich prinzipiell auf die Fachschaft vor Ort an, die man einfach mal anschreiben kann. Bei uns in Köln gibt es zum Beispiel jedes Beginn des Semesters ein Treffen aller Fachschaftsarbeitsinteressierten, wo alle eingeladen sind, dazu zu kommen.
Und dann kann sich da entsprechend jeder und jeder beteiligen. Wenn natürlich das Interesse an irgendwelchen Themen auf Bundes- oder Landesebene besteht, geht das Ganze auch. Dafür haben wir zum Beispiel in der Bundesfachschaft den Ausschuss für Koordination und besondere Aufgaben.
Das klingt jetzt erstmal kompliziert. Das ist letztlich das Organ, was inhaltlich in der Bundesfachschaft arbeitet. Das setzt sich in verschiedenen Arbeitskreisen zusammen, die sich eben gerade mitfragen, wie soll das Studium aussehen, welche Ziele kann man sich eventuell noch neben dem Studium setzen, wie sollen sich die Hochschulen weiterbilden, mit solchen Fragen beschäftigt.
Und da ist jederzeit die Möglichkeit, dass jede Person als Referentin mitarbeiten kann. Das heißt, dafür kann man sich auch jederzeit an uns wenden, kann dann einfach www.bundesfachschaft.de nachgucken. Da findet ihr die Kontaktdaten.
Also wer Lust hat, sich zu engagieren, ist gerne herzlich eingeladen, das bei sich vor Ort in der Fachschaft oder eben auch bei uns zu machen.
Und sag mal, du hast eben schon angesprochen, die Bestrebungen, gerade am Schwerpunktbereich ein kleines bisschen was zu ändern. Was genau ist da der Sachstand? Das betrifft ja schon alle, die das noch vor sich haben, also relativ viele auch unserer Zuhörerinnen und Zuhörer. Worum geht es da ganz genau?
Ja, da muss ich ein bisschen ausholen, weil es doch ein etwas längerer Prozess ist. Es ging los, glaube ich, 2016 mit dem Beschluss, das Jura-Studium auf Bundesebene möglichst weiter zu vereinheitlichen. Dabei wurde insbesondere der Schwerpunkt identifiziert, der halt sehr, sehr uneinheitliche Anforderungen hat, da letztlich jede Fakultät die Regeln einzeln festlegt und mitunter sogar an der gleichen Fakultät verschiedene Modelle zum Schwerpunkt existieren.
2017 gab es dann den Beschlussvorschlag der JustizministerInnen, den Schwerpunkt auf 20 Prozent der Wertigkeit der Gesamtnot im Examen, derzeit sind es 30 Prozent, zu reduzieren und die Stundenzahl auf 10 bis 14 Semesterwochenstunden zu begrenzen. Insbesondere gegen die 20-prozentige Wertigkeit gab es nicht nur von uns heftigen Protest, weil eine solche Abwertung letztlich nicht dazu beiträgt, dass sich der Schwerpunkt vereinheitlicht, sondern einfach nur dazu führt, dass der Anteil geringer ist.
Da gab es dann zwei Jahre weitere Gespräche. Das hatte auch auf Verwaltungsebene einen relativ guten Eindruck. Es gab ein relativ gutes Papier des Koordinierungsausschusses. Das ist das Gremium, was sich auf Ebene der Landesjustizprüfungsämter mit den Vereinheitlichungsfragen beschäftigt, die dann eine Vereinheitlichung der Prüfungsformate vorgeschlagen hatten, also möglichst zwei bis drei Prüfungen, Klausur, mündliche Prüfung und Seminararbeit.
Und die Wertigkeit von 30% beibehalten wollten. Leider hat es dieses Papier nicht durch die Justizministerkonferenz geschafft. Die Justizministerkonferenz hat stattdessen im November 2019 beschlossen, dass künftig auf die Bildung einer Gesamtnote verzichtet werden soll. Wie das genau aussieht, weiß im Moment noch keiner.
Im Moment sieht ein Examenzeugnis so aus, dass letztlich beide Noten Schwerpunkt und staatlicher Teil nebeneinander stehen und darüber steht die Abschlussnote, die eben eine Gesamtnote ist. Würde der Beschluss jetzt so umgesetzt, Hätte man keine einheitliche Abschlussnote mehr, sondern zwei Abschlussnoten.
Das führt zu weiteren Problemen. Deswegen sind da weiterhin Diskussionen am Laufen. Wir lehnen diesen Beschluss in der Form ab, wollen den Schwerpunkt mit 30 Prozent behalten und glauben, dass das Papier, was die Landesjustizprüfungsämter in enger Absprache mit den Fakultäten und auch mit uns entwickelt haben, eigentlich eine gute Diskussionsgrundlage darstellt und das bereits zur Vereinheitlichung beitragen kann.
Kann eine solche Entwertung bzw. Ein solches Herausnehmen aus der Gesamtnote allerdings nicht mehr weiterhelfen.
Weißt du, was ich daran nicht verstehe? Das kannst du mir vielleicht erklären. Was ist die Motivation dafür? Denn am Ende des Tages, wir beschäftigen uns hier in Köln ja auch viel mit guter Lehre und mit Studienmotivation, wissen doch die meisten, wie es läuft. Oft ist es doch so, dass der Schwerpunktbereich die Gesamtnote ein kleines bisschen nach oben zieht.
Das wissen Arbeitgeber natürlich auch. Das sieht man ja auch, wenn man beide Noten ausgewiesen hat. Aber dennoch, so sehe ich das jedenfalls bei den Studierenden, mit denen ich mich unterhalte, trägt der Schwerpunktbereich stark zur Identifikation mit dem Studium bei.
Da gibt man vielleicht auch ein paar Prozentpünktchen mehr als in irgendeinem Schein im dritten, vierten, fünften Semester und ruft nochmal so seine ganze Leistung ab. Das würde aber doch alles wegfallen und sehe ich deswegen auch persönlich eher kritisch.
Aber vielleicht gibt es ja etwas, was ich nicht sehe. Was ist denn die Motivation, das Ganze so ändern zu wollen aus deiner Sicht?
Also erstmal muss ich mal kurz noch einmal darauf eingehen, was die Justizministerien da vorbringen. Die Justizministerien stellen sich auf den Standpunkt, der Schwerpunkt wird dadurch letztlich nicht abgeschafft, sondern der Schwerpunkt existiert weiter, er wird nur nicht in der Gesamtnote ausgewiesen. Das ist nun zunächst auch mal korrekt.
Die Fakultäten erhalten weiterhin ihren Gestaltungsspielraum. Allerdings, wie gerade gesagt, es ist durchaus bekannt, dass der Schwerpunkt letztlich nochmal eine eigene Schwerpunktsetzung ist. Man sieht, dass vielleicht auch die Noten besser ausfallen.
Und es besteht eben die Gefahr, dass die Note nicht wirklich beachtet wird, die im Schwerpunkt erzielt wird und mittel- und langfristig dieser Beschluss auf eine Abschaffung letztlich herausläuft. Was bezweckt man damit? Das Ziel des Ganzen ist grundsätzlich erstmal nicht verkehrt.
Das Ziel des Ganzen, womit diese Debatte losgegangen ist, ist eine gewisse Vereinheitlichung zu schaffen. Man sieht, wie eben erwähnt, unglaublich viele verschiedene Modelle. Es gibt auch einen starken Wunsch seitens der Studierenden, dass man halt weiß, woraus setzt sich eigentlich die Schwerpunktnote zusammen? Was hat man gemacht, wenn man seinen Schwerpunkt absolviert hat? Das Problem ist eben, dass dieser Beschluss letztlich nicht auf eine Vereinheitlichung hinausläuft und die Teile, die du eben genannt hast, letztlich das eigene Setzen von Interessen, auch das wissenschaftliche Arbeiten, was in der Seminararbeit erfolgt, aber nicht in der Examensklausur, dass diese Teile einfach an Bedeutung verlieren werden und dass eine gewisse Notendifferenz besteht.
Steht, das ist eigentlich mit den von dir vorgebrachten Argumenten auch logisch erklärbar, denn natürlich, wenn ich mir ein Thema selber aussuche, vielleicht in das Thema auch ein bisschen mehr Arbeitsmotivation stecke als in Examensklausuren, dann ist klar, dass da auch das bessere Ergebnis rauskommt. Das ist vollkommen natürlich, das ist eigentlich an sich auch kein Problem.
Solange man weiß, wie diese Noten zustande gekommen sind, was letztlich für Leistungen erbracht wurden und die Noten untereinander vergleichen kann, ist die Lage wunderbar. Das Problem ist im Moment, dass letztlich die Vergleichbarkeit nicht wirklich vorhanden ist und daran soll gearbeitet werden.
Und daran muss allerdings gearbeitet werden, indem man die Struktur des Schwerpunkts angeht und nicht einfach nur den Schwerpunkt aus der Gesamtnote rausrechnet und den Fakultäten letztlich dann doch weiter überlässt zu machen, was sie eigentlich gerade wollen.
Ja, also was ich gerade sagen, wir reden ja hier von zwei komplett unterschiedlichen Ebenen. Also die eine Ebene ist ja sozusagen die, ich bin zum Land gegangen, ich bin zum Oberlandesgericht gegangen, habe meinen Staatsexamen dort geschrieben, dort kriege ich jetzt meine Examen zur Urkunde und die Frage ist am Ende des Tages, was steht da drauf? Das ist diese erste Frage.
Gibt es eine einheitliche Gesamtnote oder steht da eben drauf, sozusagen untechnisch gesprochen, da macht sich das Land dann die Note der Uni zu eigen, druckt diese Schwerpunktbereichsnote mit ab und eben noch die eigens vergebene Note im Staatsexamen, im staatlichen Teil des Staatsexamens, welcher sich dann zusammensetzt aus den schriftlichen Klausuren und der mündlichen Prüfung. Aber die gerade von dir angesprochene Frage, um das nochmal ganz klar zu sagen, wie kommt diese Schwerpunktbereichsnote an der Universität zustande, an der Juristischen Fakultät? Die hat damit ja gar nichts zu tun, die ist ja völlig abgetrennt davon, oder?
Ja, das sind eigentlich zwei vollkommen verschiedene Fragen. Und der Gedanke ist einfach, dass einem eventuell eine Regelung nicht reicht, eine Vereinheitlichung, sondern man den Schwerpunkt in seiner Form nicht haben möchte und deswegen auf die Gesamtnote verzichtet. Ob dahinter jetzt eine Motivation der Landesjustizprüfungsämter steckt, tatsächlich nicht die Note der Universität selber beurkunden und einrechnen zu müssen, sondern das der Universität zu überlassen, kann von Land zu Land unterschiedlich sein.
Aber letztlich ist es eine universitäre Prüfungsleistung. Diese universitäre Prüfungsleistung hat ihrerseits auch viele Vorteile. Zum Beispiel ermöglicht letztlich nur der Schwerpunkt, das Prinzip der Einheit von Lehre und Prüfung umzusetzen. Der Schwerpunkt ermöglicht den Austausch von Praktikern, der Schwerpunkt ermöglicht die wissenschaftliche Arbeit in der Seminararbeit.
Und diese Leistungen werden an der Universität honoriert und es sollte auch für ein Land möglich sein, diese Leistungen mit zu beurkunden, zumal ja klar ist, dass diese Note nicht vom Land vergeben wurde, sondern letztlich von der Universität stammt und nur übernommen wurde.
Und sag mal, ein weiteres Thema, was euch doch jetzt wahrscheinlich gerade wie viele andere auch beschäftigen wird, ist Corona und die entsprechenden Änderungen an den Universitäten, wie das Ganze so abläuft, oder? Wie sieht eure Arbeit denn jetzt eigentlich gerade aus?
Ja, natürlich. Corona hat unsere Arbeit ziemlich auf den Kopf gestellt. Wir hatten eigentlich noch vom 13. bis 15. März einen Zukunftskongress geplant.
Der sollte in Bayreuth in Präsenz stattfinden. Das ist eine der ersten Veranstaltungen vermutlich, die wegen Corona abgesagt wurden. Der musste dann aufs Digitale verlagert werden. Auch die Themen haben sich natürlich komplett geändert.
Normalerweise besteht unsere Arbeit daraus, dass wir eben mit den Landesjustizprüfungsämtern, mit den Ministerinnen und Ministern in Kontakt kommen und dort die politischen Anliegen vortragen. Dazu gab es auch entsprechende Termine, die wurden wegen Corona logischerweise abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Andererseits repräsentieren wir den BAF auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen, die auch alle abgesagt wurden. Der Kalender sah also plötzlich ganz anders aus. Was haben wir stattdessen gemacht? Wir haben uns Austausch zwischen den Fachschaften gestärkt, die ja alle plötzlich vor einer ungeahnten und bislang unbekannten Situation standen, haben Fachschaften Telefonkonferenzen mehrmals durchgeführt, haben uns zunächst mal darüber unterhalten, welche Regelungen eigentlich tatsächlich jetzt für das kommende Sommersemester gelten sollen.
Das wurde noch im März gemacht, haben uns über mögliche Formate von Online-Prüfungen ausgetauscht, haben uns jetzt gerade Ende Juni noch einmal über das Thema ausgetauscht, wie kann man zurück zu einer gewissen Form der Präsenzlehre kommen, Wie kann man zurück zu geöffneten Bibliotheken kommen? Da ist die Lage je nach Fakultät komplett unterschiedlich. Und das, was wir primär dazu beitragen können, ist den Austausch zu ermöglichen, den engen Kontakt zu den Fachschaften zu halten und damit auch sicherzustellen, für welche Fragen wir uns eigentlich einsetzen sollen in dieser Corona-Situation.
Und was ist dein Eindruck? Wie läuft das so an den Fakultäten? Was davon wird vielleicht sogar bleiben? Und wo würdest du sagen, das ist nicht so ganz so ideal für die Studierenden, das müsste man noch ein bisschen besser machen?
Ja, also was sollte bleiben? Wir machen unglaubliche Erfahrungen mit der Digitalisierung jetzt gerade an den juristischen Fakultäten. Es gab noch vor anderthalb Jahren einen Aufsatz, wo geschrieben wurde, die Digitalisierung ist an juristischen Fakultäten derzeit ein Nischenthema. Das war es auch sicherlich bis zum Sommersemester und mittlerweile findet alles digital statt.
Also ich glaube, wenn man zum Beispiel von uns in Köln ausgeht, ganz viele Lehrende haben neu entdeckt, welche Möglichkeiten Elias eigentlich zur Verfügung stellt. Und es gibt ja durchaus die Möglichkeit, darüber nachzudenken, welche dieser Formate man im nächsten Semester noch nutzen will, welche Formate man benutzen will, wenn es wieder in die Präsenz zurückgeht.
Da muss man vielleicht kurz zur Erläuterung sagen, Elias ist dieses Online-Tool, wo hier ziemlich viel Lehre drauf stattfindet. An anderen Unis heißt das entsprechend anders, meistens irgendein nettes Akronym, in Bonn heißt das Basis, weiß ich noch, aus meiner Studienzeit damals dort. Also dieses Online-Tool meinst du damit?
Ja genau, die Online-Tools heißen überall anders, ganz verbreitet ist auch Moodle als Online-Tool. Letztlich geht es aber um die Frage, was kann unser Online-Tool eigentlich, was wir in der Fakultät haben und welche Möglichkeiten dieses Online-Tools möchten wir gerne weiter einsetzen, welche Möglichkeiten haben sich eventuell nicht bewährt.
Und wie können wir da auch für die Präsenzlehre was draus mitnehmen? Letztlich, viel der Arbeit, die jetzt in den Modulen gestaltet wird, kann ja auch weiterverwendet werden. Zudem gilt es noch die Frage zu klären, wie kann eigentlich das nächste Semester aussehen, wenn wir im Moment davon ausgehen müssen, dass große Vorlesungen mit mehreren hundert Teilnehmenden wohl eher nicht möglich sein werden.
Gilt es auf den Erfahrungen von diesem Semester aufzubauen, diesmal mit einer längeren Vorlaufzeit. Man hat die Umstellung ja binnen einem Monat machen müssen. Jetzt sind ganze Sommersemesterferien drei Monate Zeit, sich auf das Semester vorzubereiten.
Was lernt man vielleicht auch noch? Ich glaube, wir haben besonders gelernt, wie wichtig tatsächlich auch der Kontakt zwischen den Studierenden ist, wie wichtig vielleicht mal persönliche Austauschformen sind. Man kriegt von ganz vielen Studierenden mit, dass sie entweder zu Hause nicht lernen können, dass sie den Kontakt zu Lehrenden, zu KommilitonInnen vermissen und letztlich nicht die Möglichkeit haben, so zu studieren, wie es normal ist.
Man sieht, es gibt ganz andere Kommunikationsformen nochmal, wenn man sich persönlich sieht und ein digitales Format ist als Ergänzung unglaublich hilfreich, kann aber nicht alleine an die Stelle der Präsenzlehre treten. Andererseits sieht man auch die Wichtigkeit der Universität als sozialen Raum, die häufig leider vernachlässigt wird.
Und schon wegen der es wichtig ist, im nächsten Semester auch gewisse Präsenzangebote, soweit sie mit den dann geltenden Corona-Regelungen kompatibel sind, wieder zu ermöglichen und nicht noch einmal ein Semester komplett digital abzuhalten.
Vielen Dank, dass du uns einen kleinen Einblick daran gegeben hast, wie deine Arbeit so aussieht, was ihr so macht. Wo kann man euch denn finden, wenn man sich dann noch ein kleines bisschen mehr informieren möchte?
Ja, wenn man sich informieren möchte, zunächst mal gibt es natürlich unsere Homepage, relativ gut zu merken, www.bundesfachschaft.de. Andererseits sind wir natürlich auch in den sozialen Netzwerken vertreten. Man findet uns zum Beispiel bei Instagram als bundesfachschaftjura.
Wir sind auch bei Facebook selbstverständlich. Dort gibt es regelmäßig die neuen Informationen. Es gibt auch die Möglichkeit, dort dann Kontakt aufzunehmen, falls es irgendwelche Anliegen gibt, könnt ihr uns die entweder auf den Kommunikationsplattformen oder per Mail natürlich gerne jederzeit schreiben.
Von daher würden wir uns freuen, von möglichst vielen Studierenden auch Input zu bekommen, damit wir den für unsere Arbeit nutzen können. Zudem wird der bisherige Newsletter als BAF umgestaltet. Bislang war es so, dass alle Vierteljahr ein Schreiben an die Fachschaften ging, was aktuell ansteht, was der BAF in den vergangenen Monaten gemacht hat.
Dieser Newsletter soll künftig monatlich versendet werden und soll allen Interessierten zur Verfügung stehen. Das bedeutet, in den nächsten Monaten werdet ihr auf unserer Homepage eine Möglichkeit finden, diesen Newsletter zu abonnieren. Wer also Interesse hat, was sich gerade in der Studierendenvertretung auf Bundesebene, wir nehmen auch die Landesfachschaft mit auf und somit auch auf Landesebene tut, ist herzlich eingeladen, sich auch diesen Newsletter zu abonnieren und hat dann die Möglichkeit, sich entsprechend über die Themen am Laufenden zu halten.
Super, vielen Dank. Tschüss.